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Klar, konzeptionelle Gemeinsamkeiten zwischen den durchaus recht heterogen ausfallenden Geschwistern der Aurum-Familie – zum Vergleich: die 88 Kilogramm schwere Titan schießt 130 Zentimeter in die Höhe – sind bereits auf den ersten Blick erkennbar:
Alle sieben Stereo-Lautsprecher der Reihe verfügen hochtönerseitig nunmehr über – wenn natürlich auch nicht durchweg identische – Magnetostaten. Sie erinnern sich vielleicht noch: Bei der Ende 2008 getesteten Aurum 770 werden die oberen Lagen von einem RiCom-Hochtöner besorgt, bei der vor gut zweieinhalb Jahren besprochenen Rondo (welche allerdings nicht aus der Aurum-Serie stammt, sich aber in einer ähnlichen Preisklasse wie die Megan befindet) werkelt oben herum ein Bändchen-Treiber, also ein durchaus naher Verwandter des Magnetostaten-Konzepts.
Obwohl sich beide Konzepte ähneln (auch akustisch: Minimierung von Partialschwingungen aufgrund des ganzflächigen Antriebs, überlegenes Impulsverhalten, beste Feindynamik und Auflösung werden häufig ins Feld geführt), sind die Unterschiede zwischen Bändchen und Magnetostaten eigentlich schon von außen zu erkennen: Magnetostaten weisen auf der Membran aufgebrachte Leiterbahnen auf (siehe dazu auch das fairaudio Lexikon).
Links die Bändchenmembran der Rondo, rechts die von acht Neodymmagnetstäben angetriebene Membran der Quadral Megan VIII
Die Magnetostaten tragen also, wenn man so will, ihre Schwingspule direkt auf der Membran, während die gänzlich schwingspulenfreien Bändchen-Membranen unmittelbar und somit fast widerstandsfrei vom Strom durchflossen werden. Das Vorhandensein dieser Quasi-Schwingspule sorgt schließlich auch dafür, dass sich Magnetostaten von Haus aus weniger impedanzkritisch geben und grundsätzlich ohne Übertrager oder ähnlichem auskommen. Zudem ist deren mechanische Resistenz gegenüber äußeren Einwirkungen höher: Versuchen Sie niemals – es sein denn, Sie wollen unbedingt einmal Ihre destruktive Ader ausleben – Staub oder Ablagerungen von einem in der Regel nur wenige Milligramm wiegenden Bändchen zu pusten.
Aber um Missverständnissen vorzubeugen: Pusten Sie am besten auch nicht an der kleinen Megan rum – deren Membran mag etwas robuster sein, geht aber mit ihren 0,06 Gramm ebenso als ausgemachtes Fliegengewicht durch (eine „normale“ 25 mm Kalottenmembran wiegt im Schnitt das Fünffache). Bei allem „Leichtsinn“ kommt die Megan’sche Hochtonmembran dennoch auf immerhin 12cm² Fläche – die gemeine 25er-Kalotte erreicht hier nur grob die Hälfte.
Dennoch spielt die Zahl 25 in der Hochton-Abteilung der Megan ebenso eine Rolle, geben 25 mm doch gerade die Breite der – 48 mm hohen – Rechteckmembran vor. Quadral verspricht sich aufgrund dieser Abmessungen eine eben nicht nur auf einen bestimmten Sweetspot fokussierte Hörzone (je größer eine Membran ist, desto stärker bündelt sie, siehe zum physikalischen Grundprinzip Beugung das fairaudio-Lexikon), sondern vielmehr eine hinreichend breite horizontale Abstrahlcharakteristik. Auf vertikaler Ebene ist dagegen mit stärkerer Bündelung zu rechnen, der Hochtöner sollte optimalerweise also etwa in Ohrhöhe spielen – wobei sich durch diesen Charakterzug gleichzeitig auch die Gefahr störender Boden- und Deckenreflektionen minimiert.
Die Quadral Megan weist ein solides, gut zugängliches Bi-Wiring-Terminal auf. Die abgebildeten Kabelbrücken liegen den Boxen bei. Die Bassreflexöffnung ist ebenfalls rückseitig positioniert
Als Tiefmitteltöner hat es bei der Quadral Megan VIII einen 13cm-Konustreiber, bei welchem das Quadral-spezifische, bereits seit gut zehn Jahren im Einsatz befindliche ALTIMA (ein Kompositum aus Aluminium, Titan und Magnesium) als Membranmaterial dient und von dem sich die Hannoveraner einen idealen Kompromiss aus Steifigkeit und innerer Dämpfung versprechen. Im Inneren des Treibers setzt man – wie beim Magnetostaten – auf einen Ferritantrieb, der, so Quadral Enzwickler Thomas Mengert, „im Tiefton eine bessere Kühlung gewährleisten kann als Neodymmagnetsysteme“.
Die Trennfrequenz liegt mit 3 kHz im üblichen Bereich, wobei die Flankensteilheit des Hochtöners innerhalb des zirka anderthalb Oktaven umfassenden Übernahmebereichs bei recht niedrigen 8 dB/Oktave, die des Tieftöners bei 10 dB/Oktave liegt. Außerhalb des Übernahmebereiches wird der Magnetostat dann aber – und dies ist typisch, da solche Hochtonkonzepte auf unterhalb ihres optimalen Arbeitsbereiches liegende Frequenzbereiche sehr allergisch reagieren können – mit zirka 24 dB/Oktave sehr steil gefiltert.
Die Ansicht, dass steilflankige Filtersysteme in Sachen Phasenlinearität/Zeitrichtigkeit generell unter Generalverdacht zu stellen sind, wird ja nicht gerade selten vertreten, aber wohl ebenso häufig vehement abgelehnt.
Statt eines akademischen Für-und-Widers (vgl. hierzu auch das fairaudio Lexikon: Frequenzweiche) sei hierzu – bevor wir uns dann mit der Quadral Megan unmittelbar ins Hörzimmer begeben – abschließend einfach mal die Sicht Thomas Mengerts wiedergegeben: „Eine konstante Phasenlage ist weniger eine Frage der Filtersteilheit, sondern eine der Filterauslegung. In dem Frequenzbereich, in dem wir Menschen eine Phasenverschiebung hören können (zirka 100 bis 2.000 Hz), haben gerade Zweiwegkonstruktionen den gewaltigen Vorteil vollkommen bruchlos zu agieren, da sie ja in diesem Bereich gar keinen Übergang zwischen zwei Chassis haben. Bei Frequenzen unter 100 Hz und über 2.000 Hz hören wir übrigens nur noch Pegelunterschiede, sind für die Phasenlage aber blind, da die Wellenlängen dann zu lang oder zu kurz sind, um vom Gehirn noch phasentechnisch verwertet werden zu können.“
Eine etwas andere Sichtweise zu dem Thema, die insbesondere auch die separat geführte Betrachtung von Phasenlage und Pegel kritisiert, finden Sie zum Beispiel im Test der Myro Whisky aus 09/2009.
Test: Quadral Aurum Megan VIII | Kompaktlautsprecher