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mit Ralph Werner
Es ist immer nett, alte Bekannte wiederzusehen – und genau die Möglichkeit hat man beim großen, alljährlichen Get-together der audiophilen Szene in München fortlaufend. Besonders interessant wird es dann, wenn man schon länger nicht mehr allzu viel Neues vom „Bekannten“ mitbekommen hat, der aber, wie sich zeigt, zwischenzeitlich alles andere als untätig war:
Wenn es schon zehn Meter vorm Vorführraum knackig-zackig klingt und einem beim Einbiegen in selbigen ausladend-rustikale Holzkonstruktionen empfangen, stehen die Chancen nicht schlecht, bei Blumenhofer Acoustics (www.blumenhofer-acoustics.com) gelandet zu sein.
Chef-Entwickler und Eigner der bayrischen Hornlautsprecher-Manufaktur Thomas Blumenhofer hatte seinen neuesten Streich mitgebracht: das kleinste Modell der großen Gioia-Serie, das auf den Namen oder besser gesagt aufs Kürzel „2×10“ hört. „Klein“ ist natürlich sehr relativ zu sehen, logisch, gliedert sich die Blumenhofer Gran Gioia 2×10 doch in die Flaggschiff-Baureihe des Herstellers ein. Durch die vertikale Ausrichtung des Horns wirkt der Lautsprecher ziemlich hochgewachsen und, na ja, fast schon schlank. Wie dem auch sei – nicht nur optisch, auch technisch ist Blumenhofers neue große Kleine interessant.
Bei der Blumenhofer Gran Gioia 2×10 handelt es sich um ein Zweiwegesystem mit drei Treibern: Die beiden namensgebenden 10-Zoll-Woofer mit Papiermembran verantworten den Bereich bis 750 Hertz, der ebenfalls horngeladene Kompressionstreiber mit 3-Zoll-Titanmembran bestellt die Frequenzen darüber. Die zwei großen Tiefmitteltöner stecken in einem 150-Liter-Gehäuse mit Downfire-Bassreflexsystem; durch einen „Waveformer“ sollen sie sich akustisch wie ein einziges Chassis verhalten, so Tom Blumenhofer, und dabei eine Zylinderwelle abstrahlen.
Da nun das Hochtonhorn in der Mitte zwischen diesen Woofern steckt, könne man die Gran Gioia 2×10 im Grunde auch als ein einziges Oversized-Koaxialchassis betrachten – mit den entsprechenden Vorteilen, aber ohne den Nachteil einer Modulation des Hochtons durch die Membranen der Tiefmitteltöner (denn das Hochtonhorn ist den beiden ja vorgelagert). Klingt spannend! Preislich liegt die Blumenhofer Gran Gioia 2×10 bei 39.900 Euro. Klingt avanciert!
Demgegenüber wirken die 26.895 Euro für ein Paar der Ascendo Live 15 fast schon übersichtlich, insbesondere wenn man bedenkt, dass in diesen Aktivlautsprechern vier Verstärkerblöcke stecken, die technisch den von uns getesteten – und mit einem Award prämierten – Endstufen Ascendo DNA1000.2HE gleichen. Jedenfalls ist Ascendo-Chef Stefan Köpf stolz darauf, einen solchen Lautsprecher zu diesem Preispunkt anbieten zu können.
In der Ascendo Live 15 spielt ein 30-Zentimeter-Koaxialtreiber für den Mittel-/Hochtonbereich zusammen mit einem 40-Zentimeter-Treiber, der die unteren Lagen bestellt – die beiden stecken in einem geschlossenen Gehäuse und werden von 650 Watt (Koax) beziehungsweise 1000 Watt (Basschassis) befeuert. Und da Ascendos Verstärker mit einer leistungsfähigen Speaker-Management-Lösung (mehr hierzu im oben verlinken Endstufen-Test) kommen, lässt sich die Live 15 raumakustisch sowie nach klanglichen Geschmacksrichtungen beim Kunden vor Ort einmessen. Wir bei fairaudio werden uns noch eingehender mit diesem Modell befassen.
Wenn es um highendige Lautsprecher geht, muss natürlich die Marke Wilson Audio (www.audio-components.de) genannt werden. Und tatsächlich gelang den Amerikanern mit der Vorführung der vor Kurzem eingeführten, neuesten Version der Sasha eine sehr gelungene Präsentation. Daryl Wilson, Sohn des im letzten Jahr leider verstorbenen Firmengründers, ließ es sich nicht nehmen, den Lautsprecher, der die Initialen seines Vaters David Andrew Wilson trägt, höchstpersönlich im Münchner MOC vorzuführen.
Glaubt man dem jungen CEO von Wilson Audio, dann ist das gesamte Firmenwissen und -können in die Entwicklung der Wilson Sasha DAW eingeflossen. Jedes kleinste Detail sei auf den Prüfstand gekommen, vieles geändert oder neu konstruiert worden. So verfügt die Wilson Sasha DAW unter anderem über die Mittel- und Hochtontreiber des Topmodels Wamm Master Chronosonic, ein Weichenlayout mit abermals verbesserter Frequenzlinearität, mehr Gehäusevolumen sowie neue Terminals zum Anschluss der Lautsprecherkabel.
Die Vorführung an der so schlichten wie hochwertigen Elektronik von Spectral Audio geriet zu einer eindrucksvollen Angelegenheit. Die Wilson Sasha DAW erfüllt nicht nur gewöhnliche HiFi-Kriterien mit Leichtigkeit, sondern transportiert musikalische Inhalte realistisch und emotional berührend. Die 44.900 Euro pro Paar teure Sasha DAW ist ein würdiger Nachfolger der „Ur-Watt/Puppy“ – des Lautsprechers, mit dem der weltweite Erfolg des 1974 gegründeten Unternehmens Wilson Audios begann.
Ähnlich lange, nämlich seit 1978, kümmert man sich im ostwestfälischen Herford um die „Theorie und Anwendung“ des guten Tons, und auch 41 Jahre später hat man Neues zu präsentieren.
Britta ter Wint von T+A (www.ta-hifi.de) zeigte in München unter anderem die Neuzugänge in der Toplinie des Hauses, als da wären: Das reinrassige SACD/CD-Laufwerk T+A PDT 3100 HV (14.900 Euro) mit aus dem Vollen gefrästen Subchassis, Toplader-Mechanismus inklusive Antiresonanz-Puck sowie einer proprietären Digitalschnittstelle namens „High Res IPA Link“, die eine Hochgeschwindigkeits-Datenübertragung im Gigahertzbereich ermögliche und bei der keine Datenpakete übermittelt werden, sondern ein konstanter Bitstream von unveränderten Rohdaten weitergeleitet werde, so ter Wint.
Zum Beispiel zum neuen Streamer, D/A-Wandler und Vorverstärker namens T+A SDV 3100 HV (24.900 Euro), der nicht minder aufwendig erscheint und unter anderem mit komplett neu entwickeltem USB-Receiver, zwei getrennten Netzteilen für die analoge und digitale Sektion, relaisgesteuerter, analoger Lautstärkeregelung sowie DSD-1024-Fähigkeit punkten will.
Wer seine Anlage markentreu komplettieren will, nimmt eine Endstufe aus der HV-Serie hinzu sowie die mit 2 x 13 Treibern bestückten, 80 Kilo schweren und mit 49.000 Euro/Paar keinesfalls im Schnäppchenbereich angesiedelten Lautsprecher T+A CWT 1000-40 (wir berichteten). Doch keine Bange: Wessen Kreditlinie hierfür nicht ganz reicht, findet im Produktportfolio der Westfalen zahlreiche günstigere Alternativen.
Apropos günstiger: Das neue, fürs vierte Quartal dieses Jahres angekündigte Topmodell der Lautsprechermarke Heco (www.heco-audio.de), die La Diva, wird bei circa 9.000 Euro/Paar liegen. Was sicherlich viel Geld ist, aber nach dem Vorgenannten bezahlbar erscheint.
Die Besonderheiten der Heco La Diva: Die „wellige“ Schallführung um die ab 3000 Hertz arbeitende 30-mm-Gewebekalotte soll eine breite und vor allem gleichmäßige Schallabstrahlung sicherstellen; mit einem aperiodisch bedämpften (vulgo: hinten definiert geöffneten) Gehäuse will Heco Kompressionserscheinungen beim mit Alnico-Magneten ausgestatteten Mitteltöner den Garaus machen und zudem für einen offenen, großzügigen Bühneneindruck sorgen, ohne die Abbildungspräzision dabei in Mitleidenschaft zu ziehen.
Fürs tonale Untergeschoss kommen bei der Heco La Diva schließlich zwei 20-cm-Woofer zum Einsatz, denen zwei seitlich montierte Passivmembranen zuarbeiten, die von drei recht martialisch anmutenden Metallkufen gegen Unbill geschützt werden.
Themenwechsel: Dass zu einer guten, ausbalancierten HiFi-Anlage hochwertige Kabel gehören, darüber dürfte Einigkeit herrschen. Das eine oder andere Preisschild solcher Verbinder erregt die Gemüter da schon mehr.
Wenig Anlass zu audiophilem Wutbürgertum bietet Boaacoustics (www.jib-germany.de) neue Einstiegskabellinie, die auf den Namen „Blueberry“ hört – wir hatten sie jüngst zu Gast. Zu den von uns schon getesteten Netz-, NF- und Lautsprecherkabeln sind nun ganz aktuell weitere Modelle hinzugekommen. York Dettmers und Chris Heuer von JIB Germany – so der Name der Firma, Boaacoustic ist der Markenname – hatten drei neue Kabeltypen im Gepäck: Da wäre zum einen ein 3,5-mm-Klinke-auf-Cinch-Verbinder für 140 Euro (1 m). Zum anderen ein neues Phonokabel, das wahlweise mit 5-Pol- oder Cinchstecker auf Plattenspielerseite terminiert wird und für 250 beziehungsweise 275 Euro (1 m) zu haben ist. Last, but not least wäre aber auch noch das Blueberry-USB-Kabel für 150 Euro (1 m) zu nennen, das bestimmt mal eine genauere Begutachtung Wert ist, wo wir doch vom „großen“ Boaacoustic-USB-Kabel Silver Digital Xeno (um 300 Euro) sehr überzeugt sind.
Neues aus der Kabel-Manufaktur hatte auch Tobias Tritschler von In-Akustik (www.in-akustik.de) mitgebracht – so unter anderem den aktuellen LS-Kabel-Zugang zum Referenzprogramm des im äußersten Südwesten der Republik beheimateten Herstellers.
In-Akustik Referenz LS-804 AIR nennt sich das flach bauende Lautsprecherkabel, welches aus vier speziell geflochtenen Strängen besteht – der bifilare Aufbau der sogenannten „Cross Link Super Speed Hohlleiter“ biete den Vorteil, dass die bei der Signalübertragung entstehenden Magnetfelder sich teilweise kompensierten, wenngleich die Kabelgeometrie einfacher als beim Rest der Familie gehalten ist, bei der die Leiter mit speziellen Clips in eine helixartige Anordnung gebracht werden, während sie hier nebeneinander angeordnet sind.
Die Verwendung von Luft als Dielektrikum und damit die Vermeidung von Energiespeichereffekten teilt das kleinere Lautsprecherkabel allerdings mit den größeren Brüdern der Linie. Der Preis ist ebenfalls deutlich kleiner: Für 2 x 3 m werden 999 Euro aufgerufen.
Input Audio hat seit Kurzem einen interessanten Elektronik-Neuzugang im Portfolio: die amerikanische Traditionsmarke Parasound (www.inputaudio.de). Während das Home-Theater-Line-up des kalifornischen Unternehmens weiterhin von der Mediacraft AG vertrieben wird, besorgt Bernd Hömke die Distribution der Zweikanal-Komponenten.
Parasounds Toplinie hört auf den Namen „Halo“. Aus dieser war der Vollverstärker Parasound Halo Hint 6 am Input-Audio-Stand zu sehen. Der von John Curl entwickelte Verstärker leistet 2 x 160 Watt an 8 Ohm, kommt mit sechs Hochpegeleingängen, davon einmal XLR, einem Phonoinput für MM- und MC-Systeme sowie Digitaleingängen inklusive USB-B zum Anschluss eines Computers.
Die recht üppige Ausstattung umfasst neben einem Kopfhörerausgang einen regelbaren Vorstufenabgriff sowie einen Subwoofer-Out, der sogar einen Tiefpassfilter spendiert bekommen hat. Da nicht zuletzt auch der Preis angesichts des Gebotenen vertretbar scheint, er liegt bei 3.485 Euro, sehen wir einer Stippvisite des Amps in unseren Räumen schon gespannt entgegen!
Messebericht: High End 2019