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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Sonne, Stimmung, Sound

Das „Konkurrenzumfeld“ dieser Messe war ganz schön hart: Ein langes Wochenende lockte mit schönstem Frühlingswetter – und dann gab es da ja auch noch die Formel 1 und den letzten Bundesligaspieltag. Doch auch, wenn dem FC Bayern zum Saisonabschluss die berühmte Lederhose ausgezogen wurde, die Meisterschaft war ihnen eh nicht mehr zu nehmen. München bleibt obenauf, und zwar mit Abstand. Nicht nur fußballerisch. Auch der High End (www.highendsociety.de), die vom 10. bis 13. Mai 2018 ihre Pforten öffnete, läuft wohl kaum eine andere Veranstaltung den Rang als führende HiFi-Messe ab. Und so kam denn auch dieses Jahr wieder gefühlt die gesamte Audiobranche in die bayerische Landeshauptstadt und zeigte von der preiswerten hifidelen Einstiegsofferte bis zur sündteuren Ultra-Highend-Preziose alles, was man sich so vorstellen kann.

Und wo so viele Musik- und Klangbegeisterte zusammenkommen, gliedern sich natürlich auch andere, thematisch passende Veranstaltungen gerne an. So fand im Münchner Marriott Hotel wieder eine „hifideluxe“ statt – eine klassische Hotelmesse  –, und  nur wenige hundert Meter von der High End entfernt der auf Kopfhörer und Mobilaudio spezialisierte „CanJam Europe“.

High End 2018

Natürlich war fairaudio wieder mit von der Partie, unser sechsköpfiges Messeteam hat viel gesehen, gehört und neu erfahren – und last, but not least geschrieben: Der Messebericht zur High End 2018 startet mit einem Messerundgang (Seiten 1 und 2), geht auf den Seiten 3 bis 5 themenspezifisch auf Neuigkeiten aus den Bereichen Streaming/Computer-Audio, Phono sowie Kopfhörertechnik ein und endet mit ausgewählten Klangeindrücken.

Übrigens: Über die Inhaltsverzeichnisse oben und unten auf den Seiten können Sie bequem zu den einzelnen Kapiteln springen.


Messerundgang High End 2018 (Teil 1)

mit Ralph Werner

Wer einmal die „ganz dicken“ Lautsprecher erleben möchte, ist auf der High End natürlich goldrichtig – dies ist der Ort, wo man gerne klotzt statt kleckert. Und natürlich nutzen nicht nur kleinere HiFi-Manufakturen diese immer internationaler werdende Leistungsshow der Audiobranche, auch die großen Marken zeigen hier gerne „was geht“. So auch Focal.

Focals Flaggschiff Grande Utopia EM Evo war sicherlich eines der Publikumhighlights in München

Focals Flaggschiff Grande Utopia EM Evo war sicherlich eines der Publikumhighlights in München

Nachdem die Franzosen (www.focal.com) im letzten Jahr am gleichen Ort die beiden Luxus-Speaker Scala Utopia Evo und Maetro Utopia Evo vorstellten, ging es heuer um die beiden Topprodukte des Hauses: die knapp 1,6 m hohe und 170 kg schwere Focal Stella Utopia EM Evo und das Flaggschiff Focal Grande Utopia EM Evo, welches mit 2 m Gardemaß und 265 kg Leibesfülle allein schon optisch ganz schön dominant daherkommt. Und gegenüber dem die kürzlich von uns getestete Focal Maestro Utopia geradezu als Normalmaß durchgeht. Nun, alles ist relativ.

Focal-Produktspezialist Dalibor Beric und seine neue Grande

Focal-Produktspezialist Dalibor Beric und „seine“ neue Focal Grande

Technisch wurden Focals Stella und Grande rundum „evolutioniert“, spricht verbessert und auf den aktuellen Stand der Dinge gebracht. So hat etwa das „Tuned Mass Damping“, welches das Resonanzverhalten der Membransicke verbessern helfen soll, Einzug erhalten sowie die unter „Neutral Inductance Circuit“ firmierenden Bemühungen zur Kontrolle der Impedanz der Chassisantriebe. Auch die Frequenzweichen sowie der Gehäuseaufbau seien weiter optimiert worden, so Dalibor Beric vom deutschen Focal-Vertrieb Music Line. Vor allem aber sei die große Besonderheit der beiden Top-Focal-Lautsprecher grundlegend überarbeitet worden: der mit einem Elektro- statt Permanentmagnet arbeitende Basswoofer. Die elektrische Güte – und damit das Dämpfungsverhalten – des 13-Zöllers der Focal Stella Utopia lässt sich in drei Stufen variieren, die des 16ers in der Focal Grande in sogar in fünf. Ab September 2018 sollen die beiden großen Focals verfügbar sein. Wer sich ernsthaft für sie interessiert, sollte freilich recht liquide sein: Für die Focal Stella Utopia EM Evo werden 100.000 Euro, fürs Focal-Spitzenmodell Grande Utopia EM Evo nicht weniger als 180.000 Euro aufgerufen.

Auch Dynaudio (www.dynaudio.de) präsentierte in München eine rundum überarbeitete Lautsprecherlinie. Allerdings ging es bei den Dänen nicht um die Top-Serie Evidence, sondern um die Nummer 2 im Line-up: Auf der High End gab es eine „Preview“ der für den Herbst dieses Jahres angekündigten neuen Confidence-Boxenfamilie. Doch was heißt Nummer 2? Die Dänen selbst sprechen von den bis dato besten Dynaudio-Lautsprechern. Die neue Boxenfamilie umfasst ein Kompaktmodell sowie drei Standlautsprecher unterschiedlicher Größe – die Preisspanne reicht von 12.000 Euro bis 40.000 Euro für die große Dynaudio Confidence 60, die in München auch vorgeführt wurde.

Roland Hoffmann von Dynaudio präsentierte die neue Confidence 60

Roland Hoffmann von Dynaudio präsentierte die neue Confidence 60

Dass sich etwas Grundsätzliches getan haben muss, sieht man schon auf den ersten Blick. Die charakteristisch abgesetzte Schallwand der Confidence-Lautsprecher war zuvor glatter und mit zwei Seidenkalotten versehen. Nun besitzt sie eine dynamischere Linienführung und nur einen Tweeter – und zwar den brandneuen „Esotar 3“, die Weiterentwicklung des bisherigen Spitzen-Hochtöners der Dänen, bei dem unter anderem der Antrieb stärker und die Rückkammer wesentlich größer geworden sei, nicht zuletzt um das Resonanzverhalten und das Auflösungsvermögen weiter zu steigern, so Dynaudio.

Dynaudio Confidence 20

Dynaudio Confidence 20

Durch besagte neue Schallwand und die dort integrierte Schallführung, die Dynaudio übrigens „DDC Lens“ nennt, sei es nun möglich geworden, die gewünschte vertikale Richtcharakteristik mit nur einem Hochtöner zu erreichen und dabei das horizontale Abstrahlverhalten noch zu verbessern. Zudem ermögliche es die DDC Lens – das Akronym steht für Dynaudio Directivity Control – auch, die Frequenzweiche einfacher zu gestalten. Und eine Reduzierung der Komplexität an dieser Stelle mache sich klanglich positiv bemerkbar. Ganz simpel ausgedrückt: Was zuvor durch eine „unglaublich komplizierte Weiche“, Zitat Dynaudio, realisiert wurde, sei nun durch die präzise berechnete Schallführung möglich geworden. Dynaudios neue Confidence-Serie bietet noch viele weitere Innovationen, doch hier ist leider nicht der Platz, sie alle aufzuführen. Da müssen wir Sie auf den einen oder anderen Test zur kommenden neuen Serie vertrösten.

Dynaudio Confidence 50

Dynaudio Confidence 50

Die Vorbestellungen seien viel zahlreicher als erwartet, so Michael Meyer von Audio Components. Die Rede ist von der neuen A3 von Magico (www.audio-components.de). Die neue Einstiegsbox der Kalifornier scheint großes Interesse zu erzeugen. Logisch, setzt sich der von manchen spöttisch „Volksmagico“ getaufte Lautsprecher doch von den üblichen Preisschildern der Amerikaner etwas ab, und zwar nach unten. Für 12.900 Euro gab‘s bisher keinen Magico-Standlautsprecher.

Magico A3

Magico A3

Das Gehäuse der Magico A3 besteht komplett aus Flugzeugaluminium und wurde im Innern verspannt und verstrebt, damit Resonanzen möglichst wenig Chancen haben. Ein Paar der recht schlanken, 112 cm hohen Lautsprechersäule wiegt nicht zuletzt deshalb auch gut 100 kg.

Die aus mehreren Lagen (Kohlefaser und XG-Nanographen) aufgebaute Membran des Mitteltöners und der neu entwickelte Hochtöner mit Berylliumkalotte sollen für ein sehr transparentes sowie verzerrungsarmes Mitten/Hochton-Band sorgen. Fürs tonale Untergeschoss ist die Magico A3 doppelt bestückt: Zwei 18 cm durchmessende „Magico-Nano-Tec-Konuse“ mit Neodym-Magnetsystem und 7,5-cm-Titanschwingspule sollen für hinreichend Power im Tiefton sorgen. Was offenbar auch ganz gut funktioniert, jedenfalls spielte die schlanke Magico im für solch ein Lautsprecherformat doch reichlich großen Ausstellungsraum der Kalifornier alles andere als unterernährt auf. Wirklich spannend.

So auch das, was Innuos (www.innuos.com) an Neuheiten im Gepäck hatte. Zum einen war beim Messestand der portugiesischen Spezialisten für audiophile Musikserver & -player das neue Flaggschiff Zenith Statement zu erleben. Der mit hochpräziser Clock, proprietärem USB-Board und acht unabhängigen Spannungsversorgungen aufgebaute, zweiteilige „Überserver“ war im firmeneigenen Vergleich zum Innuos Zenith SE zu hören. Und tatsächlich konnte der Innuos Zenith Statement – fast möchte man sagen: leider – eindeutige Auflösungsgewinne und die klarere Raumdarstellung für sich verbuchen. Warum „leider“? Nun, dieses Statement startet bei 11.000 Euro und ist damit mehr als doppelt so teuer wie der Zenith SE.

Innuos Zenith Statement vs. Zenith SE

Innuos Zenith Statement vs. Zenith SE

Zum anderen zeigte Innuos in München ja aber auch die viel freundlicher gepreiste, frisch überarbeitete Zen-Produktfamilie. Die Verbesserungen der nun in der MK3-Version erhältlichen drei Musikserver Zen mini, Zen und Zenith lägen in erster Linie in den Bereichen Stromversorgung, Resonanz- und Vibrationskontrolle sowie einer optimierten Firmware, so Chef-Entwickler Nuno Vitorino.

Innuos Chef-Entwickler Nuno Vitorino

Innuos Chef-Entwickler Nuno Vitorino

Beim günstigsten Produkt, dem Innuos Zen mini MK3 (startend ab circa 1.000 Euro), kommen mit Toslink- und koaxialen S/PDIF-Outs noch eine verbesserte Konnektivität sowie die Option auf ein höherwertiges Linearnetzteil hinzu. Der Innuos Zen MK3 soll in Kürze ab circa 2.100 Euro zu haben sein und der Zenith MK3, dessen Vorgänger wir zuletzt testeten, ab etwa 3.300 Euro. Die finalen Preise stehen allerdings noch nicht fest, die Angaben sind als Größenordnungen zu verstehen. Lieferbar werden die neuen Innuos-Musikserver im Laufe des Sommers.

Wer sich dagegen für den neuen, großen Vollverstärker von Hegel (www.hegel.com) interessiert, muss sich noch bis circa Oktober 2018 in Geduld üben, erst dann soll der H590 beim Fachhändler stehen und die Kunden überzeugen. Womit? Zum Beispiel mit einer Leistung von gut 300 Watt an acht Ohm, einem recht hohen Dämpfungsfaktor von 4000 und einer gegenüber dem bisherigen Vollverstärker-Spitzenmodell H360 nochmals deutlich ausgebauten Stromversorgung, die Stabilität in allen Lebenslagen garantiere, so die Norweger.

Produktspezialist Frank Eschholz präsentiert den Hegel H590

Produktspezialist Frank Eschholz präsentiert den Hegel H590

Natürlich lässt sich der Hegel H590 nicht nur analog füttern, sondern – wie schon der kleinere, kürzlich getestete H90 und der H190 – auch digital. Ein neuer DAC-Chip von AKM verarbeite PCM-Daten mit bis zu 24 Bit/196 kHz sowie DSD bis zu DSD256, so Produktspezialist Frank Eschholz. Des Weiteren sind UPnP-Streaming und Airplay mit an Bord sowie Spotify Connect und MQA-Decodierung möglich. Dieser norwegische Vollverstärker integriert also in der Tat so einiges. Kostenpunkt: 10.000 Euro

Manch HiFi-Fan sieht Zubehörprodukte recht kritisch – und bei der Preisgestaltung des einen oder anderen Anbieters gar rot. Angesichts der Neuheiten, die bFly-audio (www.bfly-audio.de) in München vorstellte, besteht dazu aber kaum Anlass. Firmeninhaber Reinhold Schäffer hatte neben den neuen, bewusst leichter gestalteten (200 g) Plattengewichten PG0 Light und PG1 Light aus dem Spezialkunststoff POM für 79 Euro respektive 129 Euro auch den jüngsten Absorberfuß Pure-0 für leichtere Geräte bis 5 kg wie D/A-Wandler, Phonovorverstärker etc. mit im Gepäck. Kostenpunkt eines 4er-Sets: 149 Euro.

Reinhold Schäffer von bFly-audio hatte günstiges HiFi-Zubehör mitgebracht

Reinhold Schäffer von bFly-audio hatte bezahlbares HiFi-Zubehör mitgebracht

Preislich noch einiges leichter als die bisherigen bFly-Geräteplattformen zeigen sich auch die ebenfalls neu entwickelten bFly FlatLine Basen. Erhältlich in fünf Größen und mit zwei unterschiedlichen Absorberfüßen reicht die Preisspanne hier von 69 Euro bis hin zu 209 Euro. Durch die besonders flache Bauweise der FlatLine Basen empfehlen sie sich insbesondere bei engen Platzverhältnissen.

Auch bei Reichmann AudioSysteme (www.reichmann-audiosysteme.de) gab es einige Produktneuheiten zu sehen – und doch lag der Fokus bei der für den ersten Messetag anberaumten Pressekonferenz ganz woanders: Vertrieblich bleibt in Deutschland zwar alles beim Alten, doch gibt‘s bei den Vertriebsmarken Thorens und Musical Fidelity eine Staffelübergabe zu vermelden.

Gunter Kürten (rechts) überreichte Heinz Rohrer für seinen Verdienste um Thorens einen Goldene Schallplatte

Gunter Kürten (links) überreichte Heinz Rohrer für seinen Verdienste um die Marke Thorens eine goldene Schallplatte

Bis dato lenkte der Schweizer Heinz Rohrer die Geschicke bei Thorens. Nun übernimmt Gunter Kürten – zuletzt als Geschäftsführer von Elac aktiv – das Plattenspieler-Traditionshaus. Und mit der Firmenübernahme folgt gleichzeitig der Umzug nach Bergisch Gladbach. „Ich fühle mich der Tradition von Thorens zutiefst verpflichtet und sehe meine Aufgaben auch darin, dieses ‚Juwel im analogen HiFi-Segment‘ weiterzuentwickeln“, so Kürten, der Herrn Rohrer für die großen Verdienste um die Marke sehr dankte und ihm dafür symbolisch eine goldene Schallplatte überreichte.

„We are in a fun industry“, so die Devise vom neuen Chef bei Musical Fidelity, Heinz Lichtenegger (links). Von diesem Motto lassen sich auch Musical-Gründer Antony Michaelson (Bildmitte) und Jürgen Reichmann vom deutschen Vertrieb anstecken

„We are in a fun industry“, so die Devise vom neuen Chef bei Musical Fidelity, Heinz Lichtenegger (links). Von diesem Motto lassen sich auch Musical-Gründer Antony Michaelson (Bildmitte) und Jürgen Reichmann vom deutschen Vertrieb anstecken

Und auch beim britischen Elektronikhersteller Musical Fidelity steht ein Wechsel an: Unternehmensgründer Antony Michaelson bleibt dem Unternehmen zwar beratend erhalten, zieht sich aber nach 36 Jahren erfolgreicher Tätigkeit aus der Leitung zurück. Verkauft wurde die traditionsreiche Marke an keinen Unbekannten – und auch nicht nach Fernost –, sondern an Heinz Lichtenegger von Pro-Ject bzw. Audio Tuning.

V. l. n. r.: Antony Michaelson, Heinz Lichtenegger, Jürgen Reichmann, Heinz Rohrer, Hugo Decelle, Gunter Kürten

V. l. n. r.: Antony Michaelson, Heinz Lichtenegger, Jürgen Reichmann, Heinz Rohrer, Hugo Decelle, Gunter Kürten

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Messebericht: High End 2018

  1. 1 Sonne, Stimmung, Sound