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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Audiophil agil
  2. 2 Acousence Mu-Se und Dac-Pre Reference: Hörtest & Vergleiche

Sie sind professionell in Tonstudios unterwegs? Oder großer Klassikfan, idealerweise mit einem Abonnement der Duisburger Philharmoniker? Dann haben Sie von Acousence (www.acousence.de) wahrscheinlich schon gehört. Wenn nicht, ist es jetzt an der Zeit, das zu ändern.

2002 als Musiklabel gestartet, hat sich Acousence inzwischen auch als Hersteller von professionellem Studioequipment und Highend-HiFi einen Namen gemacht. Der Firmensitz liegt in Wöllstein in Rheinland-Pfalz, eine 4500-Seelen-Gemeinde vor den Toren Bad Kreuznachs. Hier scheint der „Way of Life“ noch immer anders getaktet zu sein als in der Großstadt. Acousence-Chef Ralf Koschnicke, ein professioneller Tonmeister, erweist sich bei unserem Treffen dann auch als entspannter und freundlicher Gesprächspartner. Beim Hören seiner Aufnahmen hat mich stets die Präzision, die tonale „Richtigkeit“ und ein außergewöhnliches Maß an Musikalität begeistert. Ganz besonders spannend dürfte es natürlich werden, wenn Soft- und Hardware aus ein und derselben Hand kommen. Die Hardware, damit sind der Acousence Mu-Se und der Dac-Pre Reference gemeint, die aktuell größte Musikserver-D/A-Wandler-Kombination (zusammen 13.575 Euro) aus der audiophilen Heimsparte der Wöllsteiner, wobei der Dac-Pre Reference auch die Funktion eines Vorverstärkers übernehmen kann.

Musikserver Acousence Mu-Se (oben) und D/A-Wandler Acousence Dac-Pre (unten)

Musikserver Acousence Mu-Se (oben) und D/A-Wandler Acousence Dac-Pre (unten) können natürlich auch getrennt von einander betrieben werden – im Verbund lässt sich eine proprietäre optische Schnittstelle nutzen, die weitere klangliche Vorteile bieten soll

Worum sich alles dreht

Sehen wir uns Acousence Mu-Se und Acousence Dac-Pre Reference etwas genauer an. Beiden gemein sind die schlichten Gehäuse mit übersichtlich gestalteten Frontplatten aus Aluminium, wahlweise in Silber oder Schwarz erhältlich, und den eigentlichen Chassis aus gewalztem Stahlblech, das störenden HF-Einstrahlungen besonders wirksam entgegenstehe, so Koschnicke. Die Einstrahlfestigkeit werde durch die seitliche Lochung der Bleche nicht beeinträchtigt, man sorge so aber für verträgliche Temperaturen im Inneren der Geräte. Stabile Füße garantieren sicheren Stand, und ja, man darf Mu-Se und Dac-Pre Reference auch aufeinanderstellen. Zumindest sieht das auf den Fotos recht schick aus. Wer genügend Platz hat, sollte eine getrennte Aufstellung ausprobieren, wegen der letzten zwei-drei Prozent, Sie wissen schon.

Acousence Mu-Se – Konzept

Der Acousence Mu-Se schlägt mit 6.245 Euro zu Buche. Für diesen Preis erlaubt der Musikserver das Streamen aus dem Internet und dem Heimnetzwerk. Tidal, Qobuz und YouTube Music sind integriert, zudem ist er Airplay-fähig. Dank eingebautem CD-Laufwerk lassen sich mit dem Mu-Se CDs rippen und anschließend auf einer 4 TB großen SSD archivieren. Das direkte Abspielen der Silberlinge ist nicht möglich. Wer lediglich die Streamingfunktionen benötigt, kann den Acousence Mu-Se in der „ST“-Version ordern. Diese ist um Laufwerk und SSD erleichtert und kostet 5.180 Euro.

Power-On/Off-Taster des Acousence Mu-Se und Acousence Dac-Pre

Die Front des Musikservers wirkt aufgeräumt. Ganz links findet sich ein Taster, mit dem sich der Mu-Se aus dem Standby-Modus in den Betriebszustand versetzen lässt. Der „harte“ Netzschalter sitzt rückwärtig an der Buchse für das Netzkabel. In der Mitte hat der Einzugsschacht des verbauten Teac-Slotlaufwerks seinen Platz gefunden. Rechts davon gibt es noch einen USB-3.0-Eingang, an den USB-Sticks und -Festplatten mit Musikfiles oder fürs Backup angeschlossen werden können.

Auf der Rückseite lassen sich zwei USB-2.0-Schnittstellen, ein Gigabit-LAN-Anschluss, ein Service-Port sowie die proprietäre „Arfi-optical“-Audio-Schnittstelle zum Anschluss an den Acousence Dac-Pre Reference identifizieren. Unser Testgerät verfügt außerdem über zwei optionale digitale Audio-Ausgänge (für zusätzliche 490 Euro). Mit ihnen kann man den Acousence Mu-Se per AES/EBU (XLR) oder S/PDIF (BNC) auch problemlos an D/A-Wandler anderer Hersteller andocken.

Haube ab: Blick ins Innere des Acousence Mu-Se

Haube ab: Blick ins Innere des Acousence Mu-Se

Acousence Dac-Pre Reference – Konzept

Das Herzstück des Mu-Se-Kollegen Acousence Dac-Pre Reference ist natürlich die Wandlersektion. Diese konvertiert die digitalen Ströme nach dem Delta-Sigma-Prinzip, das sich, so Koschnicke, unter professionellen Anwendern schon seit vielen Jahren durchgesetzt hat. Der Acousence-Chef ist überzeugt, dass dessen Präzision durch kein anderes Verfahren zu erreichen ist.

Im Acousence DAC-Pre Reference arbeiten insgesamt vier PCM1794 von Burr-Brown

Im Acousence Dac-Pre Reference arbeiten insgesamt vier PCM1794 von Burr-Brown

Acousence greift beim Dac-Pre Reference auf den gut beleumundeten Wandlerchip PCM1794 von Burr-Brown zurück. Für die Reference-Variante nehmen sie gleich vier davon, die kanalgetrennt und paarweise auf zwei Etagen verteilt ihrer Arbeit nachgehen. Da es sich natürlich um zweikanalfähige ICs handelt, wird das Stereosignal des Dac-Pre Reference aus insgesamt acht Wandlerkanälen generiert. Ein Aufwand, der laut Hersteller nicht nur die Genauigkeit der Wandlung verbessert, sondern zudem den nutzbaren Dynamikumfang erweitert. Allerdings auch mit 7.330 Euro für einen Acousence Dac-Pre Reference vergütet werden will.

Acousence bietet den Dac-Pre für kostenbewusste Käufer auch ohne „Reference“-Zusatz an. Dann sind lediglich zwei PCM1794 mit an Bord und laut Preisliste nur noch 6.210 Euro zu berappen. Verzichtet werden muss in diesem Fall allerdings auch auf den Analogeingang, den die Reference-Version bereits serienmäßig mitbringt. Zwei digitale Eingangsmodule, eines für die „Arfi-optical“-Verbindung und ein weiteres, nach Kundenwunsch konfiguriert, etwa für den Anschluss einer XLR-, Cinch-, BNC- oder Toslink-Verbindung, sind bei beiden Ausführungen Standard. Aufgrund der Modul-Bauweise ist die nachträgliche Aufrüstung eines Dac-Pre zum Reference möglich und wird mit 1.624 Euro in Rechnung gestellt.

Acousence Mu-Se und Acousence Dac-Pre - Rückseite

Acousence Mu-Se und Acousence Dac-Pre, Rückseite: je nach Kundenwunsch lassen sich unterschiedliche Schnittstellen realisieren

Auch wenn es auf den ersten Blick etwas verwirrend erscheinen mag, ist ein Blick auf die Liste möglicher Upgrades und Ausstattungsoptionen lohnend, bekommt der Kunde hier doch die seltene Möglichkeit geboten, sich „seinen“ Dac-Pre Reference höchst individuell zusammenzustellen. Ein besonderes Schmankerl könnte dabei das für 1.445 Euro angebotene Phonomodul (MM oder MC) sein, dessen Qualität auch fortgeschrittene Vinylfans überzeugen soll. Auch unser Testgerät leistet sich, zumindest eingangsseitig, eine individuelle Note. Es gewährt digitalen Daten über besagte Lichtleiter-Schnittstelle „Arfi-optical“ und eine eher bei Netzwerkverbindungen gebräuchliche RJ45-Buchse Zugang, die hier Signale des Formats AES/EBU entgegennimmt. Allerdings können Digitalkabel mit XLR- oder Cinch-Steckern über Adapter gleichfalls mit dem Dac-Pre Reference in Kontakt treten.

Die „Arfi-optical“-Schnittstelle ist eine Eigenentwicklung von Acousence und arbeitet mit drei getrennten Lichtleitern

Die „Arfi-optical“-Schnittstelle ist eine Eigenentwicklung von Acousence, sie arbeitet mit drei getrennten Lichtleitern

Die „Arfi-optical“-Schnittstelle ist eine Eigenentwicklung Koschnickes und stellt die empfohlene Verbindung zwischen Mu-Se und Dac-Pre Reference dar. Sie besteht aus drei getrennten Lichtleitern, von denen einer den Referenztakt vom DAC zum Musikserver sendet, der wiederum die entsprechend synchronisierten Daten über den zweiten Lichtleiter zum Wandler schickt. Eine Übertragung von im Quellgerät getakteten Signalen findet also nicht statt. Die für den Klang entscheidende Taktung erfolgt ausschließlich innerhalb des Dac-Pre, womit der Entwickler eine potenzielle Jitter-Quelle ausgeschaltet haben will, und da das optische Signal gegenüber hochfrequenten elektromagnetischen Störfeldern als immun gilt, können solcherart Störungen ebenfalls nicht mehr die Digitalschnittstelle des DACs passieren. Der dritte Lichtleiter sendet Schaltsignale, die zum Wechsel der Oszillatoren für 44,1- oder 48-kHz-Vielfache nötig sind. Das kryptische „Arfi“ steht übrigens für „Artistic Fidelity“, der Firmenname, unter dem Ralf Koschnicke Audiogeräte entwickelt und vertrieben hat, bevor er Musiklabel und Audiozweig aus Gründen der Übersichtlichkeit unter dem Namen „Acousence“ vereinigte.

Auf einen nach Acousence-Ansicht klanglich problembehafteten USB-B-Eingang wird konsequenterweise dann gleich verzichtet. Will man ein Quellgerät mit einem entsprechenden Ausgang nutzen, liefert Acousence für 698 Euro aber ein passendes Interface, das, angeschlossenen an einen USB-Ausgang, die Umsetzung auf Acousences „Arfi-optical“-Audioschnittstelle bewerkstelligt.

Blick in den Acousence Dac-Pre Reference

Blick in den Acousence Dac-Pre Reference

Wie eingangs erwähnt, offeriert der Acousence Dac-Pre Reference den vollen Funktionsumfang eines Vorverstärkers. Dazu verfügt er über eine rein analoge, mit präzisen Festwiderständen bestückte Lautstärkeregelung. Alle analogen Signale, gleichgültig ob über XLR oder Cinch geroutet, passieren ein- wie ausgangsseitig hochwertige Übertrager des Spezialisten Lundahl. Neben galvanischer Trennung und der Symmetrierung unsymmetrischer Signale sollen die teuren Bauteile auch für eine weitgehende Eliminierung klangmindernder HF-Störungen sorgen. Das Schaltungsdesign des Acousence Dac-Pre Reference verläuft durchgehend symmetrisch, was sich selbst in dieser gehobenen Preisklasse nicht unbedingt von selbst versteht.

Um den technischen Ansatz des Acousence Dac-Pre Reference besser verstehen zu können, empfiehlt sich ein Blick auf die Website des Herstellers. Oft wird die maximal mögliche Samplingfrequenz oder DSD-Fähigkeit, am besten gleich DSD1024, als Hinweis auf das klangliche Potenzial eines DACs hervorgehoben. „Nonsens“, meint Ralf Koschnicke trocken, und legt in der Rubrik „Unsere technische Philosophie“ einen gut begründeten und klar formulierten Standpunkt zum Thema dar. Noch mehr in die Tiefe geht es mit seinem Aufsatz „Das Abtasttheorem richtig anwenden“ (hier das PDF). Hier legt er aus Sicht des Entwicklers wie des Toningenieurs dar, wieso auf umschaltbare Digitalfilter, Upsampling-Lösungen, DSD und SACDs aus klanglichen Gründen sehr gut verzichtet werden kann. Folgt man Koschnickes Standpunkt, erklärt sich auch, warum der Acousence Dac-Pre Reference sich darauf beschränkt, PCM-Signale bis 192 kHz zu verarbeiten und keine alternativen Digitalfilter vorhält.

Vor dem Hören

Softwareseitig wird der Musikserver Mu-Se mit dem linuxbasierten Betriebssystem Euphony ausgestattet, dem Acousence große Stabilität und hohen Bedienkomfort zuschreibt. Man kann den Mu-Se mit jedem browserfähigen Gerät, in der Regel einem Tablet oder Smartphone, aufrufen, sich anmelden und loslegen. Eine entsprechende Lizenz vorausgesetzt, lässt sich der Acousence-Server auch als Roon Core betreiben, doch da ich nicht mit Roon arbeite, steuerte ich den Mu-Se über den in Euphony integrierten Player „Stylus“. Viele Funktionen wirken hier im Vergleich zu Roon oder auch zur Innuos-Sense-App eher einfach und schlicht. Dafür laufen Euphony und Stylus stabil und zuverlässig, mit Zugriffszeiten, die ich zwar nicht als superschnell bezeichnen würde, aber mehr als okay sind.

Acousence Mu-Se und Dac-Pre Reference: Hörtest & Vergleiche

Kaum habe ich Acousence Mu-Se und Dac-Pre Reference in meine Kette mit der Stereoendstufe Dartzeel NHB-108 und Acapellas Schallwandlern LaCampanella Mk4 integriert und die ersten Tracks gestreamt, muss ich mich auch schon von der unterschwellig aufgrund der Studiogene genährten Vermutung, die Kombi werde möglicherweise brutal-ehrlich, aber auch ein wenig emotionslos zu Werke gehen, verabschieden. Was für ein dummes Vorurteil!

Gianmaria Testa VitamiaUm es zu entkräften, muss man nur den immer ein bisschen traurig klingenden Gianmaria Testa und sein „Da niente, meta“ (Album: Vitamia; auf Amazon anhören) ansteuern, ein Stück, das allein schon wegen der rauen, sonoren Stimme Testas und seiner dezent eingesetzten Instrumentierung auch ohne italienische Sprachkenntnisse tief berühren kann. Oder nehmen wir das Album Naked Truth, das der israelische Trompeter Avishai Cohen für ECM eingespielt hat. Cohen spielt sein Instrument mit einer Intensität, die mich an die besten Tagen Miles Davis erinnert. Hatte ich eigentlich erwähnt, dass ich mit „gefühllos“ reproduzierenden Komponenten wenig bis gar nichts anzufangen weiß? Dac-Pre Reference und der Mu-Se gehören definitiv nicht in diese Kategorie.

Le Sacre du Printemps Jonathan DarlingtonLogisch, dass ich die Kombi auch mit Acousence-Aufnahmen füttere, zumal mir die auf der Musikbibliothek des Mu-Se nicht nur mit 44,1 und 96 kHz, sondern auch mit 192 kHz Auflösung zur Verfügung stehen. Le Sacre du Printemps mit den Duisburger Philharmonikern unter Jonathan Darlington ist so eine klassische Ralf-Koschnicke-Produktion, die die Acousence-Klangästhetik recht gut vermittelt. Hier trifft eine großzügige Raumabbildung auf kraftvolle Klangfarben und eine herausfordernde Dynamikentfaltung.

Raumdimensionen

Den Sacre habe ich schon oft gehört. Jetzt, mit dem Mu-Se und Dac-Pre Reference lassen sich prompt erste Unterschiede ausmachen. Die gute Ausleuchtung der Bühne über die Test- wie die Vergleichs-Kombi ermöglicht ein dreidimensionales Raumgefühl. Mein gewohntes digitales Setup aus Innuos Zenith SE (5.699 Euro) und Rocknas Wavelight (circa 5.500 Euro) baut dabei schön in die Tiefe, während es mit Mu-Se und Dac-Pre Reference mehr in die Breite, ja fast bis an die Zimmerwände geht. Ob nun das eine oder andere richtiger ist, dürfte am Ende kaum zu entscheiden sein.

Dynamik

Bei den dynamischen Eigenschaften sieht das etwas anders aus. Klar, Strawinskys Sacre fesselt auch mit raffinierten dynamischen Gegensätzen und rhythmischer Finesse, aber vor allem beeindrucken die archaischen, fast schon gewalttätig-eruptiven Momente. Das ist, kurz gesagt, formidables Testfutter.

Acousence Mu-Se und Dac-Pre Reference gelingt es unmittelbar die Gangart zu wechseln, sobald der Sacre dynamisch anzieht. Zwar können Innuos & Rockna (zusammen circa 11.200 Euro) in feindynamischen Belangen recht gut Schritt halten, doch wenn Grobdynamik der herzhafteren Art gefragt ist, galoppiert ihnen die Acousence-Kombination regelrecht davon. Impulse werden von ihr zackiger wiedergegeben. Mit dieser Fähigkeit zur nahezu ansatzlosen Attacke sind die Acousence-Komponenten am Live-Erlebnis im Konzertsaal einfach noch näher dran. Zudem agieren Mu-Se und Dac-Pre Reference vor einem ruhigeren, schwärzeren Hintergrund, was ihren dynamischen Impact nochmals eindrucksvoller erscheinen lässt.

Acousence Mu-Se und Dac-Pre Reference auf dem Rack

Da nutzt es wenig, dass Quervergleiche meinen portugiesischen Musikserver als den „Gemütlicheren“ im Gespann mit dem Rockna identifizieren. Der rumänische Ladder-DAC kann, vom Acousence Mu-Se versorgt, durchaus dessen Tempo und Schlagkraft adäquat zu Gehör bringen, doch Acousence-Musikserver und -D/A-Wandler sind im Verbund nicht zu schlagen. Auch behalten Ralf Koschnickes Geräte im Getümmel großorchestraler Vielstimmigkeit die bessere Übersicht, was gerade dem Sacre besonders gut tut.

Geht es noch besser? Nun, im eigenen Hörraum hat noch kein Musikserver-D/A-Wandler-Gespann entfesselter aufgespielt als Mu-Se und Dac-Pre Reference. Ich muss allerdings einräumen, dass mir auf HiFi-Messen Vorführungen des Innuos Statement (circa 12.000 Euro) und später der vom Kollegen Ralph Werner im letzten Jahr getestete Pink Faun 2.16 (8.400 Euro) – den ich in der noch höherwertigen und entsprechend teureren Ultra-Ausführung beim Vertrieb My Sound in Starnberg an Nagras Über-Wandler HD DAC X (>60.000 Euro) hören konnte – mit noch mehr dynamischem Durchzug in Erinnerung geblieben sind.

Der Kollege hob seinerzeit auch auf das nochmals bessere Auflösungsvermögen des Pink Faun gegenüber seinem Innuos Zenith Mk3 ab, den er als etwas weniger physisch greifbar abbildend beschrieb. Ist es möglich, dass es sich bei den in meinem Hörraum stehenden Maschinen ähnlich verhält?

Abbildung & Auflösung

Pure Desmond Pure Desmond Plays James Bond SongsUm genau das zu prüfen, treten nun die Jungs des Quartetts Pure Desmond auf den Plan, die die Songs der James-Bond-Filme (Album: Pure Desmond Plays James Bond Songs; auf Amazon anhören) in Form jazziger Instrumental-Cover höchst akkurat aufgenommen haben. Noch kleinste Details wurden eingefangen, was Mu-Se und Dac-Pre prompt wie mit einem Vergrößerungsglas wiedergeben – etwa wenn auf „Tomorrow never dies“ das feine Streichen des Besens auf der Snaredrum nachgezeichnet oder bei „No time to die“ das Saxofon dosiert überblasen wird. Mit der Lust an Auflösung geht eine von verblüffendem 3D-Charakter geprägte Körperhaftigkeit einher.

Innuos und Rockna hingegen wirken nicht ganz so akribisch wie das Acousence-Gespann. Mit ihnen geht es etwas relaxter und „laid back“ zu, was mehr „Vergebung“ für klanglich nicht so perfekte Aufnahmen impliziert. Gleichwohl muss man kein ausgesprochener Freund des sezierenden Hörens sein, um die Acousence-Kombi zu genießen, die vielen Details bleiben nämlich stets auf eine fast organische Art und Weise miteinander verbunden. Mu-Se und Dac-Pre Reference lassen keinen Zweifel aufkommen, dass die Band live im Studio aufgenommen wurde und die Songs nicht erst später aus einzelnen Spuren zusammengesetzt wurden.

Acousence Mu-Se und Dac-Pre Reference von oben

Die tonale Lage

Weniger Differenzen lassen sich beim Vergleich der Klangfarben ausmachen. Acousence Mu-Se wie der Innuos-Server verfügen über eine angenehm balancierte, natürliche Tonalität, die, wenn man es ganz genau nimmt, ein wenig ins Wärmere tendiert. Damit trifft der Mu-Se – und der Dac-Pre Reference, der prinzipiell ins gleiche Horn bläst – bei mir ziemlich genau ins Schwarze.

Belenus QuartettKoschnickes Aufnahme des vierten Streichquartetts des Schweizers Daniel Schnyder rückt nah an das aufführende Belenus-Quartett heran. Bei solcher Nähe lässt sich kaum etwas schönen, dennoch verfügen die Violinen über einen feinen, seidigen Glanz. Weder ist eine Zurücknahme an Hochtonenergie zu konstatieren, noch wurde süßer Schmelz verteilt – hier herrscht eher die Art, wie man sie hochtonseitig von wirklich guten Instrumenten in realen Konzertsituationen vernehmen kann. Nie vorlaut, aber von enormer Durchsetzungskraft. Klar, aber nicht unterkühlt. Im direkten Vergleich mit meinem digitalen Equipment erscheint mir der Hochton der Acousence-Kombi mit etwas mehr Prägnanz versehen, wenngleich keine Welten dazwischen liegen.

William Fitzsimmons No Promises The Astronauts ReturnWie dann der kleine Schuss Wärme trotz properen Hochtons ins Spiel kommt, fragen Sie? Ich schreibe das dem lebendigen, klangfarblich vielfältigen und mit einer gewissen Sonorität aufwartenden Mitteltonbereich zu. Eine winzige Tendenz, die die Acousence-Studiogene keineswegs verrät, gleichwohl aber Cello und Bratsche in „Havanna 1952“, dem zweiten Satz von Schnyders Streichquartett, einen besonders glaubhaften holzigen Ton verleiht, während Eigenbrötler William Fitzsimmons, der mit No Promises: The Astronauts Return (auf Amazon anhören) wohl Beziehungsstress verarbeitet, auf „You let me down“ herrlich sonor zum leicht verstimmten Klavier nölt.

Son Lux Plans we makeTief, schwarz und gut definiert absolviert die Acousence-Kombi meine üblichen Bass-Testtracks „Prophecy“ und „Plans we make“ von Son Lux (auf Amazon anhören). Das tieffrequente Synthie-Wummern wird allerdings ein-zwei Grade trockener als mit dem Innuos/Rockna-Gespann zu Gehör gebracht. Wichtiger erscheint mir, dass Mu-Se und Dac-Pre Reference in der Lage sind, selbst im Bass klangfarblich noch fein zu differenzieren. Gerade wenn es instrumental etwas reduzierter zugeht – „Posement“ vom Klarinetten-Kontrabass-Duos Schwab Soro (auf Volons!) ist so ein Fall –, wird es ohne diese Fähigkeit schnell eindimensional und langweilig. Keine Gefahr, wenn Mu-Se und Dac-Pre Reference am Werk sind: Der Kontrabass Raphael Schwabs hat selten so leichtfüßig und dennoch „fundamental bassig“ getönt, wie hier. Klasse!

Acousence Dac-Pre Reference als Vorverstärker

Neigte ich zu übertriebenem Understatement, würde ich anmerken, dass der Dac-Pre Reference als Vorstufe rein gar nicht stört. Weniger zurückhaltend formuliert: Die analoge Vorstufensektion ist ein veritabler Glücksfall! Ausgeglichen über alle Frequenzbereiche, tonal neutral, hochauflösend und in der Lage, auch extreme Dynamik zu reproduzieren, habe ich weder die puristische Gangart meiner passiven Silvercore 324, noch den reicheren Klang der Linestage Two groß vermisst. Und die allein schlägt schon mit gut 7.000 Euro zu Buche.

Übertrager des Spezialisten Lundahl im Acousence Dac-Pre Reference

Acousence Dac-Pre Reference: Alle analogen Signale, gleichgültig ob über XLR oder Cinch geroutet, passieren ein- wie ausgangsseitig hochwertige Übertrager des Spezialisten Lundahl

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Lyngdorf MP-60 2.1

Test: Acousence Dac-Pre Reference und Mu-Se | D/A-Wandler, Musik-Server

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