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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Animalisch?

Preisfrage: Wenn Sie die Bezeichnungen „X?, „88? und „3XL? hören – was glauben Sie, welche das größte Produkt kennzeichnet? Ich zumindest hätte auf 3XL, also XXXL getippt. Und damit im Fall der Gibbon genannten Lautsprecher-Serie der New Yorker Firma DeVore Fidelity genau falsch gelegen. Die Gibbon 3XL ist das kleinste Modell aus Brooklyn.

Um genau zu sein ist die DeVore Gibbon 3XL (deutscher Vertrieb: https://h-e-a-r.de) sogar der einzige Kompaktlautsprecher, den DeVore zurzeit im Angebot hat. Die beiden anderen Gibbons sind jeweils schlanke Standlautsprecher. John DeVore benennt seine Lautsprecher-Baureihen generell nach Affenarten. Neben den Gibbons (auch Langarmaffen genannt) gibt es noch Orangutan (Orang-Utan) und Silverback (eine Bezeichnung für ausgewachsene männliche Gorillas). Ob es eine Affigkeit des Firmengründers und -chefs ist, eine besondere Zuneigung zu diesen Tieren oder die Hoffnung, dass sich die Lautsprecher im HiFi-Dschungel besonders gut behaupten, weiß ich leider nicht.

DeVore Fidelity Gibbon 3XL Konustreiber

Apropos John DeVore: Der junge John DeVore war angeblich schon als Kind musikbegeistert, hat in (weniger erfolgreichen) Bands gespielt und sein Einkommen als HiFi-Verkäufer verdient. Immer unzufrieden damit, dass die Wiedergabe über gängige HiFi-Lautsprecher nie an das Live-Erlebnis, wie er es kannte, herankam, begann er schließlich eigene Lautsprecher zu entwickeln und zu bauen. Wenn ich mir angucke, wie viele wirklich herausragende HiFi-Firmen so oder ähnlich entstanden sind, ist das offenbar schon mal eine gute Voraussetzung. Aber lassen wir Background-Story Background-Story sein und gucken uns die Affen aus Brooklyn mal genauer an.

Hübsch sind sie. Die Proportionen der 38,7 x 18,5 x 27,6 Zentimeter (HxBxT) großen und damit eigentlich eher kleinen Gehäuse sehen sehr gelungen aus. Ob das daran liegt, dass John DeVore die Maße seiner Lautsprecher nach dem Goldenen Schnitt berechnet? Da sich beim Berechnen „goldener? Proportionen irrationale Zahlen ergeben, bringen sie schon mal jeden Schreiner zur Verzweiflung. Allerdings gilt es bei den Gehäuseproportionen von Lautsprechern geradzahlige Vielfache (z. B. 1 : 2 : 4) zu vermeiden, da ansonsten Resonanzen bzw. stehenden Wellen im Gehäuse in stärkerer Konzentration auftreten können. Das gewährleistet der Goldene Schnitt auf jeden Fall. Ob diese speziellen Proportionen darüber hinaus noch eine besondere akustische Relevanz haben, ist allerdings nirgends bewiesen.

DeVore Fidelity Gibbon 3XL Front

Auch die Gehäuseoberflächen der DeVore Gibbon 3XL sehen gut aus. Boden, Deckel und Seitenwände bestehen aus Bambus. Die Struktur des Materials wirkt in der Mahagoni genannten, dunkelbraunen, fast schwarzen, lasierenden Farbe ziemlich ansprechend und bildet einen schönen Kontrast zu den aus MDF bestehenden, schwarz hochglanzlackierten Front- und Rückwänden. Sieht deutlich besser aus als die oft abgebildete naturfarbene Ausführung der Gehäuse. Und die Verarbeitungsqualität kann sich ebenfalls sehen lassen. Die ist erheblich besser als ich das von amerikanischen Firmen gewohnt bin. Ob das daran liegt, dass der Zuschnitt des Holzes auf einer Präzisions-Formatkreissäge des deutschen Herstellers Martin erfolgt, was man auf diversen Bildern aus der Produktion bei DeVore, die im Internet kursieren, erkennen kann?

Technisch haben wir es bei den DeVore Gibbon 3XL mit Zwei-Wege-Bassreflex-Systemen zu tun. Das ist bei Lautsprechern dieser Größe üblich. Im Bass arbeitet ein 5,5 Zoll (14 cm) Tiefmitteltöner von Seas. Das Chassis mit beschichteter Papiermembran kommt in ähnlicher Form in vielen hochwertigen Lautsprecherkonstruktionen zum Einsatz. Für die Verwendung in der Gibbon 3XL lässt DeVore eine spezielle Version nach eigenen Vorgaben fertigen. Der norwegische Hersteller gehört übrigens mittlerweile zum chinesischen Sonavox-Konzern.

Korb und Magnet des Tiefmitteltöners der DeVore Fidelity Gibbon 3XL

Korb und Magnet des Tiefmitteltöners der DeVore Fidelity Gibbon 3XL

Über den Hochtöner ist wenig in Erfahrung zu bringen, außer dass es sich um die gleiche 19-Millimeter-Seiden-Kalotte handelt, die auch beim Spitzenmodell Silverback zum Einsatz kommt und dass er aus Deutschland stammt. Bei der Frequenzweiche setzt DeVore auf eine selbst entwickelte Technologie, zu der die New Yorker prinzipiell keine Auskünfte geben. Lediglich, dass es sich um ein Filter zweiter Ordnung handelt, ist in Erfahrung zu bringen. Um Plagiate der speziellen Schaltung zu verhindern, ist die komplette Frequenzweiche vergossen. Bei der vergleichsweise kleinen Kalotte und dem Tiefmitteltöner mit leichter Papiermembran kann man davon ausgehen, dass die Trennfrequenz recht hoch liegt. Im Inneren der Lautsprecher kommen eigens entwickelte Kabel zum Einsatz, die zu 80 % aus hochreinem Kupfer und zu 20 % aus Silber bestehen. In der amerikanischen Ausführung kommen noch aus vollem Kupfer gefertigte Anschlussklemmen dazu. In Europa dürfte die Niederspannungsrichtlinie (Richtlinie 2014/35/EU) das verhindern. Ok, schützen wir suizidale Goldhamster davor, sich mit Hilfe der an den Lautsprecherklemmen möglicherweise anliegenden Niederspannungen umzubringen und errichten Plastikgebirge darüber, durch die man nur mit größter Mühe Kabel einfädeln kann.

Ansonsten ist zu erfahren, dass alle Lautsprecher von DeVore Fidelity besonders verstärkerfreundlich seien. Will heißen, dass sie über einen hohen Wirkungsgrad verfügen – bei der DeVore Gibbon 3XL sind es laut Hersteller 90 dB – und dass sich die Impedanz recht linear um 7,5 Ohm bewegt. Damit hätten wir es hier mit einem seltenen Paar kompakter Lautsprecher zu tun, die sich von den elektrischen Parametern her gut mit Röhrenverstärkern vertragen dürften.

Hochtöner

Ich gebe zu, dass ich die DeVore Gibbon 3XL sehr gerne an den Unison Research Triode 25 angeschlossen hätte, der bis vor Kurzem bei mir zu Gast war. Schließlich bekommt man nicht alle Tage explizit röhrenfreundliche Kompaktlautsprecher an die Hand. Doch leider war mein Bericht über den kleinen italienischen Röhrenverstärker wohl so euphorisch, dass ihn der Kollege Ralph Werner gleich haben musste. Doch auch mein mit 2 x 35 Watt an 8 Ohm nicht gerade super-kräftiger Musical Fidelity AMS 35i freut sich über Lautsprecher mit gutem Wirkungsgrad. Schaden kann es aber in keinem Fall, wenn die Lautsprecher für den angeschlossenen Verstärker leicht zu treiben sind. Und das gehört auf jeden Fall zur Philosophie von DeVore Fidelity.

Die „care and feeding guide? genannte Bedienungsanleitung, die den Gibbons beiliegt, enthält im Wesentlichen Tipps zur richtigen Aufstellung der Lautsprecher im Raum. DeVore empfiehlt, mit einem gleichseitigen Hördreieck mit auf den Höher ausgerichteten („auf Achse?) Lautsprechern zu beginnen und sich dann systematisch zu den für den jeweiligen Hörraum optimalen Parametern für Positionen und Ausrichtung der Lautsprecher vorzutasten. Arndt Rischmüller vom deutschen Vertrieb H.E.A.R. empfiehlt eine Aufstellung, bei der die Entfernung zum Hörplatz größer ist als der Abstand zwischen den Lautsprechern. Das erweist sich auch in meinem Hörraum als gute Empfehlung. Als Kompaktlautsprecher gehören die DeVore Gibbon 3XL natürlich auf geeignete Ständer. Im Idealfall sicherlich auf die, die DeVore passend zu den Lautsprechern anbietet. Bei mir müssen sie sich mit meinen vorhandenen Lautsprecherständern anfreunden. Aber offensichtlich sind die Gibbons bei der Auswahl der Bäume, auf denen sie gerne sitzen, nicht so wählerisch, denn sie spielen auch auf meinen Lautsprecherstands freudig drauf los.

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Test: DeVore Fidelity Gibbon 3XL | Kompaktlautsprecher

  1. 1 Animalisch?

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