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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Taktgefühl
  2. 2 Mutec REF10 SE120: Hörtest und Vergleiche

Was unterscheidet einen guten von einem Ausnahme-Dirigenten? Natürlich wäre es deutlich zu einfach, das nur an einem „besonderen Taktgefühl“ festzumachen. Obwohl: Taktgefühl ist alles andere als trivial – und vielleicht lässt sich der Begriff sogar auf unser Metier anwenden? Andererseits haben Maschinen wie der Mutec REF10 SE120 (5.999 Euro) mit Gefühl natürlich nichts am Hut. Oder etwa doch? Nun, wie auch immer – um das, was ein Gerät mit der uncharmanten Bezeichnung „Referenztaktgenerator“ im Hörraum bewirken kann, soll es in diesem Test gehen.

In Berlin residiert der in Studiokreisen wie bei audiophilen Musikfreunden gut beleumundete Hersteller Mutec (Web: www.mutec-net.com), der vom Ingenieur und Entwickler Christian Peters geleitet wird. Eine jitterarme Masterclock, die zusätzlich als USB-Interface und Re-Clocker in zahlreichen digitalen Umgebungen Verwendung finden kann, hat Peters mit dem Mutec MC-3+USB (1.299 Euro) bereits im Programm. Die Mutec REF10 SE120 ist allerdings eine reinrassige Masterclock – und zwar eine, die nochmals deutlich genauer „tickt“ als das Kombigerät MC-3+USB und die mit diesem im Verbund eine weitere Performancesteigerung ermöglichen soll.

Die präzise Taktung des Digitalsignals ist für die Wandlung der Bitfolgen ins Analoge von essenzieller Bedeutung. Ungenauigkeiten auf der Zeitebene führen zu „Fehlinterpretationen“ des nachgeschalteten Wandlers. Hörbare Folgen können gebremste Dynamik, ein wenig fokussierter, zerfaserter Sound, Emotionslosigkeit, gar eine schlicht langweilige Wiedergabe sein.

Worum geht’s überhaupt?

Klar, eine gute Digitalquelle klingt nicht langweilig. Nichtsdestotrotz ist das Bessere des Guten Feind. Und um den geneigten Hörern etwas „Besseres“ anbieten zu können, entwickelte Peters vor gut fünf Jahren den externen Referenztaktgeber Mutec REF10 (3.999 Euro), der mit dem in diesem Test vorgestellten Mutec REF10 SE120 schließlich ein deutliches Upgrade erhielt.

Der Mutec REF10 SE120 ist ein externer Referenztaktgenerator auf 10-MHz-Basis

Der Mutec REF10 SE120 ist ein externer Referenztaktgenerator auf 10-MHz-Basis

Der REF10 SE120 generiere aufgrund des größeren technischen Aufwands ein noch präziseres und dauerhaft stabiles 10-MHz-Referenztaktsignal, so Peters. Abnehmer eines solchen Taktsignals können mit entsprechenden Clock-Eingängen ausgestattete (SA)CD-Player, D/A-Wandler oder Musikserver/-renderer sein. Da fallen mir spontan schon ein paar Marken ein, die damit aufwarten können: Esoteric, Teac, Manunta, SOtM … und natürlich ein Re-Clocker/USB-Interface wie der Mutec MC-3+USB, zusammen mit ihm habe ich den Mutec REF10 SE120 für diesen Test ja betrieben, und zwar am D/A-Wandler Mytek Brooklyn DAC+.

Der von Mutec entworfene 10-MHz-Referenztaktgenerator erzeugt seinen enorm stabilen Takt nicht über einen herkömmlichen Quarzoszillator. Letztere kämpfen meist mit unterschiedlichen Betriebstemperaturen und unterliegt deshalb Schwankungen, die die gewünschte Präzision beeinträchtigen. Es findet hier auch kein Taktgenerator auf Rubidium- oder Cäsium-Basis Verwendung. Diese, so gibt Peters zu verstehen, sind auf Langzeitstabilität ausgelegt, was zwar gut für die Telekommunikation, aber für Audio suboptimal ist. Im Audio-Bereich spiele nämlich die Kurzzeitstabilität die wesentliche Rolle.

Der OCXO-Oszillator (Ofengesteuerter Quarz-Oszillator) des Mutec REF10 SE120

Der OCXO-Oszillator (Ofengesteuerter Quarz-Oszillator) des Mutec REF10 SE120

Der OCXO-Oszillator (Ofengesteuerter Quarz-Oszillator) des Mutec REF10 SE120 residiert deshalb in einem speziell gefertigten, circa 80 Grad „heißen“ Ofen, beides – der Schwingquarz und die temperaturstabilisierende Behausung – ist Ergebnis deutscher Handarbeit. Derart gut geschützt vor Temperaturschwankungen, kann der Quarz seiner Präzisionsarbeit ungestört nachgehen. Das hört sich zunächst einmal unkompliziert an, erfordert aber einen enormen Regelungs- und Einstellungsaufwand, denn das Taktsignal muss vor noch so kleinen Störungen, Einstreuungen oder sonstigem Ungemach bewahrt werden. Neu entwickelte Treiberschaltungen und Signalverteiler sowie aufwendig optimierte und gefilterte Spannungsversorgungen seien nötig gewesen, um das Ziel zu erreichen. Der Ringkerntrafo des Netzteils verfügt über separate Wicklungen für den Oszillator und die übrige Schaltungstopologie. Jegliche Beeinflussung in den Schaltungen untereinander soll ausgeschlossen werden.

Das „SE“ in der Produktbezeichnung steht für „Special Edition“. Das stellt darauf ab, dass ein immenser Aufwand für die Selektion des Oszillators getrieben werden muss, um den „gewöhnlichen“ Mutec REF10 nochmals zu verbessern. Für den Mutec REF10 SE120 wird solange gemessen, ausgesondert und selektiert, bis kein geringer als Christian Peters selbst die Messprotokolle abnickt. Und das macht er nur dann, wenn beim Phasenrauschen, gemessen mit 1-kHz-Bandbreite von der Sollfrequenz von 10 MHz, ein Wert von -120 dBc erreicht wird. Dieser Wert ist hart an der Grenze des technisch Machbaren. Zum Vergleich: Der reguläre REF10 erreicht einen Wert von -116 dBc. Dem extrem geringen Phasenrauschen von -120 dBc entspricht ein Jitterwert von 15 Femtosekunden. (Phasenrauschen beschreibt das durch Jitter – also durch zeitliche Schwankungen um die gewünschte Taktfrequenz – entstehende Rauschen im Frequenzbereich.)

Der Mutec REF10 SE120 besitzt acht BNC-Ausgänge auf seiner Rückseite

Der Mutec REF10 SE120 besitzt acht BNC-Ausgänge, zwei davon mit 50 Ohm, sechs mit 75 Ohm Ausgangsimpedanz

Beim Gehäuse des Mutec REF10 SE120 wird auf Stahl anstelle von Aluminium zurückgegriffen, das soll die empfindliche Elektronik vor Einstreuungen besser schützen. Schauen wir ins Innere, fallen insgesamt acht galvanisch getrennte Ausgänge auf. Warum so viele, wird sich vielleicht der ein oder andere fragen, und warum besitzen zwei davon 50 Ohm und die sechs anderen 75 Ohm Ausgangsimpedanz? Nun, das liegt daran, dass der Mutec REF10 SE120 im Studio oder im Hörzimmer acht Geräten parallel mit seinem stabilen Referenztakt versorgen können soll – und am Umstand, dass manche Geräte-Exoten eingangsseitig stur auf 50 Ohm ausgelegt sind. Dem wird eben mit zwei entsprechenden Ausgängen Rechnung getragen. Übrigens: Ungenutzte Ausgänge lassen sich ausschalten.

Verarbeitung und Qualität der Bauteile sind erlesen und so hochwertig, wie es fürs Geld zu erwarten sein sollte. In Sachen Bedienbarkeit ist der Mutec REF10 SE120 sehr simpel gehalten. Ein Dreh-Drück-Taster ist im Grunde alles, was benötigt wird – damit erfolgt die Anwahl des entsprechenden Ausgangs. Eine blau leuchtende LED signalisiert Temperaturkonstanz und Arbeitsbereitschaft.

Mutec REF10 SE120: Hörtest und Vergleiche

Kurz zum Aufbau des Testparcours: Gehört wurde die Kombination aus Re-Clocker/USB-Interface Mutec MC-3+USB und Masterclock Mutec REF10 SE120 (zusammen circa 7.300 Euro) in unterschiedlichen Konstellationen. Praktisch hierbei ist, dass per Knopfdruck zwischen dem internen Takt des MC-3+USB und dem extern zugespielten des REF10 SE120 hin und her gewechselt werden kann. Als Signalquellen dienten ein Linn Sneaky DS, die Streaming-Bridge Emerson DIGITAL und der Musikserver Innuos Zen Mini MK3. Die Mutec-Kombination lieferte meinem Mytek Brooklyn DAC+ also nicht nur die Audiodaten, sondern separat auch den Takt. Gehört wurde im Kopfhörerbetrieb, an meinen schon etwas in die Jahre gekommenen Isophon Vertigo und – last, but not least – im Verbund mit der aktiven Kii Three.

Blick ins Innere des Mutec REF10 SE120

Blick ins Innere des Mutec REF10 SE120

Die oberen Register – natürliche Auflösung

Um Auflösung und Feinzeichnung in den oberen Registern zu testen, sind Stücke mit vehementem perkussiven Einsatz gefragt. Beim Song „Cameron The Wise“ des Charles Owens Trio (Album: 10 Years) vollzieht sich mit dem Mutec REF10 SE120 tatsächlich Erstaunliches. Statt mit „Auf sie mit Gebrüll!“, was oft ermüdend und des Guten zu viel ist, würde ich die unaufgeregte Klarheit des Mutec am ehesten mit der Abwesenheit von jeglicher Nervosität oder Überhöhung beschreiben wollen. Einerseits steigert sich das Auflösungsvermögen und damit auch die Fähigkeit, den Umriss und die Körperlichkeit der angeschlagenen Elemente mühelos, ja fast schon visuell vor sich wahrzunehmen. Andererseits verschiebt sich nichts in Richtung hellere oder schlankere Tonalität. Selbst wenn es lauter wird, schleicht sich keine Härte oder Schärfe ein. Feinstofflichkeit, Detaillierungsgrad und Facettenreichtum wirken gesteigert, ohne dabei die Balance und den natürlichen Charakter aus den Augen zu verlieren. Selbst kleinste rhythmische Veränderungen sind unterscheidbar und jetzt deutlicher auszumachen.

Mittelton

Tara Nome Doyle Vaermin Frauenstimmen und akustische Instrumente sind ein gern verwendeter Prüfstein, um sich einen Überblick über die Qualitäten in den mittleren Lagen zu verschaffen. Tara Nome Doyle hat vor gar nicht langer Zeit ihr Album Vaermin (auf Amazon anhören) veröffentlicht. Fragen Sie mich nicht warum, aber der Variantenreichtum ihrer stimmlichen Darbietung und diese leicht morbide Atmosphäre, die dem Gesang innewohnt, faszinieren mich ungemein.

Der Mutec REF10 SE120 wirkt hier wie eine Art „Wahrnehmungsverstärker“. Die Natürlichkeit und Lebendigkeit wie auch die Auflösung feinster stimmlicher Nuancen legen deutlich zu. So wird ein kurzes Innehalten oder ein abklingendes Tremolo mit größerem und intensiver empfundenem emotionalen Ausdruck versehen. Dabei wird Tara Nome Doyles stimmliche Darbietung harmonischer eingebunden. Das macht einen großen Unterschied – beispielsweise kann es bei den Stücke „Leeches I“ und „Leeches II“ ohne den Mutec REF10 SE120 zu einem zu großen Fokus auf den Stimmbereich kommen, der dann zu präsent wirkt, was bisweilen unangenehm direkt rüberkommt, sodass ständig die Lautstärke nach unten geregelt werden muss. Nicht so mit dem Mutec REF10 SE120, mit ihm gelingt die Einbettung der Stimme im Verhältnis zum restlichen Geschehen besonders überzeugend.

Erkan Ogur Kimse KalmadiDas zeigt sich auch beim Stück „Ayrilik Hasreti“ des türkischen Jazz-Musikers Erkan Ogur (Album: Kimse Kalmadi; auf Amazon anhören), in dem das spät einsetzende Klavier intensiver zu „atmen“ scheint und dabei weich und fließend zu Gehör kommt. Mit dem Mutec REF10 SE120 hört man, wie die Töne sich entfalten, wie sie an- und abschwellen. Auch wirkt das Spiel selbstbewusster, das Klavier nimmt einen größeren Raum ein. Dass es dabei klarer vom restlichen Geschehen abgegrenzt wird, ist das eine. Dass aber auch Hallfahnen beim Ausklingen der Töne derart deutlich wahrgenommen werden und gleichzeitig die tonale Darbietung samtig-natürlich zu Gehör kommt, das andere.

Raumeindruck

Die Fähigkeit, Klänge fein säuberlich „freizustellen“, darf als besonderes Talent des Referenztaktgebers gelten. Nehmen wir beispielsweise Schönbergs „Verklärte Nacht“, in der 1973 mit den New Yorker Philharmonikern eingespielten Fassung, von Pierre Boulez dirigiert. Ein zeitloses Meisterwerk der symphonischen Dichtung, das den Hörer, wenn er sich denn darauf einlässt, förmlich mitträgt.

Mit dem Mutec-Taktgeber im digitalen Setup tritt das Orchester einerseits räumlich trennschärfer heraus, andererseits dehnt sich der virtuelle Raum insgesamt weiter in die Randbereiche links und rechts – auch die Bühnentiefe gewinnt. Die Tiefenschärfe nimmt zu: Statt den Fokus auf den vorderen Bereich zu legen, zeigt sich das Orchester mit dem Mutec REF10 SE120 als Gesamtbild „durchhörbar“. Da gibt es keine verschwommenen Bereiche oder Unschärfen. Entfernt man den Mutec wieder, büßt die räumliche Weite, die atmosphärische Dichte und das emotionale Erlebnis einige Grad ein. Und noch etwas fällt auf: Es schleicht sich wieder eine innere Unruhe ins Klangbild ein, die einem zuvor gar nicht aufgefallen ist. Mit dem REF10 SE120 bekommen Musiker und Instrumente Raum zur Entfaltung, was nicht nur als Absenz von Enge, sondern auch von Hektik wahrgenommen wird.

Mutec-Kombi aus MC-3+USB und REF10 SE120 (unten)

Mutec-Kombi aus MC-3+USB und REF10 SE120 (unten)

Tiefton

Auch im Tiefton zeigt sich eine besondere „Separierungsfähigkeit“. Der Bass wirkt förmlich herausgelöst oder freigestellt, wenn Sie so wollen. So zum Beispiel beim Kontrabassspiel des bereits erwähnten Stücks des Charles Owens Trios. Viel plastischer und deutlich präziser eingefasst schnalzt es einem entgegen. Dieses sonst eher „schüchtern irgendwo in der Masse mitspielen“ fehlt auf einmal, das Gehör nimmt es umgehend wahr. Ganz gleich, welche tieffrequenten Impulse abgerufen werden, stets zeigt sich das gleiche Bild. Im „Solobetrieb“ schmeckt man den sonoren Charakter des Emerson DIGITAL im Bass klar heraus, fügt man den Mutec REF10 SE120 hinzu, ergibt sich eine gesteigerte Kontrolle und Straffheit in den Tiefen, und gleichzeitig setzt er alle tonalen Bereiche ins richtige Verhältnis zueinander. Der Bass gerät zu keiner Zeit schüchtern oder dominant. Nein, er bleibt in einer ausgewogenen Balance zum Gesamtbild, schält sich aber präziser eingefasst heraus – das macht seine Besonderheit aus.

Vergleich Mutec vs. Innuos

Da ich es genau wissen will, wird das Mutec-Duo mit dem USB-Reclocker Innuos PhoenixUSB (2.499 Euro) verglichen – als Signallieferant dient dabei der Innuos Zen Mini Mk3 mitsamt seinem Linearnetzteil.

Der Opener „Nazile“ vom gleichnamigen Jazz-Album (auf Amazon anhören) von Kaan Celen präsentiert sich über den Innuos PhoenixUSB mit Plastizität und leuchtenden Klangfarben. Das behutsame Aufprallen und Scheuern des Besens zeigt sich mit fein ziselierter Textur, während Klavier, Kontrabass und Blechinstrumentierung mit besonders gut wahrzunehmender dynamischer Variabilität auf sich aufmerksam machen.

Wenn der Zen Mini MK3 dem Mutec MC-3+USB das Signal liefert und der REF10 SE120 außen vor bleibt, wirkt das Zusammenspiel der Instrumente etwas komprimierter und die Abbildung einzelner Schallereignisse gelingt nicht ganz so selbstverständlich wie zuvor mit dem Innuos-Reclocker. Der Mutec MC-3+USB allein für sich bringt eine deutlich positive Veränderung mit sich. Doch das Loslösen einzelner Instrumente aus dem Kontext wie das Nachzeichnen des sie umgebenden Raums und der mikrodynamischen Veränderungen gelingt ihm nicht mit gleicher Intensität und Dreidimensionalität wie dem PhoenixUSB.

Mutec REF10 SE120 mit silberner Frontplatte

Die Masterclock Mutec REF10 SE120 gibt es auch mit silberner Frontplatte

Sie erinnern sich, was ich eingangs schrieb? Das Bessere ist des Guten Feind … Genau so erlebe ich es jetzt, wenn die Mutec-Kombi inklusive des REF10 SE120 gegen den Innuos PhoenixUSB antritt. Speziell was die Separationsfähigkeit angeht, legen die Mutecs noch mal eine Schippe drauf. Sie zeichnen die Musik losgelöster, noch freier atmender und mit noch natürlicher wirkendem Realismus nach. Selbst das hintergründig anschwellende Klavierstakkato wirkt an seinem Höhepunkt über MC-3+USB und REF10 SE120 ergreifender und gleichzeitig freier im Raum schwebend, was zu deutlich wahrnehmbarer Lebendigkeit und Agilität führt.

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Excalibur

Test: Mutec REF10 SE120 | Masterclock

  1. 1 Taktgefühl
  2. 2 Mutec REF10 SE120: Hörtest und Vergleiche