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Am schnelllebigen HiFi-Markt sind erfahrungsgemäß besonders jene Unternehmen langfristig erfolgreich, die ein glaubwürdiges technisches oder klangästhetisches Konzept vertreten. Die norwegische HiFi-Schmiede Hegel hat sich schon vor rund 30 Jahren den Begriff „Verzerrungsarmut“ auf die Fahnen geschrieben – und verfolgt diese Mission auch beim neuesten Streamer, DAC und Vollverstärker Hegel H190 (Web: www.hegel.com | Preis des Testgerätes: 3.600 Euro).
Der Nachfolger des bereits in fairaudio getesteten Hegel H160 lässt also abermals auf besondere klangliche Reinheit schließen. Oder doch auf eine gewisse nordische Kühle? Nun, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen: Ich bin Röhrenfan – und habe trotzdem gerne „rein“ gehört.
Eher kühl indes war der Hegel, als er zum Test eintraf, weshalb ich ihm erst einmal 24 Stunden am Netz gönnte. Genug Zeit, um diesen knuffigen Klotz von einem Amp erst einmal optisch zu begutachten. Frühes Zwischenfazit: Material und Fertigung amtlich – kein Plastik, kein Wackeln, keine „Nice Try“-Deko-Elemente. Prädikat: besonders wertig.
Mit seiner ungewöhnlich kastigen, nahezu quadratischen Gehäuseform, seinen dezent geschwungenen Kanten und seinen drei fest montierten, massiv gummierten Stellfüßen macht der Hegel H190 nicht nur auf wasserwaagenexakt ausbalancierten High-End-Entkopplungsbasen eine gute Figur. Nein, sein noch tragefreundliches Gewicht von 19 Kilogramm gewährt dem Hegel selbst auf einem filigranen Sideboard Platz.
Bedienkonzept
Ein mühelos lesbares OLED-Display in der Gehäusemitte wird von zwei massiven, sehr leichtgängigen Drehgebern für Lautstärke und Eingangswahl flankiert. Das war’s. Mehr gibt es vorne nicht zu sehen. Enorm praktisch beim Volume-Steller, Stichwort Alltagstauglichkeit: Der Regler kann auf eine beliebige Maximallautstärke eingestellt werden, um etwa Kleinkinder – oder Erwachsene, die anlässlich einer Party unter Alkoholeinfluss vorübergehend zu solchen mutieren – vor einer leichtfertigen Zerstörung der Lautsprecher zu bewahren.
Von jedem Kleinkind lässt sich auch die aus massivem Metall gefertigte Fernbedienung bedienen, die durch ihre betont reduzierte Formgebung bei maximal simplem Funktionsumfang sogar auf ikonischen Betonsofatischen in Designerwohnstuben skandinavischen Stils ihren angestammten Parkplatz findet. Den Stand-by-Schalter haben die Entwickler dagegen aus dem Blickfeld des Hörers verbannt, und zwar – wie nach etwa drei Minuten hilflosen Herumtastens am Gerät offenkundig wurde – auf die vordere Unterseite des Gehäuses.
Steuern lässt sich der Hegel H190 in seinen Grundfunktionen mit der beigelegten Fernbedienung. Zur Streamingnavigation per App stellt Hegel hingegen keine gerätespezifische Steuerungssoftware zur Verfügung. Die Bedienung des H190 mithilfe des bewährten Linn Kinsky für Apple bzw. Bubble-UPnP für Android funktioniert aber so bequem wie störungsfrei. Einfach den Hegel H190 als Renderer anwählen – und schon lassen sich alle Streamingfunktionen via Tablet oder Smartphone steuern. Damit Anwender auch die Grundfunktionen des Verstärkers wie Lautstärke, Balance oder Eingangswahl demnächst per App steuern können, haben die Norweger das Hausautomatisierungssystem Control4 vorinstalliert. Ein entsprechendes Firmware-Update soll in Kürze folgen.
Schnittstellen
Angenehm offen zeigt sich der Hegel H190 aber nicht nur im Netz des Nutzers, sondern auch an der eigenen Gehäuserückseite. Für analoge Zuspieler unter Umgehung des internen D/A-Wandlers stehen linksseitig ein symmetrischer XLR- sowie zwei unsymmetrische RCA-Eingänge zur Verfügung. Einer dieser Eingänge kann per App zu einem, Achtung: „Home-Theater-Max-Level-Input“ deklariert werden, was die Einbindung in ein cineastisches 5.1-Set-up erleichtert. Das Signal aus einem angeschlossenen AV-Receiver wird in diesem Fall direkt (wahlweise auch mit einem frei definierbaren Pegelwert) zu den Endstufen geleitet und vom Receiver geregelt.
Das rechte Gehäuseheck wiederum ziert eine Art „Daten-Fressleiste“ für digitale Zuspieler: Einem koaxialen S/PDIF-Eingang stehen drei optische Toslink-Schnittstellen gegenüber, dazu gesellen sich ein USB-B– sowie ein Ethernet-Anschluss zur Verbindung direkt am Netzwerkrouter, sofern neben Wandler und Verstärker auch der Streamer des H190 mitgenutzt werden soll.
Der USB-Eingang des Hegel wird vom Laptop (in meinem Fall vom Mac-Betriebssystem OS.X) problemlos als externe Soundkarte erkannt, bietet aber – genauso wie die übrigen Digitaleingänge des Hegel inklusive der Ethernet-Schnittstelle – kein DSD, sondern beschränkt sich auf die Audioformate WAV, AIFF, FLAC, ALAC, OGG und MP3 bis zu einer Wortbreite von 24 Bit und einer Samplingfrequenz von 192 kHz. Dafür werden die gängigsten Streamingdienste wie Tidal, Qobuz oder Spotify unterstützt. Roon-Fähigkeit und GoogleCast sollen in Kürze folgen, AirPlay funktioniert schon jetzt. Der Hegel wird von allen Apple-Geräten zuverlässig und automatisch erkannt.
Verlassen werden kann der Hegel H190 zum einen durch ein Quartett hochwertig verarbeiteter Lautsprecherklemmen. Wobei „Quartett“ bedeutet, dass die Möglichkeit des Bi-Wiring dem allgemeinen nordischen Purismus zum Opfer gefallen ist. Zum anderen gibt’s zwei Line-Ausgänge, einen pegelgeregelten und einen Fixed-Out. Zu guter Letzt findet auch ein (vorzugsweise dynamischer) Kopfhörer über den frontseitig angebrachten 6,3-mm-Klinkeausgang Anschluss an diesen Verstärker. Technisch basiert der übrigens auf dem bewährten JRC4556AD-Chip, im Fall des Hegel H190 garniert von mehreren Stecktransistoren.
Innenleben
Ausgefuchster präsentiert sich die eigentliche Verstärkersektion, die einem dem Vernehmen nach aufwendigen Schaltungskonzept nach Art des Hauses, das auf den Namen „Hegel Sound Engine 2“ hört, folgt. Die Besonderheit dieser Schaltung liege in ihrer auf maximale Verzerrungsarmut optimierten Signalführung, die laut Hersteller gängige Vorteile des Class-A– und Class-AB-Betriebs vereine.
Bleiben wir noch kurz beim Innenleben des Hegel H190. Während die Vorstufe analog zum hauseigenen Verstärker namens RÖST (2.500 Euro) betont einfach gehalten ist, präsentiert sich die Endstufe bei doppelter Platinengröße nicht nur raumgreifender, sondern auch komplexer. In der Endstufe arbeiten Sanken-Transistoren im Push-Pull-Verfahren, die Stromversorgung verfügt über sechs Filter-Kondensatoren und einen Ringkerntrafo. Im Ergebnis liefert die Endstufe 2 x 150 Watt an 8 Ohm, was den H190 selbst für größere Standboxen ab 2 Ohm zu einem zuverlässigen Energielieferanten machen sollte.
Großzügig anzulegen ist beim Hegel H190 die Einspielphase. In den ersten 48 Arbeitsstunden vergleichsweise dünn, fahl und barsch tönend, entfaltet der Hegel nach Abschluss der ersten Betriebswoche (Vollzeit!) seine Potenziale. Üblicherweise wird der Klang von Audiokomponenten beim Einspielprozess nicht nur griffiger, breitbandiger und präziser, sondern auch wärmer, organischer und entspannter. Nun, Ersteres tritt auch beim Hegel H190 ein. Der Rest? Irgendwie nicht. Schlimm? Nun, irgendwie auch nicht. Klingt komisch? Nein, klingt gut.
Klangeindruck Hegel H190
Ziemlich gut sogar. Diese Ruhe – überraschend. Diese Präzision – erstaunlich. Diese Schnelligkeit – Wahnsinn! Dass es sich beim Schaltungskonzept „Sound Engine 2“ keineswegs um Marketing-Gewäsch, sondern um substanzielle Forschung und Entwicklung handelt, das stellt der Hegel nach wenigen Takten unmissverständlich klar. Kristallklar, um genau zu sein. Wenn ich die klangliche Visitenkarte, die der Hegel für einen Streaming-Verstärker nahezu überrumpelnd souverän und selbstbewusst in meinem Hörraum abgibt, mit drei Kernkompetenzen beschriften müsste, so wären dies: Kraft, Autorität und Klarheit.
Volles Frequenzbrett
Vom Tiefbass bis in den Obertonbereich hinein präsentiert sich der Hegel H190 nicht nur grob- wie feindynamisch nahezu einschränkungslos kompetent, sondern auch ziemlich neutral, will heißen: frei von tonalem Sounding. Allenfalls lässt sich eine ganz leichte Kühle vernehmen. Verblüffend für ein Gerät dieser Klasse ist auch die Frequenzbandbreite, die der Hegel bespielt. Wo vergleichbar bepreiste Kombigeräte hörbar mit einer gewissen Kompression in Sinne einer lebendigkeitsraubenden Fokussierung aufs Mittenband zu kämpfen haben, generiert der H190 durch fundamental-grollende und kernig-knurrige Impulse aus dem Subbassbereich im Zusammenspiel mit feinsten Vibrationen aus dem Obertonspektrum gerade bei Live-Aufnahmen ein atmosphärisches Prickeln, das selbst für reine Analog-Verstärker dieser Preisklasse keineswegs selbstverständlich ist.
Grubenlampe für den Basskeller
Seine amtlichen 150 Watt pro Kanal lässt der H190 den Hörer dabei Ton für Ton und an jeder einzelnen Stelle des Frequenzbands spüren. Bässe pumpt der Hegel H190 bemerkenswert austrainiert, sehnig-federnd, schlackenfrei und dennoch mit Wucht, Punch und Tiefgang in den Hörraum. Dass die ansatzlosen Attacken des H190 im Vergleich zu ausgewachsenen Monoblock-Boliden etwas tänzerische Lockerheit vermissen lassen, grobdynamische Impulse vergleichsweise etwas vordergründiger wirken – geschenkt! Während des Einspielens untenrum noch etwas verwaschen, will heißen: nicht ganz auf den Punkt klingend, kondensiert der Hegelsche Tiefton nach rund 100 Stunden Dauerbetrieb zu einem druckvollen, zackig-akkuraten und wunderbar griffigen Fundament.
Ein wenig erinnert die alerte Bass-Performance des Hegel an seinen unmittelbaren Testvorgänger, die DAC-Verstärker-Kombination Moon 240i (2.300 Euro) – und setzt sich dennoch klar ab. Denn während der Moon seine etwas reduzierte Basskontrolle durch eine tänzerischer Leichtigkeit überspielt, bleibt der Hegel im Tiefton militärisch exakt, spielt substanzieller, stabiler und leuchtet das Kellergeschoss zudem verblüffend gründlich aus.
Zu den ersten „harten“ Alben meiner post-Michael-Jackson’schen Adoleszenz zählt Forever and Counting der US-Rocker Hot Water Music (auf Amazon anhören), dessen tonal ausnehmend schlankes Mastering zwar wenig anmachend wirkt, dafür aber einen beispiellos unverstellten Blick auf die E-Bass-Kapriolen Jason Blacks offeriert – und damit den Track „Minno“ über den Hegel H190 gewissermaßen zu einem einzigen „Griff-Brett“ macht! Kein Schnalzen, Schnarren oder Kratzen bleibt hier auf der Strecke. Während der genannte Moon 240i vergleichsweise zu wenig Pegel, Präzision und Textur im Untergeschoss vorzuweisen hat, bietet der H190 hier schlicht ganz, ganz großes Tieftonkino!
Nichts Überflüssiges im Mittenband
Mit dieser charakteristischen Kraft und Kontrolle gebietet der H190 auch über das „Zentrum der Musik“. Gerade bei natürlichen Instrumenten legt der Hegel im Mittenbereich eine kristalline Klarheit und klangfarbliche Verfärbungsfreiheit an den Tag, die – kommt man wie ich von einem Röhrenverstärker wie dem Jadis DA88 – zunächst für eine Weile blässlich wirken kann. Dieser Eindruck legt sich aber mit der Zeit.
Nach diesem, sagen wir: „Verfärbungsentzug“ bietet der H190 seinem Hörer nämlich ein ausnehmend transparentes, wohlartikuliertes, unmittelbares und reines Mittenband, das eine ganz eigentümliche Art von klanglicher Ruhe ausstrahlt, die sich in einem bemerkenswert entspannten Hören niederschlägt. Eigentümlich deshalb, weil diese klangliche Ruhe keineswegs wie bei so einigen Mitbewerben in der Preisklasse durch übertriebene Weichheit im musikalischen Fluss, weggekürzte Transienten, herabgesetzten Detailgrad oder tonale Verschiebung zu Gunsten des Brust- bzw. Grundtons erkauft wird, sondern einfach aus dem Wegfallen von Störeinflüssen resultiert. Jegliche Art von „Fuzzyness“ ist dem Hegel H190 wesensfremd. Was einerseits bemerkenswert neutral-studioesk bzw. audiophil-highendig für ein Gerät seiner Preisklasse, andererseits wiederum auch nicht ganz frei von Nebenwirkungen ist. Klar, wer musikalischen Realismus als „Höchstmaß an Information“ interpretiert, wird im Hegel H190 einen ausnehmend natürlichen, effektfreien und ehrlichen Chronisten musikalischen Geschehens entdecken. Wer hingegen vor allem Wärme, Farbigkeit, Schmelz und Geschmeidigkeit von seinem Verstärker verlangt, der ist hier an der falschen Adresse.
Wichtig ist insofern, dass Sie sich im Klaren darüber sind, welchem Klangideal Sie folgen. Des Hegels Charme liegt nicht in der (im Zweifel gesoundeten) „Schönheit des Klangs“, sondern in seiner „Reinheit“, und seine Natürlichkeit ist nicht Ergebnis einer gelassenen Selbstverständlichkeit der Wiedergabe, sondern von maximaler Präzision und Auflösung des musikalischen Geschehens. Oder anders gesagt: Wer verführerischen Charme sucht, wird bei diesem sachlichen Reporter nicht fündig.
Dafür scheinen diesem „Reporter“ Einschränkungen in Sachen Dynamik, Antrittsschnelligkeit und Impulskontrolle ziemlich fremd zu sein. Der Hegel H190 lässt sich weder von einem voll besetzten Orchester noch von unzumutbar-abrupten Synthie-Attacken aus der Ruhe bringen. Die „grobe Pauke“ wird ebenso ansatzlos in den Hörraum gewuchtet wie feindynamische Schattierungen der filigransten Piccolo ausdifferenziert werden. Dazu gesellen sich eine ausgesprochene Auskunftsfreudigkeit in Sachen Nebengeräusche und eine vorbildliche Zeitrichtigkeit bei den Transienten, was den H190 trotz seines tendenziell analytischen Grundduktus’ nicht nur zum akribischen Chronisten, sondern auch, wie schon erwähnt, zum begeisternden Vermittler gelungener Live-Aufnahmen macht. Das hat auch damit zu tun, dass die Dynamik des H190 niemals artifiziell überrissen wirkt, mithin auch nicht „spektakulär“ im eigentlichen Sinne, sondern viel eher spektakulär natürlich, glaubhaft und korrekt.
Flexibel im Raum, ehrlich im Ton
Jene nordische Exaktheit zeigt sich auch in der Raumausleuchtung des Hegels, der die musikalische Bühne weder aus Luftigkeitsgründen auf 16:9-Format ausdehnt wie der Moon 240i, noch im Sinne des Gesamtüberblicks leicht staucht wie beispielsweise ein Auralic Polaris (um 4.000 Euro), sondern allein die Aufnahme darüber entscheiden lässt, wie viel Raum den Musikern zwischen, hinter und ja: bei frontal abgemischten Alben durchaus auch vor den heimischen Boxen zur Verfügung gestellt wird.
Komprimiertes Spotify-Hören oder ein akustisches Stöbern durch Opis hinterlassene Plattensammlung ist mit dem Hegel eher kein Vergnügen, denn in akustische Wunden schlechter Aufnahmen legt er seinen Finger. Clean Vocals wie die außerirdisch ätherisch eingefangene Stimme des Casey-Frontmans Tom Weaver auf dem Album Where I Go When I Am Sleeping (auf Amazon anhören) präsentiert der Hegel hingegen mit einer Reinheit und Unmittelbarkeit, die bei dieser gelungenen Aufnahme selbst einem notorischen Röhrenjunkie eine Gänsehaut beschert.
Erstaunlich offen, obenrum frei
Bässe kontrolliert, Mitten artikuliert und clean – doch wie sieht es eine Etage höher aus? Der Hochton präsentiert sich ausnehmend fein aufgelöst, präsent und neutral bis in die Obertöne. Selbst wenn dem Hegel der letzte Schuss seidig-kultivierter Feinheit „echter“ Class-A-Verstärkung abgeht, setzt das Gerät in seinem Bereich Maßstäbe in Sachen Informationsdichte und offen-atmosphärischem Obertonschimmer.
Der Titeltrack „Storm Corrosion“ auf Steven Wilsons schrullig-verkopftem, gleichnamigem Duo-Album mit Opeth-Frontman Mikael Åkerfeldt (auf Amazon anhören) offeriert nicht nur herrlich schmelzig produzierte Lead Vocals, sondern sicherlich auch eines der entrücktesten bzw. einfach schönsten Clean-Guitar-Motive der jüngeren Rockmusikgeschichte. Zusammen mit einer enorm detailliert eingefangenen Querflöte, die in meinem Hörraum noch von keinem zweiten Kombi-Gerät in vergleichbarer Klarheit zu Gehör gebracht werden konnte, gerät diese Einspielung über den Hegel H190 zu einer wahren Demonstration dessen, was an Detailauflösung und ätherischer Offenheit in dieser Geräteklasse mittlerweile möglich ist. Weitere Nebenwirkungen? Schärfen etwa? Härten? Nun, sagen wir: Es gibt Risiken.
Obwohl der Hochton des Hegel nicht fiepsig, dünn oder sägend daherkommt, fühlt sich der H190 mit dezent milde abgestimmten Boxen wohler als mit erzneutralen Studiomonitoren und reagiert auf mangelnde Auflösung des Ausgangsmaterials durchaus auch mal hart, wenngleich fair. Will heißen: Wenn die restliche Kette kein latentes Nervpotenzial birgt, sind selbst krachkalt abgemischte Black-Metal-Sägewerke wie Burzums Filosofem (auf Amazon anhören) ohne Bedenken konsumierbar.
Übrigens: Lediglich mittelgradige Formen der gefürchteten „Upgraditis“ löst der integrierte Kopfhörerverstärker des H190 aus. Sowohl Magnetostaten wie der Audeze LCD-XC als auch niederohmige Dynamiker wie der AKG812 liefen an der frontseitigen Klinkenbuchse zwar nicht zur jeweiligen Höchstform auf, allerdings auch nicht aus dem Ruder.
Test: Hegel H190 | Vollverstärker