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Fritz Schwertfeger / April 2017
Mit dem Siegeszug der Smartphones gewann auch eine weitere Bewegung an Fahrt, nämlich die der drahtlosen Soundsysteme, die multiroomfähig jeden Winkel im trauten Heim mit gleicher oder unterschiedlicher Musik versorgen. Die Erfolgsformel für alle Systeme ist dabei stets ähnlich: Handlich kompakte bis etwas größere Lautsprecher, die dank ihrer eingebauten, wirkungsstarken Class-D-Verstärker energieeffizient und kraftvoll zugleich aufspielen. Dabei platzsparend aufgestellt werden können und mit schickem Design glänzen.
Der hohe Bedienkomfort wird durch Apps realisiert, die nicht nur die Konfiguration und Anbindung der Systeme mit dem heimischen Netzwerk sicherstellen, sondern auch per Fingertipp den Zugriff auf ein schier unerschöpfliches Musikreservoir zulassen. Dabei können die Lautsprecher Musik entweder via Netzwerk, USB (Stick/Festplatte) oder Bluetooth zu Gehör bringen.
Das alles erkannte auch Denon frühzeitig und brachte bereits vor einigen Jahren mit dem HEOS-System (www.denon.de) die erste Generation seiner kompakten Multiroom-Familie auf den Markt. Nach und nach ergänzten weitere Modelle das Line-Up, das mittlerweile deutlich angewachsen ist und seit Mai 2016 in zweiter Generation (auch zu erkennen am Namenskürzel HS2) technisch aufgewertet mit zahlreichen neuen Funktionen von sich reden macht. Dazu gehören Hi-Res-Wiedergabe mit bis zu 192 kHz/24 Bit beziehungsweise DSD 5.6 MHz und unkomplizierte Bluetooth-Konnektivität in Verbindung mit dem aptX-Standard in CD-Qualität.
Darüber hinaus sind abertausende Internetradiosender oder Millionen von Songs der immer beliebter werdenden Streamingdienste wie TIDAL und Deezer, die ihre Inhalte auch in verlustfreier CD-Qualität bereitstellen, oder den verlustbehafteten Diensten wie Spotify oder Apple Music verfügbar. Musik von externen USB-Festplatten oder USB-Sticks ist genauso möglich wie der Zugriff aufs Smartphone und etwaig installierter Musik-Apps wie Juke, Soundcloud oder Napster. Und auch auf PC/Mac oder NAS abgelegte DSD-Musikfiles lassen sich seit der letztjährig im September freigegebenen Firmware (1.373.100) nunmehr über die HEOS-Soundfamilie (mit Ausnahme des HEOS HomeCinema) bequem und komfortabel abspielen.
In Sachen Funktionalität, Bedienungsfreundlichkeit per App und musikalischer Formatvielfalt geben sich die meisten renommierten Hersteller kaum Blößen und ähneln sich in vielen Punkten wie Zwillingsschwestern. Hauptsächlich beim Stichwort „physische Bedienbarkeit durch Tasten“ oder die Beilage von Fernbedienungen betreffend ergeben sich Unterschiede. HEOS belässt es wie Sonos hauptsächlich bei der App-Bedienung mit zusätzlichen Tasten für das Nötigste, während Raumfeld je nach Modell mit zusätzlichen Direktwahltasten aufwartet, dabei aber ebenfalls auf eine dedizierte Fernbedienung verzichtet. Bose gibt dagegen jedem Lautsprecher eine Fernbedienung und frei belegbare Bedientasten mit auf den Weg – eine App ist natürlich ebenfalls verfügbar. Sollte HEOS die Integration von weiteren intelligenten Bedienungssystemen in Erwägung ziehen, ergäben sich auch ohne App durchaus unkomplizierte wie komfortable Steuerungsmöglichkeiten: Dritthersteller wie Senic lassen mit dem smarten Kontroller Nuimo bereits jetzt bei Sonos und Raumfeld die Bedienung mit Dreh- und Wischgesten zum Vergnügen werden.
Die für die Steuerung und Einrichtung erforderliche und für iOS- und Android-Geräte kostenlos erhältliche „HEOS by Denon App“ erweist sich mit ihren drei anwählbaren Ebenen als übersichtlich gestaltet, gibt sich intuitiv in der Bedienung bei gleichzeitig tadellosem Informationsgehalt und Komfort. Schade ist nur, dass sich Bit-Tiefe und Samplingrate nicht aufzeigen lassen, das sollte bei einem System, das sich Hi-Res-Wiedergabe auf die Fahnen geschrieben hat, eigentlich selbstverständlich sein.
Mit Hi-Res-Dateien können übrigens nicht alle Lösungen etwas anfangen: Bei HEOS wie gesagt löblicherweise auf der Habenseite, muss man bei Sonos und Bose auf dieses Feature verzichten.
HEOS by Denon – die Großfamilie
Als klangliches Ausnahmetalent innerhalb der HEOS-HS2-Systemfamilie kristallisiert sich für mich der HEOS 7 heraus, weshalb insbesondere dieser im Folgenden besprochen werden soll. Doch zur besseren Übersicht – schließlich heiratet man sich mit einem Gerät im Grunde in die ganze Systemfamilie ein – vorab noch ein schneller Ritt durch die HEOS-Welt:
Ob großes Haus, kleine Wohnung, das Wohnzimmer, die Küche, Balkon oder Terrasse – unterschiedliche Einsatzzwecke bedingen verschiedene Lautsprecher. Die HEOS-Familie erstreckt sich vom kompakten HEOS 1 HS2, der sich mit dem ausdauernden (bis zu sechs Stunden) und wiederaufladbaren GoPack spritzwassergeschützt überall hin mitnehmen lässt, über seine ebenfalls per App zum Stereo-Set konfigurierbaren größeren Brüder HEOS 3 HS2, weiter über den HEOS 5 HS2 bis hin zum hier getesteten, vergleichsweise wuchtigen (203 x 479 x 164 mm, HxBxT) HEOS 7 HS2. Erweiterbarkeit je nach Bedarf und zielgenaue Anpassbarkeit an die jeweilige Wohnsituation lauten die Stichwörter. Die Möglichkeit, alle einzelnen One-Box-Systeme zu vollwertigen Stereo-Setups zu konfigurieren, spielt aus klanglichen Erwägungen eine gewichtige Rolle, sind sie der monauralen Grundbasis in Sachen Räumlichkeit und Tiefe in der Abbildung stets überlegen.
Auch Cineasten kommen mit dem separat agierenden, dennoch in das Multiroom-System vollwertig integrierbaren „HEOS HomeCinema-System“ nicht zu kurz. Dieses läuft mit Hörspielen, Radiosendungen und Musik aus dem Netzwerk genauso wie die anderen Lautsprecher, nur bei Hi-Res-Inhalten muss es passen. Das aus filigraner Soundbar und kompakt bauendem, drahtlosem Subwoofer bestehende Set pimpt so nicht nur den dünnen TV-Sound auf, sondern schaltet auch bei Filmen von Blu-ray oder via Apps wie Netflix & Co den akustischen Nachbrenner zu.
Des Weiteren bietet HEOS by Denon mit HEOS Link HS2 einen Pre-Amp beziehungsweise Netzwerkplayer an, der die Streaming-Funktionalität der HEOS-Systeme auf „fremde“ aktive Lautsprecher oder einen bereits vorhandenen Vollverstärker überträgt und so zur Schnittstelle zwischen einer älteren Anlage und der modernen Streamingwelt wird. Mit dem HEOS Amp HS2 indes, der nicht nur die Streaming-Intelligenz, sondern auch gleich eine eigene Leistungsabteilung mitbringt, lässt sich darüber hinaus die alte Verstärkerelektronik entrümpeln, wenn liebgewordene oder auch hochwertige passive Lautsprecher vorhanden und nicht ersetzt werden sollen. Mit dem HEOS Drive schließlich stehen acht Kanäle und vier unterschiedliche Musikzonen für spezielle, meist professionelle Anforderungsprofile bereit.
HEOS by Denon – der Lautsprecher-Patriarch
Das Flaggschiff im Lautsprecher-Sortiment von HEOS by Denon ist wie erwähnt die Nr. 7. Immerhin 4,6 kg auf die Waage bringend, beansprucht der HEOS 7 HS2 eine Stellfläche von knapp 48 x 17 cm, die seine wohlproportionierte Größe imposant auf Sidebord oder Regal zur Schau stellt. Nähert man sich dem HEOS 7 HS2, fällt zunächst sein ungewöhnliches Design ins Auge. Im formschönen, vollständig ummantelten Kunststoffkleid, das auf der Oberseite von gebürstetem Edelstahl eingefasst wird, verbergen sich insgesamt fünf Chassis. Nicht ganz ohne Stolz weist Denon darauf hin, dass es sich bis auf das Subwooferchassis um Eigenentwicklungen handelt. Jeweils zwei Hoch- und Mitteltöner flankieren den die unteren Oktaven bearbeitenden Tieftöner. Als besonderer Clou erweisen sich zwei zusätzliche antriebslose Passivmembranen, die statt eines Bassreflexrohrs zum Einsatz kommen. Zum einen strömungsgeräuschminimiert, bietet diese Lösung gegenüber einer üblichen Bassreflexöffnung zum anderen auch Vorteile bei einer wandnahen Aufstellung. Entsprechend der Treiberanzahl spendiert Denon dem HEOS 7 fünf Class-D-Verstärkerzüge, so dass jedes Chassis „maßgeschneidert“ befeuert wird. Prinzipbedingt wartet Class-D mit Energieeffizienz sowie – ebenfalls ein Pluspunkt in Sachen Aufstellungsflexibilität – geringer Wärmeentwicklung auf.
Kabelgebunden per Ethernet oder mittels WLAN-Anbindung – sowohl im 2,4-GHz- als auch im störunempfindlicheren 5-GHz-Band – findet der Denon HEOS 7 Anschluss ins heimische Netzwerk. Die Einbindung in dieses gestaltete sich nach anfänglichen Schwierigkeiten, bei denen die App nicht sichtbare Netzwerke partout nicht wahrnehmen wollte, dann doch recht schnell zum Kinderspiel. Seit einem App-Update im letzten Jahr (Aug./Sept. 2016) gehört dieses Manko nunmehr der Vergangenheit an. Bei der Einrichtung verwundert zunächst, dass die App (iOS/Android) mit gleich zwei Forderungen an den ungeduldigen Erstnutzer herantritt. So wird einerseits Zugriff auf das Mikrofon und gleichzeitig die Verbindung des Smart-Device mit dem HEOS-Gerät durch ein mitgeliefertes 3,5-mm-Klinkenkabel verlangt. Im Vergleich zu Sonos oder Raumfeld mutet dieses ungewöhnliche Verhalten zunächst seltsam an, aber die Erklärung folgt auf dem Fuß. Zumindest, was die Verwendung des Kabels anbelangt. Dieses übernimmt die für die Einbindung ins heimische Netzwerk erforderliche Datenübertragung der Zugangsdaten. Dass der Zugriff auf das Mikrofon ohne weitere Erklärung bleibt, lässt vielleicht vermuten, dass eine zusätzliche Funktion den Weg in die App noch nicht gefunden hat.
Wie auch immer: Steht die Verbindung, und das passiert trotz allem in der Regel sehr schnell, quittiert das System die erfolgreiche Anbindung in das private Netzwerk mit einem dezenten blauen Leuchtstrahl aus der unterseitig angebrachten LED-Einheit. Sollte das Leuchten als störend empfunden werden, lässt es sich einfach herunterdimmen. Wer Smartphone & App gerade mal nicht zur Hand hat, kann die Lautstärke des HEOS 7 physisch per Wipptaste am Gerät regeln, eine Mute-Taste gibt es zusätzlich.
In Sachen Funktionalität bietet der Denon HEOS 7 HS2 das typische Komfortpaket der HEOS-Familie in der Vollaustattung. Einen Teil der Features erwähnte ich ja bereits eingangs. Während der HEOS 1 HS2 lediglich mit einem AUX-Eingang aufwartet, verfügen die größeren HEOS Modelle 3, 5 & 7 jeweils sowohl über eine USB-A-Schnittstelle als ebenfalls – beispielsweise für einen CD-Player oder gar Phono-Pre – über einen AUX-Eingang. Die rückseitige USB-A-Buchse empfinde ich als besonders praktisch – einfach mit einem USB-Stick bestückt und über die App gesteuert, ist so eine zusätzliche Musikbibliothek (neben NAS, PC und Streamingdiensten) im Handumdrehen verfügbar. Das Schöne daran: Die Inhalte des USB-Sticks lassen sich via App einfach auf andere HEOS Komponenten – etwa in einem anderen Raum befindlich – „rüberziehen“ und können dort wiedergegeben werden.
Als weitere Besonderheit weist der HEOS 7 HS2 auf seiner linken Flanke einen klassischen 3,5-mm-Kopfhörerausgang auf. Der (spontane) Einsatz des Kopfhörerausgangs macht in meinen Augen auch dann Sinn, wenn – aus welchen Gründen auch immer – eine laute Lautsprecherwiedergabe plötzlich nicht mehr möglich ist und man beispielsweise gerade mitten in die samstägliche Live-Schalte der Bundesliga vertieft ist. Ohne größeren Zeitverlust ist eine Fortführung der Inhalte schnell realisiert, flugs den Kopfhörer angebandelt und es kann nahtlos weiter gehen.
Test: Denon HEOS 7 HS2 | Aktivlautsprecher, Kompaktlautsprecher