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März 2009 / Ralph Werner
Alle paar Monate einen neuen Plattenspieler auf den Markt zu bringen, das kann man der Firma Scheu Analog nun nicht vorwerfen. Obwohl schon seit über 20 Jahren analog aktiv, finden sich lediglich vier Laufwerke im Programm dieses Herstellers – man scheint sich eher der Verfeinerung bestehender Produkte verschrieben zu haben als einer schnelllebigen Modellpolitik zu folgen.
Als „Schlachtross“ darf wohl der „Premier“ gelten, der bekannteste und meistverkaufte Dreher des Solinger Phonospezialisten. Über ihm in der Produkthierarchie steht „Das Laufwerk“, ein veritabler Brocken, der in zwei Varianten angeboten wird. Dann gibt‘s noch den – optional sehr bunten – Diamond und die Einstiegsofferte von Scheu Analog: den Cello. Und genau der steht seit einiger Zeit bei mir und will getestet werden.
Der farbenfrohe Scheu Diamond …
… und die Einstiegsofferte des Herstellers: Der Cello
Der Scheu Cello ist ein einfacher Brettspieler – und „einfach“ muss ja keinesfalls etwas Negatives sein, im Gegenteil: Optisch ist das sowieso meist ein Gewinn, und technisch kann es das Gleiche bedeuten. Das „Brett“ besteht in diesem Fall aus einer 15 mm starken Acrylscheibe mit den Maßen 425 x 330 mm (BxT). Das als „akustisch tot“ geltende Acryl, welches auch gerne von anderen Herstellern verwendet wird, findet sich zudem beim Plattenteller (30 mm Stärke) wieder – wie überhaupt alle Teller und Zargen der Scheu Laufwerke aus diesem Material gefertigt werden. Es scheint sich hierbei um eine kleine Haus-Philosophie zu handeln, schauen Sie sich einmal diesen – „Cantus“ genannten – Tonarm an:
Aber zurück zur Cello-Zarge. Sie steht auf drei Füßen, um genau zu sein: auf zwei kleinen Gummipuffern vorn und einem höhenverstellbaren (Metall-)Spike hinten. Da die Justage des Players also nur in Richtung „vorn und hinten“ möglich ist, sollte insbesondere die „rechts-links-Ausrichtung“ der Stellfläche recht penibel erfolgen, es sei denn, Sie wollen mit Bierdeckeln o.ä. an den seitlichen Füßen hantieren, was aber ein arger Stilbruch wäre …
Der linke Fuß stellt gleichzeitig die Motordose dar. Um Vibrationen dieser von der Zarge fernzuhalten, wird sie über zwei dämpfende Gummiringe entkoppelnd mit der Trägerplatte verbunden – zudem sei die Acrylzarge als solche schon resonanzunanfällig, so Frau Scheu. (Der rechte Fuß weist natürlich die gleiche Lagerung auf.) Den Antrieb selbst hat der Cello von seinem größeren Laufwerksbruder, dem Premier, geerbt. Es handelt sich um einen kollektorlosen Gleichstrommotor, der über eine PLL-Regelung gesteuert wird. Scheu Analog misst diesem Motor einen wesentlichen Anteil an der klanglichen Performance bei – und hat ihn bis vor zwei Jahren auch noch solo an Do-It-Yourself-Kunden verkauft.
Liegt der Kippschalter auf der linken Seite, so dreht sich der Teller mit 33 1/3 U/min, rechts entsprechend dann mit 45 U/min – die beiden (sympathischerweise unfummeligen) Drehknöpfe an den Seiten erlauben die Feinjustage der Geschwindigkeit, die am besten mit der (beiliegenden) Stroboscheibe kontrolliert wird.
Test: Scheu Analog Cello | Plattenspieler