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mit Frank Hakopians
Ungewöhnlich viele Aussteller schienen in diesem Jahr auf eine analoge Quelle in ihrem Setup zu verzichten und dort, wo auf der obersten Rackebene doch ein Laufwerk stand, kam es viel zu selten zum Einsatz. Ich will nicht behaupten, dies sei ein echter Trend. Aber auffällig war’s schon. Vielleicht hätte es auch ausgereicht, die vorführenden Damen und Herren öfter um Musik aus analogen Quellen zu bitten. Schließlich sind Wünsche aus dem Publikum als Zeichen echter Anteilnahme in der Regel gern gesehen. Doch machen Sie sich bitte keine allzu großen Sorgen, bei nicht weniger als 551 Ausstellern gab es auch auf dieser Messe genug zu bestaunen, um Analog-Herzen zu höherer Schlagzahl anzutreiben.
Dazu waren die vielen Plattenspieler, die sich am großen Pro-Ject-Stand (www.audiotra.de) versammelt hatten, sicher gut geeignet. Vom Einsteigermodel bis zum Laufwerk für den analogen Connaisseur reichte hier die Bandbreite. Interessant erschien mir, wie Pro-Ject das beliebte Modell „The Classic“ zum „The Classic Evo“ weiterentwickelt hat. Heinz Lichtenegger, Gründer und Eigner von Pro-Ject, stellte persönlich und mit sichtlichem Stolz den eleganten Dreher einem interessierten Publikum vor.
Beim neuen Modell kann die Umdrehungszahl nun bequem per Knopfdruck gewählt werden. Nur für eher selten anfallende 78 Umdrehungen muss der Riemen noch manuell umgelegt werden. Klanglich positiv dürfte sich der Ersatz des bisherigen Kunststoff-Subtellers gegen einen Präzisionsteller aus Aluminium auswirken. Die Zargen gibt es in zwei hochwertig anmutenden Holzfurnieren: Walnuss und dunkles Eukalyptus stehen zur Auswahl. Der kardanisch gelagerte und vorbildlich gefertigte Tonarm ist, ebenso wie das MM-System Ortofon Quintet Red, im Lieferumfang enthalten. Der Preis des Pro-Ject Classic Evo fällt mit 1.500 Euro angesichts des Gebotenen erfreulich moderat aus.
Das Ehepaar Kim und Frank Levin aus Solingen, der analogen Community durch ihre edle Plattenbürste mit echtem Ziegenhaar bekannt, waren mit ihrer Firma Levin-Design (https://levindesign.de/) ebenfalls im MOC vertreten und leisteten ihren Beitrag zum Bauhaus-Jahr, indem sie das Transrotor Laufwerk Fat-Bob S mit feinstem Nappaleder in den typischen Farben und Formen des Dessauer Bauhaus veredelten. Das Set beinhaltet eine Plattentellerauflage aus einem resonanzdämmenden Hightech-Werkstoff und blauem Nappaleder auf der Oberseite, die einen Kreis symbolisiert. In Dreieckform gibt es eine mit gelbem Leder veredelte Tonarmbasis aus Industrie-Kunststoff. Die für 9- und 12-Zoll-Tonarme verstellbare Basis kann mit Bohrungen für SME- oder Rega-Arme geordert werden. Andere Bohrungen sind nach Rücksprache aber ebenso möglich. Die kunstvolle Edition wird von einer roten Abdeckung für die externe Motorsteuerung komplettiert, das Viereck. Für das vollständige Trio werden 1.200 Euro in Rechnung gestellt. Die Elemente können aber auch einzeln erworben werden.
Übrigens wusste der so geschmückte Fat Bob S auch klanglich zu überzeugen. Auf der neuen Big Magic Base von SCC, die Andreas Jungblut von AHP gerade noch rechtzeitig in der benötigten Sondergröße fertigstellen konnte, und mit dem französischen MC-Tonabnehmer Sculpture A.3 (circa 1.600 Euro) am langen Levin-Tonarm klang es über Levin-Design-Lautsprecher CA2pac enorm differenziert und luftig, gleichzeitig klangfarblich stark und ausgewogen. Die Elemente der Bauhaus-Kollektion lassen sich natürlich auch nachträglich an ein vorhandenes Laufwerk anbringen.
Tonabnehmer von Sculpture A basieren auf dem bekannten Denon DL 103, werden allerdings so umfänglich modifiziert, dass von der Basis teilweise nur die Magnete übrig bleiben. Das hat natürlich seinen Preis, der bei 1.600 Euro für das A.3 beginnt und beim Modell A.4 schon mal an der 5000-Euro-Marke kratzt. Grund sind die vielen möglichen Anpassungen an die eigenen Bedürfnisse. So kann unter diversen Nadelschliffen gewählt werden, aber auch der Innenwiderstand oder das Spulenmaterial, Kupfer oder Silber, sind Gegenstand der Optionspolitik von Sculpture A.
Auch Danyel Rondthaler von SoReal Audio (www.soreal-audio.de) vertraute auf Tonabnehmer der Franzosen und montierte sie unter die Headshells seines Kuzma 4Point und SME 312S. Die wiederum residierten auf dem großen Laufwerk SoReal Seismograph II. Da sich der etwas kleinere Bruder, der Seimograph I, in den Wochen vor der High End in meinem Hörraum zum Test warmgelaufen hatte, ahnte ich, was da soundmäßig auf mich zukommen würde.
Allerdings legte die Kette, bestehend aus Röhrenelektronik von Thrax und den Lautsprechern Helena MkII von Troy Audio glatt noch ein-zwei Schippen drauf und lieferte einen Gänsehautklang der Extraklasse, welcher auch mit ultradynamischen Musikmaterial weder Charme noch Autorität einzubüßen schien. Kein Wunder, denn die gut 140.000 Euro teuren, mannshohen, zweiteiligen Troy-Schallwandler nutzen nicht nur an Altecs legendäre 604-E-Chassis angelehnte Top-Treiber von Great Plains Audio, sondern auch eine Armada von sündteuren Duelund-Kondensatoren in riesigen externen Frequenzweichen.
Gut, das war jetzt eindeutig High End für den potenteren Geldbeutel, umso mehr freute ich mich, bei Perpetuum Ebner (www.perpetuum-ebner.de) den PE 1000 in der neuen, sauber furnierten Version „Wood“ zu sehen. Sebastian Epting erklärte mir bereitwillig einige konstruktive Details des neuen Tonarms PETO2017, der über ein Carbon-Tonarmrohr verfügt und daher extreme Steifigkeit verspricht.
Mit wirklich erstklassiger Verarbeitungsqualität stechen PE 1000 und der PETO2017 aus dem gehobenen Einsteigersegment hervor. Weshalb die 1.590 Euro, die für das Gesamtpaket aus St. Georgen im Schwarzwald, zu dem auch noch ein Ortofon 2MRed gehört, als überaus freundschaftliches Angebot gelten dürfen.
Weitere Angebote an analoge Einsteiger oder einfach preisbewusste HiFi-Fans kamen von Okki Nokki (www.okkinokki.de) aus den Niederlanden. Dass maschinengereinigte Schallplatten besser klingen, ist nämlich wirklich kein Gerücht. Und nicht nur Flohmarktschnäppchen profitieren von einer gründlichen Wäsche, auch neues Vinyl soll erst frisch gereinigt volles klangliches Potenzial entfalten. Dumm nur, dass viele der wirklich guten Plattenwaschmaschinen fast schon so viel kosten, wie ein brauchbarer Plattenspieler. Das zu ändern, ist ja schon etwas länger die Mission der Okki-Nokkianer. Allerdings verlangten sie bisher ihren Anhängern einiges an Leidensbereitschaft ab, zumindest, sofern es Qualitätsanmutung und Absauglautstärke betraf.
Mit gleich zwei Neuheiten wollen sie dies nun ändern und zumindest der Okki Nokki One räume ich da gute Chancen ein. Für 450 Euro erhält man eine solide Maschine, die vorwärts wie rückwärts läuft und eine kräftige, inzwischen auch deutlich leisere Absaugung der manuell aufzutragenden Reinigungsflüssigkeit verspricht. Sicher, kein Waschvollautomat der Luxusklasse, aber eine effektive Plattenreinigung mit Sparfuchscharakter.
Nummer zwei ist die Okki Nokki GO, eine halbautomatische Plattenreinigungsmaschine für, äh, unterwegs!? Zumindest der Name legt das nahe. Und die GO soll tatsächlich für kleines Geld, nämlich 129 Euro, über die Ladentheke gehen. Bis zur Markteinführung im Herbst des Jahres wird Okki Nokki wohl noch für ein wenig Feinschliff sorgen müssen, denn so ganz glatt ging die Reinigung mit der GO noch nicht von der Hand. Man darf jedenfalls gespannt sein, ob es ihnen gelingt, den Budget-Bereich des Segmentes mit diesen Angeboten neu aufzurollen.
Ein echtes „Einsteigerangebot“ ist von Thomas Woschnick und TW-Acustic (www.sieveking-sound.de) zwar nicht zu erwarten, doch eine Alternative zum bekannten Raven AC könnte die kleinere Version des im letzten Jahr vorgestellten Raven RS schon werden. Die kompakte, massive Basis aus Aluminium wartet mit dem Lager des Raven AC auf. Der Teller kombiniert Delrin und Edelstahl, was locker 22 Kilo ergibt. Das Gesamtgewicht des Laufwerks dürfte bei etwa 35 Kilogramm liegen. Motorseitig sind alle für den Raven angebotenen Antriebe mit dem RS kompatibel, was Raum für Upgrades lässt. Und nicht vergessen: Platz ist genug da, nämlich für bis zu vier Tonarme. Die bei TW-Acustic üblichen Minimal-Toleranzen gelten selbstredend auch für dieses Modell, das um die 10.000 Euro kosten soll.
Die Zusammenarbeit der Herner Manufaktur mit dem Bremer Sieveking-Vertrieb hat Wirkung gezeigt. Der Raven AC wurde diskret zum Raven AC2 (11.900 Euro) weiterentwickelt, wobei klangliche Relevanz in erster Linie von der neuen Motorsteuerung erwartet werden darf, während die nun eindeutiger zu justierende neue Tonarmbasis des AC2 vor allem den Bedienkomfort steigert. Tiefgreifende Veränderungen sind dagegen beim Raven GT erfolgt, der nun als GT2 8.000 Euro kostet. Sein Teller besitzt jetzt eine massive Auflage aus Messing, während die Motorsteuerung in die Aluminiumbasis integriert wurde. Deshalb lässt sich das Laufwerk nun bequem über frontseitig angebrachte Edelstahlknöpfe steuern. Auch optisch ein Gewinn, wie Autor und viele Besucher meinten.
Ortofon (www.audiotra.de) ist immer für Novitäten gut. War es letztes Jahr das 10.000 Euro teure Century, so erblickt heuer das Modell Ortofon Anna Diamond das Licht der Welt. Mit 8.499 Euro setzt es sich nochmals deutlich vom 6.950 Euro teuren „Basis“-Anna, einem nach Anna Netrebko benannten MC, ab. Wieso eigentlich Diamond? Einen Diamanten dürfte es beim Grundmodell doch auch geben.
Stimmt schon, und der verfügt bei beiden Annas über den Ortofon-Replicant-100-Schliff. Beim Anna Diamond stellen die Dänen allerdings jetzt auch den Nadelträger aus Diamant her, wofür bislang Boron verwendet wurde. Offenbar traut man bei Ortofon dem schwer zu bearbeitenden und empfindlichen Nadelträger aus Diamant nochmals bessere klangliche Eigenschaften zu.
Ähnlich fokussiert wie die Dänen auf Tonabnehmer ist man bei Flux-HiFi (www.flux-hifi.de), wenn auch auf ein anderes Gebiet. Nicht umsonst lautet der Wahlspruch des in Pforzheim beheimateten Unternehmens: Clean your sound. Herausgekommen sind dabei Produkte, die den Vinylisten-Alltag erleichtern helfen, wie unsere Tests der elektrischen Nadelbürste Sonic und des Plattenstaubsaugers Vinyl-Turbo ergaben. Im MOC gab es darüber hinaus nicht nur die bereits seit Kurzem erhältliche Plattenbürste Vinyl-Brush (49,90 Euro) am Stand zu sehen, sondern auch die antistatischen Vinyl-Sleeves. Die Plattenhüllen erinnern an die ausgezeichnet beleumundeten Hüllen von Nagaoka und MoFi.
Bei AMG (www.high-fidelity-studio.de) vermutete ich, das mir gut bekannte Laufwerk Viella zu erblicken, allerdings wirkte es irgendwie fülliger als gewohnt. AMG-Chef Julian Lorenzi klärte mich auf: Es handelte sich um den neuesten Laufwerkscoup aus Deining, die Viella Forte 12 Turbo. Die Basis des Laufwerks wird nun aus einem soliden Block Aluminium per CNC-Fräse geschnitten, ist 70 Millimeter dick und 23 Kilogramm schwer (Viella: 25 mm und 8 Kilogramm). Auch der Plattenteller stellt mit 87 Millimeter Höhe und 14 Kilogramm die Vorgängerin in den Schatten. Während dass Lager unangetastet blieb, wurde am Netzteil gefeilt und schließlich bekam auch die Stromversorgung eine Behausung aus massivem Aluminium. Geliefert wird die Viella Forte mit 12JT-Turbo-Tonarm zum Preis von 23.000 Euro. Teile wie der Teller oder die Motorsteuerung sollen im Rahmen eines umfangreichen Upgrade-Programms auch Besitzern älterer Viellas helfen, ihre Laufwerke zu aktualisieren.
Es ist Konstrukteur Julian Lorenzi hoch anzurechnen, dass er das gelungene Grunddesign der AMG Viella beibehielt und auf unnötiges Bling-Bling verzichtete. Obwohl, die eine Extravaganz leistete sich der Mann aus der Oberpfalz dann doch noch: Wer will, kann die Viella Forte gegen 1.500 Euro Aufpreis mit einer rautenartigen Gravur auf der Oberfläche ordern. Einfluss auf die Performance? Lorenzi lächelt und schweigt.
Und noch jemand hatte sich den Traum vom Spitzendreher erfüllt: Bei Einstein Audio (www.einstein-audio.de) stand der bereits serienreife Prototyp eines großen, oberhalb des „The Recordplayer“ angesiedelten Laufwerkes.
Volker Bohlmeier hat seinen großen Erfahrungsschatz in analoger Wiedergabetechnik genutzt und sich den „The Reference Table“ gebaut. Ein Geschenk an sich selbst? Warum nicht, wenn dabei ein so vielversprechendes Ergebnis erzielt wird. Der Teller bringt eher moderate 15 Kilo auf die Waage und besitzt eine Graphitauflage, was im Prinzip so ähnlich auch bei der Deluxe-Version des kleineren Laufwerkes zu finden ist. Etwas ganz besonderes sei allerdings das Tellerlager. Nur so viel wurde verraten: Es sei vollkommen wartungsfrei und damit in der Lage, seine Besitzer locker zu überleben.
Es lassen sich zwei Tonarme montieren. Die sind in der Höhe verstellbar, und zwar spielfrei und sogar „on the fly“, also während des Abtastvorgangs. Ein weiterer Coup ist der Einsatz pneumatischer Lagerungselemente von Newton. Deren Entwickler Rainer Holtmann hat auf diesem speziellen Gebiet viel geforscht und dürfte mit seinen auf niedrigste Resonanzfrequenz abgestimmten Lagerungselementen dem „The Reference Table“ beste Bedingungen verschaffen, um wirklich alles aus den LPs rauszuholen. Der Preis ist noch nicht endgültig kalkuliert, doch sollte man nicht auf ein allzu großes Schnäppchen hoffen.
Klassischen Laufwerksbau mit ordentlich Masse, aber auch geschickt kombinierter Einsatz verschiedenster Werkstoffe, vornehmlich Metalle wie Messing, Edelstahl, Aluminium und Gusseisen, beherrscht Janucz Sikorski aus dem Effeff. Bereits mehrfach hatte ich seine auch optisch eindrucksvollen Kreationen auf diversen Messen vor der Kamera. In München stellte er die Top-Version des mittleren Laufwerks „Standard“, die „Standard Max Special Bronze Edition“ vor.
Mittleres Laufwerk bedeutet bei Sikora (www.lenhifi.de) in der Normalversion bereits gut 80 Kilogramm Kampfgewicht und 13.000 Euro. Die Special Edition, welche sich vor allem durch den reichlichen Einsatz von Bronze sowie der Integration der Motorsteuerung in die Basisplatte auszeichnet, kommt sogar auf 100 Kilo und erleichtert das Bankkonto um nicht weniger als 24.000 Euro.
Das war aber noch nicht alles, denn auf dem Standard befinden sich gleich zwei der brandneuen KV12-Tonarme von Sikora. Die einpunktgelagerten Zwölfzöller besitzen – laut Sikora als weltweit erste – aus Aramid (Kevlar) gefertigte Tonarmrohre. Sie sind in dem für den Werkstoff typischen Gelb oder ganz klassisch in Schwarz lackiert erhältlich. Wird die mittels Rändelrad besonders sahnig laufende VTA-Einstellung ebenfalls geordert, müssen für einen KV12 6.000 Euro bezahlt werden. Wird hingegen auf die Höhenverstellung verzichtet, lassen sich 1.500 Euro einsparen.
Ein anders Extrem vertrat das mit Spannung erwartete neue große Laufwerk von Wilson Benesch (https://ibex-audio.eu/). Wobei „Laufwerk“ sicher nicht zutreffend beschreibt, was Wilson Benesch hier zur Feier des 30-jährigen Bestehens auf die Beine gestellt hat.
Das Wilson Benesch GMT-System, benannt nach der „Greenwich Mean Time“ als Allegorie für absolute Präzision, besteht im Wesentlichen aus drei Elementen. Dabei kommt dem neuartigen, magnetbasierten Antrieb „Omega-Drive“ zentrale Bedeutung zu. Hier wird mittels axial ausgerichteter Magnete ein berührungsloser Antrieb realisiert, der laut Chefkonstrukteur und Mitinhaber Craig Milnes alle bislang üblichen Antriebe, gleich ob Riemen-, Reibrad- oder Direktantrieb, in Bezug auf Laufpräzision und Geräuschentwicklung weit übertreffe.
Die zweite Säule bildet das „Alpha Isolation System“, ein mikroprozessorgesteuertes System zur pneumatischen Entkopplung des Laufwerks von äußeren Einflüssen wie Vibrationen, Schwingungen oder sonstigen mechanischen Irritationen des Abtastvorgangs. Dabei wird die extrem niedrige untere Resonanzfrequenz von 1,7 Hertz erreicht. Bedingungen also, wie sie sonst nur Elektronenmikroskope auf ihren Spezialtischen vorfinden.
Last not least wurden für das GMT-Projekt die Tonarme Moment, CTI-30 und Graviton geschaffen, die mit Hightech-Werkstoffen wie Titan und Carbon aufwarten und in ihrer effektiven Masse veränderbar sind. Ein weiteres technisches Schmankerl ist der mittels Fernbedienung (!) in 2,5 Mikrometerschritten veränderbare VTA.
Angesichts der geballten Ladung an modernsten technischen Lösungen könnte an der Ankündigung Craig Milnes, mit dem GMT-System die analoge Wiedergabe auf ein vollkommen neues Level zu heben, tatsächlich einiges mehr dran sein als an den üblichen Werbeformeln. Allein, hören war (noch) nicht, denn sehen konnte man leider nur einen Prototypen. Der Preis war zwar nicht bekannt, dürfte aber vermutlich ähnlich extrem wie das ganze GMT-System ausfallen.
Während Wilson Benesch traditionell mehr den Hightech-Sektor bedient, ist man bei SME (www.gaudios.eu) eher auf Evolution denn auf Revolution aus. Das neue Laufwerk SME 12 füllt die Lücke zwischen SME 10 und dem SME 15A. Darauf deutet auch der Preis von 7.950 Pfund (der Europreis wird noch kalkuliert) hin, der zwischen den beiden genannten Plattenspielern liegt. Gestalterisch lehnt es sich offensichtlich mehr an die Formensprache der Synergy an, was sicher kein Fehler ist. Der SME 12 besitzt ein massives Chassis und kann in diversen Farben geordert werden. Der weithin bekannte, meiner Ansicht nach auch weithin unterschätzte Tonarm SME 309 ist im genannten Preis bereits enthalten.
Allerdings war es nicht der SME 12, der am Stand die meisten Blicke auf sich zog, sondern ein nagelneuer Garrard 301, der in einer eleganten Zarge eingesetzt einfach hinreißend aussah.
Hintergrund ist der Erwerb von Garrard durch die Cadence Audio SA im Jahr 2018, zu der auch SME gehört. Da man offenbar reichlich Originalteile des 301 vorfand, kam die Idee auf, den 301 wiederzubeleben. Ähnliches hat ja auch Thorens mit seiner Vintage-Ikone Thorens 124 vor. Hier allerdings mit veränderter Technik (Direktantrieb statt Reibrad) und mit extra neu angefertigten Bauteilen. Eine Hörprobe des Garrard an Spendor Classic 100 und Verstärkern von Nagra klang dann keineswegs so retro, wie ich vermutetet hatte. Viel Drive, viel Klangfarbe sowie eine angenehme Luftigkeit ließen rasch vergessen, dass Detailauflösung oder tonale Akkuratesse in der HiFi-Frühzeit nicht unbedingt ganz oben auf der Agenda standen. Wer also immer schon einen nagelneuen Garrard 301 sein Eigen nennen wollte, greife besser bald zu, denn die Bestände sind natürlich sehr endlich.
Kein persönlicher „Bester Sound der Show“ von mir bisher? Doch, den gab es bei Wilson Audio zu hören, wo die Sasha DAW dem verstorben David A. Wilson Ehre machte, denn mehr Realismus, Dynamik, Ortungsschärfe, Neutralität oder was immer Sie wünschen erlebte ich – zumindest mit David Wilsons originären Aufnahmen – nirgendwo sonst. Violine und Klavierbegleitung vom Allerfeinsten. Allerdings war die Quelle Spectrals famoser CD-Spieler SDR-4000 SV und Vinyl dort leider nicht vorhanden. Warum ich Ihnen das dennoch erzähle?
Am Samstag nach der Show besuchte ich das Kaufhaus Ludwig Beck in der Münchener Innenstadt. Durch Zufall stieß ich in der obersten Etage auf eine inzwischen selten anzutreffende, recht große CD-Abteilung mit Verkäufern, die ihr Metier verstanden. Dort gab es, wer hätte das gedacht, auch eine kleine, jedoch gut sortierte Ecke mit Schallplatten. Was lacht mich wohl zu oberst im Regal stehend an? Dreimal dürfen Sie raten: Sonaten für Violine und Klavier, Debussy, Bartok und Brahms, gespielt von David Abel und Julie Steinberg, aufgenommen von David A. Wilson …
Messebericht: High End 2019