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Ja, ich wollte ihn unbedingt. Schon letztes Jahr auf der High End in München, wo mir zunächst das vielversprechende Äußere auffiel, über innere Werte aber noch spekuliert wurde, war klar, dass ich den Ovation PH 8.3 (https://avm.audio/de/ | ab 7.980 Euro, erhältlich auch im AVM-Onlineshop), AVMs Statement in Sachen Phonoverstärkung, sobald als möglich in meiner Anlage hören wollte. Dann in Warschau ein weiteres Aufeinandertreffen – und diesmal gelang es, meinen Wunsch AVM-Chef Udo Besser direkt zu unterbreiten. Offensichtlich mit Erfolg, denn bereits wenig später steht AVMs großer Phonoamp nun tatsächlich leibhaftig vor mir.
Um ihn auf die oberste Ebene des Copulare-Racks zu hieven, muss ich mit beiden Händen ungewöhnlich fest zupacken. 19 Kilogramm sind wirklich ein ziemlich heftiges Pfund für einen Phonoamp. Die physische Opulenz kommt nicht von ungefähr, schließlich sind die Maße mit denen des stattlichen, modular aufgebauten Vorverstärkers AVM Ovation PA 8.2 identisch.
Dessen Phonoboards ließen anlässlich seiner Besprechung im letzten Jahr in fairaudio bereits ahnen, dass die Zeit für einen großen, eigenständigen Phonopreamp aus dem Hause AVM gekommen sein dürfte. Wahrscheinlich hat auch die Entwicklung der beiden Rotation-Plattenspieler, mit denen sich Udo Besser als Anhänger analogen Genusshörens outete, die Planungen für eine hochwertige Stand-alone-Phonostufe ein wenig beschleunigt. Dabei betont man bei AVM, mit dem Ovation PH 8.3 nochmals über das Klangniveau der Phonoeinschübe des Vorverstärkers, die sich im Test als ernsthaft hochwertige Phonoverstärker beweisen konnten, hinausgewachsen zu sein
Bestandsaufnahme und eine Rechenübung
Doch bevor es daran geht, dies zu prüfen, steht zunächst einmal die Bestandsaufnahme und ein kleines Rechenexempel an: Ein AVM Ovation PH 8.3 kostet 6.990 Euro, was für einen externen Phonovorverstärker nicht wenig ist, aber auch noch nicht abwegig teuer erscheint. Allerdings gibt es für diese Summe zunächst einmal nur das Basisgerät, welches die Möglichkeit bietet, bis zu vier Eingangsmodule einsetzen zu können. Aufgrund des mehr als anständig dimensionierten, aus ordentlich massiven Aluplatten gefertigten Chassis ist ausreichend Platz für die Technik vorhanden. Das Finish des Ovation PH 8.3, der in Silber oder Schwarz eloxiert geordert werden kann, macht einen insgesamt sehr hochwertigen Eindruck.
AVM bietet drei unterschiedliche Eingangsmodule an, von denen mindestens eines mitbestellt werden muss, um die Funktionsfähigkeit der Phonostufe zu erreichen. Ein betriebsbereiter AVM-Phonopre würde demnach mit 7.980 Euro zu Buche schlagen.
Derzeit kann zwischen zwei MC-Modulen mit Cinch- oder XLR-Eingängen, sowie einem Modul für MM-Tonabnehmer gewählt werden. Jedes davon berechnet AVM mit 990 Euro, weshalb unser mit vier Modulen ausgestattetes Testgerät auf 10.950 Euro kommt. Natürlich wird nicht jeder eine so üppige Konnektivität benötigen, doch manche Analogfans betreiben nun einmal mehr als ein einzigen Laufwerk. Wenn dann noch diverse Tonarme ins Spiel kommen, wird die Anschlussfreudigkeit des PH 8.3 zu einer durchaus sinnvollen Option.
Ausgangsseitig lässt sich der AVM Ovation PH 8.3 allerdings nicht weiter konfigurieren, denn hier ist die dem Vorverstärker PA 8.2 vergleichbare Röhrenausgangsstufe mit zwei Doppeltrioden vom Typ 803 fest verbaut. Raus geht es dann sowohl per Cinch- als auch über XLR-Buchsen (LNK symmetrischer Anschluss).
Schaltnetzteile!?
Das Basisgerät beherbergt nicht weniger als fünf Schaltnetzteile, die eine getrennte Versorgung aller Verstärkerstufen und der Prozessorelektronik sowie bei Bedarf auch die Spannungsversorgung eines AVM-Plattenspielers ermöglichen. Schaltnetzteile? Udo Besser erklärt beschwichtigend, man habe natürlich auch Prototypen mit Linearnetzteilen getestet, sich aber aus rein klanglichen Erwägungen relativ rasch für hochwertige Schaltnetzteile entschieden. Dabei verweist er auf eine überragende Impulsfestigkeit und die im Gegensatz zu klassischen Transformatoren fehlenden magnetischen Felder der Schaltnetzteile. Etwaige hochfrequente Störungen hingegen lägen außerhalb des Übertragungsbereichs. Weil sich in meinem Fundus mit dem Symphonic von Chord eine Phonovorstufe befindet, die zwar über ein beim englischen Hersteller schon lange übliches Schaltnetzteil verfügt, mich gleichwohl klanglich sehr zufrieden stellt, erscheint mir die Aussage des AVM-Chefs durchaus nachvollziehbar.
Zugänglich
Der AVM Ovation PH 8.3 rechtfertigt seinen Preis nicht nur mit der Möglichkeit vier Tonarme parallel zu betreiben, jeder Eingang ist darüber hinaus getrennt und per Fernbedienung in etlichen Parametern einstellbar. So lassen sich für Moving-Coil-Tonabnehmer sechs Impedanzen zwischen 30 und 1000 Ohm, für Moving-Magnet-Tonabnehmer sechs Kapazitäten von 50 bis 400 Pikofarad anwählen und abspeichern. Auch die Entscheidung, ob es denn Stereo-, Mono- oder gar phaseninvertierter Betrieb sein soll, lässt sich bequem per Geber erledigen. Übrigens mal kein Plastiktrauerspiel, sondern solides Metallwerk. Und sollte ein Subsonicfilter vonnöten sein, sie ahnen es, Knopfdruck genügt.
Entspannt entzerren
Ein weiteres echtes Highlight sind die im AVM Ovation PH 8.3 implementierten Entzerrerkurven. Was es damit auf sich hat? Nun, vereinfacht gesagt werden, damit auf eine Schallplattenseite mehr als nur eine dürftige Spielzeit ihren Platz findet, beim Schneiden einer LP tiefe Frequenzen abgesenkt und hohe Frequenzen ein wenig angehoben. Dies ist erforderlich, weil sich die Rillenbreite bei tiefen Frequenzen sonst übermäßig vergrößern würde und auch der teure Schneidstichel dabei höchst unbotmäßigen Belastungen ausgesetzt wäre. Beim Abspielen muss dieser Vorgang logischerweise in umgekehrter Weise erfolgen. Der dazu vereinbarte Standard ist die sogenannte RIAA-Entzerrerkurve. Doch obwohl die entsprechende Übereinkunft bereits Mitte der fünfziger Jahre getroffen wurde, kochten viele Labels bis zu Beginn der Sechziger ihr eigenes Süppchen, wichen also mehr oder weniger vom RIAA-Standard ab. Spielt man eine solche LP, beispielsweise eine Decca aus der Zeit vor 1960 oder eine frühe Columbia mittels RIAA-Kurve entzerrt ab, verschiebt sich die tonale Balance im Zweifel nicht ganz unerheblich und man hört vieles, nur sicher nicht den ursprünglich von Tonmeister und Schneidingenieur beabsichtigten Klang.
Der AVM Ovation PH 8.3 ermöglicht neben der gebräuchlichen RIAA-konformen Entzerrung auch die nach den Kennlinien für LPs von Decca, Columbia, Teldec, EMI und NARTB. Na klar, ganz easy mit der Fernbedienung. Die Entzerrung erfolgt dabei rein passiv mit selektierten Widerständen und Folienkondensatoren, was einen Mehraufwand gegenüber der preiswerteren Lösung mittels OP-Amps bedeutet, sich aber klanglich auszahlen soll.
Take off
Zeit, den AVM Ovation PH 8.3 zu starten. Nach Tastendruck checkt die Steuerlogik zunächst die Funktionsfähigkeit aller Baugruppen und fährt sodann die Röhrenstufe schonend hoch. Sichtbar am Wechsel des im Display angezeigten Verstärkernamens von Klein- zu Großschreibung. Und zwar Buchstabe für Buchstabe. Sind alle Lettern groß, ist Betriebsbereitschaft hergestellt.
Das mag dem ein oder anderen vielleicht ein wenig verspielt vorkommen, zeigt aber, dass man sich bei AVM auch um vermeintliche Nebensächlichkeiten gerne ein paar Gedanken mehr macht.
Die Mitspieler
Derzeit kümmern sich bei mir sowohl der Nachfolger von Einsteins The Turntables Choice, The Phonostage, als auch der bereits erwähnte Chord Symphonic um eine artgerechte Entzerrung. Nach den Phonostufen werden mal ein passiver Silvercore 324 oder die zum Test des AVM gerade noch rechtzeitig eingetroffene Vorstufe Silvercore Linestage Two vorverstärkend wirksam. Weitere Komponenten meiner Kette finden sie natürlich wie gewohnt im Kasten am Ende des Textes.
AVM Ovation PH 8.3: Klangtest & Vergleiche
Los geht’s in die Aufwärmrunde mit You´re driving me crazy von Van Morrison und dem Organisten und Trompeter Joey Defrancesco. Obwohl die audiophilen Qualitäten des Doppelalbums doch eher begrenzt scheinen, bringt das Album die großartige Spiellaune der Beteiligten an dieser Session, bei denen die Stücke offenbar live und jeweils in einem Take eingespielt wurden, überzeugend rüber.
Keine Langweile
Und was macht AVMs Phonoentzerrer daraus? Zum Klangtipp des Tages wird die Aufnahme auch mit Hilfe aus Malsch nicht, doch der bislang eher überdämpfte, nun freier atmende Raumhall und die großzügigere Bühnenanmutung rangieren gleich mal eine ganze Klasse über dem gewohnten Bild und bringen mehr Lebendigkeit ins Spiel. Morrisons gelegentlich eingestreute kurze Kommentare hängen nun nicht mehr einfach undefiniert in der Luft, sondern entstammen hörbar einer Person, besitzen, wie auch sein Gesang mehr Brustton und Sonorität. Eigentlich wollte ich nebenbei noch etwas lesen, doch daran ist jetzt nicht mehr zu denken, denn der eingängige Swing der Stücke, Van the Mans punktgenau, doch mega-relaxt darin eingebundener Gesang und vor allem das groovige Spiel Difrancescos auf der Hammondorgel erzeugen eine Atmosphäre, deren Sogwirkung man kaum entkommen kann. Womit bereits jetzt feststehen dürfte: Langeweile kommt mit dieser Phonostufe ganz sicher nicht auf.
Delikate Vergleiche
Meine Erfahrungen mit dem vergleichbare Features offerierenden und nahezu identisch teuren Abbingdon Music Research (AMR) PH-77 Phono Equaliser waren verblüffend ähnlich. Dem ausgetüftelten Röhrendesign des Entwicklers Thorsten Loesch, dessen Team auch iFi Audios kompakte und preisleistungsmäßig hochgelobte Geräte verantwortet, gerieten die Texturen aufbereiteter Töne stets besonders vielschichtig und feinsinnig. Die zu dieser Zeit ebenfalls im Regal stehende The Turntables Choice konterte dies zwar mit mehr dynamischer Attacke und dem geringfügig festeren Bassfundament, ließ aber in komplexen Passagen bisweilen den musikalischen Fluss ins Stocken geraten. Im Gegensatz dazu scheint sich AVMs Phonostufe in einem sehr an den PH-77 erinnernden, ausnehmend feinsinnigen Umgang mit Phonosignalen zu üben.
Auch wenn Einstein Audios TTC-Nachfolger The Phonostage inzwischen erheblich smoother agiert, gehen die Charmepunkte fraglos an den AVM.
Tricksereien?
Wer jetzt mutmaßt, dass sich der AVM seinen eingängigen, reicheren Tonfall mit Tricksereien bei der Tonalität erkaufen würden, langt daneben. Wie es sich für Repräsentanten der 10.000-Euro-Klasse gehört, darf auch beim Ovation PH 8.3 grundsätzlich Neutralität vorausgesetzt werden. Eine gewisse Tendenz, den Grundton zu stärken und dadurch klanglich ein wenig Wärme zu spenden, ist vermutlich dem Verstärkungsprinzip geschuldet und erfreut im Allgemeinen die meisten Hörerherzen. Das war es auch schon.
Die Stimmwiedergabe
Der Sprechgesang von Jarvis Cocker auf dem zusammen mit Chilly Gonzales eingespielten Room 29 (auf Amazon anhören) würde grobe Schlenker im Frequenzgang jedenfalls rasch offenbaren, denn wenig ist uns so vertraut wie die menschliche Stimme. Der AVM Ovation PH 8.3 leistet sich keine Fehler, sonor und vollmundig erklingt Cocker aus den Lautsprechern. Nur wenigen mir bekannten Phonoverstärkern gelingt es, Stimmen so natürlich und fließend in Szene zu setzen. Meinen beiden transistorierten Phonoamps entweicht bei diesem Material hier und da doch ein geringfügig nach Technik klingender Unterton. Wenn leise Atemzüge unrealistisch schärfer daherkommen oder ein hingehauchtes Lachen in einer diskret metallischen Hallfahne verklingt, bewegen wir uns in schon recht subtilen Bereichen. Doch genau darum geht es ja, wenn es gilt, einen solch hochwertigen Phonopre klanglich einzuordnen.
Ein Pünktchen Kritik
Und deshalb muss sich der so natürlich aufspielende PH 8.3 im Wettstreit mit zwei fast gleich teuren Top-Entzerrern, dem erwähnten PH-77 von AMR (9990 Euro) und Rike Audios Sabine (8000 Euro), ein kleines Kritikpünktchen gefallen lassen. Die wie der AVM mit Röhren ausgestatteten Phonopres definieren Klangquellen mit nochmals gesteigerter Präzision beziehungsweise in Sachen Raumabbildung einen Hauch eindeutiger „auf den Punkt“.
Explizit gilt dies aber nicht für den Bass:
Zupackend
Hier spielt namentlich der ansonsten formidable AMR PH-77 für meinen Geschmack einen Touch zu weich, zu wenig konturiert und zupackend, weshalb er sogar gegenüber meinem damaligen, nicht einmal halb so teuren Phonopreamp The Turntables Choice Federn lassen musste.
AVMs PH 8.3, der tonal schlanker als das AMR-Dickschiff spielt, aber mit härterem Grip aufwartet, legt für meinen Geschmack bassseitig die überzeugendere Leistung hin.
Doch ist es nicht nur seine zupackende Art, welche ihm eine ganz besondere Tiefton-Kompetenz sichert:
James Leary, einer der einflussreichsten Akustikbassisten der letzten 50 Jahre wurde vom legendären VTL-Gründer David Manley 1992 komplett analog und mit röhrenbewehrtem Signalpfad in Vinyl verewigt. James II zeigt ein Quartett in bester Spiellaune und Learys Double Bass glänzt in allen Lagen, die dem großen Instrument möglich sind. Selbst ganz unten gelingt es dem AVM den unbedingt nötigen Druck aufbauen. „Sattes Volumen und Substanz ohne unnötigen Bläh“ steht da auf meinem Notizzettel.
Dass er dabei auch noch besonders differenziert zugeht, offenbart sich dann im direkten Vergleich: Vermögen es Chords Symphonic und Einsteins The Phonostage zwar noch, den groovenden Slap und das Perkussive an Learys Spiel zu vermitteln, geht ihnen die typisch holzige Note, mit der der AVM die Reproduktion des Akustikbass zu einem fast sinnlichen Erlebnis macht, doch etwas ab.
Sogar mit rein elektronischer Musik, hier muss mal wieder Burials Untrue bemüht werden, sorgt der PH 8.3 für eine adäquate Zwerchfellmassage. Klar geht das auch noch etwas trockener, aber Einflüsse von System und Kabeln dürften im Ernstfall mindestens ebenso ins Gewicht fallen, wie das Vermögen der Phonostufe Bassorgien zu entfachen.
Bühne frei!
Raumabbildungsmäßig hat AVMs Entzerrer sicher wenig Konkurrenz zu fürchten, was sich nicht nur anhand des größer und luftiger anmutenden Aufnahmeraums der Van-Morrison-Session belegen lässt, sondern auch beim legendären Misty (Impex 45 RPM Special Limited Edition) des Tsyoshi Yamamoto Trios hörbar wird. Mit dem AVM Ovation PH 8.3 gewinnt die räumliche Ausdehnung in alle Richtungen. Besonders in der Tiefe des Raumes, wo bislang der Bassist vom Flügel des Meisters geradezu an die Wand getackert wurde, ist nun auf wundersame Weise Platz genug für ihn und sein üblicherweise im Stehen gespieltes Instrument.
Und ja, selbstverständlich werden die Instrumente auch körperhaft und dreidimensional in Szene gesetzt. Selbstverständlich, weil wir uns ja in einer Preisklasse bewegen, wo solche Details eigentlich vorausgesetzt werden sollten. Dennoch beruhigend zu hören, dass der AVM Ovation PH 8.3 auch in diesem Punkt liefert.
Direkt dynamisch
„Misty“ ist ja vor allem für das ungeheuer nah und direkt eingefangene Tasteninstrument von Meister Yamamoto bekannt. Dabei entwickelt der Anschlag bisweilen eine Dynamik, dass es einem geradezu den Atem verschlägt. Zumindest, wenn die Kette die nötige Kompetenz mitbringt. Sollte es bei Ihnen daran fehlen, suchen Sie das Problem nicht beim AVM, die Mühe können sie sich sparen. Der Ovation PH 8.3 ist wirklich flott unterwegs, legt sich grob- wie feindynamisch so sehr ins Zeug, dass sich auch preisklassengleiche Entzerrer regelmäßig ganz schön anstrengen müssen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.
Symmetrisch? MM?
Plan B – Tommy Schneider & Friends (auf Amazon anhören) habe ich selten dermaßen beschwingt und mitreißend gehört, wie mit dem AVM. Doch es geht noch besser: Wer seinen Tonarm symmetrisch mit dem entsprechenden Eingangsmodul des AVM Ovation PH 8.3 verbindet, erntet nicht nur einen extrem ruhigen, weil noch störungsärmeren Hintergrund, sondern zudem einen nicht ganz unerheblich gesteigerten Dynamikumfang. Dieses Modul gehört daher unbedingt auf die Ausstattungsliste des AVM, schließlich ist ein MC-Tonabnehmer eine echte symmetrische Quelle und ein entsprechendes Phonokabel leicht zu beschaffen.
In Ermangelung eines adäquaten MM-Tonabnehmers kann ich leider nicht allzu viel über den MM-Eingang berichten. Mit meinem Denon DL-103 R und einem Übertrager verbunden, lieferte das Modul mir zumindest die wohlbekannten, vertrauten Infos bezüglich der Qualitäten des Denon sowie des verwendeten Übertragers. So darf dem MM-Board zumindest eine absolute Schlagseitenfreiheit bescheinigt werden, was selbstredend nur bedingt Rückschlüsse auf die Paarung mit einem hochwertigen MM-Abtaster zulässt.
Keine Kleinigkeit: Kennlinien
Besser sieht es bei der Möglichkeit aus, die zur Verfügung stehenden alternativen Kennlinien zu schalten. In der Tat zahlt sich meine vor mehr als zwanzig Jahren entfachte Sammelleidenschaft einschlägiger Klassiklabels endlich einmal aus.
Am Beispiel von Decca SXL 2114 lässt sich recht gut belegen, was passiert, wenn man die aus dem Jahr 1958 datierende Aufnahme mit der passenden Entzerrung abspielt. Clifford Curzon spielt hier unter Leitung des noch nicht geadelten John Solti Tschaikowskys Klavierkonzert Nr.1. Die in den Wiener Sofiensälen entstandene Aufnahme steht als Wide-Band-Ausgabe in meinem Plattenschrank, gehört aber aufgrund ihres vergleichsweise wenig differenzierten und leicht bedeckten Klanges nicht unbedingt in die Riege meiner Top-Deccas. Nach Anwahl der Entzerrung für frühe Deccas erfährt der Hochtonbereich eine deutlich gesteigerte Brillanz und Luftigkeit, während die Bässe gleichzeitig feiner modelliert und durchschlagskräftiger tönen. Keine Kleinigkeit, denn so macht die pianistisch durchaus ansprechende Aufnahme tatsächlich Freude. Ähnliches lässt sich für andere Label, wie EMI, RCA oder Teldec berichten.
Dank der komfortablen Fernbedienung ertappe ich mich auch ein ums andere Mal dabei, eine etwas muffige LP aus den siebziger oder achtziger Jahren, die ja prinzipiell nach RIAA-Standard zu entzerren wären, mit einer anderen Kennlinie akustisch etwas „aufzupeppen“. Nicht gerade die reine Lehre, doch es funktioniert ziemlich gut. Diesbezüglich puristischere Naturen können ja jederzeit wieder aufs Knöpfchen drücken und dem Spuk so ein schnelles Ende bereiten.
Test: AVM Ovation PH 8.3 | Phono-Vorstufe