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Makroaudio. Der in HiFi-Kreisen vorwiegend durch hochwertige Stromkabel und audiophile Netzleisten bekannte Hersteller (Web: https://makroaudio.de/) versucht sich seit zwei Jahren auch mit einem eigenen Kopfhörerverstärker. Das noch recht junge Unternehmen wurde 2007 vom Elektroingenieur Eugen Gurskij gegründet. Bis 2016 handelte er mit Audioelektronik verschiedener Hersteller und stellte eigene Bausätze für Do-it-yourself-Projekte her. Der auf den klingenden Namen „Steinberg“ getaufte und in Deutschland in Handarbeit gefertigte Kopfhörerverstärker entsprang Gurskijs Wunsch, für seine Kopfhörer-Leidenschaft einen perfekten Spielpartner zu entwickeln. Was sein Erstlingswerk leistet, das, wie hier getestet, auch mit einer recht potenten DAC-Option (Preis mit DAC: 995 Euro) erhältlich ist, lesen Sie auf den folgenden Seiten.
Optik & Handling
Die Verstärker-DAC-Kombination – der Makroaudio Steinberg ist für 795 Euro auch als reiner Kopfhöreramp erhältlich – ist schlicht gehalten, aber sehr hochwertig verarbeitet. Der Gehäusedeckel und Boden sind aus Aluminium, Front und Seitenteile aus einem Stück hochwertigem Acryl in Klavierlack-Optik gefertigt. Viele Bedienelemente findet man beim Steinberg nicht: Neben dem prominenten Lautstärkeregler aus Metall kann man lediglich eine Status-LED und den unsymmetrischen Neutrik-Kopfhörerausgang mit 6,3-Millimeter-Klinkenbuchse erblicken. Auf einen symmetrischen XLR-Ausgang sowie einen Eingangsumschalter wird verzichtet.
Anschlussseitig wartet der schicke Desktopverstärker mit jeweils einem Cinchdoppel für analoge Ein- und Ausgänge und drei Digitaleingängen (USB-B, Toslink und S/PDIF koaxial) auf. Herr Gurskij begründet das Fehlen eines Eingangswahlschalters damit, dass der Steinberg in erster Linie als Kopfhörerverstärker entwickelt wurde und keinen vollwertigen DAC ersetzen soll. Um dennoch die gängigsten drei Digitalanschlüsse anbieten zu können, entschied man sich bei Makroaudio für eine automatische Eingangserkennung. Etwas umständlicher wird dadurch die Situation, wenn sowohl ein Analog- als auch ein Digitalsignal am Makroaudio hängen. Hier bevorzugt das Schaltungsdesign immer die Digitalquelle – und so muss man dann das USB-Kabel ziehen, wenn auf den Analoginput „umgeschaltet“ werden soll.
Der Stromanschluss wartet übrigens mit einem „harten“ Power-Switch auf, sodass der Verstärker komplett vom Strom gekappt werden kann. Durchaus begrüßenswert, allerdings befindet sich der Schalter auf der Rückseite des Geräts. Auf einen Standby-Knopf muss man beim Steinberg verzichten.
Innere Werte
Nun stellt sich die Frage, ob das äußerlich minimalistisch-moderne Design auch im Inneren fortgesetzt wird. Hier kann ich gleich vorweg Entwarnung geben. Der Schaltungsaufbau des Makroaudio-Verstärkers wirkt sehr durchdacht, angefangen beim wuchtigen Ringkerntrafo, der abgeschirmt von der restlichen Schaltung die notwendige Stromversorgung sicherstellt, über das in Eigenentwicklung gestaltete DAC-Board bis hin zur komplett diskret aufgebauten Verstärkerstufe für Kopfhörer. Der zur Schwingungsdämpfung und zusätzlichen Abschirmung vergossene Ringkerntrafo besitzt eine Leistungsaufnahme von 50 VA und sorgt zusammen mit den hochwertigen Elektrolytkondensatoren der LLS-Serie von Nichicon für einen linearen Gleichstromfluss mit geringer Restwelligkeit.
Das Herzstück der bei der Bestellung optional wählbaren DAC-Sektion bildet der Sabre-Chip ES9038Q2M von ESS Technologies. Über den USB-B-Eingang werden Samplingraten bis zu 768 kHz und 32 Bit PCM (maximal 192 kHz über Toslink und S/PDIF koaxial) entgegengenommen. Auch DSD-Files bis zu DSD512 akzeptiert der D/A-Wandler. Dass man bei Makroaudio nicht auf das Highend-Modell von ESS, den ES9038 Pro, gesetzt hat, dürfte zwei Gründe haben. Einerseits ist die für den mobilen Betrieb optimierte Q2M-Version etwas günstiger in der Anschaffung – der Preis für die DAC-Option kann so möglichst gering gehalten werden. Andererseits verriet Gurskij mir, dass sich ein vollwertiger Highend-DAC in Planung befindet, der in Zukunft separat angeboten wird. Die im Steinberg integrierte Lösung soll aber gleichfalls sehr hochwertig sein.
Für die asynchrone Übertragung am USB-Eingang ist ein XMOS-Audio-Controller, der ungewollten Jitter minimiert, verantwortlich. Mac OS und Linux-Betriebssysteme benötigen zur Ansteuerung keinerlei zusätzliche Treiber, bei Windows-Systemen wird für Datenraten über 384 kHz/24 Bit (Windows 10) ein spezieller Thesycon-Stereo-USB-Audio-Treiber benötigt, der auf der Herstellerwebsite heruntergeladen werden kann.
Wie eingangs erwähnt, kommt die Verstärkerschaltung des Makroaudio Steinberg ohne integrierte Operationsverstärker im Signalweg aus. Eugen Gurskij verfolgt mit seinem Kopfhörerverstärker einen ähnlichen Ansatz wie die Australier von Burson Audio und verwendet statt üblicher ICs ein vollkommen diskretes Schaltungsdesign mit audiophilen Komponenten wie etwa Wima-MPK4-Folienkondensatoren oder dem ALPS-RK27-Potenziometer für präzise Lautstärkeregelung und höchsten Kanalgleichlauf, auch bei kleiner Poti-Stellung. Dafür sorgt unter anderem auch der massive, aus Aluminium gedrehte Lautstärkeregler.
Der Verstärkungsfaktor lässt sich an der Unterseite des Gerätes mittels Mäuseklaviatur in drei Stufen anpassen (6, 14 und 22 dB). Dabei kann die Verstärkung für den rechten und linken Kanal separat gewählt werden. Bis zu 2,6 Watt an 32 Ohm zaubert der Steinberg bei Bedarf aus dem Kopfhörerausgang. Die Ausgangsimpedanz ist mit 0,15 Ohm sehr niedrig. Der Makroaudio Steinberg sollte also sowohl mit hochempfindlichen In-Ears als auch mit leistungshungrigen Magnetostaten ein gutes Klangerlebnis bieten.
Makroaudio Steinberg: Klangeindruck und Vergleiche
Der Makroaudio Steinberg wurde von mir vorwiegend über den USB-Eingang mit Daten gefüttert, da sich die integrierte DAC-Option als die klanglich potenteste Lösung unter meinen Digital-Analog-Konvertern herausgestellt hat. Sowohl der Benchmark DAC 1 USB als auch meine kompakteren DACs von FiiO konnten dem integrierten ESS-DAC nicht das Wasser reichen.
Analoge Signale bekam der Verstärker auch vom Pro-Ject Phono-Pre geliefert. Der Analogeingang kann – wie die digitalen Schnittstellen – als überaus rauscharm bezeichnet werden. Keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass der Steinberg primär als Kopfhörerverstärker konzipiert wurde. Mit einem hochwertigen externen D/A-Wandler kann die Performance gegenüber der integrierten Lösung also durchaus noch gesteigert werden.
Hochton, Auflösung & Feindynamik
Wie wirkt sich nun der recht hohe konstruktive Aufwand auf das Klangverhalten aus? Die ersten Takte von Brad Mehldaus „Unrequited“ aus dem 1998 erschienenen Album Songs: The Art of the Trio, Volume Three (auf Amazon anhören) bescheinigen dem Makroaudio im Hochton exzellente klangliche Eigenschaften. Die Hi-Hat- und Beckenanschläge zu Beginn des Stücks werden sehr detailliert und authentisch wiedergegeben. Dabei trägt er weder zu dick auf, wie es manche Wandler-Verstärker-Konstruktionen mit Sabre-DAC tun, noch „versteckt“ er die Höhen.
Vor allem im direkten Vergleich zum ebenfalls diskret aufgebauten, etwas günstigeren (circa 600 Euro), ohne Digitaleingänge ausgestatteten Burson Soloist SL MK2 fällt der gefühlt weiter hinaufreichende Superhochton auf. Der australische Verstärker konzentriert sich mehr auf den mittleren bis unteren Hochtonbereich und wirkt im obersten Frequenzspektrum etwas zurückhaltender als der Makroaudio Steinberg. Auch mit heller aufspielenden Kopfhörern, wie dem DT880 Pro (259 Euro) von Beyerdynamic, muss man dank des hochauflösenden Brillanzbereichs des Steinberg aber keine Angst vor einer zu anstrengenden Spielweise haben. Die Langzeittauglichkeit wird nicht getrübt.
Die beiden anderen Vergleichsgeräte, der etwas in die Jahre gekommene Benchmark DAC1 USB (990 Euro) und der Nuprime HPA-9 (745 Euro), lässt der Makroaudio Steinberg im Hochton, was die Präzision und luftige Spielweise anbelangt, weit hinter sich. Vor allem das Ausklingverhalten wirkt am Steinberg wesentlich akkurater als bei den beiden Konkurrenten. Sowohl beim Nuprime als auch beim Benchmark hört der Nachklang der Hi-Hats bei gleichem Pegel deutlich früher auf. Die Obertöne des Klaviers und des Kontrabasses werden ebenfalls sehr natürlich herausgearbeitet.
Im untersten Regelbereich besitzt der Steinberg gegenüber dem Burson Soloist kleine Vorteile in der Feindynamik, nicht zuletzt aufgrund der leichten Pegelunterschiede im Superhochton. Leisehören ist mit dem Makroaudio auch wegen des guten Kanalgleichlaufs des Alps-Potis problemlos möglich. Bis auf die letzten Millimeter Regelweg halten sich beide Kanäle die Waage. Erst im untersten Bereich verliert der Kanalgleichlauf etwas an Balance (zumindest beim Testexemplar). Ein In-Ear lässt sich auf normalem Lautstärkepegel bei der kleinsten Verstärkungsstufe pegelkonform ohne Probleme betreiben. Einen größeren Lautstärke-Spielraum für empfindliche In-Ears besitzt durch den niedrigeren Verstärkungsfaktor aber der Burson Soloist SL MK2. Beeinflussungen des Frequenzgangs durch eine zu hohe Ausgangsimpedanz – wie etwa ein Pegelabfall im Hochton – sind aber auch beim Steinberg nicht auszumachen.
Die mittleren Lagen
Die Hochtonperformance des Makroaudio-Kopfhörerverstärkers kann also überzeugen – doch wie steht es mit der Anbindung an die Mitten? Überaus erfreulich, wie sich beim Reinhören in das 2018 erschienene Album Chris von Christine and the Queens herausstellt. Der Präsenzbereich wirkt bei „Le Marcheuse“ im Pegel perfekt ausbalanciert. Die Stimme von Héloïse Letissier ist sehr gut verständlich und wartet mit einem natürlichen Timbre auf.
Im Vergleich zum Burson Audio wirkt der Mittenbereich etwas besser aufgelöst. Auch Saiteninstrumente kommen über den Steinberg sehr authentisch rüber. So wurde die akustische Performance von Peter Ciluzzi in einer überaus feinfühligen Art in meine Ohren gezaubert, die bei mir tatsächlich Gänsehaut hervorrief. Dabei merkt man vor allem bei der Liveaufnahme „Soliloquy“ zwar zum Bassbereich hin eine minimal hervorgehobene Spielweise, die dem Gitarrenkörper eine noch etwas erwachsener klingende Präsentation verleiht, als es beim Burson Audio Soloist der Fall ist. Der Grundton und die unteren Mitten bleiben davon aber weitgehend unberührt, sodass das Timbre trotzdem nicht ins Warme abdriftet.
Raumtalent!
Apropos Liveaufnahme: Eine Disziplin, in der der Makroaudio Steinberg bis jetzt alle meine Desktop-Geräte in der Preisklasse unter 1.000 Euro übertrumpft, ist die Räumlichkeit. Dank der exzellenten Ortungsschärfe einzelner Instrumente, wie sie etwa beim Orchester der 1960 als Verfilmung in Hollywood aufgenommenen Westside Story (The Original Sound Track Recording) zu hören ist, fühlt man sich wie im Konzertsaal. In Verbindung mit der großen und vom Makroaudio Steinberg dreidimensional abgebildeten Bühne – Violinen links, Klarinette mittig, der Kontrabass auf der rechten Seite und die Stimmen ortungsgenau an der jeweiligen Position –, avanciert der in Ravensburg gebaute Verstärker bei mir zum Klassenprimus.
Natürlich hört man hier wegen der Detailversessenheit des Makroaudio in Verbindung mit einem hochauflösenden Kopfhörer, wie etwa dem Sennheiser HD800S (1.599 Euro), der Aufnahme durchaus ihr Alter an. Die Verstärker-DAC-Kombination versucht eben nichts „schönzubiegen“. Superb aufgenommene Alben können freilich sehr von dieser akkuraten Wiedergabe profitieren. Der Burson Audio Soloist SL MK2 verhält sich im Vergleich etwas lieblicher und verzeihender, kann aber in Sachen Bühnendarstellung nicht ganz mit dem Makroaudio mithalten.
Pegelreserven & Dynamik
Wer jetzt denkt, durch die ehrliche Spielweise des Makroaudio-Verstärkers kann nicht lange Zeit laut gehört werden, der irrt. Durch die bis in höchste Pegelgefilde nicht wahrnehmbaren Verzerrungen und die über den gesamten Frequenzbereich exzellente Detailauflösung ermüden meine Ohren selbst nach ein paar Stunden System of a Down keineswegs. Die E-Gitarren in „Old School Hollywood“ vom Album Mezmerize (auf Amazon anhören) werden auch bei weiter aufgedrehtem Lautstärkeregler sehr sauber gezeichnet und der Leadsänger Serj Tankian bleibt immer perfekt verständlich.
Man sollte hier allerdings aufpassen, den Regler nicht zu weit nach rechts zu drehen, denn der Steinberg strotzt nur so vor Pegelreserven. Schon bei der +6dB-Einstellung kommen die nicht gerade als die empfindlichsten Kopfhörer bekannten Sennheiser HD650 in sehr hohe Lautstärkegefilde. Für einen Hifiman HE-6 dürfte durch die hohe Verstärkung also auch noch genügend Spielraum nach oben vorhanden sein.
Noch etwas rockiger und dynamischer als beim Makroaudio geht es mit dem Nuprime HPA-9 zur Sache, der durch die makellos angebundenen unteren Frequenzen in Verbindung mit dem präsenten Mittenbereich immer schon mein Liebling bei Rock- und Metal-Alben war. Der Makroaudio Steinberg erreicht hier zwar nicht ganz die Spielfreude des Nuprime, kann aber durchaus mithalten.
Die Überraschung: der Bass
Womit mich der Makroaudio Steinberg ebenfalls überrascht, ist sein Verhalten im Bass. So wie der Verstärker aus deutscher Handarbeit das Album Coexist (auf Amazon anhören) des britischen Elektronik-Gespanns The xx präsentierte, habe ich es jedenfalls noch nicht gehört. Dieses Statement kann vom Leser durchaus positiv aufgefasst werden. Die Bassgitarre und die ebenfalls auf den Tiefton fokussierten elektronischen Beats kamen mit einer Wucht an mein Ohr, die teilweise nicht einmal meine „Bassreferenz“ Nuprime HPA-9 zu produzieren vermag.
Dabei fällt vor allem der abgrundtiefe Subbass auf, der weit hinabreichende Schallwandler, wie einen Audeze LCD-2 oder den AKG K550, vollkommen ausreizt und dabei fast schon Subwoofer-Feeling aufkommen lässt. Quantitativ wird hier etwas kräftiger aufgetragen. Da aber nur eine Anhebung im unteren Bassbereich vorliegt, die nicht in die Mitten ausstrahlt, dickt der Tiefton beim Makroaudio trotzdem nicht zu sehr auf und die Stimmen von Romy Madley Croft und Oliver Sim sind durchwegs gut verständlich. Im Vergleich zum Makroaudio bietet der Burson Audio Soloist im Tiefbass weniger Pegel, lässt aber durch die etwas zurückgenommenen Höhen auch etwas an Spielfreude bei elektronischer Musik vermissen.
Was das Impulsverhalten im Bassbereich anbelang, so hat der Makroaudio Steinberg gegenüber dem Nuprime HPA-9 ein wenig das Nachsehen. Vor allem im Kickbass hört man dem Headamp von Eugen Gurskij die etwas weniger trockene Spielweise an. Die elektronische Bassdrum wird geringfügig unpräziser gezeichnet und lässt die Beats dadurch etwas weniger konturiert als beim Nuprime klingen. Im Vergleich zum DAC1 USB von Benchmark (999 Euro) und dem Burson Soloist SL Mk II kann das aber als für die Preisklasse durchaus angemessen angesehen werden.
Test: Makroaudio Steinberg | Kopfhörer-Verstärker