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Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir dem Netzwerkspieler und D/A-Wandler DS-10 von Gold Note auf den Zahn gefühlt haben. Da bietet es sich natürlich an, auch die Stereoendstufe PA-10 zu testen, passen die beiden doch schon äußerlich sehr gut zusammen (Preis: 1.390 Euro; Vertrieb: www.tad-audiovertrieb.de). Aber natürlich ist auch eine markenübergreifende Paarung möglich – und sogar erbaulich.
Drum & dran
Das Styling des PA-10 zeigt sich in bester Gold-Note-Tradition: aufgeräumte Front, stabiles Stahl-Chassis – und natürlich die charakteristisch-elegant platzierten Lüftungsschlitze sowie das liebevoll gestaltete Firmenlogo an der Oberseite. Zwei Eingänge sind vorhanden: ein symmetrischer XLR- und ein unsymmetrischer Cinch-Eingang. Beide können parallel verkabelt werden, ein (ziemlich winziger, zum Beispiel mit einer Kugelschreiberspitze „bedienbarer“) Mikroschalter am Heck des Geräts gestattet die Umschaltung zwischen beiden Eingängen. Praktischerweise wird das Signal durchgeschleift, es steht an einem Paar XLR-Ausgangsbuchsen für weitere Einsätze (Stichwort: Bi-Amping) parat.
Noch zwei weitere Mikroschalter gibt’s auf der Rückseite: Der eine gestattet es, den Amp im Monobetrieb zu fahren, was die Ausgangsleistung pro Kanal vervierfacht, der andere ermöglicht es, den Dämpfungsfaktor zu verringern, um den Amp noch besser an die zu treibende Box anzupassen. Die Verstärkerschaltung des PA-10 sei eine Eigenentwicklung von Gold Note, so der TAD Audiovertrieb, der die Distribution hierzulande verantwortet. Es handele sich dabei – obwohl vergleichsweise mächtige Leistungsdaten (2 x 150 Watt an 4 Ohm) auf kleinem Raum geboten werden – nicht um ein Class-D-Konzept, auch wenn im PA-10 ein Schaltnetzteil die Stromversorgung übernimmt. Viel Genaueres lässt sich leider nicht in Erfahrung bringen.
Setup
Eingesetzt habe ich den Gold Note PA-10 in verschiedenen Szenarien, eingangs- wie ausgangsseitig: zum einen mit der Röhrenvorstufe Audreal XA-3200MK2 im Vergleich zum Vorstufenzweig meines Hegel H90, zum anderen mit dem Lautsprecher Harbeth 30.1 im Vergleich zur ProAc Response DT8. Natürlich macht es einen Unterschied, ob der PA-10 nun über die milde Röhrenvorstufe oder die transistorierte, eher neutral-zackige Vorstufe im Hegel H90 angesteuert wird. Wer’s also im Hochton und Superhochton gut ausgeleuchtet und ausdifferenziert mag und im Bassbereich eher straff und druckvoll, der kann’s mit dem Zuspieler steuern. Und Gleiches gilt für den, der eher eine gütige Verrundung an den Frequenzgangenden und das röhrentypische „Atmen“ des Klangbilds präferiert. Selbiges gilt natürlich auch für die angekabelten Lautsprecher: Eine relaxed-sonor-langzeittaugliche Harbeth wird man auch im Verbund mit dem Gold Note PA-10 als solche wiedererkennen – bei Bedarf ließ sich aber auch der pfeilschnelle, profunde Bass einer ProAc und ihr außerordentlich feinziseliertes Höhenband mit dem PA-10 abrufen. Gut so – der Gold-Note-Amp zeigt sich, wenn man das so nennen will, „vorne und hinten“ ziemlich transparent.
Gold Note PA-10: Klangeindruck & Vergleiche
Aber was macht denn dann den Charakter des PA-10 aus? Nun, er klingt zum Beispiel schon mal definitiv nicht nach dem, was man etwa bei einem Class-D-Design dieser Preiskategorie erwarten würde. Nach meiner Erfahrung liefern solche Endstufen nämlich häufig einen sehr „cleanen“ Klang, „clean“ im Sinne von artefaktefrei, mehrheitsfähig gut aufgelöst, klar und sauber – aber eben auch ein Stück weit unauffällig und emotional nicht so „anfassend“. Der Gold Note PA-10 indes bringt ein bisschen mehr Farben ins Spiel. Im Bassbereich beispielsweise ist er sonorer und „pfundiger“ unterwegs, ohne das Signal jedoch anzudicken oder gar zu verschleppen. Da ist einfach eine gewisse Grundtemperatur, die einige Grad Celsius über der „gehörten Nulllinie“ zu liegen scheint.
Im Hochtonbereich wiederum löst der Gold Note PA-10 glasklar auf und gibt – bei entsprechenden Mitspielern – auch bis in die höchsten Höhen alles wieder, was die Aufnahme hergibt. Doch auch hier ist die Darbietung nicht überpräsent oder „kalt“. Alles das lässt sich gut bei Mike Oldfields wuchtigem und vollmundigem Stück „Ascension“ (Album: The Songs of Distant Earth; auf Amazon anhören) nachvollziehen. Das Stück gibt in allen Frequenzbereichen Vollgas: Wir haben gleich zu Beginn abgrundtiefe, synthetische Bässe, den superklaren Mike-Oldfield-„Signature“-Gitarrensound und weitläufige Synthesizerflächen. Zunächst läuft das Stück relaxed vor sich hin, schaltet dann aber ab der dritten Minute Gang um Gang höher – bis zu einer ziemlich krassen Klimax, die durch massive Beckenwirbel eingeleitet wird.
Einerseits sollte man von einer Endstufe erwarten, dass sie Bässe, Mitten (Gitarre, Synths) und Höhen eben genau mit der Intensität wiedergibt, die auf der Aufnahme vorhanden ist. Andererseits ist es zwischen „alles da“ und „zu viel des Guten“ zuweilen ein schmaler Grat. Die Darbietung kann ins Nervige, ins Überpräsente kippen – vor allem bei hohen Lautstärken. Genau das geschieht mit dem PA-10 eben nicht. Den Mike-Oldfield-Track kann man bei Bedarf richtig weit aufreißen, das Ergebnis: Gänsehaut, völlige Involvierung und „Gib mir mehr!“-Gefühl anstelle des Impulses, verschreckt die Lautstärke zurückzudrehen, weil’s irgendwo wummert, zischelt oder beißt. Die genannten Beckenwirbel föhnen richtig Luft in den Raum, die Gitarre bleibt dabei vollständig klar und feingezeichnet, die Modulationen der Synthesizerflächen werden exakt wiedergegeben. Nichts kippt ins Artifiziell-Scharfe, es scheint aber auch nichts unter den Teppich gekehrt zu werden. Diese neutrale Gangart im Mitten-/Hochtonband erinnert mich sehr an meinen ähnlich gepreisten Vollverstärker (knapp 1.700 Euro zum Testzeitpunkt) Hegel H90, wohingegen dieser in Bezug auf den Raum – siehe weiter unten – ein wenig anders agiert. Auch der Streaming-Vollverstärker Marantz PM 7000N (1.199 Euro) spielt in einer ähnlichen tonalen Liga, zeigt sich aber im Tiefbassbereich ein Jota gemütlicher und auch ganz generell grobdynamisch nicht so antrittsschnell wie der Gold-Note-Amp.
Und wie sieht’s aus mit der Dynamik einerseits und der Raumdarbietung andererseits? Hier drängt sich „The Gunner’s Dream“ von Pink Floyd (Album: The Final Cut; auf Amazon anhören) als audiophiles Urmeter auf. Alles, was diese Band ausmacht, ist im Grunde komprimiert auf einem Track vorhanden: Neben der reinen Musik gibt’s eine zweite Erzählebene mit Nebengeräuschen (hier unter anderem Bombendonner, gesprochener, verzerrter Funkverkehr zwischen Flugzeugpiloten, aber auch Kirchenglocken), Bass und Schlagzeug sind tief, massiv und wuchtig – und kunstvolle, elegische Passagen wechseln sich ab mit ziemlich ordinärem Schweinerock. Der Gold Note vermag es, den Hörer in den Song hineinzuziehen, wozu es mehrerer Talente bedarf: Zunächst bildet er die fast schon hörspielartigen Nebengeräusche als „Film im Film“ ab, der auch dann vor dem geistigen Auge weiterläuft, wenn nebenher aufs Schlagzeug eingekachelt oder gesungen wird – indem er dieses „Hörspiel“ deutlich hinter der Boxengrundlinie platziert, ohne dass es jedoch dadurch schwieriger wahrzunehmen wäre.
Weiterhin ist die Bühne – die ziemlich genau bei der Boxengrundlinie startet – breit und tief und bis in die Ecken ausgeleuchtet: An einer Stelle sind beispielsweise (ab Timecode 02‘04“) drei leiser werdende Kirchturmglockenschläge zu hören – und zwar buchstäblich „hinten links“ –, und aufgrund der ausgezeichneten Feindynamik des Gold Note scheinen sich die Glocken durch das Leiserwerden immer mehr vom Geschehen zu entfernen. Der Hegel H90, den ich oben bereits erwähnte, spielt eher etwas nach vorne und in die Breite, kann den Raum aber nicht ganz so tief ausloten. Hier erinnert mich der Gold Note PA-10 eher an den Abacus Electronics 60-120D-Dolifet-Verstärker – auch dieser punktet mit einer sehr präzisen Verortung der Schallquellen bei gleichzeitig guter Ausleuchtung in der Breite und Tiefe.
Zurück zu Pink Floyd: Kurz nach der Stelle mit den Glocken kommt ein wuchtiger Snare-Schlag und Roger Waters knödelt richtig los. Der PA-10 ruft diesen Dynamiksprung völlig ungerührt ab, instinktiv zieht der Rezensent den Kopf ein. Spornstreichs von Null auf Hundert – nein, der Gold Note PA-10 ist kein gemütlich-pausbäckiger Zeitgenosse. Als Waters an diesem Wendepunkt des Stücks singt „and hold on to your dream“, zieht er das Wort „dream“ solange in die Länge, wie ihm der Atem reicht. Zeitgleich beginnt der Saxofonist mit seinem Solo, und zwar auf der Tonhöhe des gesungenen Wortes „dream“. Der PA-10 ermöglicht es, den genauen Zeitpunkt des Übergangs vom Gesang zum Saxofon erlebbar zu machen. Über eine weniger hochwertige Wiedergabekette lässt sich schwer eingrenzen, wo der Gesang aufhört und das Saxofon anfängt – der PA-10 lässt da keinen Zweifel aufkommen. Ja, zugegeben, wir sind jetzt vom Raumeindruck über die Dynamik wieder zurück bei der Tonalität, aber das bot sich hier aufgrund der Songchronologie nun mal an.
„Kommt denn jetzt gar keine Kritik?“, mag der aufmerksame Leser fragen. Tja, es gibt tatsächlich wenig zu kritteln anlässlich des Gebotenen. Wer mehr will, der muss meines Erachtens schon tiefer in die Tasche greifen. Natürlich lässt sich einerseits mit einem größeren Budget schiere Sinusleistung nach Gusto einkaufen. Und ja, auch klanglich geht grundsätzlich mehr: Eine Valvet-A4e-Endstufe (um 7.000 Euro) beispielsweise bringt noch mehr Plastizität, Holografie und auch den berühmt-berüchtigten tiefschwarzen Hintergrund, vor dem sich die Musik greifbar materialisiert. Eine Bryston 3B³ (6.250 Euro) kommt mit noch standhafterem und schnelleren und tiefer hinabreichenden Bass. So viel zur Abgrenzung nach oben.
Doch lassen wir die Kirche im Dorf und schauen lieber am Schluss noch kurz, was der kleine Dämpfungsfaktor-Schalter bewirkt. Nun, er schenkt dem Besitzer des PA-10 die Möglichkeit, ein kleines I-Tüpfelchen bei der Basswiedergabe abzurufen. Beim höheren Dämpfungsfaktor gerät die Basswiedergabe etwas flinker, rhythmischer, federnder – im Gegenzug wird die empfundene untere Grenzfrequenz etwas höher. Umschalten auf den niedrigeren Dämpfungsfaktor gibt dem Tieftonkeller etwas mehr Vollmundigkeit und Opulenz und kann insbesondere Aufnahmen auf die Sprünge helfen, die „untenrum“ etwas zahm gemischt sind. Je nach angeschlossenem Lautsprecher passiert beim Einsatz dieses Schalters mehr oder weniger, in jedem Fall handelt es sich aber um eine willkommene Möglichkeit der Klanganpassung.
Testfazit: Gold Note PA-10
Mit dem PA-10 hat Gold Note sauber abgeliefert: Das ist eine Endstufe, die rundherum Spaß macht, einen tief in die Musik hineinzieht und insbesondere etwas für den ist, der kein Musikstudio aufbauen, sondern eine Anlage zusammenstellen will, bei der Hörgenuss im Vordergrund steht: tonal weitgehend neutral mit einem im Bass minimal auf der sonoren Seite angesiedelten Charakter, flink, fein- wie grobdynamisch kompetent und mit einer realistischen, gut ausgeleuchteten Bühne. Das ist nicht nur preisklassenadäquat, sondern würde durchaus auch etwas teureren Amps gut zu Gesicht stehen.
Nicht zuletzt besitzt diese Endstufe auch Saft und Kraft – und wer große Hörräume und/oder watthungrige Lautsprecher besitzt, der kauft sich einfach eine zweite und macht Monoblöcke draus. Der einstellbare Dämpfungsfaktor ist ein zusätzliches Bonbon, das eine Anpassung an den persönlichen Geschmack beziehungsweise die angekabelten Lautsprecher erleichtert.
Fakten:
- Modell: Gold Note PA-10
- Konzept: Stereoendstufe
- Preis: 1.390 Euro
- Farben: Schwarz, Silber oder Gold
- Eingänge: 2 x Hochpegel (Cinch/XLR)
- Ausgänge: ein Lautsprecherterminal, Line-out (XLR)
- Ausgangsleistung: 2 x 75 Watt an 8 Ohm (mono-gebrückt: 1 x 300 Watt)
- Leistungsaufnahmen: circa 10 Watt im Leerlauf
- Abmessungen & Gewicht: 20 x 8 x 26 cm (BxHxT), 4 kg
- Sonstiges: lässt sich gebrückt als Monoendstufe betreiben, einstellbarer Dämpfungsfaktor (high/low)
- Garantie: 3 Jahre
Hier geht es zum Test des Nachfolgers Gold Note PA-10 Evo.
Vertrieb:
TAD-Audiovertrieb GmbH
Rosenheimer Straße 33 | 83229 Aschau im Chiemgau
Telefon: +49 (0)8052 – 9573273
E-Mail: hifi@tad-audiovertrieb.de
Web: www.tad-audiovertrieb.de
Test: Gold Note PA-10 | Endstufe