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Klang: Martin Logan ElectroMotion ESL (Teil II)

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klang: Martin Logan ElectroMotion ESL (Teil II)

Martin Logan - Logo

Elektronische Musik funktioniert auch gut. „Love etc. (Dub)“ von den Pet Shop Boys (Album: Yes) hat mich nachgerade gefangen genommen. Das Stück bietet einen klassischen puckernden Disco-Beat und ansonsten geradezu unanständig nach vorne gemischte Melodielinien im Sägezahn-Synthesizersound, der sich im Verlauf Pet Shop Boysdes Stücks teilweise bis in allerunterste Oktaven herunterschraubt. Später kommen noch die Pet-Shop-Boys-typischen Zuckerguss-Synthis hinzu. Das Ganze ist natürlich auch produktionstechnisch mit allem ausgerüstet, was verboten ist (Stichwort Phasenschweinereien) – und letztlich führte es dazu, dass ich bei diesem Song völlig eingelullt, fasziniert und ebenso bräsig blickend auf meinem Hörstuhl saß und erst auf das viertmalige Angesprochenwerden seitens meiner Tochter reagierte, die – von mir völlig unbemerkt – einstweilen den Raum betreten hatte. Frei nach Hape Kerkeling: Ich war dann mal weg! Dieses Beispiel soll zeigen, dass die Martin Logan ElectroMotion-ESL durchaus dazu angetan sind, einen akustisch in eine andere Welt zu befördern, in eine Welt, aus der man nur murrend und ungern wieder in die Realität zurücktapst.

Spike der Martin Logan

Sie werden oben das Wort „Hörstuhl“ gelesen haben – normalerweise sitze ich in einem kleinen, circa 15 Zentimeter tiefer gelegenen Hörsesselchen. Für die ElectroMotion-ESL habe ich gewechselt – ich war zu faul, an den Spikes zu drehen. Zum einen musste ich die Lautsprecher eine ganze Weile herumschieben, bis ich die Position gefunden habe, bei der das Stereobild optimal war, zum anderen stellte ich fest: Je mehr man den Sweet Spot nach unten hin verlässt, desto weniger tief wird der Klangraum ausgeleuchtet. Je mehr man ihn nach oben hin verlässt, desto diffuser wird der Klang und desto weiter scheint sich der Raum nach hinten zu öffnen. Angenehm und auch ein Vorteil gegenüber klassischen „Boxsystemen“ ist, dass die ElectroMotion-ESL den Raum insgesamt sehr schön „bewässern“, es ergibt sich letztlich aus fast jeder Raumposition ein positiv umspülendes Klangerlebnis – aber das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn der Schall wird ja nach vorne und hinten abgestrahlt. Ich hätte übrigens erwartet, dass sich beim Verlassen des Sweet Spots und Herumwandern auch die gehörte Tonalität deutlich ändert. War aber nicht so.

Martin Logan ESL - BR-Öffnung auf der Unterseite

Und nun noch einige Worte zur Dynamik: Rose Kemps „Morning Music“ (Album: A Handvoll of Hurricanes) ist ein hochdynamisches Stück, das mit cleaner E-Gitarre und Gesang beginnt und sich zu einer recht unübersichtlichen Klimax mit verzerrten Gitarren, Streichern und Bass steigert, um danach peu Rose Kempà peu auszufasern – es zeigt gleichermaßen, was ein Lautsprecher tonal und dynamisch drauf hat. Rose Kemps Alt-Stimme ist heftig komprimiert, was schon so manchem meiner Testlautsprecher ins leichte „Fritzeln“, also in eine gewisse körnige Schärfe getrieben hat. Dieser Lapsus passiert den Martin Logan nicht. Sie spielen hinreichend detailgenau, bleiben aber im Obertonbereich auf der runden, warmen Seite. Gegen Ende, beim Ausfasern des Songs, wo sich merkwürdige Gitarrensounds (da wollte einer wohl den Tremolohebel verbiegen) in weiten Hallräumen auftun, da spielen die ElectroMotion-ESL herrlich ätherisch und feinzeichnend.

Beeindruckend und für mich eine der Stärken des Lautsprechers ist das extrem dynamische und sehr sauber auflösende Mittenband. Es kann zart streicheln, aber auch blitzschnell und mit ordentlich Schub reagieren. Es ist eine besondere Freude, über die Martin Logan ElectroMotion-ESL Stimmen und Gitarren zu Martin Loganhören. Diese kommen direkt, unmittelbar, gut herausgearbeitet, knackig, aber nicht spitz. Untenrum dann, wie bereits erwähnt, eine saubere, tendenziell eher schlanke als potente Abstimmung, die aber dem Mitteltonbereich rhythmisch nicht hinterher hinkt. Dynamisch können die ElectroMotion-ESL eine Menge: Die Steigerung des Songs und das spätere Zurücksinken in die Ruhe hinein – beides wird akkurat und glaubhaft wiedergegeben. Hier gefallen sie mir beispielsweise sogar einen Deut besser als meine Neat Momentum 4i, die insgesamt zwar etwas forscher und zackiger – auch im Bass – aufspielen, aber nicht ganz an die Feindynamik der ElectroMotion-ESL heranreichen.

Die Martin Logan vertrugen sich übrigens bestens mit verschiedenen Verstärkern. Neben meinem üblichen Setup inklusive der Myryad-MXA-2150-Endstufe ließ ich auch mal den Audreal V30 Röhrenverstärker und die zarte Röhre Yarland FV34CIII ran. Selbst Letztere, die mit bescheidenen 10 Watt säuselt, entlockte den Martin Logan aufgrund deren passablen Wirkungsgrades noch ein beachtliches Maß an Dynamik und Spielfreude, wenn auch freilich nur bis zu gehobener Zimmerlautstärke. Und mit dem Audreal zusammen rockte der Elektrostat richtig gut los. Diesbezüglich also ein erfreulich unkomplizierter Lautsprecher.

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Elac Vela

Test: Martin Logan Electromotion ESL | Standlautsprecher

  1. 3 Klang: Martin Logan ElectroMotion ESL (Teil II)