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Test: Auralic Aries | Netzwerk-Player

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  1. 1 Test: Auralic Aries | Netzwerk-Player

Januar 2015 / Michael Bruss

Streaming hier, Streaming da – Streaming überall. So in etwa könnte man (leicht übertrieben) 90 % der derzeitigen Publikationen im Bereich der Unterhaltungselektronik zusammenfassen. Ohne LAN- oder WLAN-Verbindungsmöglichkeit zu einem Massenspeicher für Musik-, Video- und andere Mediendateien geht heute kaum noch eine Stereo- oder Surroundanlage über die Ladentheke beziehungsweise aus dem Speditionswagen.

Problem: Oft handelt es sich bei den darin verwendeten Streaminglösungen um rein der Funktion wegen eingebaute Module, deren Anspruch eben auch nur genau der ist, zu funktionieren. Außerdem müssen Audiodateien, Fotos und Videos aller Art abgespielt werden können, und das alles zu einem Preis, der das Gerät nicht viel teurer machen darf, als es ohne diese Features der Fall wäre. Die Qualität des Resultats in der Mehrzahl der Fälle kann man sich ja in etwa vorstellen. Dann gibt es auch Anbieter, die auf reines Audio-Streaming in bestmöglicher Qualität setzen. Linn, Naim, AVM und viele andere bauen schon seit mehreren Jahren hochwertige Streamingoptionen in einige ihrer Geräte ein. Privat schätze ich den streamenden Linn Majik DSM als multifunktionales Arbeitsgerät, und gerade kürzlich hatte ich das Vergnügen, den noch vielseitigeren AVM CS 2.2 testen und besprechen zu dürfen. Aber selbst bei Letzterem konnte ich feststellen, dass die Streamingabteilung sich im Vergleich zum ebenfalls vorhandenen integrierten CD-Player keinen eindeutigen Vorteil herausspielen konnte. Mir gefiel sogar die etwas frischere Gangart der CD im Vergleich mit gestreamtem, gleichsam mit 44,1 kHz/16 Bit aufgelöstem Musikmaterial etwas besser.

Was also tut der hoffnungsvolle audiophile Perfektionist? Er sucht nach einer Lösung wie dem Auralic Aries (www.audionext.de), die sich wirklich nur um diese eine Sache kümmert: Musik möglichst verlustfrei vom Massenspeicher (NAS, USB-Festplatte) oder Streaming-Client zum Digital-/Analogwandler zu transportieren und so eine möglichst glatt asphaltierte Brücke für den Musikfluss aus Einsen und Nullen zu bauen.

Video-Fähigkeiten, wie sie zum Beispiel der Elecotrocompaniet ECM 2 bietet, müssen ja nicht unbedingt sein. Die Kosten dafür – inklusive Lizenzgebühren für diverse Codecs – kann man sich sparen, denn solche AV-geeigneten Geräte gibt es bereits in hinreichender Zahl und für recht wenig Geld auf dem Markt. Und ganz ehrlich, die meisten Audiophilen können mit der Video-Qualität einer 90 Euro teuren Western Digital TV Live leben. Sehr gut sogar. Nun ist der Markt zwar ebenfalls schon recht belebt mit Nur-Musik-Streamern, jedoch erscheinen mir hier nach etwas Recherche viele Produkte entweder nicht wirklich für alle Standards und Anwendungen geeignet, schaffen nicht alle wünschenswerten Auflösungen, bieten zusätzliche Funktionen wie einen DAC und/oder einen (teilweise auch analogen) Vorverstärker, oder sie zielen schon allein aufgrund der Preisgestaltung auf ein ganz anderes, nicht-audiophiles Publikum.

Der Auralic Aries wird mit separatem Netzteil und Fernbedienung geliefert

Auf Klangqualität getrimmtes pures Musik-Streaming mit quasi allen wichtigen Formaten und Auflösungen findet man meines Wissens wirklich nur hier und – allerdings mit reduzierterem Funktionsumfang und weniger ausgefeiltem Bedienkonzept – beim SOtM sMS-100 (www.higoto.de). Somit besetzt der Auralic Aries augenscheinlich eine Marktposition, die noch einen ziemlich solitären Charakter hat. Seine Ausstattung ist umfassend, und Auralic verspricht dem Nutzer, jetzt und auch in der Zukunft für alles, was da so kommen mag, bestens gerüstet zu sein: DSD, Double-Rate DSD, DXD, PCM, AirPlay, Songcast – all das und noch mehr kann der Kleine. Und dann gibt er auch noch seine Digitaldaten über USB, AES/EBU oder S/PDIF (Koaxial, Toslink) an einen D/A-Wandler raus.

Schick und klein
Zuallererst mal fällt auf, dass der Aries nicht nur ein audiophiler, sondern auch optischer Schöngeist sein will. Als ich die Streaming-Bridge aus der passgenauen Aussparung des stabilen Schaumstoffinnenlebens der Verpackung nahm, wundere ich mich allerdings etwas über das geringe Gewicht des Aries: Gerade mal auf 800 Gramm schlägt der Zeiger der Analogwaage aus. Ich gebe zu, angesichts der Fotos, die ich bisher gesehen hatte, hatte ich mit etwas vertrauenserweckenderer Schwere gerechnet, die in meiner Vorstellung auf das Konto zweier massiver Aluminiumplatten geht, die die elegant geschwungenen und optisch sehr ansprechenden Boden- und Top-Platten des Geräts bilden.

Allein, dem ist nicht so. Stattdessen ertasten meine Finger nur (wenn auch wertig gemachten) Kunststoff. Man möge mir den sanften Stich der Enttäuschung bitte nachsehen. Aber natürlich hat die Verwendung von Plastik an dieser Stelle handfeste technische Gründe, denn das mit dem WLAN und Metallgehäusen funktioniert nicht so recht – Plastik ist für den Funkverkehr eben ungleich durchlässiger. Dennoch könnte ich persönlich auch mit einer externen Antenne gut leben. Eventuell könnte man bei Auralic ja mal darüber nachdenken, eine Luxus-Variante mit satiniertem Alu gegen Aufpreis anzubieten … Das separate Netzteil indes macht auch haptisch so einiges daher, wiegt in etwa genauso viel wie der Streamer selbst, und sperrt etwaige Störstrahlung in ein massives, schwarzes Metallgehäuse ein.

Nicht einfach nur schön
Der Aries kommt in zwei unterschiedlichen Qualitätsstufen zum Kunden. Einmal gibt es den Aries LE, und dann noch den Aries ohne LE. Letzterer ist das hier vorgestellte Modell und unterscheidet sich von der Standardvariante vor allem durch das bereits erwähnte „Purer-Power™“-Vollmetall-Netzteil, das natürlich auch innen so einiges mehr zu bieten hat als das Standardnetzteil, ein Low-Noise-Design für geringeren Jitter sowie den Einsatz zweier separater Femto-Clocks für USB- und Digitalausgänge im Gegensatz zur einzelnen „Low-Phase-Noise-Clock“ des Aries LE.

Beide Aries-Varianten laufen auf einer proprietären Hardware-Plattform namens Tesla. Diese bedient sich eines ARM Coretex A9 Quad-Core-Prozessors, der mit 1 GHz Taktfrequenz, 1 GB DDR3 On-Board-Speicher sowie von 4 GB internem Speicher daherkommt. Die Tesla-Plattform verarbeitet 25.000 MIPS (Million Instructions Per Second, also 25.000.000.000 Maschinenbefehle pro Sekunde), was für alle derzeitig verbreiteten Datenformate mehr als ausreichend ist. Diese Daten empfängt der Aries entweder per Gigabit Ethernet, Hochgeschwindigkeits-WiFi oder über den USB-2.0-Port, der laut Auralic auch mit USB 3.0 kompatibel ist und die Musik von externen Festplatten verfügbar macht (seit Firmware-Version 1.10). Der Aries versorgt mobile Festplatten über den USB-Port zudem mit Energie.

Der Lightning Server (näheres dazu gleich) stellt die Musik allen mit dem Netzwerk verbundenen Aries zur Verfügung. Ein Aries, der mit einer USB-Speichereinheit verbunden ist, fungiert dann als NAS-Drive, so dass alle anderen mit dem Netzwerk verbundenen Aries die Musik simultan abspielen können. Da dies eine recht datenintensive Angelegenheit ist, sollten die entsprechenden Geräte zur Sicherheit per LAN miteinander verbunden sein.

Raus an einen externen D/A-Wandler geht der aufbereitete Datenstrom beispielsweise über einen USB-Audio-Host, an dem PCM-Signale mit einer Samplingrate von 44,1 bis 384 kHz und einer Wortbreite von 16, 24 oder 32 Bit bereitstehen können. Die Musik von DSD64 und DSD128-Dateien findet von dort aus – einen kompatiblen DAC vorausgesetzt – ebenfalls ihren Weg ans Ohr des Hörers. Die anderen digitalen Ausgänge beschränken sich auf 192 kHz/24 Bit-Signale nach dem S/PDIF-Standard.

Offene Türen zur Musik
Abgesehen davon, dass der Aries es sich zur Zeit neben einem Linn Majik DSM in meinem Regal gemütlich macht, gibt es zwischen beiden Herstellern noch eine weitere Verbindung: Auralic hat sich entschlossen, die OpenHome-Struktur, wie sie auch von Linn verwendet wird, zu benutzen. Dadurch können Aries und andere Geräte, die auf der Lightning-Software basieren (dazu gleich mehr), verschiedene weitergehende Funktionen nutzen, die eigentlich nicht Bestandteil der UPnP– (Universal Plug and Play) oder DNLA-Standards (Digital Living Network Alliance) sind. Zum Beispiel können Playlisten auf dem Gerät selbst gespeichert werden, so dass man seine Control-Software auch während der Wiedergabe ausschalten kann, ohne dass die Musik abbricht.

Der Aries arbeitet am liebsten mit der dedizierten Lightning DS App von Auralic (dieser Testbericht wurde mit den Versionen 1.5 und 1.6 durchgeführt) zusammen. Die Auralic-Bridge lässt sich zwar auch mit Fremd-Software, die auf OpenHome (zum Beispiel Linns Kinsky) und UPnP basiert, steuern, jedoch verzichtet man dann auf die meisten der Möglichkeiten, die die Lightning DS App bietet, zum Beispiel das Online-Streaming oder die Geräteeinstellungen – und warum sollte man das wollen? Zumal die Lightning DS App eine schicke und intuitiv zu bedienende Oberfläche hat und die fast vollständige Steuerung des Aries über ein iPad ermöglicht – zum Ein- und Ausschalten ist dann aber doch die mitgelieferte Auralic RC-1-Fernbedienung zwingend notwendig. iPhone-, Android- und Desktopversionen von Lightning DS sind übrigens für Anfang 2015 angekündigt.

Das Einrichten des Aries funktioniert damit im Prinzip wie von selbst: Lightning DS auf dem Tablet installieren – Aries im Netzwerk suchen (natürlich erst mal über LAN) – ihm dann Funknetzwerknamen und Passwort mitteilen, so man denn kabellos streamen möchte – fertig. Beim ersten Starten kann es etwas länger dauern, da automatisch die neuesten Updates geladen und installiert werden. Etwas eigenwillig: Lightning DS richtet sich ausschließlich vertikal auf dem Bildschirm des Tablets aus.

UPnP-fähige Medienserver wie die Synology DS-Server werden in den Einstellungen unter „Geräte“ automatisch angezeigt. Wählt man das bevorzugte Laufwerk aus, erstellt Lightning DS automatisch eine Musikbibliothek. Das dauert selbst bei größeren Sammlungen nicht länger als ein paar Minuten. Voraussetzung ist wie immer eine Medienserver-Software, die aber auf den meisten NAS entweder schon installiert ist oder schnell installiert werden kann. Mit meiner Synology DiskStation und der Synology-DSM-Serversoftware jedenfalls funktioniert das problemlos, genauso wie mit der Western Digital MyCloud, die übrigens eine für Anfänger sehr einfach zu installierende und benutzende Plug’n’Play-Lösung darstellt.

Genauso reibungslos vollzogen sich die Wahl des WiFi-Netzwerks, das Anmelden bei den Streamingservices Qobuz und WiMP (übrigens in den USA aus naheliegenden Gründen Tidal genannt – ein „wimp“ bezeichnet im Englischen ein Weichei beziehungsweise einen Versager) sowie die Steuerung der Wiedergabefunktionen vonstatten.

In der linken Leiste der Lightning-DS-App kann der Nutzer auch andere Quellen auswählen, zum Beispiel Internetradio, AirPlay oder Songcast (ein Musikdistributions-Service, mit dem der Nutzer seine Musik von Endgeräten wie Tablet, Smartphone, Laptop oder PC zu jedem beliebigen mit Lightning ausgestatteten Gerät zu streamen vermag – und sogar zwischen den entsprechenden Geräten untereinander).

Will man sich nun durch die im Netzwerk gespeicherten Alben wühlen, sind die Anzeigemöglichkeiten dafür umfangreich. Hier dürfte jeder die für ihn oder sie optimale Darstellung finden. Albumcover werden aus den Tags übernommen. Oder wenn sie als eigene Bilddatei im Ordner liegen, die Bilddateien müssen nur als „folder.jpg“, „folder.png“, „cover.jpg“, oder „cover.png“ benannt sein – oder JPG- oder PNG-Dateien sein, deren Dateinamen identisch mit dem Albumtitel sind.

Der Auralic Aries verfügt über ein 3-Zoll-OLED-Display

Ein sehr gut eingebettetes, schnell durchsuchbares elektronisches Manual erläutert unklare Bedienschritte recht gut verständlich. Ein Wermutstropfen, den Auralic uns dann doch noch einschenkt, ist die ein wenig unzeitgemäße Internetradiofunktion, die es nötig macht, die URL des Senders händisch einzugeben, statt sie einfach aus Länder- oder Genrelisten auszuwählen und in den Favoriten zu speichern. Aber auch dieses Problem will man mit einem zukünftigen Update beheben. Am Gerät selbst lassen sich die wichtigsten Informationen über den Betriebszustand des Geräts oder den abgespielten Titel über ein 3-Zoll-OLED-Display ablesen. Um nicht jedes Mal die App bemühen zu müssen, wenn man die Wiedergabe starten oder pausieren beziehungsweise einen Track auswählen möchte, erlaubt auch die Fernbedienung die wichtigsten Befehle.

Eine neue Ära?
Bei Auralic gibt man sich selbstbewusst, wenn es um das Potenzial des kleinen schicken Kastens geht. Nicht weniger als eine neue Ära der HiFi-Industrie soll er begründen, der Aries. So jedenfalls Xuanqian Wang, Präsident und CEO von Auralic. Seiner Aussage zufolge hat Auralic mehr als eine Million US-Dollar in die Entwicklung von Lightning-Streaming investiert – da erscheint der relativ günstige Einstiegspreis von 999 Euro für die etwas abgespeckte LE-Variante („Light Edition“) beziehungsweise 1.499 Euro für die hier gehörte Vollausstattung Aries als regelrecht günstig – auch und gerade dann, wenn man bedenkt, dass kostenlose Online-Software-Upgrades versprochene Sache sind, um auch zukünftige Formate problemlos und in bester Qualität abspielen zu können. Noch interessanter wird die Geschichte, wenn man zukünftige Ausstattungsmerkmale bedenkt, die ebenfalls angekündigt sind: Unter anderem DSD-Upsampling, ja sogar Raumakustikkorrekturen und Multikanal-Lösungen sollen kommen.

Xuanqian Wan

Xuanqian Wang, Präsident und CEO von Auralic

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