Inhaltsverzeichnis
Zum Einspielen integriere ich den Music Hall Trio 2.0 zunächst einmal in meine Zweitanlage. Hier tut normalerweise ein Exposure 2010S Dienst an zwei Teufel Ultima 20. Lachen Sie nicht – ich bin der festen Überzeugung, dass diese 100-Euro-Lautsprecher es vielen Boxen, die ein Mehrfaches kosten, richtig schwer machen, ihr Dasein zu rechtfertigen. Der Exposure kostet als reiner Vollverstärker übrigens so viel wie der komplette Music Hall Trio 2.0. Als Quelle dient mir hier in der Regel mein alter Creek CD 43 mk2.
Als All-In-One-Gerät benötigt der Trio lediglich Strom und Anschluss an die Lautsprecher. Nachdem er verkabelt ist und ich eine CD in die (schön sanft auf- und zufahrende) Schublade gelegt habe, bin ich angenehm überrascht. Tonal ändert sich im Vergleich zur Exposure/Creek-Kombi zunächst einmal wenig. Der Bass allerdings erscheint mächtiger und voluminöser – aber das ist bei fast allen Geräten im Vergleich zu dem in den unteren Lagen schlank agierenden Exposure der Fall. Ab dem Grundtonbereich ist tonal alles so, wie ich es gewohnt bin und als richtig empfinde. Abstriche muss ich mit dem Music Hall am ehesten beim Auflösungsvermögen und bei der Dynamik machen. Unter diesen art- beziehungsweise preisklassengemäßen Bedingungen ist mein erster Eindruck vom Music Hall Trio 2.0 also schon mal ziemlich gut.
Dann wird es ernst und der Trio 2.0 darf an meiner „großen“ Anlage zeigen, was er kann. Auch an den Geithain ME 150 überrascht er mich wieder. Hier stimmt irgendwie sofort alles. Will sagen: Wieder überzeugt mich zunächst die einwandfrei neutrale, ausbalancierte Tonalität. Dabei bestätigt sich der Eindruck, den ich bereits an meiner Zweitanlage gewonnen habe: Der Music Hall ist durchaus basspotent. Tiefe Synthesizer-Orgien, wie etwa auf Madonnas Album Ray of Light, „Sky Fits Heaven“ oder „Shanti Ashtangi“, drückt er mächtig in den Raum. Was den Tiefbass betrifft, steht der Trio dabei quasi auf der Gegenseite des Exposure. Während der deutlich schlanker, aber sehr schnell und drahtig agiert, neigt der Trio ein wenig zur Fülle und zeichnet die tiefen Lagen weicher. Ab dem Oberbass gewinnt die Darbietung des Music Hall dann an Kontur, Drums kommen knackig rüber. Den letzten Biss spart er sich zwar, aber das stört vermutlich nur Dynamikfetischisten (wie mich) ein wenig. Das Schlagzeugsolo in „Take Five“ auf dem Album Time Out des Dave Brubeck Quartet macht trotzdem Spaß. Die Anschläge explodieren nicht so unmittelbar wie ich es mag, trotzdem lässt es der Trio angemessen krachen.
Auf einem ähnlichen Niveau agiert der Trio 2.0 in den Mitten. Stimmen stimmen, wenn ich einmal kalauern darf. Zaz (Album: Zaz) klingt gut ausgewogen – gerade bei dieser Dame reagiere ich extrem empfindlich auf tonale Verfärbungen. Der Trio trifft aber den Ton. Auch bei Männerstimmen habe ich nichts zu beanstanden. Und alles, was sich sonst so in diesem Bereich abspielt, klingt ebenfalls tonal richtig. Im Vergleich zur (allerdings auch doppelt so teuren) Exposure/Creek-Kombination fällt auf, dass der Trio 2.0 Stimmen etwas vordergründiger wiedergibt. Das dürfte letztlich daran liegen, dass er in Sachen Detailauflösung und Feindynamik nicht ganz auf gleichem Niveau agiert. Details des komplexen Sounds der Hammond Orgel von Barbara Dennerlein (Album: Bebabaloo) weiß die Vergleichs-Kombi anders zu Gehör zu bringen, wie das auch bei den musikalischen Verästelungen des „Libertango“ auf dem Album Adiós Nonino von Astor Piazolla der Fall ist.
Dem stehen eine erstaunlich authentische Raumabbildung mit einer guten Lokalisationsschärfe sowie eine exzellente Klangfarbentreue gegenüber. Dies macht sich besonders bei Klassik bemerkbar. Ich habe mir die Scheherazade von Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow angehört – und war beeindruckt: Der Trio 2.0 spannt einen authentischen Raum auf, in welchem Instrumente und Instrumentengruppen sauber platziert werden. Das funktioniert sowohl in der Breiten- als auch in der Tiefenstaffelung überzeugend. Und vor allem zeigt er die Klangfarben der einzelnen Instrumente wunderbar sauber und differenziert auf.
Der Hochtonbereich gibt keinen Anlass zur Kritik. Er drängt sich nicht auf, lässt aber auch nichts vermissen. Er bleibt eher auf der angenehmen Seite und klingt weder scharf noch nervig. Auch wenn der Trio keine Hochtoneruptionen in den Hörraum schleudert, klingt er doch keineswegs dumpf.
Test: Music Hall Trio 2.0 |