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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Puristischer Performer
  2. 2 Vincent DAC-1MK: Klangeindrücke & Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Vincent DAC-1MK

Dass D/A-Wandler für die Qualität einer Wiedergabekette weniger wichtig sind als etwa die Lautsprecher und die Raumakustik, dürfte allgemein bekannt sein. Dennoch: Wer seine Hörsituation klanglich weiter nach vorne bringen will, der wird irgendwann auch den Schritt der Wandlung von der digitalen in die analoge Domäne upgraden wollen. Das muss nicht gleich Gott weiß was kosten, das Schöne ist ja, dass in den letzten Jahren auch im bezahlbaren HiFi-Bereich sehr ordentliche Wandlerchips zum Einsatz kommen. Doch nicht allein der Preis zählt: Konnektivität, Bedienbarkeit, Aussehen und Markenidentität spielen ebenfalls gewichtige Rollen beim Entscheid für das eine oder andere Gerät. Der neue Vincent DAC-1MK (Web: www.vincent-tac.de) steht in allen Disziplinen recht gut da – und wechselt für 849 Euro den Besitzer.

Den D/A-Wandler Vincent DAC-1MK gibt es mit schwarzer und mit silberner Front - der Geräte-Body ist dabei stets in Schwarz gehalten, die Farbe der Füße wechselt allerdings passenderweise...

Den D/A-Wandler Vincent DAC-1MK gibt es mit schwarzer und mit silberner Front – der Geräte-Body ist dabei stets in Schwarz gehalten, die Farbe der Füße wechselt allerdings passenderweise

Kein HiFi- oder Pro-Audio-Hersteller kann es sich leisten, eigene Wandlerchips zu konzipieren und herzustellen. Den Markt an hochwertigen DAC-Chips teilen sich wenige spezialisierte Hersteller, die die Audiowelt mit unterschiedlichsten Produkten, teilweise in Kleinserien nach vorgegebenen Spezifikationen, beliefern. Die Gerätehersteller sorgen für die klanglich wichtige Einbettung dieser Chips in eine Audio-, Steuerungs- und Versorgungsspannungsumgebung.

Hat Vincent beim Vorgänger noch auf Wandlerchips von Burr-Brown gesetzt, kommen nun solche von ESS Technology zum Einsatz. Der verbaute ESS Sabre ES9038 kann eine Vielzahl unterschiedlicher Datenformate verspeisen. Mit ihm sind im Vincent PCM-Sampleraten bis zu 384 kHz bei 32 Bit sowie Quad-Rate-DSD (DSD256) möglich. Diese maximalen Datenraten sind via USB-B erreichbar. Dass der S/PDIF-Eingang optisch wie elektrisch „nur“ 24 Bit/192 kHz und DSD64 zulässt, ist – wie bei anderen Wandlern auch – nicht dem Vincent anzukreiden, sondern liegt schlichtweg an den über diese standardisierte Hardware erreichbaren Datenübertragungsraten.

Der Eingangswahlschalter des Vincent DAC-1MK

Der Eingangswahlschalter des Vincent DAC-1MK

Die Optionen, die dem Benutzer des Vincent DAC-1MK bleiben, beschränken sich auf die Auswahl aus den drei genannten Quellen. Das geschieht mittels Drehknäufchen auf der rechten Frontseite. Mittig begnügt sich das Gerät mit vier LEDs, von denen drei den gewählten Input anzeigen und eine den Warm-up-Status vermeldet, in dem der DAC-1MK nach Aktivieren der Netzspannung für ein paar Sekunden stumm bleibt. Weil es eh kaum etwas einzustellen und optisch zu beobachten gibt, heißt es „Display? Nein, danke!“ Oder wie ich finde: „Display: nein. Danke!“

Viel tut sich nicht auf der Front des Vincent DAC-1MK - drei LEDs signalisieren den gewählten Eingang, eine vierte die Warm-up-Phase. Ein Display hat der Wandler nicht

Viel tut sich nicht auf der Front des Vincent DAC-1MK – drei LEDs signalisieren den gewählten Eingang, eine vierte die Warm-up-Phase. Ein Display hat der Wandler nicht

Rückseitig warten die drei Eingangsbuchsen, also eine USB-B-, eine Toslink- und eine RCA-Buchse, einträchtig auf digitales Futter. Hinaus geht es mit Cinch oder XLR, wobei das Signal für XLR nicht erst noch symmetriert werden muss: Der ESS-Wandlerchip gibt das analoge Signal auch mit invertierter Polarität aus und bei Vincent hat man sich entschieden, den weiteren Signalpfad konsequent symmetrisch aufzubauen, was hinsichtlich der Einstreuungsempfindlichkeit sicher eine gute Entscheidung ist. Und es gibt noch zwei weitere Outputs! Die rückseitigen 3,5-mm-Klinkenbuchsen sind aber nicht signalführend, sondern geben Steuerspannung für eine etwaige Power-Control-Verknüpfung der Stereoanlage aus. Den Frequenzgang gibt Vincent mit 20 bis 20000 Hertz an und nennt einen Toleranzbereich von einem Dezibel. Die Verzerrungen werden mit 0,0004 %, der Signal-Rausch-Abstand mit über 95 dB spezifiziert.

Blick auf die Rückseite des Vincent DAC-1MK. Ungewöhnlich für ein Gerät dieser Preisklasse: Es gibt symmetrische XLR-Ausgänge

Blick auf die Rückseite des Vincent DAC-1MK. Ungewöhnlich für ein Gerät dieser Preisklasse: Es gibt symmetrische XLR-Ausgänge

Mir stand das 5,5 kg schwere, 430 x 79 x 343 mm (BxHxT) messende und ordentlich verarbeitete Gerät aus deutscher Planung und chinesischer Produktion zum Test in Silberoptik zur Verfügung, klassisches HiFi-Schwarz ist natürlich auch erhältlich. Als Vergleichsgeräte warten unter anderem meine vielgedienten – und viel teureren – Compagnons auf, namentlich der MT HAPI (circa 7.500 Euro) und der Lavry DA11 (circa 1.500 Euro), der zwar ungefähr zehn Jahre alt ist, aber immer noch hohes Ansehen genießt, nicht nur bei mir. Der Merging Technologies HAPI mit Premium-Wandlerkarten ist im Vergleich zum Lavry auch im Umgang mit DSD256 und hohen Samplerates geschult und wandelt acht Kanäle. Weiterhin zur Auswahl stehen ein mobiler ifi iDSD nano (um 230 Euro) sowie diverse, einige Jahre alte Audio-Interfaces der Mittelklasse. Und auch der kürzlich getestete Streamer/DAC/Kopfhörer-Verstärker Waversa WminiHPA MK2 (circa 2.000 Euro) ist meinem Gehör noch äußerst gegenwärtig. Gespielt habe ich den Vincent über einen Stax-Elektrostaten, diverse hochwertige Lautsprecher eines befreundeten Entwicklers sowie über die Quadral Galan 9.

Der Vincent DAC-1MK kommt mit drei Eingängen: USB-B, Toslink und S/PDIF koaxial

Der Vincent DAC-1MK kommt mit drei Eingängen: USB-B, Toslink und S/PDIF koaxial

Vincent DAC-1MK: Klangeindrücke & Vergleiche

Heron - HeronNeben meinem üblichen Proviant zum Beurteilen von Audiokomponenten sind es diesmal Heron, die als Beispiel dienen sollen (und wie so oft auch gleichzeitig eine Hörempfehlung darstellen). Das selbstbetitelte Debutalbum (auf Amazon anhören) ist 1970 bei Dawn erschienen und wurde bei der Manor Farm in der englischen Grafschaft Berkshire aufgenommen. „Bei“, nicht „in“, ganz richtig: Das wundervolle Folkalbum wurde mit der „Pye Mobile Recording Unit“ aufgenommen – in der freien Natur. Was heute gar nicht mal so unüblich ist, war dereinst eine technologische wie organisatorische Meisterleistung, die der Platte einen ganz eigenen, äußerst passenden Charakter verleiht.

In seiner tonalen Gesamtabstimmung geriert sich der Vincent DAC-1MK ziemlich neutral. Allerdings zeigt er in den oberen Mitten nicht nur mehr Kontur und Griffigkeit, sondern auch etwas mehr Pegel als Merging und Lavry. Dadurch steigert sich die Präsenz des Gespielten. Die typisch geräuschhaften, geschlagenen Akustikgitarren auf dem Opener „Yellow Roses“ treten dadurch etwas weiter hervor, doch ist der Vincent weit davon entfernt, den Klang zu nervigem „Dylan-Dengel“ werden zu lassen. Wirklich überraschend und gleichzeitig die wohl größte klangliche Stärke des Vincent-Wandlers: Im so wichtigen Bereich von etwa 1 – 10 kHz löst er atemberaubend gut auf, ja, vielleicht sogar minimal besser als der vielfach so teure Merging HAPI. So lassen sich die Naturgeräusche, die zwangsläufig ihren Weg auf die Aufnahme der ersten Heron-Platte gefunden haben, besonders gut im Dickicht der Instrumente und Gesangsstimmen ausmachen.

Blick unter die Haube des Vincent DAC-1MK: links die Stromversorgung, mittig die Ausgangsstufe, rechts die Digitalsektion

Blick unter die Haube des Vincent DAC-1MK: links die Stromversorgung, mittig die Ausgangsstufe, rechts die Digitalsektion

Der Lavry spielt hingegen etwas weniger leichtfüßig als der Vincent und wirkt durch die etwas volleren Tiefmitten kerniger. Mit ihm tritt bei Stimmen der Brustton etwas hervor, während sich das Testgerät von Vincent, wie auch schon der Waversa, neutral zeigen. „Car Crash“, der zweite Song auf der Heron-Platte, klingt mit leichter Unterstützung im Grundton sogar etwas besser. Dass aber Mix und Mastering einer Musikproduktion stellenweise etwas zu dünn geraten sind, ist nicht dem Wiedergabegerät anzukreiden. Und es ist eigentlich auch nicht die Aufgabe eines solchen, das auszugleichen.

Alfred Schnittke - Nobuko Imai und dem Malmö Symphony OrchestraUm die Höhen genauer zu beurteilen, ist anderes Musikmaterial vonnöten als solches, das mehrfach auf Magnetband gespeichert wurde. Der zweite Satz in allegro molto von Alfred Schnittkes einzigem Bratschenkonzert, gespielt von Nobuko Imai und dem Malmö Symphony Orchestra, geleitet von Lev Markiz (auf Amazon anhören), ist besser geeignet: Die Aufnahme auf BIS AB ist von prächtiger Schönheit und gekennzeichnet von nur geringen Eingriffen in die Mikrofonsignale. Anders als der Merging HAPI und der Lavry spielt der Vincent DAC-1MK hier nicht nur sehr klar, sondern mit etwas kristallin wirkender Note – so beispielsweise im Gewitter aus Blechbläsern, kleiner Trommel und Becken am Ende des Satzes, aber auch schon zuvor bei den feinen Obertönen der Bratsche. Wer auf etwas plakative Transparenz steht, wird freilich glücklich werden. Der Waversa WminiHPA MK2 macht das übrigens ganz ähnlich wie der Vincent.

Sleaford Mods - Divide and ExitWeil Kontraste eine feine Sache sind, dürfen jetzt die Sleaford Mods aufspielen, deren neues Album Spare Ribs von wohl sämtlichen großen deutschen Presseerzeugnissen als Ausdruck der urbanen englischen „EU-Remainer“ gelobt wurde. Meiner Meinung nach ist Divide & Exit, das „echteste“ Album des Duos aus Nottingham (auf Amazon anhören), noch besser. Quasi The Streets in angetrunken und gefährlich, aber eben auch intelligent, dazu welt- wie wortgewandt.

Wenn man das Album anhört (oder passender: sich von ihm zusammenschlagen lässt), beispielsweise „Smithy“, dann zeigt sich im Bass, dass der Vincent einen knackig und trocken abgestimmten Tiefton besitzt, der sich vom Merging kaum erkennbar unterscheidet. Der bullerige Bass des Songs lässt besonders ältere und einfachere Wandler schnell schwimmen, das Signal klingt dann indifferent im Frequenzkeller.

Vintent DAC-1MK - Ambiente vorneseitlich

Wie von einem modernen Digital-Analog-Wandler zu erwarten, ist die Feindynamik hervorragend. Ob nun die rauen Drumsamples von Sleaford Mods oder die Saitenrutscher und die Naturgeräusche auf der eingangs genannten Heron: Der Vincent gibt kurze Dynamikänderungen ohne Veränderung und ohne Schmieren weiter. Grobdynamisch ist er ebenfalls absolut auf der Höhe der Zeit: Die nicht dynamikbearbeitete Schnittke-Aufnahme von CD bringt der Wandler sauber rüber, und auch mit selbst durchgeführten Aufnahmen mit 384 kHz und 24 Bit Auflösung spielt der Vincent DAC-1MK sehr dynamisch und mit enormer Feindarstellung.

Vincent DAC-1MK - Ambiente - Rückseite

Positiv ist auch die plastische und akkurate Bühnendarstellung, für die besonders die Feindynamik wegbereitend ist. Die Instrumentenanordnung der Symphoniker aus Malmö auf der BIS-Produktion ist im Winkel gut nachvollziehbar, auch die räumliche Tiefe ist erwartungsgemäß sehr gut. Dadurch, dass der Wandler leicht präsente Mitten besitzt, erscheinen viele mittig positionierte Signale so, als kämen sie einem ein Stück weiter entgegen als es mit den Vergleichsgeräten der Fall ist.

Detail der Stromversorgung des Vincent DAC-1MK

Der USB-Input ist den beiden anderen Inputs klar überlegen – aber nur, was die übertragbare Bandbreite und somit Zeit- und Werteauflösung des digitalen Audiosignals angeht. Klanglich sind bei gleichen Werten keine belastbaren Unterschiede zu erkennen, wenngleich über den USB-Input die Bühne minimal breiter wirkt.

Testfazit: Vincent DAC-1MK

Mit dem Vincent DAC-1MK bekommt man einen einfach gehaltenen und sehr hochwertig performenden D/A-Wandler. Technologisch baut das Gerät auf einen der modernsten Wandlerchips auf, was sich vor allem in hoher Dynamik und sehr guter Detailauflösung zeigt. Dass es kein umfangreiches Featureset mit Filtern und sonstigen Optionen gibt, lässt sich durchaus auch als Vorteil ansehen, denn nicht jeder will derartige „Späße“ mitbezahlen, dann aber nicht nutzen.

Vincent DAC-1MK, vorne-rechts

Der DAC-1MK spielt mit straffem und präzisem Bass. Die Mitten sind minimal kräftiger/präsenter, was die enorme Auflösung in diesem Frequenzbereich unterstreicht. Die Höhen schließen sich dem an, hier zeichnen die hohe Auflösung und die Präzision ein extrem klares Bild mit allen Ecken und Kanten des Ausgangsmaterials. Wer ein „romantisches Klangbild“ sucht, wird hier nicht fündig, der Vincent ist eher ein Reporter als ein Poet. Das Stereobild wölbt sich dem Hörer bei den meisten Produktionen etwas entgegen, die Tiefendarstellung ist sehr gut. Dem steht die Winkeltreue zwischen links und rechts in nichts nach.

Fakten:

  • Produkt: Vincent DAC-1MK
  • Kategorie: D/A-Wandler
  • Preis: 849 Euro
  • Eingänge: 1 x S/PDIF koaxial, 1 x Toslink, 1 x USB-b
  • Ausgänge: 1 x XLR/symmetrisch, 1 x Cinch/unsymmetrisch
  • Datenraten: maximal 32 Bit und 384 kHz PCM, DSD256, kein MQA
  • Maße & Gewicht: 430 x 79 x 343 mm (BxHxT), 5,5 kg
  • Farben: Schwarz oder Silber
  • Garantie: 2 Jahre

Vertrieb:

Sintron Distribution GmbH
Südring 14 | 76473 Iffezheim
Telefon: +49 (0) 7229 – 182931
E-Mail: info@sintron.de
Web: www.vincent-tac.de

Billboard
My Sound - Nagra

Test: Vincent DAC-1MK | D/A-Wandler

  1. 1 Puristischer Performer
  2. 2 Vincent DAC-1MK: Klangeindrücke & Vergleiche
  3. 3 Testfazit: Vincent DAC-1MK

Über die Autorin / den Autor

Equipment

Analoge Quellen: Laufwerk: Thorens TD-316 MkII mit Nagaoka MP-110

Digitale Quellen: D/A-Wandler: Lavry DA-11, Merging Technologies HAPI (AD/DA-Wandler) CD-Player: Rega Apollo

Vollverstärker: Rega Mira

Endstufen: Abacus Electronics 60-120D Dolifet

Lautsprecher: Harbeth Super HL5 Plus XD, Genelec 8010A, JBL Control 1C, Piega TMicro 5, Vogel Custom Blue, Vogel Custom White

Kopfhörer: Stax SRS-2170, Focal Celestee, AKG K240DF, Beyerdynamic DT150, Beyerdynamic Custom One, Beyerdynamic Free Byrd, Sony MD-7506, KOSS Porta Pro

Kopfhörerverstärker: integrierte Lösungen im Lavry DA-11, Merging Technologies HAPI, Harrison-Mischpult

Mobiles HiFi: iFi iDSD nano

All-In-One: Arcam Solo Mini DAB+

Kabel: Lautsprecherkabel: Oehlbach Ultrastream NF-Kabel: Vovox Link, Vovox Sonorus

Größe des Hörraumes: Grundfläche: 51 m² und 12 m² Höhe: 2,3 m und 2,1-2,6 m

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