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Soundcheck: KSdigital C5-Reference

Inhaltsverzeichnis

  1. 2 Soundcheck: KSdigital C5-Reference

SunDie C5-Reference waren bei mir im Wohnzimmer frei stehend aufgebaut – auf Ständern von Lovan. Als die ersten, durchaus brachialen Takte von „Dirty Black“ der Band SUN (Album: Secrets of the Moon, auf Amazon anhören) erklingen, klappt mir die Kinnlade runter: Die Bassdrum geht voll in die Magengrube, der Bass abgrundtief und fundamental, das ist Rock und Roll der feinsten Sorte. Ganz erstaunlich, was hier nicht nur an Druck geliefert wird, sondern auch wie tief der Bass heruntergeht. Das alles wohlgemerkt bei einem Hörraum, der mit knapp 25 Quadratmetern Größe nun nicht gerade ein kleines Kämmerchen ist. Insgesamt gibt es im Stück die volle Breitseite: mit Wucht auf Achtel gedroschene Crashbecken, pumpernden Bass, verhallte und verzerrte Gitarren und einen zornigen Gesang. Normalerweise höre ich sowas lieber über große Standboxen, denn kleinere Kompaktlautsprecher fangen hier schnell an zu brüllen und zu komprimieren. Nichts davon bei dem KSdigital C5-Reference: Da bleiben alle Frequenzbereiche wohlsortiert und durchhörbar – und der aufgezogene Raum ist erstaunlich breit und tief. Eine echte Überraschung.

Im Mittel- und Hochton

portisheadAuch in den anderen Frequenzbändern überzeugen die C5-Reference: mit realistischen und differenziert wiedergegebenen Mitten sowie einem frischen, unverhangenen, sehr gut aufgelösten Hochton. Dieser ist ganz leicht auf der hellen Seite, aber zu keiner Zeit vorlaut oder crisp – und liegt damit ziemlich genau zwischen dem Sound der B&W 805 D3 (6.000 Euro) und dem meiner Harbeth 30.l (3.350 Euro). Bei Portisheads Track „Undenied“ (Album: Portishead, auf Amazon anhören) ist die Instrumentierung interessant gewählt: Es gibt – neben der Stimme von Beth Gibbons – eigentlich für jedes Band (Höhen, Mitten, Tiefen) lediglich ein Instrument. „Untenrum“ den Bass, das Mittenband repräsentiert ein Fender Rhodes – und im Hochtonbereich finden wir sehr präsent abgemischte Schlagzeugbecken in Form einer gesampelten Linie aus drei Beckenschlägen sowie ein recht forsches Schallplattenknistern. Das alles wird bei vorwitzigen Hochtönern gerne ganz schön zischelig.

Die KSdigital C5-Reference im Hörraum

Der KSdigital C5-Reference im Hörraum

Der C5-Reference hingegen trennt nicht nur das Knistern perfekt von den Becken, er arbeitet auch vollkommen exakt die drei sich immer wiederholenden Beckenschläge voneinander ab: jeweils der mittlere ist nämlich etwas akzentuierter und heller, obertonreicher. Das Fender Rhodes wiederum klingt über den KSdigital C5-Reference genau so, wie es soll: charakteristisch glockig und zugleich angenehm dunkel, weil nur sehr zart angespielt. Was den Lautsprecher besonders für mich einnimmt: Auch wenn Beth Gibbons singt (sie ist – wie immer bei Portishead – so „nah“ im Mix, dass man ihre Lippen fast am Ohrläppchen spürt), ist in der „darunterliegenden“ Schicht das Fender Rhodes mit jedem Ton hörbar. Der Bass wiederum, der eine punktierte Linie spielt, ist der wichtigste Rhythmusgeber im Stück – und genau das gelingt auch über den C5-Reference: schön tief, die Punktierungen bestens hör- und spürbar, jeder Einzelton im Ausschwingen genau nachvollziehbar. Summa summarum zeigt dieses Stück also in tonaler Hinsicht und auch in Sachen Auflösung die wichtigsten Fähigkeiten des KSdigital C5-Reference: Details, Details, Details, aber auch sehr guten Tiefgang für die Größe, runde und feinzeichnende Mittenwiedergabe, unverhangenen, artefaktefreie, glasklaren Hochton.

Dynamik im Vergleich

Klez.e Was die Dynamik angeht, wächst dieser kompakte Würfel ebenfalls deutlich über seine Abmaße hinaus. Dieses Ding ist richtig schnell! Nehmen wir den Track „Hellgelb“ der deutschen Elektro-Indie-Band Klez.e (Album: Flimmern, auf Amazon anhören). Das Stück beginnt mit einem sehr nah an den Saiten mikrofonierten Standklavier und Gesang, dazu kommen nach wenigen Sekunden analoge Synthesizersounds im Offbeat – nach einer knappen Minute setzt erst ein synthetisches, dann ein sehr tight gespieltes echtes Schlagzeug ein. Der KSdigital C5-Reference gibt einem das Gefühl, extrem nah am Geschehen zu sein und arbeitet auch die sehr unterschiedlichen dynamischen Hüllkurven der Instrumente gut heraus: das drängende, eher kurz-aggressive Hämmern der Klaviertöne, die weich ausklingenden Synthesizertöne, das staccatoartige Ticken der synthetischen Hi-Hat, die punktgenauen und pfeilschnellen Bassdrumschläge – und eben auch die mit sattem Holzton und leichtem Raumhall versehenen Snaredrums, die wie Peitschenschläge kommen und deren Verhallen man bestens nachspüren kann.

In puncto Dynamik sortiert sich die KSD C5-Reference damit preislich wie klanglich sehr schlüssig zwischen die letzten beiden Aktivmonitore ein, die ich für fairaudio testen durfte, nämlich die Nubert nuPro A-100 (570 Euro) und die Genelec 8351 (6.660 Euro). Während die Nubert in Sachen Grobdynamik auf dem Desktop eine durchaus gute Figur macht, kann sie bei freier Aufstellung bei Weitem nicht den Punch und Druck liefern, den die C5-Reference in den Raum zu knallen vermag. Die Genelec wiederum besticht gegenüber der C5-Reference mit einer noch direkteren und unmittelbareren Gangart.

Die C5-Reference gibt es auch mit schwarzer Front

Den C5-Reference gibt es auch mit schwarzer Front

Auf der Bühne

Kommen wir noch zur Raumabbildung. Hier schenkt einem der KSD C5-Reference glücklicherweise einige Freiheiten. Bei geringer Basisbreite, z. B. am Schreibtisch oder am (kleinen) Mischpult, „blendet“ dieser Monitor nicht mit überbreiten Panoramen, sondern überzeugt mit einer sich genau richtig anfühlenden „Spurweite“ und einer guten Tiefe. Das dürfte einen im Studio bestens befähigen, fünfstimmige Bläsersätze präzise „auf Spur“ zu bringen, ohne sich zu verlieren. Wer es hingegen etwas großräumiger mag, der kann die Basisbreite auch erhöhen – bis zu einem gleichseitigen Dreieck von etwa zweieinhalb Meter Seitenlänge lässt sich der KSdigital C5-Reference „ziehen“, ohne dass die plastische Manifestation von mittigen Signalen wie Gesang oder Bassdrum leidet. Im Gegenzug gibt es dann ein breiteres, aber immer noch sauber aufgelöstes Panorama mit klar definierten Schallquellen – die dann allerdings eine gewisse Extraportion „Luft“ um sich herum haben. Noch flexibler in Sachen Bühne zeigen sich natürlich die oben erwähnten Genelec 8531, während die Nubert nuPro A-100 dann doch primär im Nahfeldbereich reüssieren – hier „bauen“ sie einen schönen, realistischen und auch tiefen Raum auf, der jedoch bei zunehmender Vergrößerung der Basisbreite an Ortbarkeit der Schallquellen und allgemeiner Kohärenz vermissen lässt.

KSdigital C5-Reference

Grenzen

Viel Lob bisher. Gibt es auch Disziplinen, bei denen der KSdigital-Monitor ins Schwitzen kommt? Wenige. Zum einen ist natürlich – der Bauweise geschuldet – irgendwann „Schluss mit lustig“, was die Basspotenz bei hohen Lautstärken angeht. Wenn ich meine Harbeth 30.1 anleine, lässt sich diese auch in recht hohe Lautstärkegefilde bringen, ohne dass es im Bassbereich zu erwähnenswerten klanglichen Einbußen kommt. Hier riegelt der C5-Reference irgendwann ab und der Tiefton kommt in eine gewisse Kompression. Gleichzeitig aber dürfte der Nachbar klingeln und wegen Ruhestörung vorsprechen. Will heißen: Nicht nur bei Zimmerlautstärke, sondern auch einen guten Zacken darüber hinaus, ist man mit dem C5-Reference auf der sicheren Seite, selbst freistehend im Raum positioniert. Ich kenne Lautsprecher, die hinsichtlich des Basses wesentlich schneller „zumachen“, wie etwa die preislich allerdings auch deutlich günstiger angesiedelte C-Box 2 von Abacus (die aber ein paar andere Sachen sehr gut kann).

Was ich ebenfalls nicht verschweigen möchte: Wer ein großflächiges Bild präferiert, also eine auch vertikal „große“ Abbildung, der könnte bei dem C5-Reference hier und da etwas vermissen. Stark überspitzt gesagt ist das Klangbild der C5-Reference eher ein „breiter Streifen“ als eine „große Leinwand“. Das ist auch verständlich bei einem Punktschallquellen-Konzept dieser Größe. Wenn ich an meine Tannoy Turnberry GR denke, aber auch an die bereits erwähnte Harbeth: Beide fluten den Raum voller, flächiger – während der KSdigital hier zwar nicht punktuell, aber schon in einer geringeren vertikalen Ausdehnung aufspielt. Oder etwas untechnischer ausgedrückt: Wenn Sie vornehmlich großes Orchester oder harten Rock’n‘Roll hören, mag ihnen die Ausdehnung des Klangbildes über alle Richtungen im Raum vielleicht etwas zu kompakt erscheinen.

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Test: KSdigital C5-Reference | Aktivlautsprecher

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