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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 In der Ruhe liegt der Klang
  2. 2 Klangeindruck und Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Teufel Real Blue NC

Vor Jahren waren Noise-Cancelling-Kopfhörer noch das Erkennungszeichen häufig reisender Geschäftsleute. Dank drahtloser, hochwertiger Bluetooth-Übertragung sind sie inzwischen selbstverständlicher Ausdruck des Zeitgeists. Sie versprechen eine „Entkopplung“ vom hektischen Alltag und dessen Lärmkulisse – durch ruhigen Musikgenuss. Und dank kabelloser Freiheit auch hohen Komfort.

Dass Teufel (Web: www.teufel.de; Preis des Testgerätes: 230 Euro) durchaus gute Kopfhörer bauen kann, ist längst kein Geheimnis mehr, und mit dem Real Blue NC betreten die Entwickler nun auch kein Neuland. Denn bereits mit dem Teufel Mute BT sammelten die Berliner Erfahrungen im Bereich Noise Cancelling in Kombination mit Bluetooth-Übertragung. Und auch bei dem aktuellen Kopfhörer greift, simpel ausgedrückt, folgendes Prinzip: Ein geschlossen konstruierter Kopfhörer in Verbindung mit gut abdichtenden Ohrpolstern sorgt schon mal für eine ordentliche passive Geräuschunterdrückung, die nicht nur die lärmige Außenwelt dämpft, sondern auch so gut wie nichts nach außen dringen lässt. Das zuschaltbare aktive Noise Cancelling nimmt dann dank zweier Mikrofone von außen einwirkende Geräusche wahr und erzeugt ein gleichfrequentes, aber gegenphasiges Signal. Et voilà: Schallauslöschung aka ANC.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Frontansicht stehend

Die Frage hierbei ist immer die gleiche: Wie gut filtert das ANC? Bekanntermaßen sind tiefe Frequenzen leichter zu eliminieren als hohe und mittlere. Das Ausblenden von Turbinengeräuschen im Flieger oder von Zuggeräuschen ist die eigentliche Paradedisziplin. Doch Kindergeschrei oder die nervige Nebensitzerin im Bus …?

Kurz vorab noch ein Wort zur neuen Teufel-Real-Kopfhörerfamilie – sie baut auf einem durchdachten Grundsystem auf. Den Anfang macht der Teufel Real Pure (120 Euro), der als puristischer, reiner Over-Ear-Kopfhörer auftritt. Darüber positioniert sich der Teufel Real Blue (170 Euro), der mit Bluetooth-Übertragung und ergo mit flexiblerem Tragekomfort punktet. Mit zusätzlichem aktiven Noise Cancelling ausgestattet tritt der hier im Test befindliche Teufel Real Blue NC (230 Euro) auf und markiert, alles kombinierend, das Oberhaupt der Produktfamilie. Diese nach Ausstattung sortierte Konzeption bietet den Vorteil, nicht benötigte Features erst gar nicht erwerben zu müssen – und hält so den Preis des jeweiligen Kopfhörermodells niedrig.

Ausstattung, Lieferumfang & Design

Preislich tritt der Teufel Real Blue NC noch vergleichsweise moderat auf. Konkurrenten wie der Beats Studio Wireless 3 (350 Euro) oder der Platzhirsch Bose QuietComfort 35 (340 Euro) rufen höhere Kurse auf. Doch was bietet der Berliner fürs Geld?

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Softcase geschlossen

Werfen wir einen genaueren Blick auf den Kopfhörer und beginnen zunächst mit dem Lieferumfang: Standesgemäß liefert auch Teufel ein Hardcase (siehe Bild oben) mit, in welchem der Real Blue NC gut geschützt aufbewahrt werden kann. Auffällig ist, dass das Hardcase wie ein Maßanzug konstruiert wurde und sich somit platzsparend im Handgepäck oder im Rucksack verstauen lässt. Dieses Kriterium ist dann von Bedeutung, wenn man seinen Kopfhörer nicht nur daheim, sondern auch auf Reisen stets griffbereit haben will. Im Case selber befindet sich ein runder Beutel, der dank eines Klettverschluss‘ (siehe Bild unten) rutschsicher befestigt ist. So finden sowohl das Lade- wie auch das 3,5-mm-Klinkenkabel und der Reiseadapter fürs Flugzeug ihren Platz.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Softcase offen

Der Teufel Real Blue NC lässt drei Spielvarianten zu: Den Betrieb ganz klassisch per Kabel, wie ein gewöhnlicher Kopfhörer – er bleibt also nicht stumm, sollte dem integrierten Akku unterwegs einmal die Puste ausgehen. Dann drahtlos per Bluetooth als komfortabler Kopfhörer mit Headsetfunktion. Sogar Apples Siri lässt sich so aufrufen, was in der Öffentlichkeit aber durchaus für fragende Blicke sorgen könnte. Schließlich mit manuell aktivierbarer Geräuschunterdrückung als Noise-Canceling-Kopfhörer, sowohl im kabelgebundenen wie im drahtlosen Betrieb.

Das Design gibt sich sportlich, ich tue mich allerdings schwer, den Teufel in ein klassisches Muster einzuordnen. Ist das nun „Industrial“ oder „progressive Formensprache“? Fakt ist jedenfalls, dass er mit einem filigran ausgeführten Kopfbügel aufwartet, was eine gewisse Leichtigkeit ausströmt. Auch die von dunklerem in helleres Grau übergehende Farbgebung vermittelt eine gewisse Ästhetik. Summa summarum ist der Teufel aber eher ein praktischer als ein besonders edler Kopfhörer.

Verarbeitung & Tragekomfort

Auch in Sachen Verarbeitung, Wertigkeit und Alltagstauglichkeit hat Teufel, verglichen mit der älteren Aureol-Real-Serie, einen Schritt nach vorne gemacht. Der Kopfhörer ist an den kritischen Stellen wie Kopfband, Scharniere, den doppelseitigen Verschraubungen und den drehfreudigen Gabeln aus Metall auf belastbare Langlebigkeit ausgelegt. Da klappert und wackelt nichts, die Verarbeitung ist auf einem sehr guten Niveau und lässt diesen Hörer preisangemessen wirken. Punkten kann er zudem hinsichtlich des Tragekomforts, wofür vor allem die weiche Polsterung verantwortlich zeichnet. Sitzt er auf dem Kopf, ist sein Anpressdruck spürbar, ohne aber negativ ins Gewicht zu fallen. Kopfband wie auch die großzügig bemessenen Ohrpolster der Hörmuscheln sind mit weichem, hochwertigem Proteinleder eingefasst.

Wer den Teufel Real Blue NC erstmals in der Hand hält, staunt zunächst nicht schlecht. Denn für einen ohrumschließenden Kopfhörer gibt er sich sehr grazil und mit 260 Gramm auch recht leicht. Das ist für mich deswegen eine positive Überraschung, weil der Kopfhörer nicht nur wegen des Klappmechanismus‘ mehr Bauteile benötigt, sondern ja auch einen Akku und die entsprechende Technik für Bluetooth und das aktive Noise Cancelling unterbringen muss.

Technik, Noise Cancelling & Bedienung

Hier spielt der technische Fortschritt eine entscheidende Rolle. Das leistungsstarke Bluetooth-LE-Modul glänzt mit hoher Datenübertragung bei sehr geringem Energiebedarf. Das ermöglicht nicht nur eine hohe Reichweite, sondern auch ein lang anhaltendes drahtloses Hörvergnügen. Dank akkuschonender Stand-by-Funktion spielt der Teufel Real Blue NC nicht nur locker über 20 Stunden, sondern bietet auch einen störfreien Bluetooth-Empfang, sogar über mehrere Räume hinweg.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Logo

Starke Neodym-Magnete und leichte Schwingspulen sorgen dabei für flotten Antrieb der 40 mm großen Treiber. Eine Hinterlüftung dient der Minimierung von Schallreflexionen und ermöglicht einen gewissen Druckausgleich. Hier erfindet Teufel das Rad nicht neu, sondern verfeinert die bewährten Komponenten.

Die Active-Noise-Cancelling-Technologie bietet ja eine Reihe von Vorteilen, doch gleichzeitig auch den Nachteil des Grundrauschens, das einsetzt, sobald das ANC aktiviert wird. Beim Teufel Real Blue NC ist es zwar auch vorhanden, doch in einem Umfang, der nicht weiter als störend empfunden wird. Das volle Einsetzen der Filterung des ANC wird von vielen Hörern als „Druck im Ohr“ empfunden. Beim Teufel ist dies relativ gedämpft zu spüren. Man kann gut damit leben – beim Beats Studio Wireless ergeht es mir ähnlich. Im direkten Vergleich empfinde ich den Teufel aber ein bisschen angenehmer. Fürs ANC im Allgemeinen spricht, dass sich Störgeräusche eben in gewissem Umfang kompensieren lassen und nicht mit höher eingestellter Lautstärke „überdeckt“ werden müssen.

Teufel Real Blue NC ANC Schalter

Die Einrichtung des Pairings mit zuspielenden Geräten und das Handling des Teufel sind auf der Höhe der Zeit. Das ist beim Beats Studio Wireless 2 aber auch so, er gibt sich bei der Einrichtung nicht minder schnell. Jedoch erfolgt bei ihm, im Gegensatz zum Teufel, die Steuerung der Grundfunktionen (Lautstärke, Skip, Rufannahme) über einen Zierring.

Was freilich viel mehr ins Gewicht fällt: Geht dem Beats der Saft aus, bleibt er stumm, auch beim Betrieb mit Kabel. Hier zeigt der Teufel Real Blue NC, dass es moderner geht. Per Wipptaste an der rechten Ohrmuschel lässt sich der Bluetooth-Betrieb einschalten, für die Erstkonfiguration erfolgt das Pairing per Druck der zweiten Taste. Mit dem XDP-100R DAP von Pioneer klappt das in Sekundenschnelle und beim nächsten Einschalten koppelt sich das Ganze automatisch.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Wippe

Statt Tasten spendieren die Berliner ihrem Flaggschiff zudem eine intuitive Bedienbarkeit via berührungsempfindlicher Oberfläche an der rechten Ohrmuschel. So kann der DAP unterwegs verstaut bleiben und ich habe die Hände frei. Fahre ich mit dem Finger nach oben, erhöht sich die Lautstärke – und umgekehrt. Ein Skippen der Tracks erfolgt via seitlicher Bewegung, pausiert wird mit einem Doppel-Tap. Das macht Laune und fühlt sich irgendwie „progressiv“ an.

Klangeindruck und Vergleiche

Wer in Sachen Noise Cancelling nicht unbedingt die Stille eines Schweigeklosters erwartet, sollte von der soliden Leistung des Teufel-Hörers nicht enttäuscht werden. Der Berliner macht seinen Job ziemlich gut und wirkt sogar etwas souveräner als der erwähnte Beats: Man erlebt mit ihm weniger Rauschen, weniger Druckgefühl sowie eine Geräuschisolierung, die sich nicht übertrieben kapselnd anfühlt, sondern eher unauffällig ihrer Arbeit nach geht. Im Tieffrequenzbereich filtert das ANC gut, Frequenzen im Stimmbereich werden dagegen nur bedingt unterdrückt. Was aber in Ordnung geht, da NC immer ein Kompromiss sein wird.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Beats 1

MC Fioti Bum Bum Tam Tam CoverPer Kabel an den Pioneer-DAP angeleint, erfahren die Trommelfelle, dass die niederohmige Auslegung (16 Ohm) in Verbindung mit einer hohen Empfindlichkeit für mehr als nur ordentliche Pegel gut sind. Der Gute-Laune-Track „Bum Bum Tam Tam“ des brasilianischen Impresarios MC Fioti (auf Amazon anhören) offenbart den temperamentvollen Spielwitz des Berliners. Sapperlot, höre ich mich ausrufen, der ist ja alles andere als stocksteif und geht die füllig-warme Bassabstimmung des Beats ordentlich mit. Dabei zeigt sich der Amerikaner im Bass zwar etwas konturierter und strukturell fester, doch dafür wirken die synthetischen Basssalven über den Berliner etwas lockerer und leichtfüßiger.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Frontansicht komplett

Mit einem tendenziell in Richtung wärmere Gefilde ausbalancierten Mittelhochtonbereich warten beide auf. Und beide genehmigen sich bei den Klangfarben eine sonore Unterfütterung, was durchaus angenehm ist. Auflösung und dynamischer Antritt unterscheiden sich indes: Etwas schärfer fokussiert, vordergründiger und involvierender wirkt der Beats, während der Teufel mehr Wert auf die Abbildungsqualität sowie Räumlichkeit legt und die Schallereignisse natürlicher ausklingen lässt. Was sich auch daraus ergibt, dass der Teufel in Sachen Fein- und Grobdynamik ausdifferenzierter und ausgeglichener spielt – sowie obenrum einen Tick luftiger und offener.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Ultrasone 1

Ein deutlich kostspieligerer Ultrasone Performance 880 (379 Euro) in Verbindung mit dem aptX-unterstützenden Bluetooth-Modul Sirius (139 Euro) verzichtet zwar auf das ANC, liefert aber ein heller timbriertes, insgesamt straffer und präziser eingefasstes Klangbild. Hier gibt’s mehr Tiefe, mehr Klangfülle – zu deutlichen Mehrkosten. Da ist es im Grunde ziemlich beachtlich, wie sich der Teufel aus der Affäre zieht.

Die im Vergleich zum Beats ausgewogenere, langzeittauglichere Spielweise des Teufel-Kopfhörers führe ich nicht zuletzt auch auf den „entspannteren Bühnenaufbau“ zurück. Der Berliner ermöglicht ein größeres Maß an Abstand zwischen den Tonereignissen und deshalb auch mehr Raumgefühl.

Erfreulicherweise bleibt die ausgewogene Spielweise im Bluetooth-Betrieb erhalten, und das, obwohl Teufel hier lediglich den SBC-Codec verwendet, bei dem die Wiedergabequalität sonst üblicherweise diffuser wird und an Transparenz und Temperament einbüßt. Doch das passiert mit dem Teufel eben nicht – er zeigt damit, dass ein gut durchdachter Bluetooth-Kopfhörer auch ohne aptX auskommen kann. Mit zugeschalteten NC wirkt das Klangbild eine Spur enger als ohne, aber auch nicht in einem Maße, das groß negativ auffiele.

Testfazit: Teufel Real Blue NC

Mit dem Teufel Real Blue NC liefern die Berliner einen toughen und robusten Alltagsbegleiter. Man muss ihn nicht mit Handschuhen anfassen, denn er verzeiht die eine oder andere Ruppigkeit. Klanglich verwöhnt er mit seidigen Höhen, recht ausgewogenen, leicht wärmer temperierten Mitten und solider, etwas betonter Bassdarbietung. Seine Klangsignatur lässt sich als unaufgeregt, aber ehrlich und für einen geschlossenen Kopfhörer erstaunlich offen statt kompakt und direkt bezeichnen.

Teufel Kopfhörer Real Blue NC Bottom

Für den einen oder anderen dürfte die fehlende aptX-Unterstützung ein Wermutstropfen sein, doch das macht der Berliner mit seiner entspannten und wohlsortierten Klangperformance wieder wett. Das zuschaltbare Noise Cancelling gelingt dem Teufel im unteren Frequenzbereich gut, in den mittleren und höheren Lagen naturgemäß nur bedingt. So läuft man dann allerdings auch nicht Gefahr, gänzlich abgeschottet zu sein, selbst wenn man in musikalische Spähren abtaucht.

Der Teufel Real Blue NC ist also all denjenigen zu empfehlen, die unterwegs, aber auch zu Hause auf dem Sofa einen langzeittauglichen wie bezahlbaren Allrounder ohne größere Allüren suchen.

Fakten:

  • Modell: Teufel Real Blue NC
  • Konzept: ohrumschließender, geschlossener Kopfhörer mit Bluetooth und NC
  • Preis: 230 Euro
  • Empfindlichkeit & Impedanz: 93,5 +/- 4 dB @ 1 kHz, 1 mW | 16 Ohm im Passivbetrieb
  • Gewicht: 260 Gramm
  • Ausführungen: schwarz-grau
  • Sonstiges: Bluetooth LE im SBC-Codec, Noise Cancelling, Touch-Steuerung
  • Lieferumfang: Softcase mit Zubehörbeutel, Flugzeugadapter, 3,5-mm-Klinke-Kabel (1,3 m) inklusive
  • Inline-Fernbedienung, 1-m-USB-Ladekabel
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

Lautsprecher Teufel GmbH
Budapester Straße 44 | 10787 Berlin
Telefon: +49(0)30–300930-0
E-Mail: info@teufel.de
Web: www.teufel.de

Billboard
Marantz Model 10

Test: Teufel Real Blue NC | Kopfhörer

  1. 1 In der Ruhe liegt der Klang
  2. 2 Klangeindruck und Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Teufel Real Blue NC

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Plattenspieler: Linn LP12, Pro-Ject Perspective Anniversary

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Mytek Brooklyn DAC+ CD-Player: Sony CDP X-707 ES Musikserver: Innuos ZENMini MK3, Roon Nucleus, Synology DS220+ Streamer: Auralic Aries Femto, Eversolo DMP-A6 ME, Eversolo DMP A8, Wattson Audio Emerson Digital und Analog Sonstiges: Mutec REF10 SE120 und MC-3+USB, Innuos PhoenixNET und PhoenixUSB

Vollverstärker: Cayin MT-34L

Vorstufen: Hochpegel: Sony TA-E 80 ES Phonoverstärker: Mytek Brooklyn DAC+

Endstufen: 2 x Sony TA-N 80 ES (Bi-Amping)

Lautsprecher: Kii Three, KEF LS 50 Meta

Kopfhörer: Beyerdynamic DT 1990 PRO, Beyerdynamic T1 (3rd. Gen.), HiFiMAN Deva PRO

Kopfhörerverstärker: Chord Hugo 2, Mytek Brooklyn DAC+

Mobiles HiFi: Astell&Kern AK 380, Chord Mojo

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