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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Bodenständig abgehoben
  2. 2 Audiolab 6000A: Klang & Vergleiche

Eine Schalt- und Waltzentrale für das moderne Wohn- oder Hörzimmer will der 6000A sein. Deshalb kommt der neue Audiolab-Vollverstärker (www.audiolust.de) mit reichhaltiger Ausstattung, die auch Bluetooth, Digitaleingänge, Phono-Preamp und Kopfhörerverstärker nicht vermissen lässt. Technisch der Tradition des Audiolab 8300A folgend, liegt er preislich 400 Euro unter diesem. Mit 799 Euro passt er nicht nur bequem in die von vielen Interessenten gesetzte 1.000-Euro-Budgetgrenze, sondern lässt noch Luft nach oben für ein paar gute Tonträger, einen Kopfhörer oder was auch immer.

Schnittstellen

Anschlussseitig bietet der Audiolab 6000A viele Möglichkeiten. Analoge Cinch-Eingänge gibt es vier, genaugenommen sogar fünf: Die Endstufe des Vollverstärkers ist separat erreichbar. Passend dazu bietet der 6000A auch an, das Signal des Vorverstärkers per Pre-Out zu verschicken. Ob dort nun eine wie auch immer geartete Raumkorrektur stattfinden, ein Kopfhörerverstärker betrieben oder ein Subwoofer- beziehungsweise „Second Room“-Signal abgegriffen werden soll – der Anwender kann das bei Bedarf selbst entscheiden.

Die analogen Schnittstellen das Audiolab 6000A

Die analogen Schnittstellen das Audiolab 6000A

Im Menü können die verschiedenen Betriebsmodi des Audiolab 6000A ausgewählt werden. Drei analoge Hochpegel-Inputs sind neutral als „Aux 1 – Aux 3“ bezeichnet, ein weiterer zeigt mit der Aufschrift „Phono“ und dem dazu passenden Masseanschluss auf der Rückseite des Amps, dass er einen RIAA-Entzerrer nachgeschaltet hat, um die Signale eines Plattenspielers korrekt wiederzugeben. Moving-Coil-Tonabnehmer bleiben außen vor, der Audiolab verstärkt und entzerrt nur die verbreiteten Moving-Magnet-Systeme.

Digitaleingänge des Audiolab 6000A

Digitaleingänge des Audiolab 6000A

Digitalsignale können auf unterschiedliche Arten ihren Weg in den Audiolab 6000A finden. Es gibt zwei Anschlüsse für koaxiales, also elektrisches S/PDIF sowie zwei Toslink-Buchsen. Doch es bedarf nicht unbedingt eines Kabels, da der Audiolab auch Bluetooth-Signale (aptX) willkommen heißt. Etwas schade: Unter der USB-Buchse macht die Aufschrift „Update“ klar, dass hier zwar Datenverkehr stattfindet, aber keine Audioverbindung zu Mac, PC oder Speichermedium zugelassen wird. Das ist meiner Meinung nach eine vertane Chance. Auch einen HDMI-Input gibt es nicht. Dagegen freut mich, dass ein Kopfhörerverstärker an Bord ist, der sein Signal an einer frontseitigen 6,3-mm-Klinkenbuchse ausgibt.

Optik & Technik

Prägende Elemente auf der Vorderseite sind die drei runden Knöpfe und ein großes OLED-Display. Na, „prägend“ ist gut, es sind die einzigen neben der Standby-Taste, dem Infrarotreceiver für die Fernbedienung und besagter Kopfhörerbuchse. Die drei Drehgeber nennen sich – von links nach recht –„Sel“, „Mode“ und „Vol“. Der Netzschalter befindet sich hinten am Gerät, vorne kann nur die Standby-Funktion geschaltet werden. Mit rückseitigen Trigger-Ein- und Ausgängen kann der Audiolab 6000A auch zentral aktiviert werden und andere Geräte aus dem Schlaf aufwecken.

Audiolab 6000A

Im Audiolab 6000A steckt ein Ringkerntrafo, die anschließende „Beruhigung“ des dem Gerät zur Verfügung gestellten Stroms wird mit Kondensatoren von insgesamt 60000 Mikrofarad Kapazität bewerkstelligt – ein ordentlicher Wert. An 8 Ohm stehen 50 Watt Leistung zur Verfügung. Diese werden in Verstärkerklasse AB erzeugt und wie beim 8300A mit je Kanal zwei Bipolartransistoren umgesetzt. Die sogenannte „CFB“-Schaltung des 6000A soll dabei ihre wesentlichen Vorteile in der thermischen Stabilität und im einfachen Aufbau besitzen. Außerdem gilt sie den Briten als verzerrungsarm und soll eine hohe Dynamik ermöglichen. Der Signal-Rausch-Abstand wird nach gehörangepasster Filterung mit der A-Kurve mit 110 Dezibel angegeben.

Blick ins Innenleben des Audiolab 6000A

Blick ins Innenleben des Audiolab 6000A

Last, but not least: Die Übersetzung der eingehenden digitalen Audiodatenströme in die Welt der kontinuierlichen Analogspannungen übernimmt ein DAC-Chip, den man auch in Pro-Audio-Produkten findet, etwa in den angesehenen Apogee-Wandlern: Es ist der Sabre32 von ESS. Der 32-Bit-Bitstreamwandler gilt als jitterarm und unprätentiös, wenn es um den Umgang mit verschiedenen Samplerates geht. Der Konverter arbeitet mit maximal 192 kHz.

Bedienlogik

Der Vollverstärker wirkt schlicht und zurückhaltend, er wird sich gestalterisch kaum mit Geräten anderer Hersteller beißen können. Die praktische Fernbedienung funktioniert sogar noch bei extremen Winkeln und lässt sich auch bei starker, direkter Sonneneinstrahlung auf den Empfänger nicht von ihrer Arbeit abhalten. Auch das Display ist jederzeit gut erkennbar und niemals überfrachtet.

Fernbedienung des Audiolab 6000A

Die einzige Tatsache, die ich bei der Bedienung nicht optimal finde, ist, dass sich das „Mode“-Menü immer wieder resettet. Dreht man einfach nach links oder rechts, ändert sich sofort der Betriebsmodus (Preamp, Endstufe, Vollverstärkung). Wenn man beispielsweise die Balance am Gerät verändert hat, eine Weile wartet und einfach wieder an „Mode“ dreht, ohne zuvor mit Drücken den passenden Menüpunkt auszuwählen, unterbricht man aus Versehen die interne Signalkette, statt die Balance zu justieren. Ein Memory zumindest bis zum nächsten Ausschalten wäre hier sinnvoll, ließe sich aber auch sicher per OS-Update nachreichen. Sehr gelungen finde ich dagegen die kurzen Fades beim Quellenwechseln und bei Veränderung der Betriebsmodi, das macht die Übergänge schön galant.

Audiolab 6000A - Drehknöpfe

Audiolab 6000A: Klang & Vergleiche

Black Sabbath - Black SabbathIch schließe die Quadral Galan 9 an die Outputs des Audiolab 6000A an – und meinen Thorens an dessen Phono-Input. Eine meiner klanglich wie inhaltlich liebsten Scheiben darf den Einstand geben, die wirklich einmalige und einzigartige Black Sabbath von Black Sabbath (auf Amazon anhören). Ozzys damals noch warme, voluminöse Stimme und ein Instrumentenklang, der durch seine einnehmende Tiefe, Wärme und irgendwie auch Abgründigkeit und Bedrohlichkeit wohl viel zum Aufstieg der vier Langhaarigen aus Birmingham beigetragen hat, sind immer ein gutes Ausgangsmaterial für Gesamtbetrachtungen des Klangs eines Gerätes.

Schnell wird deutlich, wie der Audiolab 6000A generell aufgestellt ist: Er ist straff im Bass und besitzt deutlich gezeichnete Mitten sowie vorsichtige, aber gut aufgelöste Höhen. Insgesamt wirkt der Amp präzise, aber nicht hochanalytisch, sondern schlichtweg ausgewogen und ohne Badewannenfrequenzgang mit gehypten Höhen und Tiefen. Was das ganz genau bedeutet? Lesen Sie weiter!

Der Audiolab 6000A ist auch in Silber zu haben

Der Audiolab 6000A ist auch in Silber zu haben

Vorab möchte ich aber noch loswerden, dass mich die Homogenität der verschiedenen Eingänge begeistert: Ich habe es nicht vermocht, größere Klangfarbenunterschiede herauszuhören, die explizit auf den gewählten Eingang zurückzuführen sind. Besonders die Inputs der digitalen Domäne sind überraschend gut aufgestellt. Ich kenne meine anderen Wandler (Lavry DA11 und Merging Technologies HAPI/Premium) gut und konnte mich daher freuen, mit dem Audiolab 6000A auch bei digitaler Speisung eine mehr als klassengerechte Auslösung, Transientendarstellung und Linearität zu erhalten, auch wenn meine teuren D/A-Wandler diesbezüglich natürlich etwas mehr bieten. Was die Schallplattenwiedergabe angeht: Etwas offener und detaillierter, besonders in den Hochmitten, spielte der Phono-Preamp meines Rega Mira 3.

Keller

Bei einem Haus baut man zuerst das Fundament, also beginne ich zunächst einmal mit der Betrachtung des Tieftons. Im unteren Bereich des hörbaren Frequenzspektrums findet man eine schnelle, unbeeindruckt spielende Wiedergabe. Der Audiolab macht keinerlei Anstalten, langweilige Musikproduktionen aufzublähen oder mit Anreicherung durch Harmonische warm und bauchig zu gestalten. Mir gefällt das sehr, sehr gut, denn der 6000A bietet eine präzise und konkrete Darstellung, ohne aber allzu entlarvend und analytisch zu wirken.

Audiolab 6000A - Ambiente

Für das Erstlingswerk von Iommi, Butler, Ward und Osborne ist das jedenfalls genau richtig: Der E-Bass „Geezer“ Butlers und Bill Wards Bassdrum finden die richtige Balance mit dem Audiolab – nicht zu schwimmend, aber auch nicht die Größe und Wuchtigkeit beschneidend. Okay, wer etwa bei barocken Orgelwerken auf eine maximale Immersion steht und sich gerne von den diffusen Signalanteilen des Orgelpunktes umwabern lässt, wird vielleicht andere Verstärker bevorzugen. Umgekehrt harmoniert der Audiolab 6000A in jedem Fall sicher auch gut mit nicht allzu straff abgestimmten Bassreflexlautsprechern. Die Galan 9 von Quadral spielte in Kombination mit dem Audiolab jedenfalls sehr überzeugend.

Beletage

Delta Momma Blues - Townes Van ZandtEin gewisser Herr Townes van Zandt zeigt mit seiner hochvirtuos gespielten Gitarre und seinem unnachahmlichen Stimmtimbre auf Delta Momma Blues (auf Amazon anhören), wie die Mittenwiedergabe dieses Vollverstärkers einzuschätzen ist. Prinzipiell ist es das gleiche Bild: Die Anschlagsgeräusche der Gitarre und die Konsonanten der Stimme werden schön „schnell“ artikuliert, aber niemals kommt der Eindruck auf, dass der Audiolab zackig-nervös oder sonstwie unwuchtig wäre. Dabei tritt der gesamte Mittenbereich ein kleines bisschen in den Vordergrund, als sollte klargemacht werden, in welchem Frequenzbereich die wesentlichsten Informationen der Musik liegen.

Die Stimme und die Gitarre kämpfen dabei über den Audiolab 6000A etwas weniger gegeneinander, als es bei meinem Rega Mira 3 der Fall ist. Das Testgerät verfügt in den Mitten nämlich über ein klein wenig mehr Transparenz und Klarheit. „Rake“ und „Nothing“, zwei der anbetungswürdig melancholischen Meisterwerke des verstorbenen Texaners, begeistern über den Audiolab noch ein wenig mehr. Aufnahmen mit nicht perfekt eingegliederten Präsenzen (sprich: oberen Mitten) können hingegen bisweilen etwas anstrengend wirken, da der 6000A bis dorthin eine leichte Unterstützung fährt oder zumindest keine Anstalten macht, etwas „gefällig“ wegzubügeln. Das wäre aber auch eher der Produktion anzulasten. Trotzdem erreicht der Audiolab eine ordentliche Langzeithörbarkeit – und das liegt nicht zuletzt an dem, was der nach oben anschließende Bereich liefert.

Audiolab 6000A

Obergeschoss

Petite Amie - Juliette ArmanetDer Audiolab 6000A fackelt kein Feuerwerk an schillernden und brillanten Höhen ab. Anstatt zu britzeln, sorgt er sich um die unaufgeregte Darstellung der oberen Frequenzbereiche. Das Album Petite Amie der wohl etwas durchgeknallten Juliette Armanet (auf Amazon anhören) profitiert von diesem Umstand ganz besonders, denn wie bei so vielen französischen Pop-Produktionen wurden die Höhen ungefähr so verteilt, wie der gute, alte Obelix Wildschweine vertilgt: in beachtlichen Mengen. Die sehr knackigen Piano-Anschläge und die aufgeregte Bissigkeit in Juliettes Stimme im Opener „L’amour en solitaire“ werden durch die Höhenwiedergabe des 6000A angenehm beruhigt.

Wer allzu seidige, verhaltene Hochtontreiber in seinen Lautsprechern verbaut hat, sollte das Zusammenspiel vielleicht genauer betrachten, mit den recht agilen Bändchen der Quadral Galan 9 haben sich aber sehr gute Partner für den Audiolab gefunden. Mir gefällt das so tatsächlich besser als mit dem Abacus 60-120D Dolifet in der Kette, da der etwas schonungslosere und angriffslustigere Höhen übermittelt. Also: Gemächliche Speaker geben mit dem Audiolab ein eher rundes Bild ab, analytischere werden dagegen angenehm am Riemen gehalten. Beim Vergleich mit der Abacus-Endstufe wurde übrigens klar, dass eigentlich sämtliche der genannten 6000A-Klangeigenschaften der Endstufe zuzurechnen sind, die Vorstufe des Audiolab spielt durchweg transparent und neutral.

Audiolab 6000A - Trafo und Stromversorgung

Dynamik

Schön ist, dass der runde, unaufgeregte Eindruck keinesfalls bedeutet, dass Feindynamik und Detaildarstellung leiden. So werden auch kleine Knackser bei der Editierung mancher Musikproduktionen nicht kaschiert, sie fallen allenfalls etwas stärker zurück als mit dem Abacus. Der Audiolab 6000A reiht sich hier im Bereich des Musical Fidelity M2Si ein, für den der exakt gleiche Preis aufgerufen wird.

Über den Audiolab verstärkte Signale wirken alle sehr „da“, sind natürlich und wie mit einer logischen Konsequenz dargestellt. Auch schnelle Signalanstiege werden ohne viel Aufhebens weitergereicht. Die Unterschiede zum Abacus sind erkennbar, aber in keinem Fall spielentscheidend. Seine positiven Eigenschaften verliert der Audiolab erst dann, wenn man sich der Leistungsgrenze nähert, denn dann fängt das Signal an zu drücken und zu verkleben. Für große Standlautsprecher in „Ü30“-Räumen (und ich meine Quadratmeter …) scheint der Audiolab 6000A dann gut geeignet, wenn man auf Hörlautstärken jenseits des üblichen Musikgenusses verzichtet. Andererseits darf man bei allen Pegeln den Lautsprechern sehr nahe sein, ohne sich von Rauschen gestört zu fühlen.

Audiolab 6000A - Endstufensektion

Stereobild

Mit einer guten Feindynamik geht oft ein sauberes Stereobild einher, das ist auch beim Sechstausender von Audiolab nicht anders. Eine klare Positionierung von Signalen ist das Ergebnis. Mein Rega Mira 3 und der kürzlich getestete Musical Fidelity M2Si können diesbezüglich nicht mithalten. So wirken die etwas gruselig anmutenden Töne von Tablas, Sitar, Blockflöte und Akustikgitarre in „Schmetterling“ (Bröselmaschine von der gleichnamigen Duisburger Band) wie um ein Lagerfeuer herum gruppiert. Man kann quasi das Wandern des Joints von links nach rechts im Stereobild nachverfolgen. Wer das infantile Cover gezeichnet hat, wird daraus allerdings nicht ersichtlich … Aber ich will gar nicht so sehr auf der Platte herumhacken, das Krautrock-Werk von 1971 ist durchaus hörenswert!

In die Tiefe reicht die Darstellung des Vollverstärkers ebenfalls sehr ordentlich. Der tolle Raum auf dem ein Jahr vor Bröselmaschine erschienenen Debütalbum von Black Sabbath bildet eine drohend große Kulisse weit hinter den vier Musikern. Auch der dritte Satz (Adagio) von Alfred Schnittkes 6. Sinfonie (BBC National Orchestra of Wales unter Tadaaki Otaka, auf BIS AB) liefert wundervoll tiefe Einblicke über die (tiefen) Blechblasinstrumente im Raum, jedoch ohne – ich erinnere an meine vorigen Ausführungen – dass es im Bass auch nur annähernd morastig zugehen würde.

Digitalfilter & Kopfhörer

Übrigens: Die Auswirkungen der drei wählbaren Digitalfilter sind spürbar, aber wahrlich keine „Game Changer“. Mit „Fast“ erhält man ein minimal klareres Bild als mit „Slow“, dafür aber etwas mehr Rauschen in den obersten Höhen. „Phase“ wirkt leicht angestrengter, aber etwas konturierter. Es lässt sich trefflich darüber streiten, ob Parameter dieser Art dem Anwender zugänglich gemacht werden müssen oder nicht. Theoretisch könnte man ja auch das Feedback der Endstufe steuern und so einiges mehr.

Audiolab 6000A - Kopfhörerausgang

Nach langem Hören fällt auf, dass dem Audiolab 6000A eine marginal „nette“, ganz sanft schmeichelnden Charakterdisposition unterstellt werden kann, die sich durch den gesamten Frequenzbereich zieht. Der Kopfhörerausgang entzieht sich dieser Beschreibung, da sein Abgriff natürlich vor der Endstufe erfolgt (der ich die Klangeigenschaften des 6000A, wie erwähnt, hauptsächlich zuordne). Er spielt unauffällig, linear und mit ordentlicher Auflösung.

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Luxman PD-191IA

Test: Audiolab 6000A | Vollverstärker

  1. 1 Bodenständig abgehoben
  2. 2 Audiolab 6000A: Klang & Vergleiche

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