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Ja, wollen die uns ein X für ein A vormachen? Nun, die neue „nuPro X-Serie“ ersetzt die erfolgreiche „nuPro A“ nicht komplett, sondern ergänzt sie. Und zwar in der hauseigenen Hierarchie nach oben. Was sich optisch indes erst auf den zweiten Blick erschließt – „A“ und „X“ sehen sich bis auf Details zum Verwechseln ähnlich. Einen Unterschied machen zum einen die unsichtbar verschraubten Chassis (bei den Nubert nuPro-A-Modellen kann man die Schraubenköpfe sehen), was für ein glatteres und edler wirkendes Finish sorgt.
Bei der Nubert nuPro X-3000 (www.nubert.de | Preis: 1.170 Euro) sind zwei Wandler verbaut, ein 15 Zentimeter durchmessender Tiefmitteltöner aus einem Polypropylen-Verbundwerkstoff und eine 25 Millimeter durchmessende Gewebekalotte für den Hochton. Desweiteren werden die diversen Betriebszustände der Aktivboxen auf einem gestochen scharfen und hervorragend ablesbaren OLED-Display dargestellt. Die etwas rustikal wirkenden Siebensegment-Anzeigen bleiben der günstigeren A-Klasse vorbehalten. Über das generelle Verarbeitungsniveau der Gehäuse muss man sich nicht umfassend auslassen: Hier gibt es einfach nichts auszusetzen, bin hin zur vollkommen fehlerfreien Lackierung. Routiniert gut.
Bei den Chassis handelt es sich um komplette Neuentwicklungen für die X-Modelle. Auffallend: Der nunmehr kreisrunde und recht schmale Montagering des Hochtöners, dessen Kalotte Nubert mit einem fest fixierten Gitterchen schützt. Durch den neuen Montagering rückt der Tweeter etwas dichter an den Tiefmitteltöner heran, was dem Idealbild eines gemeinsamen akustischen Zentrums näherkommen soll.
Die gemessen an seinen Abmessungen extrem großzügig ausgeführte Sicke lässt darauf schließen, dass die Schwaben dem Tiefmittelton-Treiber ungewöhnlich große Membranauslenkungen zutrauen. Dynamik und Pegelfestigkeit scheinen diesem Wandler nachgerade ins Gesicht geschrieben. Das kann er auch gut gebrauchen. Wenn wir uns nämlich der verbauten Verstärkerelektronik zuwenden, wird deutlich, dass die Schwaben auch keinen Stein auf dem anderen gelassen haben. Schon die Leistungswerte der Class-D-Endstufen lesen sich mit 2 x 150 Watt Nenn- und 2 x 220 Watt Musikleistung (Herstellerangabe) für knapp über sechs Kilogramm „leichte“ Kompaktlautsprecher beeindruckend. Damit haben die Entwickler die Papierdaten der vergleichbaren „nuPro A-200“ mal locker verdoppelt.
Nun gut: PS sind das Eine, die Kraft will ja aber auch auf die Straße. Wer angesichts der großzügig dimensionierten Kühlrippen auf dem Rücken jeder Nubert nuPro X-3000 Sorge hat, sich eine kleine Heizung ins Wohnzimmer zu stellen, sei beruhigt: Selbst nach mehrstündigem Betrieb werden die höchstens handwarm.
Interessant ist, dass Nubert je Stereo-Set zwei absolut gleichartige Lautsprecher liefert. Also keine vordefinierte Master- und ausstattungsmäßig abgespeckte Slave-Box. Nein: Welche Box welche Aufgabe übernimmt, entscheidet der Besitzer per Installation im Setup-Menü oder händisch mit der Art der Verkabelung. So bieten die Schwaben uneingeschränkte Flexibilität. Theoretisch könnte man eine Nubert nuPro X-3000 sogar als Mono-Lautsprecher betreiben – im Setup-Menü weist man dieser dann eben alle Schallanteile zu – oder mehrere X-3000, etwa für Multiroombeschallung, parallel laufen lassen. So hat man, wenn man ein Stereopaar kauft, auch die komplette zum Lieferumfang gehörende Kabelage doppelt. Und die Fernbedienung. Was ein wenig kurios anmutet, aber eben Teil des Konzepts ist. Schön auch: Um zwei (oder bei Bedarf eben mehr) Lautsprecher miteinander zu verbinden, legt Nubert entsprechende Strippen bei. Die man – und das ist der eigentliche Clou – aber im Grunde nicht braucht. Alle Speaker der Nubert nuPro-X-Serie kommunizieren auch drahtlos miteinander. Hierzu schalten Sie diese zunächst ein und weisen jeder Box via Menü ihre Rolle („wls master“ oder „wls slave“) zu. Nach einigen Sekunden – im Extremfall dauert es auch schon einmal ein paar Minuten – vermelden beide Displays, dass die Lautsprecher „connected“ sind. Die Signalanteile der Stereokanäle verteilt der interne DSP, er gleicht auch die Laufzeitunterschiede zwischen beiden Kanälen aus, was perfekt funktioniert.
Der maximal möglichen Digitalisierung der Signalverarbeitung, die Nubert bereits in den „nuPro A“-Modellen einführte, blieben die Schwaben auch hier treu. Alle Eingangssignale, auch die analogen, werden direkt hinter dem Eingang an einen DSP übergeben, der sie optimiert und gleichzeitig die Funktion einer digitalen Frequenzweiche übernimmt. So wollen die Entwickler Eigenrauschen bestmöglich eliminieren und ein hochpräzises Audiosignal an die Endstufen übergeben.
In Sachen Bedienkomfort, worin ja auch schon die „A-Reihe“ mit ihrem beleuchteten Steuerkreuz an der Front punkten konnten, haben die Schwaben noch eins drauf gesetzt. Das Steuerkreuz mit der bekannten Menülogik neben dem Frontdisplay gibt es bei der Nubert nu Pro X-3000 zwar ebenfalls, ergänzt wird es hier allerdings durch eine kostenlos verfügbare Smartphone-App (für Android und iOS) namens „Nubert nuPro X-Remote“.
Grafisch nimmt die App die Oberfläche des ebenfalls nach wie vor beiliegenden physischen Infrarotgebers auf und orientiert sich auch eins zu eins an dessen Menüführung, was das Handling der App zu einem Kinderspiel werden lässt. Die App steuert alle Funktionen der Lautsprecher, die auch am Steuerkreuz oder via Handgeber angepasst werden können. Und das sogar, während dasselbe Smartphone Musik via Bluetooth (natürlich mit klanglich optimierten aptX-Codec) an die Boxen schickt, also nicht nur Fernbedienung, sondern auch Quellgerät ist – prima!
Mittels dieser App lässt sich auch die herstellertypische, linear arbeitende „Klangwaage“ mit der besonderen, immer im korrekten Verhältnis zueinander arbeitenden Mittelhochtonanpassung, regeln. Oder die Grenzfrequenz für einen Subwoofer festlegen. Neu bei der „X“ ist auch die Implementierung eines grafischen Fünf-Band-Equalizers, der sich in sehr feinen Schritten einstellen lässt, was insbesondere im Tieftonbereich sehr effektiv dabei hilft, Raummoden auszugleichen, ohne das man akustisch das Gefühl bekommt, es „fehle“ etwas. Für die Wiedergabe bei sehr leisen Pegeln gibt es zudem einen Loudness-Modus, der ebenfalls vergleichsweise (verglichen mit dem, was man üblicherweise als „Loudness“ kennt) sanft ins Klangbild eingreift. Im Test habe ich diese Betriebsart indes nie benötigt, die Nubert nuPro X-3000 spielten auch „ohne“ vollständig genug.
Nubert nuPro X-3000: Klangtest & Vergleiche
Nubert hat die nuPro X-3000 ausdrücklich auch für den Betrieb auf dem Schreibtisch oder im Studio als Abhöre im Nahfeld konzipiert. Für meinen Arbeitsplatz, der mit insgesamt zwei Rechnern ohnehin gut gefüllt ist, erschienen sie mir dennoch zu wuchtig, weshalb sich meine Höreindrücke ausschließlich auf eine freie Aufstellung auf Ständern beziehen. Abstand zum Hörplatz: etwa zwei Meter. Von den vielen möglichen Anschlussarten habe ich im Test zwei benutzt: USB-DAC, Zuspielung von Musikdaten mit 24 Bit und 192 Kilohertz und den analogen AUX-Eingang. Zuspielung wahlweise vom CD-Player oder iPod via Dockingstation Advance Acoustic „M-iP-Station“ mit Röhrenausgangsstufe. Die Wiedergabe mittels zum Lieferumfang gehörenden HDMI-ARC-Adapter, der vor allem für Film- und Fernsehton relevant ist, spielte in meinem Test keine Rolle.
Waren mir die Aktivlautsprecher der Nubert nuPro A-Serie – fairaudio hatte hier schon einige im Test – bisher durch die Bank klanglich in ihrer Linearität und Nüchternheit ein ganz kleines bisschen zu „pro“ gewesen, erscheint mir die neue Produktlinie klanglich „sympathischer“ – ich komme darauf gleich noch genauer zu sprechen.
Doch zunächst zur nach wie vor beeindruckenden Basskompetenz: So boxt etwa die Bassdrum in „Boogie Man“ von Bernard Allison (Album: Chills and Thrills) mit unnachgiebigem Punch und ganz erstaunlichem Tiefgang in den Magen. Verzeihen Sie die abgedroschene Floskel, aber: Man sucht wirklich unweigerlich nach dem Subwoofer, der sich irgendwo verstecken muss. Zumal die Nubert nuPro X-3000 auch an Präzision nichts vermissen lässt, die herrlich trocken-erdig geschnalzte E-Bassgitarre tönt kein bisschen verschmiert, setzt sich vom Schlagwerk zudem sauber ab. Das Ganze funktioniert auch bei forciertem Abhörpegel. Die Eingangssequenz des Stücks „Maschin“ der österreichischen Avantgarde-Popper Bilderbuch (Album: SCHICK SCHOCK; auf Amazon anhören) wird von einem sehr präsenten Schlagzeug nebst elektronisch generierter Basssequenz getragen, die eine Menge „Subfrequenzen“ beherbergt. Diese gehen so tief, dass sie von Kompaktlautsprechern gemeinhin höchstens als „brummiges Schnarren“ wiedergegeben werden. Die Nubert nuPro X-3000 hingegen vermögen so weit nach unten zu langen, dass sie den tieffrequenten Soundteppich so ziemlich unlimitiert vermitteln: als profundes Grollen, das überdies sehr strukturiert ´rüberkommt.
Nach meinem Dafürhalten sollte es für viele kleinere Räume unterhalb von 20 Quadratmetern nur wenige stichhaltige Argumente geben, um mit Blick auf die Bassperformance einen Standlautsprecher der Nubert nuPro X-3000 vorzuziehen.
Den größten Unterschied zur „A-Klasse“ zeigt die Nubert nuPro X-3000 indes im Mittenband, dass zur vorbildlichen tonalen Ausgewogenheit nunmehr noch körperhafter, griffiger, ja „nahbarer“ und im besten Sinn „gefälliger“ tönt. So stellt mir die tiefe und raue Stimme des Bluesrockers Seasick Steve in seiner Ballade „Sun on my Face“ (Album: Can U Cook?; auf Amazon anhören) in ihrer Intensität und Plastizität die Unterarmhärchen auf – ein untrügliches Zeichen dafür, dass mich die Vorstellung packt. Gegenüber der Nubert nuPro A-500, die ich noch recht gut in Erinnerung habe, scheint der handfeste Stevie auch ein Schrittchen dichter an meinem Hörplatz zu spielen und sich seine Darbietung noch etwas selbstverständlicher von den Lautsprechern zu lösen. Dazu passt das ungemein freie und entspannt-authentische Klangbild seiner akustischen Gitarre. Herrlich auch, wie luftig-locker und gleichzeitig körperhaft die X-3000 „We want more“ von John Butler (Album: Home) in den Hörraum schmettert, wobei der Refrain stets mehrstimmig gesungen wird und sich im gesamten Raum zu verteilen scheint. So lässig-souverän tönte eine so kleine Box noch nie bei mir.
Die Schwäbin erinnert mich hier durchaus an die letztes Jahr getestete, ebenfalls sehr feinfühlig agierende Fishhead-Resolution 2.6 FS-Passivbox, die sehr klar tönt und mithin auch bei komplexem Material in Sachen Durchhörbarkeit glänzt. Nun ist mir schon klar, dass ein Aktiv-Passiv-Sparring immer etwas von Äpfel-mit-Birnen-Vergleich hat, da bei einer Passivbox natürlich auch die Performance des Verstärkers hineinspielt. Denkt man sich das an dieser Stelle aber einmal weg – Automagazine würden das „ausstattungsbereinigt“ nennen –, so war die Fishhead-Standbox gerade im Mittenband sehr „stark“. Und auch die kleine Nubert taucht tief in die musikalischen Ebenen von „The Leavers“ von Marillion (Album: F.E.A.R; auf Amazon anhören) hinein, spürt jedem einzelnen Melodiebogen sensibel hinterher und bringt noch subtilste Details aufs Tapet. Ganz große Klasse und vor allem vor dem Hintergrund, dass ihr ausnehmend geschmeidiger Fluss bei aller „Erbsenzählerei“ nie ins Stolpern gerät, besonders bemerkenswert.
Der neu entwickelte Hochtöner schafft dabei mit fast traumwandlerischer Sicherheit den Spagat zwischen luzider Feinauflösung und einer ohren- wie nervenschonenden „Softness“, die stundenlanges Zuhören ohne Anstrengung erlaubt. Bissige Zischlaute kennt der Tweeter nicht, es sei denn, sie sind in der Aufnahme enthalten. Sei es, weil diese so grenzwertig produziert ist oder weil der Gesang so dicht am Mikro abgenommen wurde. Aber: Selbst wenn es dann doch mal schärfer wird, nervt es nicht.
Raumabbildung und Ortbarkeit teste ich immer gern mit Live-Aufnahmen. So wird recht schnell deutlich, ob ein Lautsprecher über- oder untertreibt oder es mit den Relationen der Protagonisten auf der Bühne zueinander nicht so genau nimmt. All das trifft auf die nuPro X-3000 nicht zu. Selbstverständlich fühlt sie sich der jeweiligen Vorlage verpflichtet, dichtet nichts hinzu, stellt Räume aber auch nie kompakter dar als sie sind. So kann ich das mitreißende Erlebnis bei Bosses „Frankfurt/Oder“ (Album: Kraniche – Live in Hamburg 2013; auf Amazon anhören) noch einmal Revue passieren lassen, ich war selbst dabei. Die Dimensionen der Halle und die akustischen Verhältnisse dort, transportiert die kompakte Aktivbox realistisch. Die Staffelung des musikalischen Geschehens in Tiefe und Breite ist zudem ohne jeden Tadel, jedes Schallereignis lässt sich präzise im Raum verorten.
Nubert nuPro X-3000: Vergleiche & Wettbewerbsumfeld
Man kann sagen, dass inzwischen nahezu jeder namhafte Hersteller ein aktives Kompaktlautsprechermodell im Programm hat, welches der nuPro X-3000 konzeptionell zumindest ähnlich ist. Besonders erwähnenswert finde ich in diesem Zusammenhang die von ihrer Bauform noch kompakter gehaltene LSX von KEF, die für rund 1200 Euro Paarpreis über die Ladentheke geht und mit ihrer trendigen Farbauswahl auch auf Kundenkreise außerhalb des HiFi-Zirkels zielt. Klanglich punktet die kleine Britin mit den typischen Tugenden eines sauber abgestimmten Koaxial-Treibers: sie folgt Impulsen mit irrwitziger Geschwindigkeit, setzt dem Hörer das Klanggeschehen mit fast rasiermesserscharfer Präzision sozusagen „auf den Schoß“. Was nicht jeder mag, aber seine unbestrittenen Reize hat. Ihr Tempo erkauft sich die KEF denn auch mit einem vergleichsweise schlank auftretenden Bassbereich, gegen den die Nubert fast wie ein Standlautsprecher wirkt. Klar: Die KEF ist als Punktschallquelle das akustisch zugespitztere System.
Deutlich günstiger, aber klanglich in eine ähnliche Richtung wie die Nubert tendierend, zeigt sich die Ascada 2.0 von Heco (rund 500 Euro Paarpreis). Alle wichtigen Digitalschnittstellen bietet auch sie, allerdings keine App und auch keine so ausgefuchste Klangregelung. Zudem treten die charakteristisch nach hinten geneigten Kompakten als klassische Master-Slave-Aktivistinnen auf, was die Flexibilität gegenüber der Nubert etwas einschränkt. Mit ebenfalls kräftigem, in letzter Konsequenz aber nicht so strukturiertem, Bassbereich, bieten die Aurora 2.0 ein ebenfalls homogenes Klangbild, das sich gefällig und im besten Sinn langhörtauglich im Raum entfaltet, der Schwäbin aber in Sachen Präzision und Souveränität unterlegen ist.
Da müssen wir schon preislich eine Etage nach oben schielen und die „G-Four“ (2.000 Euro) der finnischen Aktivspezialisten Genelec zu Rate ziehen. Die aus einem Aluminiumgußgehäuse organisch geformte Kompakte ist ein Studiomonitor par excellence und unbestechlich wie ein Urmeter. Schonungslos deckt die Finnin jede Ungenauigkeit einer Aufnahme auf und präsentiert sie denn auch auf dem gleichlautenden Teller. Die G-Four ist unterm Strich womöglich keine Box für jeden – dennoch: Als Benchmark für Impulsivität und Präzision beziehungsweise „ungeschminkte Wahrheit“ muss man die Genelec in jedem Fall würdigen, die Nubert klingt im direkten Vergleich dann auch etwas „beruhigter“ und „gefälliger“.
Test: Nubert nuPro X-3000 | Aktivlautsprecher