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Plattenspieler und Analoges auf der High End 2018

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2018

mit Frank Hakopians

Die Recording Industry Association of America (ja, die RIAA!),  kürte die klassische LP mit ihren weiter steigenden Verkaufszahlen kürzlich zum Lichtblick unter den klassischen Tonträgern, auch wenn die sinkenden CD-Verkäufe und Downloads in absoluten Zahlen immer noch weit vor der LP liegen. Passend dazu ist eine ständige Weiterentwicklung und Perfektionierung der analogen Abspieltechnik, besonders in ihren Kernbereichen Plattenspieler, Tonarme und Tonabnehmer sowie Phonovorverstärker zu beobachten. In dieser Hinsicht gehen auch von der High End 2018 wieder wichtige Impulse aus.

Ein besonders heftiger kommt mal wieder vom dänischen Hersteller Ortofon (www.ortofon.de). Dort ist man inzwischen daran gewöhnt, der Übermacht japanischer Spitzentonabnehmer die Stirn zu bieten. Immerhin begeht Ortofon inzwischen das 100-jährige Firmenjubiläum. Und wie bereits zum 90. und 95. Geburtstag beschenken sie sich und alle Analogfreunde mit neuen Tonabnehmern.

Leif Johansson von Ortofon

Leif Johansson von Ortofon

Topmodell ist dabei das brandneue MC Century. Der sichtlich stolze und gut gelaunte Entwicklungschef Leif Johansson lässt es sich nicht nehmen, mir das System und seine Eckdaten persönlich vorzustellen. Die sind beeindruckend: Ein nahezu resonanzfreier Titanbody in SLM-Technik, spezielle Eisen-Kobalt-Magnete, der Nadelträger aus Diamant, ein Abtastdiamant mit dem von Johansson bevorzugten Nude Ortofon Replicant 100 Schliff, 0,2 mV Ausgangsspannung und vieles mehr. Wie seine Vorgänger ist das Century limitiert. Es werden genau 100 Stück verkauft. Der Preis von 10.000 Euro weist es dabei als absolutes Spitzensystem aus.

Ortofon MC Century

Ortofon MC Century

Wie üblich bei Ortofons Jubiläumsserien gibt es auch ein Ortofon SPU Century für 5.000 Euro und ein Concord Century, welches man sich für 600 Euro auf den Tonarm stecken kann. Auch diese Tonabnehmer sind limitiert, und zwar auf 250 und 1000 Stück.

ATR Plattenspieler

ATR Celebration 40

Ortofons Deutschlandvertrieb begeht ebenfalls einen runden Geburtstag. Seit 40 Jahren kümmert sich ATR (http://www.audiotra.de) aus Mülheim neben Ortofon um eine ganze Reihe highendiger Produkte, wie Pro-Ject oder Stax, um nur einige zu nennen. Dabei spielten analoge Preziosen natürlich immer eine große Rolle, weshalb ATR sich mit einem speziell aus den Ressourcen im Vertriebsportfolio enthaltener Hersteller einen eigenen Plattenspieler auf den Leib schneidern ließ: den ATR Celebration 40.

Der bietet einige nicht unbedingt sofort ersichtliche Besonderheiten. So wird das matt-weiße Chassis mittels Metallgranulatfüllung ruhig gestellt, während selbiges beim Aluminiumguss-Teller durch thermoplastische Elastomere geschieht. Pro-Jects  bewährtes magnetisch unterstütztes, invertiertes Tellerlager mit Keramik-Lauffläche kommt auch bei ATRs Jubiläumsdreher zum Einsatz. Zum Paket gehören des Weiteren ein 9-Zoll-Tonarm, das Ortofon MC ATR Celebration 40, welches auf Ortofons SPU Classic N basiert sowie eine integrierte Motorsteuerung mit Sinusgenerator. Vom 750 g schweren Plattenpuck aus Messing bis zu den Aluminiumfüßen macht der für 2.100 Euro (mit Ortofon Tonarmkabel 6NX TSW-1010-5P: 2.500 Euro) angebotene Plattenspieler einen hochwertigen, fast schon gediegen Eindruck. Die 40 Jahre Erfahrung im Metier scheinen sich augenscheinlich auszahlen.

SME Synergie

SME Synergy

Ebenfalls ein Komplettpaket, jedoch auf entschieden höherem Preisniveau kommt vom traditionsreichen Hersteller SME (https://sme.co.uk). Unter dem Namen „Synergy“ werden das Laufwerk SME 10, der Tonarm SME IV und eine leibhaftige Phonovorstufe von Nagra aus der Schweiz zusammengeführt und eigens aufeinander abgestimmt. Ortofons MC Windfeld komplettiert die erlesene Analog-Kombi, für die schlussendlich die Summe von 17.000 Euro fällig wird. Motorsteuerung und Laufwerksbasis erhielten ein eigenständiges, „Synergy“-typisches Design.

SME Audio

SME Synergy bei Crystal Cable

Während im Showroom des Deutschland-Distributors der Briten, Transrotor, der SME-Familienzuwachs lediglich betrachtet werden kann, können beim niederländischen Crystal Cable in einem der oberen Atrien bereits etliche Scheiben munter ihre Runden auf dem Plattenteller eines Synergy drehen.

Die Crystal Cable Kette, bestehend aus einem Paar Crystal Cables Arabesque Minissimo Lautsprechern (ab 10.000 Euro inkl. Stands) und Crystal Cables Vollverstärker  CCI (ab 16.000 Euro) wirkt so formvollendet wie puristisch und bietet SMEs Synergy fraglos eine passende Bühne. Klanglich bedeutet dies Präzision und Detailfreude auf höchstem Niveau. Die sprichwörtlich kristallklare, dennoch nicht unterkühlte Hochtonwiedergabe sowie eine beeindruckend holographische Abbildungsfähigkeit können fraglos faszinieren. Davon ausgehend, dass ja alles mit der Quelle beginnt, lässt sich wohl sagen, dass SME mit dem Synergy trotz des nicht unerheblichen Preises ein ziemlich heißes Eisen im Feuer hat.

Transrotor Alto

Transrotor Alto

Auch bei Transrotor (www.transrotor.de) selbst gibt es Neuigkeiten zu vermelden: Das Laufwerk Alto ist ein Massekonzept, welches in der Grundversion über einen externen Motor und eine Tonarmbasis verfügt. Es wird für 5.000 Euro zu haben sein. Wie der kürzlich von uns getestete Massimo besitzt er einen äußerst massiven Teller aus Aluminium, der hier allerdings ein wenig flacher ausfällt. Auch beim Alto kommen das beliebte TMD-Lager (Transrotor Magnetic Drive) und ein Konstant-Netzteil zum Einsatz. Besonderes Augenmerk verdient die Tonarmbassis, auf deren Konstruktion Transrotor reichlich Hirnschmalz verwendet hat. Sie ist nicht nur hochpräzise gefertigt und durch Verdrehen gegen die Basis (mit Arretierung, um nicht gegen den Teller zu schlagen) für Tonarmlängen zwischen 9 und 12 Zoll geeignet, sondern bietet darüber hinaus  eine besonders feinfühlige Höhenverstellung, die sogar während des Abspielvorgangs on the fly erfolgen kann. Auch können bis zu drei Tonarmbasen am Alto befestigt werden.

Transrotor Alto

Der Preis pro zusätzliche Tonarmbasis beträgt 1.200 Euro. Upgrademöglichkeiten bieten sich dem Alto-Besitzer beim Antrieb des Laufwerks. Mit zwei oder gar drei Motoren erhöht sich das Drehmoment, welches auf den Teller übertragen wird, nicht unerheblich, was, wie wir uns beim Test des zweimotorigen Massimo überzeugen konnten, dem Klang sehr zuträglich ist. Eine Motordose stellt Transrotor mit freundlichen 400 Euro in Rechnung. Freilich müssen noch 1.750 Euro für das große Konstant-Netzteil berücksichtigt werden, da die zusätzlichen Motoren nur an dieses angeschlossen werden können.

AV-Designhaus Dereneville Modulaire Mk.III Motor

Die neue Antriebseinheit Dereneville DMS-5001 von AV-Designhaus

Dem Thema Antrieb hat sich auch AV-Designhaus (www.avdesignhaus.de), Hersteller des Masselaufwerks Dereneville Modulaire Mk.III und des High-Tech-Tangentialtonarms DTT-03, ebenfalls ausgiebig gewidmet. Weil die besten Klang, hohen Bedienkomfort und Flexibilität bietende Dereneville-Antriebseinheit DAE-01 bei Laufwerksbesitzern sehr gut aufgenommen wurde, hat Entwickler Rainer Horstmann speziell für Micro-Seiki-Laufwerke der Typen RX 1500, RX 5000 und die seltenen 8000er die Antriebseinheit DMS-5001 aufgelegt.

Technisch basiert diese auf der DAE-01, wartet aber mit einem zu den Micro-Seikis passenden, aufwändig aus massivem Aluminium gefrästen Gehäuse auf. Eine gute Nachricht für Fans der japanischen Laufwerke, denn Ersatz für Antriebe der Klassiker ist inzwischen rar und teuer. Der Verkaufspreis der DMS-5001 soll vorrausichtlich 4.998 Euro betragen.

AV-Designhaus Dereneville Modulaire Mk.III

AV-Designhaus Dereneville Modulaire Mk.III  mit Elektronik und Lautsprechern von Thöress

Die hier im Hörcontainer spielende, optisch vergleichsweise zurückhaltende Kette aus Elektronik und Lautsprechern des Aachener Spezialisten Reinhard Thöress (mit neuer Eintakt Hybrid Endstufen) und dem mit  Tedeska-Tonabnehmern des Wahl-Berliners Hyun Lee ausgerüsteten Dereneville-Frontend gehört sicherlich zu meinen klanglichen Messe-Highlights. Ausnehmend natürlich und entspannt klingt der Belcanto von Sopranistin Elly Ameling auf Vinyl. Analoge Magie, die zum Verweilen einlädt.

TW Acustic Raven

TW Acustic Raven RS

Im Raum von Cessaro (www.cessaro.de) und TW-Acustic (www.tw-acustic.de/de) stoße ich unvermittelt auf eine weitere Reminiszenz an Micro-Seiki. TW-Acustic Chef Thomas Wochnik hat noch einmal in die Hände gespuckt und ein neues Laufwerk geschaffen, welches nicht ganz zufällig in Größe und Gestalt an die Klassiker aus Japan erinnert. Offenbar existiert innerhalb der analogen Community so etwas wie ein kollektives Gedächtnis.

Auch dieses schmucke Laufwerk ist laut Entwickler Thomas Woschnick ein echter Raven, darf sich aber durch die Buchstabenkombination RS von seinen Brüdern absetzen. Dafür dürfte allerdings bereits der 23 Kilogramm schwere Plattenteller aus poliertem Messing sorgen. Dieser wird über ein Flywheel von zwei Motoren angetrieben. Eine Lösung, die man auch bei großen VPI-Drehern schon gesehen hat. Maximale Laufruhe und bestmögliche Entkoppelung von Motoreinflüssen sollen auf diese Weise erreicht werden.

TW Acoustics Raven

Thomas Woschnick von TW Acustic

An recht großen Hörnern von Cessaro und edler Elektronik von Kondo und TW Acustic gibt der 19.900 Euro teure Raven RS dann auch gleich ein Beispiel seines Könnens. Und das ist nicht gering. Eigentlich hat es in den letzten Jahren hier immer sehr gut geklungen, doch an einen solch frappierenden Realismus von der schwarzen Scheibe wie dieses Mal kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern. Klar, Kraft und Dynamik waren immer schon beeindruckend über die Cessaros zu hören, doch eine so feinsinnige, fast zärtliche Wiedergabe einer Solovioline muss einer Anlage dieser Dimension erst einmal gelingen. Große Klasse!

Tonarm

SAEC

Aber nicht nur Micro Seiki hat einen bleibenden Eindruck auf dem analogen Walk of Fame hinterlassen, auch der Tonarmhersteller SAEC gehört zu jenen Marken, die selbst Jahrzehnte nach Einstellung des Geschäftsbetriebs noch ein verklärtes Lächeln auf die Gesichter der Fans zaubern können.1974 kam SAEC mit dem Model WE 308 auf den Markt und erweiterte das Portfolio rasch um weitere Modelle wie die Typen WE 317, WE407 oder WE 506. Allesamt heute veritable Klassiker. Mit Aufkommen der CD in den 1980er Jahren mussten viele auf analoges HiFi spezialisierte Firmen aufgeben, auch SAEC. Umso überraschender nun die Feststellung, dass die Firma SAEC Commerce Co. Ltd, die seinerzeit für die Vermarktung der Tonarme zuständig war, mit einem Stand auf der High End 2018 vertreten ist. Präsentiert wird der WE-4700, ein an den SAEC WE-407 angelehntes neues Model, welcher das Prinzip des für SAEC-Tonarme typischen Doppel-Schneidenlagers wiederbelebt. Die Verarbeitungsqualität des feinmechanisch faszinierenden Tomarms dürfte, wie auch der mitgeteilte Preis von etwa 9.000 Dollar, höchsten Ansprüchen genügen. Einen Deutschlandvertrieb gibt es indes bislang noch nicht.

Technics Plattenspieler

Technics SL-1000R

Folgt man dem Walk of Fame, führt der Weg zu Technics (www.technics.com).1969 brachte der japanische Hersteller mit dem SP-10 den ersten Plattenspieler mit Direktantrieb auf den Markt. Seitdem haben sich  die Direkttriebler von Technics eine weltweite Fangemeinde erspielt und nicht zuletzt durch ihre hohe Beliebtheit bei professionellen DJs mitgeholfen, dass Überleben der LP zu sichern.

Technics SL-1000R

Technics SL-1000R in Aktion

Der Technics SL-1000R dürfte die Krönung dieser Entwicklung darstellen. Der 7,9 Kilo schwere Plattenteller weist einen dreischichtigen Aufbau auf: Der sichtbare massive Messingteller liegt auf einem  Aluminiumdruckgussteller, welcher von unten vibrationshemmend mit einer speziellen Gummiauflage versehen ist. Um die Masseträgheit zu erhöhen, sind zusätzliche Gewichte aus Wolfram (Tungsten) am Rande des Messingtellers eingelassen. Der Motor ist eine Weiterentwicklung des aus dem Technics SL-1200G bekannten Antriebs. Die Gleichlaufschwankungen von 0,0015 % liegen, so Technics, an der Grenze des Messbaren. Stromversorgung und Motorsteuerung sind in einem externen Gehäuse untergebracht, womit etwaige unerwünschte Einflüsse auf den Antrieb wirkungsvoll unterbunden werden.

Technics Plattenspieler von oben

Technics SL-1000R

Der Technics SL-1000R besitzt einen kardanisch gelagerten 10-Zoll-Tonarm mit Magnesium-Tonarmrohr in der klassischen S-Form. Es können aber mit zusätzlichen Tonarmauflagen bis zu drei Tonarme am Plattenspieler montiert werden. Wie bereits auf den Norddeutschen HiFi-Tagen trägt die auswechselbare Headshell des Tonarms  das MC Aventurin 6 (4.600 Euro) vom Mülheimer High-End-Spezialisten Steinmusic. Auch wenn die Zeit drängt, wird schnell klar, dass dieser Direkttriebler die bekannten Top-Laufwerke mehr als nur herausfordert. Ein fester, tief reichender Bassbereich, anspringende Dynamik und eine  exemplarisch neutrale Tonalität begründen eine souveräne Gangart, wie man sie in ähnlicher Form nur bei besten Massekonzepten finden wird. Das Interesse an dem 16.000 Euro teuren Plattenspieler, dessen Auslieferung in Kürze bevorsteht, sei, so Technics, auch entsprechend groß.

Udo Besser von AVM

Udo Besser bei der Präsentation der neuen AVM-Plattenspieler Inspiration R 2.3 und Evolution R 5.3

Während vielerorts alte Traditionen eine Renaissance erfahren, schickt man sich  bei AVM (https://avm.audio/de) gerade an, eine solche zu begründen. Inhaber Udo Besser, dessen Wunsch schon länger eine höchsten Ansprüchen genügende, eigene analoge Quelle gewesen sei, präsentiert nun die ersten AVM-Plattenspieler.

AVM Plattenspieler

AVM Evolution R 5.3

Gleich zwei riemengetriebene Plattenspieler sind es, die fortan das ebenso umfangreiche wie exquisite Portfolio des Herstellers bereichern sollen. Eyecatcher dabei ist die blaue Plattentellerbeleuchtung, über die beide Dreher verfügen. Als Basismodell fungiert der Inspiration R 2.3, welcher inklusive Neunzoll-Tonarm für 3.390 Euro zu haben sein wird. Darüber positioniert sich der Evolution R 5.3 (5.490 Euro), der mit aufwändigerem Riemenantrieb und verstärkter Composite-Zarge besonders verwöhnte Analogliebhaber ansprechen soll. Zum Paket gehört ein kardanisch gelagerter, ebenfalls von AVM entwickelter 10-Zoll-Tonarm. Beide AVM- Dreher sollen ab August des Jahres zu Auslieferung bereit stehen.

AVM

AVM Inspiration R 2.3

Eine komplette Überarbeitung erfuhr die externe MM und MC-fähige Phonovorstufe AVM P30. Für kundenfreundliche 699 Euro erhält man nicht nur ein edles Alugehäuse, das ohne sichtbare Verschraubung auskommt, sondern auch hochwertige Ingredienzien wie Folienkondensatoren und Metallschichtwiderstände, sowie ein Subsonic-Filter. Die mit steckbaren Lastwiderständen realisierte Impedanzanpassung verspricht klangliche Vorteile gegenüber den in dieser Klasse  häufig anzutreffenden Mäuseklavieren.

AVM Phonovorstufe

AVM P30

Was über die ebenfalls brandneuen Aktivlautsprecher Ovation AM 6.3 (Paarpreis 14.900 Euro, Gesamtleistung 1.750 Watt pro Lautsprecher) von AVMs Analog-Sektion zu hören ist, entspricht der klanglichen Ausrichtung des Herstellers, die fließende Musikalität mit frappierend realistischer Dynamikentfaltung zu kombinieren weiß. Das macht Lust auf mehr. Ein Plattenspielertest ist schon mal in Vorbereitung.

Bei Clearaudio (https://clearaudio.de), inzwischen auch schon vierzig Jahre im Geschäft, hat man die Phonovorverstärker Balance V2 (um 2.000 Euro, symmetrische Signalverarbeitung und externes Netzteil) und Basic V2 (um 700 Euro, jetzt mit Subsonic-Filter und Einzelgehäuse) einer intensiven Überarbeitung unterzogen. Beide Phonoamps sollen, so der Hersteller, die klangliche Performance in ihrer jeweiligen Preisklasse weiter nach oben verschieben.

Clearaudio Plattenspieler

Clearaudio Reference Jubilee

Pünktlich zum runden Geburtstag haben die Erlanger Analogspezialisten den Reference Jubilee aufgelegt. Das auf 250 Stück limitierte und 20.000 Euro teure Laufwerkspaket umfasst das eigentliche Laufwerk mit Chassis aus Panzerholz in resonanzoptimierter Bumerangform, den direkt verkabelten Tangentialtonarm TT3 sowie das eigens zum Firmenjubiläum kreierte Jubilee-MC, dessen Gehäuse aus Panzerholz durch die Hände fränkischer Geigenbauer seine Optimierung erfährt. Der Tonabnehmer ist, wie das günstigere Moving-Magnet-Pedant Jubilee MM, auch separat zum Preis von 3.900 Euro respektive 650 Euro zu erhalten.

JICO

Jico Seto-Hori

Ein MC-System mit ganz besonderem Nimbus, noch dazu eines, das man sich prima leisten kann, gibt es in Halle 3 zu entdecken. Mit dem Seto-Hori hat der japanische Hersteller Jico (www.jico-stylus.com), der auf gut vierzig Jahre Erfahrung in der Herstellung von Abtastern für MM-Systeme zurückblickt, ein High-Output-MC geschaffen, das mit interessanten Features auf sich aufmerksam macht. Ein abgerundeter Systemkörper aus feinster japanischer Keramik und die Grundplatte aus poliertem Walnussholz lassen ebenso wie Boron-Nadelträger und Diamanten mit Micro-Ridge-Schliff auf ein deutlich höheres Preisniveau als die geforderten 890 Euro schließen. Importeur des interessanten Tonabnehmers ist Tonar International (http://tonar.eu) aus den Niederlanden. Ich habe schon mal vorsorglich einen geordert.

Dr. Feickert Plattenspieler

Dr. Feickert Analogue

Laufwerke von Dr. Feickert Analogue (www.feickert.org) werden bereits seit vielen Jahren zu den besonders gut beleumundeten Exemplaren gezählt. Natürlich hat eine solche Qualität ihren Preis. Jetzt können sich auch weniger betuchte Liebhaber einen echten Dr. Feickert leisten, denn Chris Feickert ist es nach eigener Aussage gelungen, die Perfomance eines Woodpecker (3.990 Euro) ohne allzu schmerzliche Abstriche auf sein neues Laufwerk Volare zu übertragen, das nun für 2.490 Euro angeboten wird. Dabei wurden Motor und Präzisionspulley gar vom größeren Bruder übernommen, während die Software zur Motorsteuerung von Dr. Feickert für den Volare speziell neu geschrieben wurde.

Dr. Feickert Plattenspieler

Dr. Feickert Volare

Die Grundversion des Laufwerks besitzt einen Aluminium-Plattenteller, der gegen Aufpreis auch aus POM zu haben sein wird. Ein Schnellwechselsystem erlaubt die Aufnahme von 9- und 12-Zoll-Tonarmen.

Auch Kostas Metaxas (http://metaxas.com) hat nicht auf der faulen Haut gelegen. Was der legendäre Verstärkerbauer übrigens auch in den letzten Jahren nie getan hat, denn er ist als Designer, Toningenieur und Entwickler skurril gestalteter, aber immer funktionaler High-End-Komponenten stets aktiv gewesen, wenn es auch insgesamt etwas stiller um das inzwischen in Amsterdam lebende Multitalent geworden ist.

Metaxas

Kostas Metaxas

Sein Phonographic Perambulator No.1 (PP1) beeindruckt durch eine besonders organische, resonanzoptimierte Formgebung. Das Chassis ist aus einem Block Flugzeugaluminium gefräst, alternativ und gegen Aufpreis ist auch Titan machbar. Der aus Aluminium und einer recht materialstarken Acrylauflage bestehende Plattenteller weist an der Unterseite eine raffinierte wellenförmige Ausfräsung auf, mit der wohl die Entstehung resonierender Luftpolster zwischen Teller und Chassis vermieden werden soll. Der Antrieb erfolgt mit einem Motor des Schweizer Herstellers Maxon.

Metaxas Phono

Metaxas Phonographic Perambulator No.1 (PP1)

Der Preis für das Laufwerk PP1, welches bereits im Robb-Report Erwähnung gefunden haben soll, wird 25.000 Euro wohl kaum unterschreiten. Ebenfalls aus  der Werkstatt von Kostas Metaxas entstammt der Tonarm, der durch verstellbare Lager klangliches Feintunig ermöglichen soll. Er besteht aus Titan. 6.000 Euro sind für ihn zu entrichten, und zwar unabhängig davon, ob die 10-, 12- oder gar 14-Zoll-Version geordert wird.

Zwei weitere Laufwerke können meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen:

Hartvig Audio

Sören Hartvig

Das Evolution Gramophone von Sören Hartvig, der seine Laufwerke in aufwändiger Handarbeit in Dänemark fertigt, macht allein durch schiere Größe und den üppigen Einsatz von massivem Kupfer auf sich aufmerksam. Seit dem Debüt auf der HighEnd 2012 ist Hartvig Audio (http://hartvigaudio.com) auch einem internationalen Publikum bekannt. Das Portfolio umfasst bislang die Masselaufwerke Hartvig TT und Signature TT. Typisch für Hartvig Audio ist es, die Performance durch optionalen Batteriebetrieb zu steigern. Dies ist bei dem neuen Spitzenlaufwerk Evolution Gramophone nicht nur Serie, sondern wahrlich auf die Spitze getrieben, wie man am großzügig dimensionierten Gehäuse für die Akkus unschwer erkennen kann. Auch die anderen Eckdaten heben sich deutlich vom Durchschnitt ab: Gewicht (ohne Akku) 110 Kilogramm, davon entfallen 75 Kilo auf den Teller aus Kupfer und Edelstahl. Das diamantüberzogene (!) Lager sei, so der sympathische Däne „f…ing expensive“, leider aber klanglich ohne Alternative. So etwas kann natürlich nicht ganz billig sein, was der Preis von 85.000 Euro dann auch eindrucksvoll untermauert.

Hartvig Plattenspieler

Hartvig Audio Evolution Gramophone

Auch ohne besonders martialischen Auftritt gelingt es Produkten aus der eidgenössischen Republik meist leicht HiFi-Freunde für sich zu gewinnen. Ihre klanglichen Meriten stehen der häufig exzeptionell guten Verarbeitungsqualität (Nagra, Dartzeel, FM Acoustics, um nur einige zu nennen) selten nach.

Das gilt uneingeschränkt auch für Laufwerke und Tonarme des Herstellers DaVinciAudio (https://da-vinci-audio.com). Der ursprünglich ebenfalls betriebene Verstärkerbau wurde 2013 nach dem zu frühen Tod des Firmengründers Peter Brem aufgegeben, stattdessen konzentriert man sich in Allmendingen bei Bern jetzt verstärkt auf die analoge Kompetenz des Hauses. Herausgekommen ist ein brandneues Laufwerk nach dem bekannten Massekonzept der DaVinciAudio-Gabriel-Laufwerke. Der schwere, aus einem Sandwich aus Messing, Aluminium und Bronze bestehende Plattenteller, welcher auf einer 20 mm dicken Edelstahlachse in einer Bronzebuchse läuft, wird dabei von einem Magneten entlastet. Die Füße aus Stahl sind in der Höhe verstellbar und bedämpft. Laufwerk und Motor bringen es auf ein Gewicht von 60 Kilogramm. Auf Wunsch können diverse Farben mit verchromten oder vergoldeten Metallteilen kombiniert werden.

DaVinciAudio

DaVinciAudio

Noch fehlt allerdings der Name des neuen DaVinci-Drehers. Geplant ist, diesen über einen Kreativ-Wettbewerb auf der Facebook-Seite des Unternehmens zu ermitteln. Das als Preis der auf dem Laufwerk montierte DaVinciAudio-Tonarm Virtu winkt, ist allerdings leider nur ein Gerücht. Aber vielleicht wird es ja zumindest eine XXL-Toblerone.

DaVinciAudio Plattenspieler

DaVinciAudio

Auch der endgültige Preis ist noch nicht abschließend kalkuliert, wird aber sicher nicht über Facebook verhandelt werden. Zu rechnen ist mit einem Preisschild um 20.000 Euro.

Meinen persönlichen Schlussakkord der diesjährigen High End, und zwar im Sinne des Wortes, setzen Dietrich Brakemeier und Acoustical Systems, (www.arche-headshell.de) wobei man offensichtlich zu bescheiden war die Vorführung des monumentalen Laufwerks The Apolyt mit angemessener Penetranz und Lautheit anzukündigen, schließlich dürften viele auf dieses Ereignis lange gewartet haben. Die Beschreibung des 380-Kilo-Kolosses erspare ich mir ausnahmsweise, denn sie kann im Messebericht der High End 2016 nachgelesen werden. Glücklicherweise steht zur Vorführung eine der größeren Hörkabinen zur Verfügung. Als Mitspieler kommen – neben einer Vor/End-Kombination des dänischen Verstärkerspezialisten Vitus-Audio – die Phonovorstufe EVOcator von Acoustical Systems, ein rein auf Röhrenverstärkung basierendes Konzept mit vier Eingängen zu 33.800 Euro und die beeindruckenden Lautsprecher Aidoni von SoundSpace zum Einsatz, die auf eine recht ultimative Entwicklung von SoundSpace-Chef Dr. Michael Pleßmann und Dietrich Brakemeier zurückgehen. 240 Kilogramm pro Stück, 101 dB/W/m Wirkungsgrad und ein maximaler, unverzerrter Schalldruck von 126 dB sprechen eine deutliche Sprache. Genau wie die 360.000 Euro für ein Paar der Dreiwege-Lautsprecher, die nahelegen, dass weniger kommerzielle Überlegungen bei der Konzeption im Raume standen, als die Auslotung des Machbaren.

Acoustical Systems Plattenspieler

Dietrich Brakemeier von Acoustical Systems

Das System überträgt Aufnahmen aus Wagners Ring Epos dann auch mit einer geradezu spielerischen Lockerheit in den Hörraum, fächert den Raum mit dem Orchester weit auf, gibt Trompeten den genau richtigen metallischen Ton und den tiefen Bässen eine so fundamentale Autorität, dass man sich direkt nach Bayreuth versetzt fühlt. Selbst der häufig im Klangrausch untergehende Sopran bleibt hier stets sicher ortbar.

Acoustical Systems

Acoustical Systems The Apolyt

Ob trotz so vieler Superlativen wohlmöglich noch etwas mehr gehen könnte? Das wäre angesichts der Umstände nicht verwunderlich. Hut ab vor der Chuzpe, eine solch ausgefeilte Anlage unter Messebedingungen überhaupt vorzuführen. Sicher ein bleibender Eindruck, den ich gerne mit auf die Heimreise nehme.

Billboard
Wilson Benesch

Messebericht: High End 2018

  1. 4 Plattenspieler und Analoges auf der High End 2018