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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Doppelt hält besser
  2. 2 Clearaudio Balance Reference Phono: Hörtest und Vergleiche

Es ist schon ein paar Jahre her, da kreuzte ein Phonovorverstärker meinen Weg, dessen superbe Klangkultur mir bis heute gegenwärtig ist. Einstellen konnte man bei diesem Gerät so gut wie nichts, denn es handelte sich um ein Stromverstärkungskonzept, doch dafür entfalteten die mit ihm gehörten Platten eine Pracht und analoge Magie, die von „Einsame-Insel-Qualität“ war. Lediglich das fünfstellige Preisschild des Clearaudio Absolut Phono Inside hatte mich seinerzeit vom Erwerb des Verstärkers abgehalten.

Doch nun könnte die Pein ob der verpassten Chance auf den Klangolymp vielleicht ein Ende haben, denn von Clearaudio (https://clearaudio.de/) gibt’s einen nagelneuen Phonoentzerrer, und diesmal lassen es die Erlanger Analogspezialisten bei „lediglich“ 7.900 Euro gut sein. Der als Balance Reference Phono bezeichnete Pre verfügt, wie der damaliger Champ, über eine kompakte, aus massiven Aluminiumhalbschalen gefertigte Behausung und ist in Silber oder Schwarz erhältlich.

 Der Phono-Vorverstärker Clearaudio Balance Reference Phono kommt mit zwei Gehäusen (Verstärker und Netzteil)

Doppelt hält besser: Der Phono-Vorverstärker Clearaudio Balance Reference Phono kommt mit zwei Gehäusen (Verstärker und Netzteil), bietet zwei Anschlussarten (Cinch und XLR) sowie zwei vollkommen getrennte Verstärkerzüge

Sie finden, das sei immer noch eine Stange Geld? Stimmt – doch für eine Absolut Phono Inside sind nochmals um die 70 % mehr zu zahlen. Sehen wir uns also an, was der neueste schmucke Kasten so alles auf demselben hat: Zunächst einmal – es sind zwei Kästchen, denn die Stromversorgung ist von den eigentlichen elektronischen Schaltungen separiert. Das ist guter Ton bei Phonoverstärkern und wird von den Franken, insbesondere bei den ambitionierten Modellen, schon länger beherzigt.

Der Blick auf die Rückseite offenbart neben den symmetrischen XLR- und unsymmetrischen Cinch-Ausgängen gleich zwei Paar Eingangsbuchsen, die ebenfalls in beiden Anschlussarten vorhanden sind. Tatsächlich lassen sich hier zwei Tonabnehmer zugleich mit dem Balance Reference Phono verbandeln, da im Inneren des wertigen Chassis zwei voneinander völlig unabhängige Verstärkerzüge ihren Dienst verrichten. Beide lassen sich individuell anpassen, was an den auf der Unterseite befindlichen, doppelt ausgeführten Mäuseklavieren erkennbar ist.

Anschlussfeld des Clearaudio Balance Reference Phono

Anschlussfeld des Clearaudio Balance Reference Phono: Die beiden Eingangsbereiche links und rechts und der mittige Ausgang halten symmetrische wie unsymmetrische Anschlüsse vor

Da am Balance Reference Phono sowohl MC- als auch MM-Systeme betrieben werden können, darf zwischen praxisgerechten Impedanzwerten von 50 Ohm bis 50 kOhm und Kapazitäten von 50 bis 400 pF gewählt werden. Auch die Entscheidung für symmetrische oder unsymmetrische Anschlussart ist unterseitig zu treffen, darüber hinaus sind hier Subsonicfilter sowie Mono/Stereo-Betriebswahlschalter zu finden.

Einstellungen zur Anpassung an den Tonabnehmer geschehen bei der Balance Reference Phono auf der Unterseite der Verstärkereinheit

Sämtliche Einstellungen zur Anpassung an den Tonabnehmer geschehen beim Balance Reference Phono auf der Unterseite der Verstärkereinheit

Allerdings muss sich Clearaudio an diesem Punkt ein wenig Kritik gefallen lassen, die natürlich nicht nur den Ingenieuren der fränkischen Analogschmiede gilt, sondern all jenen Herstellern, die die geniale Idee vertreten, sämtliche DIP-Schalter zur Impedanzanpassung und andere wichtige Einstellmöglichkeiten gehörten ausgerechnet auf den Gehäuseboden. Jedem Versuch, die Einstellungen zu verändern, nachdem die Phonostufe komplett verkabelt ist, wird so nur wenig Freude abzugewinnen sein, selbst wenn kürzere Signalwege als klanggewichtiges Argument für diese Unart ins Feld geführt werden. Entzerrt wird beim Balance Reference Phono übrigens immer nach IEC-A, einer Kennlinie, die im Wesentlichen der bekannten RIAA-Kurve folgt, zusätzlich aber eine Absenkung unterhalb von 20 Hertz aufweist.

Der Balance Reference Phono besitzt einen schaltbaren Subsonic-Filter und einen Stereo/Mono-Taster

Der Clearaudio Balance Reference Phono besitzt einen schaltbaren Subsonic-Filter und einen Stereo/Mono-Taster

Fairerweise soll an dieser Stelle erwähnt werden, dass Clearaudios neuester Streich mit Fernbedienbarkeit lockt. Allerdings beschränkt sich die auf Ein- und Ausschalten, Lautstärkenregelung einschließlich einer Mute-Funktion sowie die Anwahl des jeweiligen Verstärkerzugs.

Ja, richtig gelesen, die Entwickler des Balance Reference Phono haben ihm eine Pegelregelung spendiert, welche präzise mittels Geber oder dem Einstellrad auf der Front ein SMD-Widerstandnetzwerk ansteuert und so einen dedizierten Vorverstärker überflüssig machen soll. Nicht nur für Anhänger puristischer Anlagen und minimal kurzer Signalwege eine echte Verlockung. Ein für Phonovorstufen ebenfalls ungewöhnliches Feature sind die beiden frontseitig zugänglichen Kopfhörerausgänge.

Die neue Clearaudio-Phonovorstufe kommt mit zwei Kopfhörerausgängen - je einem pro Verstärkerzug

Die neue Clearaudio-Phonovorstufe kommt mit zwei Kopfhörerausgängen – je einem pro Verstärkerzug

Das Verbindungskabel zum Netzteil lässt sich nicht abnehmen, was in Ordnung geht, da so überflüssige Kontaktstellen vermieden werden. Das Kabel ist lang genug, um die Power Supply ausreichend weit entfernt aufstellen zu können. Was mich ein wenig wundert, ist, dass Clearaudio die Multikontaktverbindung des Kabels so knapp unter der Kaltgerätebuchse platziert, dass nur Netzkabel mit flachen Steckern Verwendung finden können. Ein solches Netzkabel habe ich nicht in meinem Fundus, was mich zwingt, den Balance Reference Phono mit der Beipackstrippe zu betreiben. Vermutlich werden sie beim Hersteller die Meinung vertreten, dass ihr Netzteil perfekten Strom zum Balance Reference Phono schickt, egal welches Kabel ihn liefert. Das externe Netzteil ist übrigens in Doppelmono aufgebaut, die Leistungsaufnahme liegt im Betrieb laut Hersteller bei 12 Watt und sinkt im Standby-Modus auf 0,5 Watt.

Blick aufs Netzteil der Clearaudio Balance Reference Phono von hinten

Blick aufs Netzteil der Clearaudio Balance Reference Phono von hinten – hier passen nur Netzkabel mit recht flachen Steckern

Clearaudio setzte bereits beim Absolut Phono Inside auf SMD-Bauteile und integrierte Schaltungen, da sich so die Signalwege erheblich verkürzen lassen. Dieser konstruktiven Strategie folgt weitgehend auch der Balance Reference Phono. Allerdings ist die häufig klangentscheidende RIAA-Entzerrung von den Entwicklern rein passiv realisiert worden. Der Phonoamp legt dabei eine beachtliche Präzision an den Tag: Lediglich 0,1 dB werden als maximale Abweichung von der RIAA-Kurve angegeben. Die Class-A-Ausgangsstufen sollen lange Kabelwege problemlos treiben können, was das Bild einer herrlich reduzierten Kette aus Laufwerk, Balance Reference Phono und Aktivlautsprechern vor mein geistiges Auge projiziert.

Übrigens, wer bei Erwähnung der Lautstärkeregelung des Clearaudio Balance Reference Phono die Stirn gerunzelt hat, von wegen potenziell klangverschlechternder Signalwegverlängerung, darf sich wieder entspannen, denn bei Vollaussteuerung wird diese vollständig aus dem Signalpfad genommen. Dem Anschluss an eine Top-Vorstufe steht also nichts im Weg. Und das entspricht auch der Konfiguration, in der ich zu Beginn den Clearaudio Balance Reference Phono in Betrieb nehme. Über ein symmetrisches Bastanis Imperial NF-Kabel geht es zur Silvercore Linestage 2. Die Kabel zum Tonarm sind, um die klanglichen Unterschiede beider Betriebsarten ausloten zu können, mal symmetrisch, mal unsymmetrisch gewählt worden.

Fernbedienung der Clearaudio Balance Reference Phono

Mit der Fernbedienung lässt sich die Lautstärke der Balance Reference Phono regeln, muten und der Verstärkerzug anwählen

Clearaudio empfiehlt, MC-Tonabnehmer nach Möglichkeit symmetrisch anzuschließen, da Moving Coils echte symmetrische Quellen darstellen und sich, bei strikter Beibehaltung der symmetrischen Signalführung, Störungen, die auf beide Leiter einwirken, gegenseitig aufheben, das reine Audiosignal also unbehelligt bleibt.

Clearaudio Balance Reference Phono: Hörtest und Vergleiche

Leonard Cohen Thanks for the danceLeonard Cohens posthumes Album Thanks for the dance (auf Amazon anhören) kommt ruhig und besinnlich daher. Genau die richtige Kost für späte Hörstunden. Zudem ist es sparsam instrumentiert, was es erleichtert, einzelnen Instrumenten zu folgen. Der erste Eindruck: Diese Vorstufe klingt sehr aufgeräumt. Hier hat jedes Instrument seinen Platz, auf dem es unverrückbar und körperhaft verharrt. Die Menge an „Luft“ drumherum und der Abstand zu anderen Instrumenten erscheinen stets präzise bemessen. Vergleichen Sie das ruhig mit einem sterneprämierten Menü, bei dem es für den perfekten Geschmack neben der Qualität auch ganz besonders auf die absolut korrekte Dosierung jeder einzelnen Zutat ankommt. Der Reference Phono weiß augenscheinlich um die richtige „Dosis“ und kontrolliert das Klangbild bis ins kleinste Detail. Feines Anreißen der Gitarren etwa bei „The Night of Santiago“, jeder Atemzug Cohens, jede noch so kleine Hallfahne, die die Nadel des Tonabnehmers erfasst, nichts davon wird vom Balance Reference Phono unterschlagen.

Mit wolkig-analoger, die technischen Unzulänglichkeiten vergangener Tage gnädig kaschierender Wiedergabe hat das wenig zu tun. Ganz offensichtlich sucht Clearaudios Jüngster in Sachen Abbildungspräzision die Nähe des in dieser Hinsicht fast schon maßstabsetzenden ASR Basis Exclusive HV (7.590 Euro), der im Test mit einem ausgezeichnet strukturierten Klangbild für Eindruck sorgte. Der ASR separiert Klangdetails mit noch höherer Akribie, wohingegen der Clearaudio Balance Reference Phono, obwohl zu ähnlicher Feinzeichnung fähig, etwas mehr Gewicht auf deren Einbindung in den Gesamtklang zu legen scheint.

Der Phono-Pre Clearaudio Balance Reference Phono von vorne

Tonalität

Der Clearaudio Balance Reference Phono verortet sich tonal auf der weitgehend neutralen Seite, einen angewärmten Mittelton sucht man bei ihm vergebens. Euphonischer Wohlklang stand kaum an erster Stelle der Shortlist seiner Entwickler. Freilich handelt es sich nicht um eine Art von farbloser Nüchternheit, nein, beim Clearaudio dreht sich alles um eine sachlich höchst korrekte, facettenreiche Darstellung der auf dem Vinyl verewigten Aufnahme. Ein hehres Ziel. Und das gelingt offenbar recht gut, denn Cohens Organ lässt weder die gewohnte raue Sonorität noch das zugehörige Brustvolumen vermissen. Weder klingt es ausgedünnt noch heimelig warm.

Clearaudio Balance Reference Phono - Anschnitt von oben

ASR Basis Exclusive HV und der Chord Symphonic (circa 4.400 Euro) mögen dem seligen Leonard einen Hauch mehr an wohligem Vibrato spendieren und bringen den Hörer noch etwas näher an den Sänger heran. Ob man dieses intimere Szenario oder doch den größeren, übersichtwahrenden Abstand bevorzugt, ist am Ende aber eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Siri‘s Svale Band BlackbirdSo tief in den Basskeller wie mit dem ASR geht es mit dem Clearaudio nicht, doch der akustische Bass auf „Don‘t explain“ der Siri‘s Svale Band (Album: Blackbird; auf Amazon anhören) grummelt auch so sehr realistisch vor sich her; bei den subsonischen Klängen auf Kari Bremnes Album Svarta Björn kommt der Unterschied klarer rüber.

Den Hochton lässt der Clearaudio Balance Reference Phono im Vergleich zum Top-Entzerrer aus dem gleichen Stall ein wenig dezenter angehen. Dabei mangelt es nicht an Auflösungsvermögen, vielmehr lässt sich ein mildes Abtönen weit oben konstatieren. Gut daran: Hohe Frauenstimmen nerven mit dem Clearaudio nur in krassen Ausnahmefällen. Den recht komplexen Gesangspart von „Lay all your love on me“ auf Let The Soil Play Its Simple Part von Caroline Shaw (auf Amazon anhören) und Sō Percussion meistert der Franke, ohne die Sibilanten übermäßig zu betonen.

Blick auf die Platine im Innern der Verstärkereinheit der Balance Reference Phono

Blick auf die Platine im Innern der Verstärkereinheit der Balance Reference Phono

Geht es um Homogenität im Klangbild, spielen Clearaudio und ASR in der gleichen Liga. Beide bringen das Frequenzspektrum erfreulich gleichmäßig und stressfrei zu Gehör. Der Chord ist dicht auf, stimmt, wirkt aber im direkten Vergleich um Nuancen fahriger, weniger aus einem Guss. Natürlich findet die Mäkelei auf hohem Niveau statt, gehören doch alle drei ohne Frage der gehobenen Klasse ihrer Zunft an.

(Grob-)Dynamik

Um den dynamischen Bereich abzuklopfen, ziehe ich mal wieder Charlie Antolinis legendären Direktschnitt Knock Out (Jeton 100.3304) aus dem Regal. Die harten Impulse, die vor mehr als vierzig Jahren noch regelmäßig Hochtöner in arge Bedrängnis brachten, sind für moderne Systeme inzwischen zwar gut verdaulich, doch noch immer sorgt der in artgerechter Lautstärke abgespielte Direktschnitt vor allem bei weniger HiFi-affinen Besuchern meines Hörraums für ausgesprochen baffe Gesichter.

Blick ins Innere des Netzteils der Clearaudio Balance Reference Phono

Platine des Netzteils der Clearaudio Balance Reference Phono

Der Take „Christal for Christel“ birgt einige heftige Trommelwirbel, deren saubere Reproduktion mediokres Gerät rasch vor Schwierigkeiten stellen kann. Nicht so den Clearaudio und die anderen Mitstreiter, die durch die Bank mit den Eskapaden des Schweizer Schlagzeugers bestens zurechtkommen. Größere Trommeln erscheinen mit dem fränkischen Entzerrer zwar nicht ganz so wuchtig und vollmundig, dafür aber bestens definiert. Den ASR hatte ich mit diesem Material seinerzeit als Primus inter Pares identifiziert und würde ihn auch jetzt nicht anders einschätzen. Gleichwohl liegt der Balance Reference Phono mit seiner Fähigkeit zur blitzartigen Attacke voll auf Augenhöhe des Wettbewerbs in der Preisklasse um 8.000 Euro, so etwa auch zu (röhrenbestückten) Phonostufen wie die Rike Audio Sabine III oder die AVM Ovation PH 8.3. Der Balance Reference Phono kann freilich noch eine Schippe drauflegen, wenn er direkt, also ohne Umweg über einen Line-Vorverstärker, angeschlossen wird. Davon später mehr …

Leisere Töne

Wer nachts mit abgesenkten Pegeln seiner Passion nachgeht, wird erstaunt sein, wieviel dynamisches Feuer der Clearaudio selbst dann noch versprüht. Auch leise gehört vermag er mikrodynamische Abstufungen fein zu differenzieren und belässt der Musik ihren natürlichen Drive. So bringt der Balance Reference Phono das feinnervige Zusammenspiel von Cello und Klavier bei Beethovens Sonate Nr.3 A Dur Op. 69 (Album: Duo Per Albena, Opus3) bestens zu Gehör. Aufnahmen des schwedischen Labels Opus3 klingen meist ungeschminkt und frappierend natürlich, was über den Clearaudio entzerrt, dank ausgezeichneter Feindynamik, zu jeder Tages- und Nachtzeit und mit unterschiedlichen Pegeln klar und deutlich zu hören ist.

Clearaudio Balance Reference Phono - Platine und Teil der Lautstärkeregelung

Klangbühne

Es fällt mir nicht leicht, eine eindeutige Aussage über den Raumeindruck, den Clearaudios Phonoentzerrer hinterlässt, zu treffen. Denn gerade dieser verändert sich deutlich, wenn man mit den diversen Impedanzen spielt. Je hochohmiger Systeme wie das Titan i und das Aventurin 6 abgeschlossen werden, desto weiter öffnet sich der Raum hinter den Lautsprechern. Das ist grundsätzlich keine neue Erkenntnis und natürlich sind auch Veränderungen bei Körperhaftigkeit und Präzision zu bemerken, doch wie die Räumlichkeit differiert und mit welcher Eindrücklichkeit dies über den Clearaudio nachvollziehbar wird, ist eine angenehme Überraschung.

Die Entscheidung, ob der Raum hinter einem Orchester eng oder ausladend, die Bühne tief oder schmal ist, trifft man hier mit der Wahl des entsprechenden Abschlusswiderstandes. Darin unterscheidet sich der Franke deutlich von anderen Phono-Pres, so auch vom Chord Symphonic, bei dem der Druck auf die Taster für die Wahl der Impedanzen meist nur eine marginale Änderung des Raumeindrucks zur Folge hat.

Clearaudio-Logo auf der Balance Reference Phono

Der MM-Eingang

Clearaudio hat mir zusammen mit dem Testgerät auch das sehr hochwertige MM-System Charisma V2 zur Verfügung gestellt. Ein System, über das Kollege Christian Bayer in seinem Testbericht resümiert, es sei ein fantastischer Allrounder, dessen Konkurrenz weit eher im MC-Lager denn unter MM-Systemen zu finden sei.

Was also ändert sich, sobald der Balance Reference Phono die kräftigeren Signale des Charisma V2 zu entzerren hat? Eigentlich nicht sehr viel: Ein Schuss Wärme scheint nun dem Klangbild hinzugefügt, was, da kein wirklich schmerzhafter Verlust an Präzision zu beklagen ist, dem analogen Hörgefühl weiß Gott nicht abträglich ist. Gut, so gnadenlos definiert wie mein Lyra spielt das Charisma V2 im Bass nicht und auch der Hochton ist weniger prononciert. Doch ansonsten erstaunt das Top-MM der Erlanger mit so ausgezeichneter Dynamik, tonaler Glaubwürdigkeit und klassengemäßer Feinzeichnung, dass man, wüsste ich es nicht besser, dem Trugschluss erliegen könnte, einem gekonnt musikalisch abgestimmten MC zu lauschen. Der Phonovorverstärker vermag seine Qualitäten also auch an den MM-Eingängen abzurufen. Was kann man mehr verlangen?

Direkt!

Zum Beispiel, sich nie wieder Gedanken um eine platzraubende und geldverschlingende Hochpegel-Vorstufe machen zu müssen. Etwas provokant formuliert? Na mal sehen, ob sich der Balance Reference Phono auch als vorverstärkende Komplettlösung behaupten kann. Sobald die Bastanis Imperial XLR-Kabel die Verbindung zum Dartzeel-Endverstärker hergestellt haben, kommt der Moment für die mitgelieferte Fernbedienung des Clearaudio.

Schalter für Verstärkerzug A der Clearaudio Balance Reference Phono und Kopfhörerausgang

Auch wenn ich meiner Vorstufe Silvercore Line 2 in musikalischer Hinsicht durchaus vertraue – in dieser puristischen Kombination macht der Clearaudio seine Sache ausgesprochen gut: Beim Duo Per Albena sind Cello und Flügel nun noch schärfer umrissen, gleichzeitig weitet sich das Raumgefühl. Zwar nur um Nuancen, aber immerhin. Während sich bei der Tonalität grundsätzlich nichts ändert, wirkt der Balance Reference Phono vor allem dynamisch gestärkt. Antolinis Knock Out noch einmal kurz „querhören“? Denkste, zusätzliche Wucht und Schlagkraft bekommen der Performance so gut, dass ich über beide Plattenseiten wie festgenagelt auf dem Hörsessel verharre.

Übrigens: Folgt man Clearaudios Rat und betreibt die Phonovorstufe vom Tonabnehmer bis zum Vorverstärker strikt symmetrisch, lassen sich dem Balance Reference Phono tatsächlich noch ein paar Klangpünktchen abgewinnen – es wirkt dann etwas direkter und sauberer.

Billboard
Soulnote A2

Test: Clearaudio Balance Reference Phono | Phono-Vorstufe

  1. 1 Doppelt hält besser
  2. 2 Clearaudio Balance Reference Phono: Hörtest und Vergleiche

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