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„Pink Faun – echt jetzt?“, werden manche denken. Wer kommt denn auf so einen Namen? Andere lässt der Name sofort aufhorchen, handelt es sich doch um einen niederländischen Kulthersteller von Audio-Streaming-Komponenten und Zubehör. Tatsächlich hatten die Macher des rosafarbenen Waldgeists, Jord Groen und Mattijs de Vries, mit „Pink“ den Testton Pink Noise und mit „Faun“ das Fabelwesen aus der altrömischen Mythologie im Sinn. Humor haben sie zumindest in Holland.
Klangliche Unterschiede bei Streamern – wir hatten schon den Pink Faun 2.16 zu Gast – mögen die meisten noch akzeptieren, aber bei Digitalkabeln, ja, schlimmer noch: bei LAN-Kabeln? Bei vielen hört da der Humor auch schon wieder auf. Das Internet funktioniert ja schließlich auch mit billigsten Standard-Patchkabeln über weiteste Entfernungen hinweg, was sollen audiophile LAN-Kabel oder -Isolatoren da bewirken? Um das herauszufinden, hat mir der deutsche Pink-Faun-Vertrieb My Sound (https://my-sound.net) das Interlink-LAN-Kabel (900 Euro für 1 m) sowie den LAN Isolator (189 Euro) der Niederländer zugesandt.
Soviel schon vorab: Beim Thema Klangunterschiede von LAN-Kabeln oder -Isolatoren geht es nicht um die Frage der Datenintegrität, sondern um potenzielle Störungen, die über die Datenleitungen oder Masseverbindungen in nachfolgende Geräte wie den DAC – und damit auch ins analoge Signal – gelangen können. Dies ist heute leider mehr denn je ein Thema, da Schaltnetzteile allgegenwärtig sind und hochfrequente Störungen in die angeschlossenen Geräte streuen. Zudem wirkt jedes Kabel leider auch als Antenne und nimmt HF-Strahlungen auf und leitet sie als Störungen in die Komponenten weiter.
Unseren Computern sind diese hochfrequenten Störungen oder auch erhöhter Jitter egal, solange sie sich in bestimmten, weit gesteckten Grenzen halten. Unsere Audio-Geräte, und insbesondere ein angeschlossener DAC oder Streamer, sind allerdings deutlich empfindlicher. Selbst wenn Sie „nur“ einen Vollverstärker mit Ethernet-Anschluss haben, der sich ab und an ein Firmware-Update aus dem Netz zieht, können sich Störungen übertragen. Und zwar immer, nicht nur während eines Updates. Daher kann es ratsam sein, bei Nichtgebrauch entweder das LAN-Kabel auszustecken oder einen LAN-Isolator einzusetzen.
Damit ist schon einmal grob umrissen, weshalb Ethernet-Komponenten – und speziell LAN-Isolatoren oder -Kabel – Auswirkungen auf das „Störniveau“ innerhalb einer HiFi-Anlage haben können. Aber hört man so etwas in der Praxis?
Pink Faun LAN Isolator
Beginnen wir mit dem vielleicht ungewöhnlicheren Zubehör: dem LAN Isolator von Pink Faun. Der trennt galvanisch mittels vier Transformatoren die vier Leitungspaare einer kabelgebundenen Ethernetstrecke, was die Übertragung von Störungen von der einen auf die andere Seite verhindern oder zumindest minimieren soll. Da der Isolator für Übertragungsgeschwindigkeiten bis 1 Gigabit geeignet ist, taugt er auch für den Einsatz an Stellen, wo man keine Bandbreitenlimitierung haben möchte wie beispielsweise direkt nach einem Modem und noch vor einem Switch. Die Transformatoren wurden von Pink Faun nach ausgiebigen Hörtests ausgesucht, erfahre ich, und unterscheiden sich deshalb von solchen, deren Hauptfunktion der Überspannungsschutz ist.
Um zu verhindern, dass Störungen über den Schirm des LAN-Kabels auf das angeschlossene Gerät gelangen, sei der RJ45-Stecker des Pink-Faun-Isolators aus Kunststoff gefertigt worden. Durch den integrierten Stecker biete der Pink Faun LAN Isolator zudem den Vorteil, dass er direkt in den entsprechenden RJ45-Port des Streamers oder DACs gesteckt werden könne. Auch klanglich kann das vorteilhaft sein, da sich so hinter dem Isolator keine HF-Einstreuungen mehr auf den „letzten Zentimetern“ einschleichen können.
Aus dem gleichen Grund sollte der Pink Faun LAN Isolator auch möglichst am Ende der Ethernetstrecke eingesetzt werden, in meinem Fall also direkt vor meinem Lumin-Streamer U2 Mini. Der bekommt seine Daten normalerweise bereits entsprechend aufbereitet von einem modifizierten CISCO Meraki Switch mit OXCO-Clock und Linearnetzteilen im Hörzimmer sowie zwei weiteren vorgeschalteten CISCO Meraki Swiches – jeweils per Lichtwellenleiter kaskadiert. Da sich ein zusätzlicher LAN-Isolator in einem schon ziemlich stark entstörtem Umfeld wahrscheinlich weniger prominent in Szene setzen kann, habe ich den modifizierten Switch für den Hörtest gegen einen handelsüblichen ausgetauscht, der normalerweise im Wohnzimmer seinen Dienst tut.
In diesem Setup durfte der Pink Faun LAN Isolator nun direkt an der RJ45-Schnittstelle meines Streamers zeigen, ob sich eine weitere Isolationsstufe klanglich auswirken würde. Als Verbindung zwischen Switch und LAN Isolator diente mir ein fürs Audio-Streaming schon recht brauchbares Ethernetkabel nach der sogenannten CAT8.1-S/FTP-PiMF-Spezifikation.
Zum Aufwärmen und Einhören gibt es erst mal leichte Kost von Eric Clapton mit „Layla“ in der Live-Fassung aus seinem ausgezeichnet aufgenommenen Lockdown-Album (The Lady In the Balcony: Lockdown Sessions). „Leicht“ beziehe ich hier allerdings nur auf die Tatsache, dass mir das Lied das Herausarbeiten kleinster klanglicher Unterschiede relativ einfach macht. Der Song beginnt mit Claptons wohl bekanntestem Gitarren-Intro. Das Instrument wirkt scharf umrissen, jeder Ton sehr klar, und auch das Keyboard leicht links und die Drums rechts davon haben eine feste Position. Wenn Clapton die Saiten härter anreist, kommen die Transienten punktgenau und die Töne schwingen im Raum natürlich aus. Wie es aber noch besser geht, zeigt sich dann im direkten Vergleich: Mit dem Pink Faun LAN Isolator scheint der Raum etwas mehr zu atmen, er wirkt weiter und tiefer, was wohl auch ein Nebeneffekt des nun noch schwärzeren Hintergrunds sein dürfte. Erlebbar wird dieses großzügige, authentische Raumgefühl zum Beispiel mit dem längeren Ausschwingen der Gitarrensaiten und beim Nachhall von Claptons Stimme.
Apropos Stimmen – schwerer wiederzugebende Kost kommt von Freya Ridings mit ihrem Hit „Lost Without You“. Ich nehme diesen Track ganz gerne zum Testen, da Frau Ridings Stimme schnell von „himmelhoch jauchzend schön“ in „aufdringlich bis nervig“ kippen kann. Mit dem Pink Faun LAN Isolator scheint mir ihr Gesang tatsächlich etwas geschmeidiger transportiert zu werden. Der eine oder andere mag einen kleinen Verlust an Hochtonenergie wahrnehmen, okay, aber auf mich wirkt der oberste Frequenzbereich nur wenig milder und kaum weniger anspringend.
Es stimmt: Das alles sind keine Welten. Aber wir reden hier ja auch von einem Zubehörteil für unter 200 Euro, das in einer bereits deutlich entstörten Streaming-Strecke zum Einsatz kommt. Und trotzdem sind Unterschiede zu vernehmen. Auflösung und Raumdarstellung gewinnen und der Hochton kommt etwas sauberer/milder rüber.
Bezüglich Tonalität, Basswiedergabe und der Dynamik konnte ich keine relevanten Unterschiede feststellen. Das dürfen Sie auch so verstehen, dass die positive Wirkung des Isolators bei mir ohne negative klangliche Nebenwirkungen blieb. So litt die oben angesprochene Dynamik beim Anreißen der Saiten keinen Deut unter dem Isolator. Oftmals haftet Isolatoren oder Filtern ja das Vorurteil an, sie kosteten Dynamik. Im Falle des Pink Faun LAN Isolators gehört das ins Reich der Mythen.
Pink Faun Interlink LAN
Weiter oben hatte ich schon versucht zu erläutern, warum sich LAN-Kabel klanglich voneinander unterscheiden können. Das ideale „audiophile“ LAN-Kabel sollte vor allem resistent gegenüber möglichen Störungen sein. Genau hier setze Pink Faun an, das Interlink-LAN-Kabel sei kein Zukaufteil zur Portfolio-Abrundung, sondern eine auf maximale Störfestigkeit ausgelegte Eigenentwicklung, so die Niederländer.
Jord Groen von Pink Faun weist darauf hin, dass bei ihrem LAN-Kabel zwei Abschirmungen – Geflecht und Folie – zur Anwendung kommen. Das Geflecht eigne sich besonders gut zur Abschirmung des unteren Hochfrequenzbereiches, während Folie, normalerweise wird hier Aluminium oder Kupfer verwendet, sich für den oberen HF-Bereich bewährt habe. Und da stromdurchflossene Leiter auch selbst elektromagnetische Felder erzeugen, flechte und verdrille man die Leiter derart, dass die Induktivität quasi auf Null reduziert werde. Bei den Leitern greifen die Holländer nicht auf Standardware zurück, vielmehr werden sie von einem Zulieferer nach „extrem strengen militärischen Spezifikationen“ gefertigt, so Groen.
Der berühmte letzte Meter
Wie den LAN Isolator setzte ich auch das Pink-Faun-LAN-Kabel auf dem „letzten Meter“ nach dem Switch und vorm Streamer ein. Da ich „Lost Without You“ noch gut im Ohr habe, starte ich direkt mit der „schweren“ Kost. Die Sängerin scheint sich ab 2:15 min die Seele aus dem Leib zu singen und je nach Anlage beziehungsweise Komponente klingt das mal angestrengter, mal natürlicher und freier. Mit dem Wechsel vom Standard-Ethernetkabel zum Pink Faun wirkt die Stimme weniger kratzig und damit reiner. Meine generelle Erfahrung mit von HF entstörten Anlage ist, dass es meist sauberer und damit auch sanfter klingt. Ähnliches lässt sich hier mit dem Interlink LAN ausmachen, Freya Ridings Gesang kommt weniger gepresst, also offener rüber.
Weiter geht es mit Finks „Sort Of Revolution“ (Album: Wheels Turn Beneath My Feet). Der Song beginnt mit dem rhythmischen Klatschen des Publikums und vermittelt vom ersten Ton an einen guten Eindruck von der Akustik des La-Cigale-Theaters in Paris. Im Vergleich zu meinem Standard-CAT-8.1-Kabel scheint der virtuelle Bühnenraum mit dem Pink Faun deutlich gewachsen, er erstreckt sich nun in allen Dimensionen über die realen Dimensionen meines recht kompakten Hörraumes hinweg. Zudem fällt auf, dass die immer mal wieder einsetzende Große Trommel an Volumen und Kraft hinzugewonnen hat. Natürlich: Auch das sind keine Welten, die sich hier auftun – aber in einen hochwertigen Anlagenumfeld ist es klar vernehmbar.
Testfazit: Pink Faun Interlink LAN und LAN Isolator
Wer glaubt, es könne auf der digitalen Ethernetstrecke vor dem DAC keine Klangunterschiede geben, der irrt. Wie erwähnt, geht es hier nicht um die Datenintegrität, sondern primär darum, in welchem Umfang Störungen vom Empfängergerät ferngehalten werden können. Wie groß die klanglichen Unterschiede im Einzelnen ausfallen, hängt deshalb auch entscheidend von der jeweiligen „Störungssituation“ ab.
Pink Fauns LAN Isolator und Interlink-LAN-Kabel konnten selbst in meiner bereits schon ziemlich gut entstörten Ethernetstrecke ihre positiven klanglichen Wirkungen entfalten. Zu diesen zähle ich insbesondere Gewinne bei der Räumlichkeit und der Sauberkeit und Auflösung des Klangbilds sowie – mit dem Interlink-LAN-Kabel – ein Zuwachs an Schub in den unteren Lagen. Ich würde mal darauf tippen, dass solche Gewinne in vielen anderen Setups noch größer ausfallen.
Natürlich sollte der Preis für diese Art von Audio-Tuning in Relation zu den Gesamtkosten der Anlage stehen, die Pink-Faun-Produkte sind allesamt ziemlich kompromisslos gefertigt und daher nicht billig – aber eben gut.
Fakten:
Pink Faun Interlink LAN
- Konzept: LAN Kabel
- Preis: 900 Euro (1,0 m) + 180 Euro pro weiteren 0,5 m
- Farbe: Schwarz
- Garantie: 2 Jahre
- Weitere Informationen zum Produkt auf der Herstellerseite
Pink Faun LAN Isolator
- Konzept: galvanischer LAN-Isolator
- Preis: 189 Euro
- Farbe: Schwarz
- Garantie: 2 Jahre
- Weitere Informationen zum Produkt auf der Herstellerseite
Vertrieb:
My Sound GmbH
Würmstraße 4 | 82319 Starnberg
Telefon: +49(0)8151-9982261
E-Mail: info@my-sound.net
Web: https://my-sound.net/
Test: Pink Faun Interlink LAN & LAN Isolator | Ethernetkabel, LAN-Isolator