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Es war im Grunde absehbar und nur eine Frage der Zeit, bis der rumänische, gar nicht mehr so geheime Kopfhörer-Geheimtipp „Meze Audio“ wieder von sich reden machen würde. Schließlich kündigten es die Einschläge des Meze 99 Classics und des in der zweiten Welle nachfolgenden Meze 99 Neo im Grunde bereits an. Die Frage war nur, was? Eine edlere Variante der „99 Classics“-Serie? Denkbar, aber für die dortigen Verantwortlichen wohl nur so etwas wie Randgeflimmere. Vermutlich war die Zeit nach Ansicht von Antonio Meze und seinem Entwicklerteam wohl reif für etwas Größeres. Einem, ohne zu übertreiben, technisch wie handwerklich außergewöhnlichen Schaffenswerk.
Da staunte ich in der Tat nicht schlecht, als ich den Meze Empyrean (2.999 Euro | www.headphonecompany.com) im Grunde standesgemäß wie bei einem alten Hitchcock-Streifen in einer altehrwürdig-gehobenen Lokalität in der Stuttgarter Innenstadt in Empfang nahm. Der Meze Empyrean verbarg sich zunächst in einem schwarz eloxierten Alukoffer, der meine Aufmerksamkeit gehörig auf sich zog. Nur das Meze-Emblem und der unverwechselbare Empyrean-Schriftzug deuteten auf den audiophilen Inhalt hin. Erstaunlich, wie mit Öffnen des Deckels die Welt um einen herum plötzlich wie aus einem Stummfilm herausgeschnitten wirkt. Denn auch, wenn das mittlerweile mein Was-weiß-ich-wie-vielster-Testbericht ist: Objekte wie der Meze Empyrean ziehen mich nach wie vor sehr stark in ihren Bann.
Einige Stunden später, im ruhigen, (fast) menschenleeren eigenen Hörraum. Ich stelle mir die Frage, ob ich schon mal zuvor einen so feudalen Aufbewahrungsfetisch gesehen habe. Innerhalb des Koffers finden sich nicht zuletzt die zusätzlichen Ohrpolster aus Alcantara, die eine Veränderung sowohl im Trage- als auch Klanggefühl nach sich ziehen. Kuscheliger, wärmer ist hier mit Ansage Programm.
Selbst ein Focal Utopia oder Audeze LCD-X werden nicht mit derartiger Opulenz ausgeliefert. Wozu, könnte man sich fragen, dieser Aufwand, denn nach dem Auspacken landet der Kopfhörer bestimmt in der Nähe des Lieblingsplatzes, um stets griffbereit zu sein. Aber es gibt eben auch Zeitgenossen, die ihr Schmuckstück nach der Hörsession lieber gut aufbewahrt wissen. Oder damit freitags ins Wochenendhaus migrieren, um dort mit einem portablen Highend-Kopfhörerverstärker wie dem Chord Hugo 2 der lauten Großstadt zu entgehen. Nein, ich selbst habe leider kein Wochenendhaus …
Dem Meze Empyrean liegt entweder das mit der klassischen 6,35-mm-Klinke ausgestattete und drei Meter lange Kabel für den Anschluss an stationäre Kopfhörerverstärker oder ein lediglich 1,3 Meter kurzes Pendant mit 3,5-mm-Klinke für mobile Player bei. Ja, richtig gelesen, tatsächlich lässt sich der audiophile Beau mit seiner niedrigen Impedanz von gerade mal 32 Ohm vortrefflich von DAPs (Digital Audio Player) wie dem Astell & Kern A&Ultima SP1000M oder dem HiBy R6 antreiben. Wer den Meze Empyrean in der Hand hält, dürfte zunächst erstaunt über das Verhältnis von Gewicht und äußerer Erscheinung sein. Obwohl der Meze mit seinen großen, fülligen Ohrpolstern massiv und schwergewichtig wirkt, ist er für seine Größe und völlig ohrumschließende Machart im Grunde „gefühlt“ ein Mittelgewichtler: 430 Gramm bringt er auf die Waage. Bevor aus der hinteren Reihe jetzt ein „ja aber“ ertönt: Wohlgemerkt gilt das für einen magnetostatischen Kopfhörer, denn mein Audeze LCD-X schlägt mit schlappen 650 Gramm ins Kontor. Umgekehrt bringt der kürzlich getestete MrSpeakers Ether 2 nicht mal 300 Gramm auf die Waage.
Optisch betrachtet bewegt sich das High-End-Flaggschiff von Meze Audio im Gegensatz zu anderen Konkurrenten mit seiner ungewohnten, futuristisch-gediegen anmutenden Gestaltung in erfreulich progressiveren Bahnen. Wann hat mich das letzte Mal ein Kopfhörer-Design derart angesprochen? Die Verarbeitung und Materialauswahl? Vom Feinsten, allein das aus hochfestem Aluminium bestehende Metall-Skelett des Meze Empyrean wird laut Hersteller mehrstündig per CNC aus einem massiven Alublock gefräst. Die insgesamt 16 Einzelkomponenten sodann in Handarbeit bis zum fertigen Kopfhörer zusammengesetzt. Zur Verstellmechanik nachher noch ein Satz.
Gewicht ist das eine, Komfort das andere: Zwei Besonderheiten spielen dem sehr hohen Tragekomfort in die Karten. Zum einen die aus Carbon bestehende und somit sehr leichte Bügelkonstruktion und zum anderen der wie ein Omega gebogene Lederaufsatz. Die Besonderheit hier: Während sonst übliche, einen Halbkreis nachzeichnende Aufsatzbänder punktuell auf dem Kopf aufliegen, sorgt die geschwungene Form hier für ein vollflächiges Aufliegen. Das verteilt die Last gleichmäßig auf den ganzen Denkapparat und lässt den Meze Empyrean ultra-bequem aufsitzen. Und die kuschelig-dicken Ohrpolster entweder aus Leder oder Velours dosieren nicht nur den angenehm homogenen Anpressdruck, sondern bieten auch eine ganz passable Isolierung der Außengeräusche. Die in Form einer horizontalen Passung realisierte, aufwendige Verstellmechanik ist bei alledem angenehm feinfühlig „dosierbar“ und erlaubt – ebenso wie die drehbaren Ohrmuscheln – eine perfekte Anpassung an die Kopfform des Trägers oder der Trägerin.
Kommen wir zu den inneren Werten. Antonio Meze fand in Rinaro Isodynamics seinen passenden Kooperationspartner, was die magnetostatischen Treiber anbelangt. Bislang stets im Hintergrund als Zulieferer namhafter Kopfhöreranbieter, die freilich nicht genannt werden, tritt der aus der Ukraine stammende Hersteller hier offen in Erscheinung. Im Zuge einer Privatisierung wurde das seit über dreißig Jahren als eine Art Forschungsstätte der öffentlichen Hand betriebene Unternehmen von Pavlov Shymanovych übernommen. Dieser wiederum, der auch glatt als älterer Bruder von Teodor Currentzis, Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters, durchgehen könnte, hat mit seinem Team die aufwendige Wandlertechnik des Meze Empyrean exklusiv erdacht und gefertigt.
Im Gegensatz zu elektrodynamischen Treibern, die eine kolbenartige Hubbewegung vollziehen, basiert ein magnetostatischer Wandler auf einer in einem Dauermagnetfeld gehaltenen, hauchdünnen Folie mit darauf aufgebrachten Leiterbahnen. Das dort anliegende Musiksignal versetzt die Folie mithilfe des Dauermagnetfeldes in Bewegung. Kräftige Magnete, meist sich gegenüberliegende Neodym-Magnete in Stabform, eignen sich hier besonders gut, erhöhen aber das Gewicht, wenn sie nach dem Prinzip „viel hilft viel“ allzu üppig zum Einsatz kommen. Beim Meze Empyrean geht man dieses Problem mit dem sogenannten „Hybrid Array Isodynamic Driver“ an.
Dieser besteht aus einer ultraleichten, gleichwohl biegesteifen Membran mit zwei unterschiedlich geformten Leiterbahnen, die sich asymmetrisch verteilt auf der gesamten Membran befinden. Clou dabei: Die beidseitig angebrachten Stabmagnete haben die exakt gleiche Form, sind also nicht als gerade Stäbe ausgeführt, sondern passen sich exakt an die Leiterform an, was letztlich Gewicht einspart. Außerdem wird so auch eine zielgenaue Anregung erreicht, was die Membran exakt, vollflächig und gleichmäßig in Schwingung versetzt. Geringe Verzerrungen und eine niedrige Impedanz seien unter anderem die Folge. Mindestens ebenso interessant ist aber die Tatsache, dass die Frequenzbereiche innerhalb der Membran einer Aufteilung unterliegen.
So kümmert sich die sich wie eine Bergstraße emporschlängelnde obere Leiterbahnspur um die tiefen Frequenzen, während die auf Höhe des Ohrkanals kreisrund aufgeführte Spur sich um den Hochmittelton kümmert. Damit strahlt der Meze Empyrean seine Schallwellen im Hochmittelton direkt in den Ohrkanal und umgeht die Problematik der sich verlaufenden Erstreflektionen im inneren Hohlraum der dickwandigen Ohrpolster. Diese klangtrübenden Erstreflektionen wären vorhanden, würden diese Frequenzen vom oberen Bereich des Treibers abgestrahlt. Dadurch entstehende, minimale Verschiebungen auf der Zeitachse, die sich auf den räumlichen Eindruck und die Abbildung auswirken, sind plötzlich kein Thema mehr. Und das ganz ohne DSP-Spielereien. Ein weiteres relevantes Detail: Die besagten Ohrpolster kommen ohne mechanische Fixierung aus, und nutzten stattdessen die Streufelder der Antriebsmagnete. Das hält diese Streufelder gleichzeitig im Zaun, was schlicht nicht nur kongenial, sondern auch zum Patent angemeldet ist.
Meze Empyrean: Klangtest & Vergleiche
Wo, so stelle ich mir die Frage, nachdem der Meze Empyrean mich einige ausgiebige Hörrunden lang beschallt hat, verbucht er Bestleistungen? Und wird er seinem unbescheidenen Namen, den höchsten Ort im Himmel anpeilend, gerecht? Zeit also die Opponenten in Stellung zu bringen. Wie der Meze Empyrean sind auch der Magnetostat Audeze LCD-X (1.900 Euro) sowie der oberreferenziöse Focal Utopia (4.000 Euro) nach dem offenen Prinzip konstruierte Kopfhörer. Um unterschiedliche Setups zu simulieren, kommen abwechselnd der Mytek Brooklyn DAC+ als stationärer Amp, der Chord Hugo 2 als semi-mobiler Wochenendhaus-USB-DAC-Verstärker und die Astell & Kern A&Ultima SP 1000M & AK 380 als portable Player zum Einsatz.
Wenn ich den Klang des Meze Empyrean, dessen grundsätzliche Signatur sich von den erwähnten Amps nur eher subtil beeinflussen lässt, zunächst mit einfachen Worten festmachen darf, dann würde ich behaupten wollen, dass er mich, Moment, ich habe es auf der Zunge, ja genau, an „feinsten Kaschmir“ erinnert. (Die Chefredaktion wird sich wieder die Hände vors Gesicht schlagen, bringt der Autor in weinselig dionysischer Festspiel-Manier wirklich wieder so eine krude Metaphorik-Nummer? Von wegen zart und behände aufspielend, kraftvoll-geschmeidig, wenn es dann sein muss? Doch meine lieben Berliner Kollegen, genau das hatte ich nicht nur im Sinn, sondern auch in den Ohren.)
Es wäre auch kein gutes Zeichen, wenn ein Kopfhörer für 3.000 Euro in den Höhen, Mitten und im Bass einfach nur der Formel „höher, kräftiger, weiter“ oder Ähnlichem folgte. Der Meze Empyrean bietet „mehr“: Die Wiedergabe ist intensiv, aber nicht aufdringlich, sie ist von stupender Dynamik, aber auch wieder außergewöhnlich sanft und von einer ungewohnten Luftigkeit – das bekommen die meisten anderen Kopfhörer so nicht hin. Entweder weil es durch die Bank nicht reicht oder weil sie sich auf bestimmte klangliche Merkmale konzentrieren. Luftig, dann aber dünn im Bass. Kräftig im Bass, aber dann wieder bräsig und träge. Sie verstehen was ich meine? Der Meze Empyrean ist hier anders – natürlich, tonal ausbalanciert, wie sich’s das anspruchsvolle Ohr schlichtweg erhofft, nicht kühl, nicht warm, sondern authentisch. Im Grunde so, wie es unsere Ohren und unser Verstand auch in natürlicher Umgebung erwarten würden. Und gerade das verleiht dem Meze Empyrean meiner Meinung nach diese besondere Emotionalität.
Dazu trägt nicht zuletzt der Tiefton sein Scherflein bei, der kräftig wie ein doppelter Espresso eine komplexe Aromatik und Struktur in sich trägt. Und dabei das Kunststück vollbringt, ultratief hinab zu reichen und gleichzeitig sehr definiert und tight umrissen zu agieren. Das wird beispielsweise bei Ben Weavers „40 Watt Bulb“ (Album: Stories Under Nails; auf Amazon anhören) sehr deutlich. Trotz des kräftigen Fundaments erschlagen die Tieftonimpulse nicht alles, sondern wirken leichtfüßig und ultraschnell. Als hätte man die massige Kraft eines Sumoringers mit der Filigranität eines Balletttänzers kombiniert. Das gilt auch, wenn man den Lautstärkeregler in Richtung Forte aufdreht. Ja, der Meze Empyrean verkneift sich bassseitig die leichte Überbetonung, mit der andere Kopfhörer gern Tamtam machen und bleibt hier lieber linear und geradlinig.
Nahtlos der Übergang zu den Mitten, und es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass der Meze Empyrean hier ein großes Klangfarbenbouquet anrührt. Ben Weavers Stimme zeigt viele subtile Facetten, kippt gerne mal von gelangweilter Trübsal in düstere, erkenntnisschwangere Litanei. Und gerade diese Zwischenebenen lässt der Meze Empyrean deutlich aufleuchten. Was wiederum die Wahrnehmung dieser Gefühlsebenen deutlich erleichtert. Ben Weavers Stimmorgan erklingt mit einer wohlig temperierten Brustnote, also nicht dünn, sondern authentisch substanziell, glaubhaft lebendig und mit der genau richtigen Dosis an Leid. Bei alledem lassen sich beim Auf- und Abklingen auch noch die feinsten Schwebungen festmachen. Man spürt förmlich den rauen Unterton, die artikulierte Dramatik, wenn Ben Weaver Zeilen wie „I didn´t know what i had, till i threw it all away“ aus sich herauspresst.
Wenn Sie mich nach der Farbtemperatur der Mitten fragen, dann würde ich hier auf eine leicht wärmere Note verweisen, die anstelle einer strikt neutralen Gangart für ein gewisses Plus an Emotionalität sorgt. Wunderbar in ihrem Duktus, Fluss sowie ihrer charakteristischen Farbgebung auch Klaviermusik. Beim mit 24 Bit/96 kHz aufgelösten Stück „Not A Care In The World“ (Bill Charlap Trio – Notes In New York) gefällt vor allen Dingen dieser unverstellte, natürliche Blick auf die zarten Schattierungen, die beim Anschlag entstehen, begleitet vom sanften Auspulsieren der Töne, das wahrnehmbar wird, noch bevor es von einem neuen Ton überdeckt wird.
Bei der Gelegenheit lassen sich auch ein paar Worte zu den Stichworten Räumlichkeit und Separationsfähigkeit verlieren. Natürlich interessieren mich in diesem Zusammenhang die Fähigkeiten des Meze Empyrean bei der Darstellung eines Orchesters. Also wandert von Seiji Ozawa dirigiert Beethovens Symphony No. 9 (Mito Chamber Orchestra) (auf Amazon anhören) auf die Playlist. Hier fächert sich alsdann ein sehr üppiges und breites Panorama auf – so soll es sein. Die Abbildung gerät weder zu frontal in Richtung „Im-Kopf-Lokalisation“ noch wirkt sie sonderlich distanziert. Schlüssig und nachvollziehbar gerät die Positionierung der Instrumente und sehr exakt ihre Lokalisierung, was mich als Freund präziser Ortungsschärfe persönlich enorm freut. Vollkommen selbstverständlich werden die flirrenden Holzblasinstrumente aus den hinteren Rängen wahrgenommen, hier wird nichts überdeckt oder überlagert.
Kommen wir zu den Höhen des Meze Empyrean. Ein Brillianzfeuerwerk, um größte Transparenz zu suggerieren? Fehlanzeige. Heimelige Dezenz, um Natürlichkeit vorzutäuschen? Keineswegs. Bemühen wir zur besseren Veranschaulichung hierzu das von Scott Walker schaurig-schräg inszenierte „The Cockfighter“ (Album: Tilt; auf Amazon anhören), bei dem man anfangs Gefahr läuft den Lautstärkeregler zu weit nach rechts zu drehen, weil bis etwa 1:20 fast nichts passiert. Obacht heißt es dann, wenn ein blechernes Inferno urplötzlich wie ein eisig kalter Herbststurm über einen hereinbricht. Der Meze Empyrean bietet eine ansatzlos schnelle Attack, Feindynamik sowie eine Feinauflösung, die den Hörer tief in die Strukturen dieses Wahnsinns hineintauchen lässt. Keine unbotmäßigen Schärfen – aber auch nicht die Spur einer Neigung zum Unterschlagen von subtilen Details. Es gelingt dem Meze Empyrean dicht aneinander gedrängte klangliche Ereignisse mit viel Übersicht feinfühlig auseinanderzuhalten, Limitierungen oder Übertreibungen bei der Durchzeichnung glänzen durch Abwesenheit. Nichts wirkt gepresst oder gestresst, es tönt durchweg detailreich und unaufgeregt klar. Eine analytisch-gläserne Gangart wird freilich nicht geboten: Wem die Höhencharakteristik mithin ein Quäntchen zu brav erscheinen sollte, kann mit dem optional erhältlichen vollsymmetrischen 2,5-mm-Silberkabel noch einen Tick mehr Brillanz ins Spiel bringen.
Meze Empyrean: Vergleiche mit anderen Kopfhörern
So oder so tritt der Focal Utopia mit noch schärfer umrissener Durchzeichnung auf, obwohl der Meze Empyrean im direkten Vergleich freilich keine fassbaren Details unterschlägt. Wenn Sie so wollen, werden Details vom Focal lediglich mit anderer Politur vermehrt auf Hochglanz gebracht, sie funkeln dezidierter. Der Empyrean mutet minimal gedämpfter als der Utopia an, ohne dass dabei die Luftigkeit in Mitleidenschaft gezogen würde – vielmehr lässt der Meze in Sachen Langzeittauglichkeit beide Daumen nach oben schnellen: Beim Freisetzen von Details geht er behutsam wie bei einer archäologischen Ausgrabung ans Werk. Der oberreferenziöse, nüchternere Focal Utopia punktet dann wiederum mit seiner besonders weitläufigen räumlichen Tiefe und unnachahmlichen Dreidimensionalität.
Der Audeze LCD-X tönt im Verhältnis etwas satter und voller, muss sich deswegen aber nicht grämen. Er malt mit etwas breiter angelegtem Pinselstrich und fügt mehr Umbra-Töne hinzu, bietet nicht ganz diese Leichtigkeit, die sowohl dem Focal Utopia als auch dem Meze Empyrean zu Eigen ist. Und gerade beim Schwenk zurück auf den Meze Empyrean treten die Unterschiede umso deutlicher zutage. Losgelöster, freier und – ja – unbeschwerter nimmt sich der Meze Empyrean jeder einzelnen Note an, lässt versteckte Zwischentöne feiner aufleuchten und mutet mittels seiner unaufgeregten Natürlichkeit schlichtweg als der stimmigere, reifere Kopfhörer an. „Bitte noch exakter beschreiben“, höre ich im Geiste die heisere Stimme der Chefredaktion mir zurufen. Nun, ich nutze lieber die Zeit, um den kräftig kontrastierenden 2015 Inu Cannonau di Sardegna ins Weinglas zu lassen, die Augen zu schließen und den Meze Empyrean musizieren zu lassen. Welch Hochgenuss.
Test: Meze Empyrean | Kopfhörer