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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Wunschkind
  2. 2 Lindemann Musicbook Combo: Klangtest & Vergleiche

Tataaaaa: Der erste Streaming-Vollverstärker in der Firmengeschichte von der Firma Lindemann ist da! Das kleine, aber feine Unternehmen vom Wörthsee hat in das Musicbook Combo die Streaming-Plattform des Musicbook Source II eingepflanzt und mit der Endstufen-Technologie aus dem Musicbook Power kombiniert. Alles unter einem Dach also, und das heißt konkret: Lautsprecher anschließen, mit dem Internet verbinden und loslegen. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen …

Mal sehen, was der Duden zum Begriff „Combo“ sagt: „Kleines Ensemble in der Jazz- oder Tanzmusik, in dem jedes Instrument nur einmal vertreten ist.“ Klingt schon mal passend. Wikipedia spuckt darüber hinaus noch den Opel Combo aus (Pkw-Modellreihe). Mit einer Größe von gerade mal 280 x 220 x 63 Millimetern (B x T x H) passt das stylishe Musicbook locker in jeden Koffer, und in das pummelig Nutzfahrzeug aus Rüsselsheim könnte man davon sogar hunderte stopfen. Denn das kleine Universalgenie von Lindemann wiegt gerade mal drei Kilogramm – und das bei einer Leistung von 2 x 130 Watt an 4 Ohm sowie 2 x 70 Watt an 8 Ohm.

Multifunktionsstellrad am Lindemann Musicbook Combo

Typisch Lindemann: Auch das Musicbook Combo kommt wieder mit einem Multifunktionsstellrad

Wundert mich das? Nö, nicht wirklich: Als ich vor knapp einem Jahr das Lindemann Musicbook Source II CD in Kombination mit der Lindemann-Endstufe POWER II 1000 zum Testen im Haus hatte, erreichte die gerade mal 3,4 Kilogramm schwere Endstufe 2 x 500 Watt an 4 Ohm. Die Abmessungen aller Musikbücher (inklusive des Combo) betragen übrigens stets die ein paar Zeilen weiter oben genannten Maße – da freut sich auch die Frau Gemahlin, sofern das gute Stück im Wohnzimmer stehen soll.

Warum, wieso, weshalb?

Wichtig in diesem Zusammenhang: Es gibt neben dem Power II 1000 noch eine leistungsmäßig „schwächere“ Endstufe, nämlich das Musicbook Power II 500 mit 2 x 250 Watt an 4 Ohm. Beim Vergleich der Werte fällt auf, dass das Lindemann Musicbook Combo „nur“ auf 2 x 70 Watt an 8 Ohm kommt. Dass es weniger Leistung an die Boxen wuppt, erklärt Firmenchef Norbert Lindemann auf meine Nachfrage mit der Produktpolitik und dem kleinen Gehäuse. Er sagt: „Die kleinere Endstufe des Combo spielt an vernünftig gemachten Lautsprechern, also nicht unter 4 Ohm und mindestens 86 dB bei 2,83V, sehr agil und druckvoll. Sie kann mit den größeren jederzeit klanglich mithalten.“ Und: „Ziel der Produktentwicklung war es, ein Musicbook auf die Beine zu stellen, das auch gleich die Endstufe mit drin hat und den großen Brüdern klanglich in nichts nachsteht. Danach wurden wir sehr häufig von Kunden gefragt. Die Kombi aus Streaming-Vorstufe und Endstufe, also Musicbook Source und Power, benötigt mehr Platz und kostet deutlich mehr.“

Lindemann Musicbook Combo: LAN- und USB-Schnittstelle

Neben WiFi lässt sich das Lindemann Musicbook Combo auch per Kabel ans Netzwerk andocken

Die interne D/A-Wandler-Architektur stammt dann eins zu eins aus dem Musicbook Source II und besteht aus zwei AK4493-DAC-Chips der Firma AKM im Dual-Differential-Mono-Mode. Jeder Kanal verfügt also über einen eigenen Wandler.

Usability

Die Technik des Lindemann Musicbook Combo versteckt sich unter einem makellosen und sehr wertig wirkenden Gehäuse aus Aluminium, das man gerne ansieht und anfasst. Zum Lieferumfang gehört auch eine kleine schwarze Fernbedienung aus Kunststoff, die sich nur auf die wesentlichsten Funktionen wie etwa Lautstärke, Quellenwahl oder die Intensität der Displayhelligkeit beschränkt. Mir sind solche Fernbedienungen lieber als überfrachtete XXL-Riegel. Wer möchte, kann auch das Multifunktionsstellrad am Gerät selbst nutzen, mit dem sich Lautstärke, Eingangswahl und Stummschaltung steuern lassen. Das gelb leuchtende, in drei Helligkeitsstufen einstellbare OLED-Display finde ich farblich sehr angenehm, standardmäßig zeigt es die gerade ausgewählte Quelle an. Per Info-Taste auf der Fernbedienung informiert es zudem über den Geräte- und Netzwerkstatus, schön wäre auch noch die Anzeige des gerade laufenden Titels samt Interpret gewesen.

Lindemann Musicbook App

Neben Multifunktionsrad und klassischer Fernbedienung bietet sich natürlich vor allem die Lindemann’sche App für die Bedienung des Musicbook Combo an

Diese Informationen liefert nur die kostenlose, für Apple- und Android-Geräte erhältliche App, mit der sich das Lindemann Musicbook Combo bevorzugt steuern lässt. Die App ist übersichtlich aufgebaut und intuitiv zu bedienen, auch die Ersteinrichtung geht leicht von der Hand. Über die aus dem Musicbook Source II bekannte Lindemann’sche Streaming-Plattform, die bis zu 24 Bit und 384 kHz schafft, laufen die gängigen Streaming-Dienste (Tidal, Deezer, Spotify, Qobuz und HighResAudio) sowie Internet-Radiostationen völlig problemlos und zuverlässig. Lediglich die Reaktionsgeschwindigkeit der App könnte in seltenen Fällen etwas schneller sein. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Toll: Es gibt auch einen Netzschalter auf der Rückseite, der die vollständige Trennung von Netz ermöglicht – eine feine Sache bei unseren hohen Strompreisen. Auch eine Roon-Einbindung und –Nutzung („Roon Ready“) ist möglich.

Funken oder stecken – die Anschlüsse des Lindemann Musicbook Combo

Wer nicht ausschließlich kabellos per WiFi (Bluetooth geht ebenfalls, allerdings ohne aptX-Codec) streamen möchte, findet jede Menge Anschlussmöglichkeiten auf der Rückseite: zwei analoge Line-Cinch-Schnittstellen sowie zwei digitale Eingänge (optisch bis 96 kHz und koaxial bis 192 kHz) – sogar Plattenspieler mit MM-System können andocken. Per Stereo-Line-Out lässt sich darüber hinaus ein Subwoofer ins Klangbild integrieren. Dank der USB-A-Buchse finden auch Festplatten, Sticks und CD-ROM-Laufwerke Anschluss, wodurch das Lindemann Musicbook Combo sogar als CD-Player fungieren kann. Der Anschluss meines farblich hervorragend passenden Apple-Laufwerks klappte problemlos. Wer lieber per Netzwerkkabel streamt, findet zudem einen LAN-Anschluss.

Lindemann Musicbook Combo: Rückseite mit Schnittstellen

Das Lindemann Musicbook Combo ist nicht nur digital über nahezu alle wichtigen Schnittstellen ansprechbar, sondern auch analog – inklusive Phono MM

Kurz ausprobiert: Kopfhörerausgang und DSD-Umrechnung

Besondere Erwähnung verdient die 6,35-mm-Kopfhörerbuchse auf der Vorderseite. Laut Lindemann eignet sich der analoge Class-A-Verstärker für Kopfhörer mit Impedanzen von 16 bis 200 Ohm. Ich habe ihn natürlich mit meinem neuen Magnetostaten Hifiman Arya (Stealth-Version, 1.800 Euro) ausprobiert und war positiv überrascht: Der integrierte Kopfhörerverstärker klingt ausgesprochen gut und muss sich zum Beispiel nicht vor meinem Focal-Arche-Kopfhörerverstärker (2.500 Euro) verstecken.

Lindemann Musicbook Combo: Kopfhörerausgang

Kein bloßes Beiwerk: der Kopfhörerverstärker des Lindemann Musicbook Combo

Es gibt noch eine weitere Besonderheit: Die Lindemann-App lässt dem User in den Grundeinstellungen beim DAC-Modus die Wahl zwischen PCM und DSD. Wählt man DSD, erfolgt mithilfe eines Re-Sampling-Verfahrens eine Umrechnung der PCM-Daten in ein hochauflösendes 1-Bit-Signal (DSD 256), welches entsprechend 256-mal über der klassischen CD-Auflösung liegt. Laut Lindemann soll dieses Signal transparenter, natürlicher und analoger klingen, eine Einschätzung, die ich teilen kann. Der Unterschied fällt jedoch nur subtil aus und lässt sich ein bisschen in die Schublade „Geschmackssache“ schieben. Bei mir stand die Einstellung fast stets auf DSD, deshalb beziehen sich alle folgenden Klangeindrücke auf diesen Modus. Ich habe natürlich auch mit dem Anschluss eines CD-Laufwerks, eines USB-Sticks und Streaming via Deezer und Tidal in CD-Qualität experimentiert – mit dem Ergebnis, dass sich die Qualität der genannten Quellen aufs Musicbook bezogen nicht großartig unterscheidet. Mit angeschlossenem Apple-CD-Laufwerk kam es mir minimal frischer und anspringender vor. Die folgenden Klangeindrücke und -einschätzungen beziehen sich jedoch auf das Streaming per Deezer in CD-Qualität.

Lindemann Musicbook Combo: Klangtest & Vergleiche

Ab in den Süden: der Bass

Für die Beurteilung des Basses stand mir noch die kompakte Elac Concentro S 503 (ab 7.000 Euro pro Paar ohne Ständer) zur Verfügung, die ich wenig später zum Hersteller nach Kiel zurückschicken musste. Wirklich erstaunt bin ich nicht, als sich der Bass ebenso tief wie gleichzeitig präzise herausstellt, schließlich hatte ich diese Beobachtung ja schon vor einem Dreivierteljahr bei der eingangs erwähnten Lindemann-Kombi gemacht. Okay, die seinerzeit getestete Endstufe Power II 1000 hatte deutlich mehr Kraft als das Lindemann Musicbook Combo, aber die Verwandtschaft lässt sich nicht leugnen. Beim Zusammenspiel mit den Elac-Kompaktboxen erscheint mir der Tiefbass bei höheren Pegeln nicht ganz so zupackend und souverän, eine Beobachtung, die sich beim Zusammenspiel mit der im Bass aktiven, generell leicht anzutreibenden Martin Logan Impression 11A (15.000 Euro) relativiert – wow, da brennt die Hütte!

Die Lindemann-App im Playmodus

Die Lindemann-App im Playmodus

Die elektronischen Attacken der Future-Pop-Institution Assemblage 23 hämmert der kleine Alleskönner bei „Salt The Earth“ (vom 2016er-Album Endure; auf Amazon anhören) kraftvoll und mitreißend in den Raum. Die Kombination mit den Lautsprechern spielt hier eine entscheidende Rolle. Wer auf einen zupackenden, schön tiefen Bass mit Definition steht, macht hier nichts verkehrt, wenn halbwegs wirkungsgradstarke Schallwandler im Hörraum stehen. Freunde von krassen Pegelorgien sollten allerdings zur bereits getesteten Kombi aus Lindemann Musicbook Source II CD und der Endstufe Power II 1000 oder Power II 500 greifen – zumindest dann, wenn sie wirkungsgradschwache Lautsprecher betreiben. Selbst in Kombination mit den erwähnten Elac-Kompakten ist die Grobdynamik beim Musicbook Combo bei hoher Lautstärke begrenzt.

Klare Sache: Tonalität und Auflösung

Beim Vergleich mit meinem Mcintosh-Vollverstärker MA8900 AC (ehemaliger Preis: 9.780 Euro) zieht das Lindemann Musicbook Combo in puncto Bass und Grobdynamik natürlich den Kürzeren, aber der Vergleich ist auch preisklassenbezogen nicht fair. Dennoch schält sich dabei eine weitere Eigenschaft heraus: Das Gerät vom Wörthsee spielt etwas heller und neutraler, während das Dickschiff aus den USA eher die dunkle Seite der Macht bevorzugt und mehr auf Wucht und Samt setzt. Hell bezieht sich also nur auf den direkten Vergleich, setzt man das Musicbook Combo mit anderen Kontrahenten in Relation, zeigt sich, dass es weder hell und erst recht nicht dunkel spielt. Aus dem Hörgedächtnis heraus erwies sich zum Beispiel die ebenfalls aus Deutschland stammende All-In-One-Lösung AVM Inspiration CS 2.3 (5.490 Euro) als etwas heller und minimal bassschwächer – bei gleich gutem Auflösungsvermögen. Hinsichtlich Auflösung und Klarheit sind beide Geräte absolut top, nicht nur in ihrer Preisklasse, sondern ein gutes Stück über sie hinaus.

Nick Cave GhosteenDas Musicbook Combo arbeitet Details bereits vorbildlich heraus, wenn CD-Qualität anliegt. Bestes Beispiel: „Waiting For You“ vom todtraurigen 2019er Nick-Cave-Album Ghosteen (auf Amazon anhören). Die spirituelle Ballade, bei der der Meister mit ungewohnt hoher und brüchiger Stimme seiner Sehnsucht Ausdruck verleiht, beginnt mit rumpeligen Drumsounds, die nach und nach ausgeblendet werden. Während das letzte kleine Gepoltere in der Einleitung gerne mal untergeht, hört man es beim Musicbook Combo noch ganz leise verhallen. Auf einem entsprechend hohen Niveau ist auch die Feindynamik angesiedelt, die weder betont auf Fluss noch Attacke trainiert wurde, sondern genau die goldene Mitte anvisiert. Ergo: Details und kleine Pegelsprünge werden präzise herausgearbeitet, ohne zu nerven.

Lindemann Musicbook Combo: das Display

Die Höhen – voll auf Linie?

Parkway Drive Darker StillWomit wir auch schon bei der Höhendarstellung sind: Sie weisen eine gewisse Prägnanz und Frische auf, aber nicht die Art von steifer Brise, bei der man die Ohren schützen muss. So klingen zum Beispiel die verzerrten Gitarren bei „Like Napalm“, einer Nummer vom neuen Parkway-Drive-Album Darker Still (auf Amazon anhören), kristallklar, luftig und crunchy zugleich, was die Metalcore-Salven der Australier zu einem noch größeren Genuss macht. Okay, das Album glänzt mit einer hervorragenden, druckvollen Produktion, aber auch bei anderer Gitarrenmusik macht das Lindemann Musicbook Combo eine gute Figur – nur bei arg schepperndem Garagen-Rock oder sehr dünn produziertem Metal kann die Hochtonenergie etwas zu viel des Guten werden. In dieser Hinsicht verhält sich mein McIntosh-Whopper etwas gnädiger. Auch der Streaming-Vollverstärker NAD M33 (6.000 Euro), den ich vor ein paar Monaten testen durfte, ist bei den Höhen etwas zurückhaltender und präsentiert sie eine Spur geschmeidiger. Das ist bitte nicht als Qualitätsunterteil zu verstehen, sondern als reine Beobachtung – die Geschmäcker sind ja verschieden. Grundsätzlich gilt: Der NAD spielt vor allem bei höheren Pegeln im Bass mit etwas mehr Fleisch auf den Knochen und im Gesamtbild minimal dunkler.

Stimmige Mitten

Lindemann Musicbook Combo: die Rückseite aus der Vogelperspektive

Doch wie sieht es mit der Mittenwiedergabe aus? Bei Stimmen ist der streng neutrale NAD M33 richtig gut, mal sehen, wie sich das Musicbook Combo hier schlägt. Um es vorwegzunehmen: genauso gut. Wie schön, dass es ein neues Werk von Dead-Can-Dance-Ausnahmestimme Lisa Gerrard gibt, die gemeinsam mit Komponist Marcello de Francisci ein Album namens Exaudia aufgenommen hat. Wer die Dame kennt, weiß, dass ihr Organ zu den schönsten und außergewöhnlichsten auf der ganzen Welt zählt. Nicht alles auf dieser Platte gefällt, aber bei der Eröffnungsnummer „When The Light Of Morning Comes“ bekomme ich Gänsehaut: elfenhafter, sphärischer Gesang aus einer entrückten Welt, die Frieden und Schönheit verspricht. Das Lindemann Musicbook Combo verleiht ihr genau die richtige Wärme und Transparenz – eine exzellente Vorstellung sowohl von Sängerin als auch HiFi-Komponente.

Die Bühne und ein Hauch von Hollywood

Bleiben wir bei diesem Musikbeispiel: Die Bühnenbreite reicht seitlich ein gutes Stückchen über die Bühne hinaus – das Wort Breitwandkino passt hier hervorragend, schließlich hat Lisa Gerrard gemeinsam mit Hans Zimmer schon mehrere Hollywood-Filme (etwa „Gladiator“) mit ihrer Stimme veredelt. Die Klangbühne dehnt sich dabei auch ziemlich weit nach vorne aus, was einen schönen Blick ins Geschehen ermöglicht, zumal die einzelnen Instrumente klar umrissen im Raum stehen. Nach hinten, also hinter die Lautsprecherbasislinie, geht nicht so viel, aber das ist angesichts des Vorwärtsdrangs auch nicht schlimm. Vor dem Hörer staffelt sich ein dreidimensionales Klangbild auf, das mich öfter mal noch ein bisschen länger als ursprünglich geplant vor der Stereoanlage verweilen ließ. Im Vergleich mit dem AVM-Alleskönner Inspiration CS 2.3 bietet das Lindemann Musicbook Combo eine etwas breitere Bühne, sehr ähnlich sind sich die beiden Deutschen hingegen bei ihrem Vorwärtsdrang: Bei beiden dehnt sich das Geschehen weit nach vorne aus und kaum nach hinten.

Lindemann Musicbook Combo: Logo-Gravur auf dem Gehäusedeckel

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Test: Lindemann Musicbook Combo | Streaming-Verstärker

  1. 1 Wunschkind
  2. 2 Lindemann Musicbook Combo: Klangtest & Vergleiche

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