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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Gegen den Strom
  2. 2 Klangeindrücke und -vergleiche
  3. 3 Testfazit: Heco Direkt 800 BT

Mit seiner Lautsprecher-Serie „Direkt“ schwimmt der Traditionshersteller Heco allein schon optisch gegen den Strom. Im Grunde war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand in der Entwicklungsabteilung auf die Idee kam, die Direkt-Gene auf ein kompaktes, aber dennoch vielseitiges One-Box-System zu skalieren. Die spannende Frage kann da nur lauten, ob auch beim Kleinformat einer Heco Direkt 800 BT (Web: https://www.heco-audio.de, Preis: 599 Euro) die spezielle Faszination der Direkt-Familie erhalten bleibt.

Familienbande

Die Direkt-Lautsprecherserie bietet auch Jahre nach ihrer Premiere noch immer jede Menge Gesprächsstoff. Während manche sie aufgrund ihres unkonventionellen Designs und ihrer klanglichen Signatur als Gegenpol zum allgemeinen Boxen-Mainstream betrachten, können sich andere mit ihr gar nicht anfreunden. Das macht aber nichts, denn bekanntlich sind Geschmäcker ja verschieden.

Meine erste Begegnung mit der Heco Direkt lief in etwa so ab – zunächst baffes Erstaunen, dann eine Stimme in meinem Kopf: „Darf man so einen Zwei-Wege-Lautsprecher bauen? Hüfthoch, kaum in die Tiefe gehend und eher breit als lang? Und dann noch dieser breite, farblich hervorgehobene Streifen in der Mitte, den man sonst an Rennwagen sieht. Puh … ja, hmm … leider geil!“

Die Heco Direkt 800 BT ist in Schwarz und Weiß zu haben

Die Heco Direkt 800 BT ist in Schwarz und in Weiß zu haben

Der gleiche perplexe Reflex dann auch ein Jahr später, diesmal anlässlich eines Drei-Wege-Konzepts, der gewaltigen Heco Direkt Dreiklang. Ihr dürfte in Sachen stupender, nein brachialer Dynamik in dieser Preisklasse so leicht wohl kaum ein Konkurrent das Leben schwer machen. Und danach, als ob sich die Entwickler frei austoben durften, die Vorstellung der Direkt Einklang. Ein Breitbänder, der wunderbar impulsschnell aufspielt und dessen plastische Darstellung eines Schlagzeugs mich noch heute manches Mal heimlich verfolgt. Was also kommt als nächstes, dachte ich mir, und vermutlich war der Gedanke noch nicht richtig verhallt, als in Pulheim bereits die Entwicklung eines kompakten One-Box-Systems, der Heco Direkt 800 BT, im Gange war.

Minirocker?

Die als Derivat der größeren Heco-Direkt-Boxen zu verstehende und mit klassischen Heco-Komponenten sowie entsprechendem Know-how ausgestattete, mit zwei Wegen und Kanälen daherkommende Direkt 800 BT macht keinen Hehl daraus, dass sie ein Rocker im Kleinformat sein will. Ja, die Heco ist aus speziellem Holz geschnitzt. Wörtlich genommen aber nicht, denn bei ihr kommt MDF zum Einsatz, das, wie bei den großen Direkt-Modellen, nach den gleichen Kriterien in adäquater Stärke zusammengeleimt, geschliffen, grundiert und anschließend mit dem für die Modellserie charakteristischen Mattlack lackiert wird. Die Verarbeitung ist hochwertig und gibt keinerlei Grund zur Klage. Optisch sorgen die glänzenden Alu-Abdeckringe der Chassis und die quaderförmige Formgebung eher für einen robusten als distinguierten Look.

Die Bassreflexöffnungen befinden sich auf der Unterseite

Die Bassreflexöffnungen befinden sich auf der Unterseite der Box

Viel Aufwand findet sich auch im Innern der Heco Direkt 800 BT, die tatsächlich streng in eine linke und rechte Hälfte unterteilt wurde und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen will: Zum einen wird dadurch das Gehäuse zusätzlich versteift, um klangschädliche Resonanzen weitestgehend zu minimieren, zum anderen spielen die Treiber jeweils auf ein eigenes Volumen und beeinflussen sich deshalb nicht gegenseitig. Und sapperlot: Sogar die Elektronik residiert in einer eigenen Kammer, damit störende Wechselwirkungen vermieden werden.

Auch die beiden nach unten strahlenden Bassreflexrohre arbeiten kanalgetrennt und greifen den unteren Oktaven unter die Arme. Dafür sorgt auch der exakt definierte Abstand zum Boden, welcher, wie auch die Neigung der Box in eine leichte Rücklage, durch die aus Alu-Druckguss gefertigten Füße realisiert wird. Sieht nicht nur gut aus, sondern hat auch klanglich seinen Sinn: Es soll den akustischen Einfluss aufstellungsbedingter Reflexionen vom Regal oder Sideboard optimieren.

Der hintere Gerätefuß ist flacher, sodass der Bluetooth-Lautsprecher leicht nach hinten abgekippt steht

Der hintere Standfuß ist flacher ausgeführt, damit der Bluetooth-Lautsprecher eine leichte Neigung nach hinten bekommt

Im Gegensatz zu seinen großen Schwestermodellen, die allesamt passiv unterwegs sind, bringt die als kompaktes One-Box-System konzipierte Heco Direkt 800 BT ihre eigene Class-D-Verstärkung mit. Geboten werden 2 x 45 Watt pro Kanal, theoretisch ließe sich sogar noch mehr herauskitzeln, aber das sei gar nicht notwendig, so Heco. Dass der Verstärker nicht ständig am Limit gefahren wird, sehen die Entwickler als Vorteil an.

Statt für eine volldigitale DSP-Lösung entschied man sich für einen anderen Ansatz und lässt nach dem Verstärkermodul eine eigens abgestimmte, passive Frequenzweiche zum Zuge kommen. Die analoge Filterung fällt moderat aus, um Leistungsverluste und Phasendrehungen gering zu halten. Die Ankoppelung der 19 mm messenden Gewebekalotten an die 125-mm-Tiefmitteltöner aus bekannt-bewährtem Kraftpapier erfolgt bei 2700 Hertz.

Kommen wir noch auf die Digitalsektion zu sprechen. Hier werkelt ein hochwertiger D/A-Wandler von Wolfson, der Auflösungen von 24 Bit und 192 kHz unterstützt. Auf dessen Künste wird auch bei Bluetooth-Zuspielung (aptX) zurückgegriffen und so der eigene Wandler des Bluetooth-Moduls außen vor gelassen.

Fernbedienung der Heco Direkt 800 BT

Die Fernbedienung der Heco Direkt 800 BT

Insgesamt stehen fünf Eingänge zur Verfügung, die sich auch per Fernbedienung wählen lassen: S/PDIF optisch und elektrisch, zwei analoge Inputs sowie besagter Bluetooth-Eingang. Zudem gibt es einen Sub-Out. Mittels eines kleinen Schalters lässt sich das Cinch-Doppel übrigens vom Hochpegel- zum MM-Phono-Input verwandeln. Nice! Gibt es Kritik? Ja, durchaus – warum ein praktischer 5-Volt-USB-Versorgungsanschluss eingespart wurde, ist mir tatsächlich ein Rätsel.

Klangeindrücke und -vergleiche

Zu Beginn der Hörsession öffne ich einen 2012er-Riesling aus dem Collegium Wirtemberg, aber dabei bleibe ich nicht allzu lange, denn nachdem die Heco bei den rhythmisch treibenden Riffs von Portugal. The Man direkt zur Sache kommt, greife ich doch lieber zu einem Allgäuer Büble Bier. Wow, die kleine Kiste kann richtig in den Berserker-Modus übergehen und lässt dabei mein zum Vergleich herangezogenes Raumfeld-One-M-System recht Biedermeier-mäßig wirken!

Die Hochton-Gewebekalotte der Heco

Für den Hochton setzt man bei Heco Gewebekalotten ein

Simone White - Silver SilverDas liegt sicherlich auch am Tiefton der Heco, der nie übermutig oder gar bräsig wirkt. Zwar wird hier mit einer dezenten Anhebung im Oberbassbereich der fehlende Tiefgang „wegbespaßt“, das Ganze hat also einen ordentlichen Impact, aber gleichwohl, und das ist interessant und so nicht unbedingt zu erwarten, gibt sich der Bassbereich detailfreudig und besitzt eine straffe Intensität. So etwa bei Simone White mit „Flowers in May“ aus dem Album Silver Silver (auf Amazon anhören). Wo sonst bei solcherlei Systemen meist Wucht und Druck dominieren und dann Details überdecken, wird hier der Charakter der angeschlagenen Trommel deutlich und authentisch dargeboten. Ja, eine gleichteure Denon Heos 7 ist bei diesem Stück tatsächlich tiefer, fülliger und auch konturierter hinabgestiegen – die Heco Direkt 800 BT legt dagegen den Fokus auf einen detailfreudigen, vergleichsweise schlanker gehaltenen, aber um so agileren Tiefton und wirkt dadurch wie ein belebender Espresso.

Tori Amos - To Venus And BackDer Übergang in den Grundton erfolgt bruchlos, schön zu hören beim Wechsel auf Tori Amos „Juarez“ aus dem Album To Venus And Back (auf Amazon anhören). Die Stimme spielt durchaus körperhaft auf und läuft nie Gefahr, zu fragil oder gar auf Kleinformat zusammengeschrumpft zu wirken. Trotzdem – wenn Sie mich nach der Ausrichtung der Kolorierung des Mittenbandes fragen, würde ich eher dazu tendieren, der Heco eine etwas hellere, nüchterne Sachlichkeit statt überbordender Farbigkeit oder gar Sattheit zu attestieren. Was ihr durchaus auch zum Vorteil gereichen kann, denn beim Wechsel auf ein per aptX-Bluetooth zur Box gefunktes Hörspiel vom Deutschlandfunk, beeindruckt die Heco Direkt 800 BT mit sehr klarer Stimmverständlichkeit. Hier muss man sich nicht anstrengen, um auch feine Details, einen kleinen Seufzer hier oder eine Veränderung der Phrasierung dort, herauszuhören. Überhaupt tönt es per Bluetooth durchaus homogen und ausgewogen, ohne abgesoftet zu wirken. Pegelmäßig kann man die Heco übrigens kaum in die Knie zwingen, wenngleich bei sehr hohen Lautstärken und harten Impulsen die Gutmütigkeit im Hochton ein wenig nachlässt. Härte oder Schärfe würde ich der zur leicht helleren Seite hin abgestimmten Hochtoncharakteristik hierbei jedoch nicht attestieren wollen.

Bill Charlap Trio - Notes From New York_Aber viel mehr interessiert mich, wie sich Auflösung und Impulsverhalten bei der Direkt 800 BT gerieren. Also bemühe ich den Streamer Bluesound Node 2, der die auf dem NAS abgelegten HiRes-Inhalte zuspielt. Gut zu hören: Das vom Bill Charlap Trio beigesteuerte Stück „Little Rascal On A Rock“ vom Album Notes In New York (auf Amazon anhören) hat durchaus Biss und Durchzugskraft, die ich hier zwar erhofft, aber nicht unbedingt erwartet habe. Ja, man hört das Klavier mit knarziger Impulsivität spielen. Wattig-warm und dumpf können andere. Hier zeigt sich die gute Balance aus Auflösungsvermögen und Spaß an zünftiger Attack, sodass ich zwar nicht die ätherische Leichtigkeit und Transparenz eines Dynaudio-Music-7-Systems (circa 1.000 Euro) vorfinde, das Ganze aber an die Klarheit eines Denon Heos 7 erinnert, was durchaus als Lob durchgehen darf.

die Tief-/Mitteltönermembran der Direkt 800 BT ist aus Kraftpapier gefertigt - das hat Tradition bei Heco

Die Membran des Tief-/Mitteltöners wird aus Kraftpapier gefertigt – das hat Tradition bei Heco

Erwartungsgemäß fällt das räumliche Darstellungsvermögen und insbesondere die Tiefenstaffelung ein wenig flach aus, sodass die Dimensionen des Aufnahmestudios hier nicht wie bei einem echten Boxen-Stereopaar ausgeleuchtet werden. Das ist nicht weiter tragisch, denn wir reden hier ja nun mal über ein One-Box-System, und da sind solche Kunststücke kaum zu erwarten. Dafür entschädigt die Heco Direkt 800 BT mit ihrer vorwärtsgewandten Spielweise und einer – wie könnte es anders sein – stupenden Dynamik und Pegelfestigkeit. Denn was dieses One-Box-System sowohl an dynamischer Facettierung bei klassischer Musik, wenn ein eruptiver Dynamik- und Tempowechsel ansteht, als auch bei fetzigeren Genres, wenn etwa die brasilianische Band Gojira abgerufen wird, ohne mit der Wimper zu zucken vom Stapel lässt, ist absolut bemerkenswert und untypisch für ein solches System dieser Preisklasse.

Testfazit: Heco Direkt 800 BT

Mit dem Direkt-800-BT-System bringt Heco ordentlich Stimmung in die gute Stube. Die Anschlussvielfalt und Verarbeitungsqualität sind insgesamt auf hohem Niveau und gleiches gilt für den temporeichen und mehr auf Klarheit und direkte Ansprache denn „wohlige Wärme“ ausgerichteten Sound.

Heco Direkt 800 BT mit Abdeckung

Heco Direkt 800 BT mit Abdeckung

Wenn man ihr eine Besonderheit ans Revers heften möchte, dann die fast schon überbordend-zackige Spielfreude, die sich wie ein funky Beat in Dauerschleife anfühlt. Mit dieser dynamischen, vorwärts stürmenden und anspringenden Gangart geht sie zwar nicht als „Everybody’s Darling“ durch, wird sich aber ohne Zweifel viele Freunde machen.

Fakten:

  • Produkt: Heco Direkt 800 BT
  • Konzept: Bluetoothfähiger One-Box-Lautsprecher
  • Preis: 599 Euro
  • Eingänge: 2 x S/PDIF (optisch und elektrisch), Bluetooth aptX, schaltbarer MM-Phono-/Hochpegel-Eingang (Cinch), Mini-Klinke (Aux/Hochpegel)
  • Ausgänge: Sub-Out
  • Maße & Gewicht: 480 x 320 x 228 mm (BxHxT); 8,6 kg
  • Farbe: Schwarz und Weiß (seidenmatt)
  • Sonstiges: Fernbedienung
  • Garantie: 2 Jahre

Hersteller & Vertrieb:

Magnat Audio-Produkte GmbH
Lise-Meitner-Straße 9 | 50259 Pulheim
Telefon: +49(0)2234-807 0
E-Mail: info@voxxintl.de
Web: https://www.heco-audio.de/

Billboard
IOTAVX SA40

Test: Heco Direkt 800 BT | Bluetooth-Lautsprecher

  1. 1 Gegen den Strom
  2. 2 Klangeindrücke und -vergleiche
  3. 3 Testfazit: Heco Direkt 800 BT

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Plattenspieler: Linn LP12, Pro-Ject Perspective Anniversary

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Mytek Brooklyn DAC+ CD-Player: Sony CDP X-707 ES Musikserver: Innuos ZENMini MK3, Roon Nucleus, Synology DS220+ Streamer: Auralic Aries Femto, Eversolo DMP-A6 ME, Eversolo DMP A8, Wattson Audio Emerson Digital und Analog Sonstiges: Mutec REF10 SE120 und MC-3+USB, Innuos PhoenixNET und PhoenixUSB

Vollverstärker: Cayin MT-34L

Vorstufen: Hochpegel: Sony TA-E 80 ES Phonoverstärker: Mytek Brooklyn DAC+

Endstufen: 2 x Sony TA-N 80 ES (Bi-Amping)

Lautsprecher: Kii Three, KEF LS 50 Meta

Kopfhörer: Beyerdynamic DT 1990 PRO, Beyerdynamic T1 (3rd. Gen.), HiFiMAN Deva PRO

Kopfhörerverstärker: Chord Hugo 2, Mytek Brooklyn DAC+

Mobiles HiFi: Astell&Kern AK 380, Chord Mojo

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