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Sollten Sie die japanische Firma Phasemation noch nicht kennen, wird es Zeit. „Da ist eine neue Analog-Koryphäe entstanden“, meinte Axiss-Europe-Vertriebsmann Jörg Labza Anfang des Jahres zu mir. Und schon vorher hatte mich Tonarmentwickler Thomas Schick mit einer Bemerkung über das Topsystem der Japaner aufhorchen lassen: „Klingt wie eine Mischung aus Koetsu und Lyra.“ Meine Erwartungen an die Phonovorstufe Phasemation EA-550 (https://axiss-europe.de, 6.900 Euro), die interessanterweise in Form zweier Monoverstärker daherkommt, sind also ziemlich hoch.
Background zu Phasemation
Phasemation (früher Phasetech) ist der HiFi-Zweig der Kyodo Denshi Engineering Co. Ltd., einer Firma, die elektronische Messgeräte und Ingenieursdienstleistungen anbietet. Firmengründer- und Chef Noboyuki Suzuki ist ein großer Analogliebhaber, dessen erste Schritte in der HiFi-Welt die Produktion von Präzisionsmessgeräten für die Übertragerentwicklung führender japanischer Firmen war. Danach brachte er unter dem Namen Phasetech erste eigene MC-Übertrager und Tonabnehmer auf den Markt. Phasetech durfte sich die Firma in Europa allerdings nicht nennen, der Name war schon vergeben. Deshalb änderte man ihn in Phasemation, eine Melange aus „Phase“ und Information, was mich ein wenig an Accuphase erinnert, mithin nicht der schlechteste Vergleich. Inzwischen enthält das Portfolio auch Phonovorstufen, Vor- und Endverstärker.
Technik & innere Werte: Phasemation EA-550
Phasemation fährt im Verstärkerbereich zwei verschiedene Linien: Die „günstigeren“ Geräte sind transistorisiert, die richtig teuren arbeiten mit Röhren. Die Verarbeitung der Phasemation-EA-550-Monos ist panzerschrankartig und erinnert mich an die Qualität von Accuphase-Geräten. Auffällig ist das ungewöhnliche Erdungskonzept: Die Signalmasse setzt am zentralen Abgriff des Übertragers an, so wird ein durchgängig symmetrisches Signal erzeugt. Man muss also bei den angeschlossenen Phonokabeln darauf achten, dass dort die Masse getrennt geführt wird, sonst kann es zu Brummproblemen kommen, selbst gewisse XLR-Kabel können den Vorteil des symmetrischen Signalpfads zunichtemachen. Ich habe die beiden Monoblöcke mit einem mitgelieferten Massekabel verbunden, die Masse des Phonokabels an einem der beiden Geräte angeschlossen und von dort ein weiteres Massekabel zum Vor- bzw. Vollverstärker geführt. Mein Ergebnis: Totenstille.
Schaue ich mir das Innere der Phonomonovorverstärker Phasemation EA-550 an, kann ich keine Ingredienzen aus der Hexenküche erkennen, dafür aber einen piekfeinen Aufbau, der in konsequenter Doppelmono-Topologie mittels kanalgetrennter, eigenständiger Verstärker zu Ende gedacht ist. Einzig die Auslagerung beider Netzteile könnte hier vielleicht noch einmal etwas bringen, aber das ist fast schon akademisch, denn das Störgeräuschspektrum der Phasemation EA-550 ist auch so schon exemplarisch gut. Ganz wichtig ist den Japanern der Verzicht auf jede Form von Gegenkopplung, sie sind der Ansicht, die sorge für Phasen- und Zeitverzüge zwischen Ein- und Ausgangssignal, was sich in unmusikalischem Klang niederschlüge, selbst wenn sich das Gerät besser messen ließe. Als Ausgleich für den Verzicht auf Gegenkopplung müssen die Bauteile von besserer Qualität sein – und das sind sie: eng tolerierte Metallfilmwiderstände, Silbermica-Kondensatoren für die RIAA, Elna Silmic Elkos usw.
Entzerrung und Verstärkung
Die eigentliche RIAA-Entzerrung ist zweistufig ausgeführt. Sie arbeitet voll symmetrisch und diskret, sprich ohne OP-Amps mit Feldeffekttransistoren (JFETs). Auch das ist nicht ungewöhnlich, entscheidend ist, was am Ende dabei klanglich herauskommt. Bei der MC-Verstärkung arbeitet ein Übertrager mit, den es auch extern mit der Bezeichnung T-550 für 1.150 Euro zu kaufen gibt. Ihn hatte ich zu Vergleichszwecken zufällig zur Hand. Er soll einen besonders weiten Frequenzbereich abdecken, was ich natürlich ausprobieren werde. Möglich gemacht hat das laut Phasemation eine „geteilte Wicklungsarchitektur“, die die Firma entwickelt hat. Indem die Japaner ein verlustarmes, sehr dickes Kupferkabel um einen großen EI-Kern wickeln, der nur 0,2 mm stark ist und zu 78 % aus Mumetall besteht, wollen sie diesen extrem ausgedehnten Frequenzgang sowie eine besondere Phasentreue erzielen. Daraus soll sich gerade im Bass eine ausgezeichnete Linearität sowie eine hoch effektive Verstärkung ergeben, die hörbare Phasenverzerrungen deutlich reduziere und eine besonders gute Raumdarstellung mit deutlicher Lokalisation der Klangereignisse mit sich bringe.
Die Schnittstellen der Phasemation EA-550
Die Phasemation EA-550 hat drei vollwertige Eingänge für MM- oder MC-Tonabnehmer. Die Eingänge 1 und 2 können sowohl mit Cinch- als auch mit XLR-Kabeln betrieben werden, Eingang 3 nur mit Cinch. Dazu kommen zwei Ausgänge. Eine Ausstattung, die in sozial verträglichen Lebensumständen ausreichen sollte. Obendrauf gibt es ein Rumpelfilter und zwei Einstellungen für Decca- und Columbia-Entzerrungen der sogenannten Mono-Ära. Zudem haben die EA-550-Mono-Phonovorstufen eine „Degauss“-Funktion, mit deren Hilfe man die überschüssige Magnetisierung eines Tonabnehmers neutralisieren kann – genau wie meine Air Tight ATE 2005. Das Gehäuse ist aus einer 10 mm starken, edel eloxierten Aluminiumplatte sowie einem 1,6 mm starken Kupferboden und Deckel aufgebaut.
Phasemation EA-550: Klangtest
Vergleiche mit anderen Phonovorstufen
Direkt vergleichen konnte ich die Phasemation EA-550 mit meiner Air Tight ATE 2005, die neu in etwa das Gleiche kostete wie ihre japanische Konkurrentin. Sie klingt minimal heller, ihr Klang lässt sich aber durch die Wahl der Röhren steuern, was bei der EA-550 natürlich nicht geht. Dennoch kommen sich beide klanglich im MC-Modus sehr nahe – trotz Transistoren in der EA-550 und Röhren in der ATE 2005. Das kann auch daran liegen, dass im MC-Vorvorverstärker der ATE-2005 ebenfalls Halbleiter arbeiten. Interessant ist nicht zuletzt der Vergleich beider Phonovorverstärker im MM-Modus mit dem externen Phasemation T-550 Übertrager. Hier musste ich die Lautstärke der Air Tight ATE-2005 anpassen, da sie nur 30 dB Verstärkung im Vergleich zu den 38 dB der Phasemation EA-550 aufweist. So verkabelt schrumpft der klangliche Abstand weiter, manchmal konnte ich sie kaum auseinander halten. Der Vergleich zwischen eingebautem und externem Übertrager brachte keinen Unterschied zu Tage. Die Information, dass die beiden Übertrager identisch sind, bekam ich erst später. Meine Ohren scheinen also noch zu funktionieren. Ein weiterer Vergleich mit dem Audiospecials Phonolab Pro, ein Phono-Pre aus deutschen Landen, bestätigt, dass die besondere Stärke der Phasemation EA-550 nicht zuletzt in einem von einer angenehmen, subtilen Wärme begleiteten, herrlich organischen Klangbild liegt, das bestimmt auch Röhrenfans ansprechen wird.
Verschiedene Tonabnehmer
Ich habe die Phasemation EA-550 über viele Wochen in meiner Anlage eingesetzt und da hätte sie, offen gestanden, auch gerne bleiben dürfen, so gut spielt sie. An Tonabnehmern habe ich vor allem mein Lyra Delos (0,6mV / 8.2 Ohm) und das Hana Umami Red (0,4mV / 6 Ohm) ausprobiert. Außerdem noch ein Ortofon SPU (0,2mV / 2 Ohm) sowie ein einfaches Denon DL-103 (0,3mV / 40 Ohm) und kann bestätigen, was Phasemation propagiert: Der Übertrager kann tatsächlich mit diesen von ihren elektrischen Gegebenheiten und Bedürfnissen her zum Teil sehr unterschiedlichen Systemen ohne weitere Anpassung hervorragend umgehen und ihre Eigenheiten zum Vorschein bringen.
Normalerweise hört man deutlich, wenn zum Beispiel das Denon-System, das einen 1:10 Übertrager braucht, an einem 1:20 Übertrager spielt. Das wird gebremst klingen, unrund, sogar harsch. Hier jedoch kann ich das beim besten Willen nicht hören, also scheint es Phasemation tatsächlich geschafft zu haben, einen wirklich breitbandigen Übertrager ohne zusätzliche Abgriffe zu wickeln, was schon eine kleine Sensation darstellt. Ich werde daher nicht bei jedem Stück den Tonabnehmer erwähnen, mit dem ich es gehört habe.
Auflösung und Druck
„The Quota“ vom berühmten Tenorsaxofonisten Jimmy Heath (Album: The Quota, auf Amazon anhören) ist ein Song ganz nach meinem Geschmack: Er beginnt konventionell und wird Stück für Stück immer raffinierter und fordert mit seinen unterschiedlichen Klangschichten Auflösung pur. Dabei stechen besonders die ungewöhnlichen Bläsersätze mit Trompete und gleich zwei Tubabläsern heraus. Hinkt die Auflösung hinter dem Groove her, klingt das anstrengend und wenig griffig. Mit der Phasemation EA-550 wird „The Quota“ zum Fest. Apropos griffig – Delvon Lamar (Album: I told you so) hat mit seinem Organtrio sein bisher bestes Album aufgenommen. Geiler Sound, druckvolle Bässe, erdige Grooves – das ist genau die Spielfreude, die ich auch live miterleben durfte. Gerade die Vitalität dieser Musik kann die Phasemation EA-550 hundertprozentig vermitteln. Mich macht dieser fette, sehr organische Orgelbass einfach immer an, besonders, wenn er wie hier mit Saft, Kraft und Farbe kommt. Aus der Tiefe des Raums knallen die Holzsticks des Drummers, die Gitarre knarzt und wie fette Seifenblasen schweben die Töne aus Lamarrs Orgel hinterher. Crisp, knackig und erdig löst die Phasemation EA-550 das schwerelos und kristallklar auf, behält dabei jederzeit den Überblick und macht immer Lust zu Tanzen, wirklich großartig.
Darf‘s noch etwas mehr sein? Etwas mehr Druck und etwas mehr Dreck? Dann lege ich mal die White Stripes (Album: Elephant, auf Amazon anhören) auf. „Seven Nation Army“ kann man schon als den Inbegriff von „distorted“ Rock verstehen. Die durch ein Megaphon komprimierte Stimme von Jack White und die hypnotisch-eingängigen Rhythmen von Meg White explodieren fast, wenn Jacks Gitarre einsetzt. Wieder sind die grobdynamischen Fähigkeiten der EA-550 stupend, sie liefert Druck, sie schiebt. Mangelt es hier an Auflösung, bekommt man echten Klangbrei. Nicht so mit der Phasemation EA-550. Sie arbeitet jedes Detail auch dieser schwierigen Mischung heraus und stellt es locker in seinen Zusammenhang.
Raum, Feinauflösung und zum Finale mittendrin
Die Musik von Tomaso Albinoni (Album: „12 SONATE OP.6 per violino basso continuo“) kann man ohne Übertreibung als das glatte Gegenteil der White Stripes bezeichnen: Luftig, zart und elegant perlen die Töne in meinen Hörraum. Hier berührt mich vor allem die Mitten- und Hochtonauflösung. Die Phasemation EA-550 agiert quasi wie der Mitarbeiter des Jahres: ohne mit der akustischen Wimper zu zucken, lieferte sie eben noch die Musik der White Stripes in all ihrer Rotzigkeit ab, während sie nun die ganze zarte Schönheit von Albinoni wiedergibt. So eine Bandbreite ist selten und verführt mich dazu, immer mehr Musik hören zu wollen.
Doch für diesmal endet meine Reise mit Shirley Horn (Album: Violet for your Furs, auf Amazon anhören) beim North Sea Jazz Festival in Den Haag. Horn und ihr Trio strotzten bei dieser Liveaufnahme nur so vor Spielfreude und schütteln großartige Varianten berühmter Standards in den Raum: „Love is here to stay“; „Georgia on my mind“ oder „Baby won´t you please come home“ sind nur drei von neun Klassikern, die die Hohepriesterin des Jazz hier zelebriert. Ich kenne den Ort, an dem das Konzert stattfand, und kann ihn zu 100 % identifizieren. Shirleys Lippenkontakt mit dem Mikro zeichnet die Phasemation EA-550 ebenso detailliert nach wie ihre zarten Tastenläufe. Für eine Liveaufnahme ist auch der Bass herrlich satt abgenommen und Besen oder Sticks des Schlagzeugers bekommen eine beinahe hyperrealistische Präsenz, die diese Konserve zum Ereignis werden lässt. Shirley Horn selbst wirkt, als würde sie eine Messe in der Kirche des Jazz zelebrieren, der Raum spannt sich enorm weit und tief auf und gibt dem Hörer die Möglichkeit, sich ganz auf ihre Stimme, die Instrumente und damit die Interpretationen einzulassen. Diese enorme Mittentransparenz der EA-550 hat gerade den nötigen Touch Wärme und eine minimale Neigung zu dunkleren Klangfarben, das alles aber ohne Verfärbung oder Verfremdung.
Test-Fazit: Phasemation EA-550
Anknüpfend an meine Einleitung kann ich feststellen, dass meine hohen Erwartungen sogar noch übertroffen wurden. Die Phasemation EA-550 spielt, als wäre sie immer schon da gewesen. Lässig und selbstverständlich macht sie ihren Job, nämlich zarte Phonosignale so zu verstärken, dass sie jedweder Musik zu freier Entfaltung verhilft. Dabei agiert sie wie eine akustische Durchreiche mit einer neutralen Grundausrichtung, die gerade den richtigen Schuss Wärme hat, um einen gewissen, angenehmen Charme zu versprühen. Das dürfte sowohl Transistor- wie auch Röhrenfreunde abholen. Zusammen mit ihrer umfangreichen Ausstattung ist sie eine der besten Phonovorstufen, die ich je benutzen und hören durfte.
Die Phasemation EA-550 …
- spielt so richtig, so realistisch und so rein wie wenige andere Phonovorstufen und spricht damit sowohl intellektuelle als auch emotionale Hörer an.
- verfügt gerade auch im Hochton über eine schier unbegrenzte Auflösungsfähigkeit, wobei sie immer die Integrität des musikalischen Gesamtgeschehens bewahrt.
- spielt mit kernigem Grundton und sattem Tiefbass auf der minimal wärmeren Seite der Neutralität.
- wird sowohl fein- als auch grobdynamisch allen musikalischen Genres gerecht.
- leuchtet sehr breit und tief gestaffelte Räume aus und sorgt mit ihrer fokussierten Darstellung für eine enorme Glaubhaftigkeit.
- legt eine seltene Mittenauthentizität an den Tag, die für Spannung und emotionale Mitnahme sorgt. Gerade Stimmen werden zum Erlebnis.
- ist enorm flexibel beim Betrieb unterschiedlicher Tonabnehmer, dank ihres extrem breitbandigen MC-Übertragers ohne die Notwendigkeit zusätzlicher Anpassung.
- glänzt mit einer Ausstattung, die praktisch kaum Wünsche offen lässt und zudem äußerst praxisgerecht ist.
- stellt eine seltene Autorität in ihrer Geräteklasse dar. Sie meistert locker und ungerührt alle musikalischen Herausforderungen und erspielt sich für meine Ohren einen Referenzstatus.
Fakten:
- Modell: Phasemation EA-550
- Konzept: vollsymmetrische Doppelmono-Phonovorstufe
- Preis: 6.900 Euro
- Eingänge: 3 Eingänge für MM- oder MC-Tonabnehmer (Eingänge 1 und 2: Cinch sowie XLR, Eingang 3: Cinch)
- Ausgänge: 2 x Cinch
- Abmessungen & Gewicht: 93 × 211 × 360 mm (HxBxT), 5,5 kg je Monoblock
- Eingangsempfindlichkeit: 2,5 mV (MM) / 0,13 mV (MC)
- Passende Eingangsimpedanzen: 47 kΩ (MM); 1,5 to 40Ω (MC)
- Gain: 38 db (MM), 64dB (MC)
- Ausgangsspannung: 200 mV (1kHz)
- Ausführungen: Front in Champagner, Body in Schwarz
- Garantie: 2 Jahre
- weitere technische Informationen beim Vertrieb
Deutscher Vertrieb:
Axiss Europe GmbH
Haneckstraße 32
65719 Hofheim
Tel: +49(0)234-3254190
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Web: https://axiss-europe.de/
Test: Phasemation EA-550 | Phono-Vorstufe