Wer über die Schwelle von My Sound in Starnberg tritt, wähnt sich im ersten Moment nicht unbedingt in einem HiFi-Geschäft. Das Interior erinnert, stände nicht das ein oder andere Paar Lautsprecher im Foyer, eher an einen repräsentativen Showroom für besonders hochwertige, gleichwohl zum Relaxen einladende Designermöbel. Die hellen, lichtdurchfluteten Räume und das moderne Wohnambiente verheißen ausgesprochenen Wohlfühlfaktor. Dass dieser erste, unmittelbare Eindruck keinesfalls Zufall ist, erklärt sich kurz darauf im Gespräch mit Wolfgang Linhard, dem Inhaber und Spiritus Rector von My Sound.
Wie alles anfing
Linhard, ein lässig-sportlicher Typ, empfängt mich freundlich mit einer guten Tasse Kaffee.
Natürlich frage ich danach, was ihn vor knapp zehn Jahren bewogen hat, gerade hier im Naherholungsgebiet der Landeshauptstadt ein solches Unternehmen zu gründen. Linhard holt aus: In München führte er in den neunziger Jahren zusammen mit einem Partner das auch überregional bekannte HiFi-Studio Life Like. Schon damals entwickelte er reges Interesse an Marken wie Cello, Wadia oder Wilson Audio, die zu dieser Zeit zur ersten Garde auf dem High-End-Sektor zählten. Um die Jahrtausendwende wechselte er dann auf die Vertriebsseite und kümmerte sich fortan um die Top-Marken bei Audio Components. Trotz seiner langjährigen Tätigkeit für den Hamburger High-End-Distributor blieb er stets freier Mitarbeiter, nicht zuletzt um sich auch anderen Projekten widmen zu können.
Während seiner Arbeit im Vertrieb etablierte sich Linhard vor allem als Spezialist für Lautsprecher von Wilson Audio. Von David Wilson persönlich angeleitet, vermochte er durch sorgfältige, einer systematischen Methodik folgenden Aufstellung das klangliche Optimum aus den amerikanischen Top-Schallwandlern herauszuholen. Niemand dürfte in den hiesigen Breiten mehr Wilson-Audio-Lautsprecher aufgestellt, ausgerichtet und klanglich perfektioniert haben als der heutige My-Sound-Chef. So kam es, dass er immer häufiger von Händlern gebeten wurde, sich um bereits verkaufte Wilson-Lautsprecher bei Kunden vor Ort zu kümmern, die sich mit der Performance ihrer Neuerwerbung nicht ganz zufrieden zeigten. Meist konnte Linhard das Problem beheben.
Als Vertriebsprofi erkannte er rasch den sich hier abzeichnenden Bedarf und entwickelte ein Konzept, um Top-High-End nicht nur in wohnraumähnlichem Ambiente adäquat vorzuführen, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass sich die Performance daheim beim Kunden erneut abrufen lässt. Mit My Sound hat Wolfgang Linhard einen Steinwurf vom Starnberger See entfernt seine Vorstellung einer angemessen repräsentativen Location für High-End-Audio der Spitzenklasse verwirklicht.
Nicht gewöhnlich
Bei der Auswahl seines Angebots zählen für Linhard in erster Linie Wertigkeit und klangliche Qualität des Produkts. Die akustische Optimierung aller Hörräume gehört dabei aber von Anfang an zur Idee von My Sound, allerdings ohne hier die üblichen Schaumstoff-Absorber oder sonstige optisch oft problematische Akustikelemente zu bemühen.
Tatsächlich geht es in Ufernähe zum Starnberger See wesentlich subtiler, gleichwohl um Größenordnungen effektiver zu, denn das Raumtuning erfolgt nahezu komplett mittels selbst gefertigter Lösungen, die sich unauffällig in Wänden und Decken integrieren lassen. Dazu verfügt My Sound im Untergeschoss des Hauses über eine leistungsfähige Werkstatt. Dort findet sich auch ein Heimkino der Extraklasse, denn die Konzeption und Realisierung von Kinos unterschiedlicher Größe ist ebenfalls ein wichtiges Geschäftsfeld von My Sound.
Überhaupt, so Linhard, sei man bei My Sound häufig mit Projektaufträgen beschäftigt. Dies kann der Einbau eines Kinos in einen geeigneten Keller oder auch die Planung, Lieferung und Ausführung eines kompletten Multimediasystems mit bestem Klang in jedem Raum eines Wohnhauses sein. Hält man sich die Größe der ziemlich repräsentativen Eigenheime in der Nähe des Sees vor Augen, dürfte so mancher Auftrag einen durchaus beachtlichen Umfang erreichen. Doch nicht nur ganze Häuser werden von My Sound ausgestattet, auch in Ferienwohnungen, Wohnmobilen und Yachten (!) will so mancher Kunde Multimedia vom Feinsten genießen.
Dass man sich bei My Sound auf besten Ton und erstklassiges Bild versteht, muss sich inzwischen herumgesprochen haben, denn zunehmend kommen auch Aufträge aus dem Ausland hinzu. Inzwischen hat Linhard schon Projekte in London und Tokio realisiert. Auch in Russland und den Vereinigten Staaten sei man tätig. Sagt‘s und bittet um eine kurze Gesprächspause, denn ein dringendes Telefonat mit einem Auftraggeber vom Genfer See lässt sich nicht länger aufschieben … ich nutze derweil die Zeit und sehe mich ein wenig um.
Aus der Nähe betrachtet
My Sound verfügt über sieben Showrooms mit High-End-Stereo und Heimkinoinstallationen, allesamt akustisch optimiert. Wie erwähnt, wird auf hässliche Basstraps in den Ecken und profane, am Ende gar genoppte Schaumstoffe grundsätzlich verzichtet, denn My-Sound-Kunden sollen, so das Credo der Spezialisten, High End nicht nur erleben, sondern auch mit High End leben können.
Einige der Räume widmen sich dabei einer bestimmten Thematik. Dies kann voralpenländliches Ambiente in Form von Kiefernholzschindeln an den Wänden sein (akustisch übrigens sehr wirksam) oder eine eher maritim anmutende Farb- und Bilderwelt. Motive aus Afrika und vom indischen Subkontinent sind ebenso vertreten wie die Moderne mit typischen Bauhausakzenten. Bei all dem gilt die Prämisse, dass die technischen Maßnahmen, mit denen suboptimaler Akustik begegnet wird, nie im Vordergrund stehen sollen.
Tatsächlich nimmt man die geschickt integrierten Diffusoren und Absorber, wenn überhaupt, meist nur am Rande oder beim Blick zur Zimmerdecke wahr. In einigen der Deckenelemente sind sogar spezielle, auf die jeweiligen Raummoden abgestimmte Röhrenresonatoren unsichtbar untergebracht. Auch die dezent in den Ecken neben den Fenstern verbauten Bassabsorber, die sich über verschiebbare Kästen auf messtechnisch ermittelte, kritische Frequenzbereiche einstellen lassen, sind kaum als solche zu erkennen. Zur Tarnung dienen auch die exzellenten, großformatigen, auf akustisch transparenten Stoffen aufgezogenen Fotografien, die dem Besucher in vielen Hörräumen begegnen, denn dahinter lassen sich unauffällig Absorber, Diffusoren oder auch Einbaulautsprecher verstecken. Doch es sind vor allem die fotografischen Qualitäten der Aufnahmen, die den Betrachter unweigerlich in ihren Bann ziehen.
Wieder kein Zufall, denn Fotografie ist die zweite große Leidenschaft des Wolfgang Linhard. Logisch, dass die farbenprächtige Bilderflut in den Räumlichkeiten My Sounds zum größten Teil vom Eigentümer persönlich stammt. Ich hake nach und erfahre, dass er auch dieser Passion ziemlich professionell nachgeht. Seit über achtzehn Jahren gibt der My-Sound-Chef das Reisemagazin „Gate to Travel“ (https://gatetotravel.de/) heraus, dessen Berichte von Linhards Aufnahmen trefflich ergänzt werden.
Deren Klasse und Professionalität, aber auch seine vielfältigen Erfahrungen als Reisefotograf, waren es wohl, die den legendären Kamerahersteller Hasselblad überzeugten, seine Vertretung am Starnberger See Linhard und My Sound anzuvertrauen. Eine bemerkenswerte Liaison, über die sich der My-Sound-Chef sichtlich erfreut zeigt. Man darf davon ausgehen, dass hier mindestens so viel Herzblut wie ökonomisches Interesse mitschwingt.
Die Begeisterung, mit der My Sound sich dem Thema High-End-Audio widmet, ist in jedem einzelnen der Hörräume zu spüren. Dabei sind es weniger die von My Sound vertretenen Hersteller, die sich – wie etwa Wilson Audio, Magico, Brinkmann, Nagra oder Verity Audio, für Soulution und Pink Faun fungiert man gar als Vertrieb – allesamt am obersten Ende der Skala einsortieren, als die enorm stimmige, den Wert der Produkte widerspiegelnde Installation der Anlagen. Dazu bemerkt Linhard trocken, dass sich Supersportwagen ja auch nicht mal eben auf einem schmuddeligen Hinterhof verkaufen lassen.
Allerdings führt die bloße Kombination klangvoller Namen nicht selten auf akustische Abwege. Wie man‘s anders macht, lässt sich hier erleben. Die perfekte Abstimmung aller Komponenten aufeinander erfordert Mühe, Zeit und Erfahrung. Ein Aufwand, den sich Linhard auch bezahlen lässt, sollte es bei einem Termin einmal um reine Beratungstätigkeit gehen. Folgt später ein Kauf, wird die angefallene Vergütung selbstverständlich vollständig auf den Kaufpreis angerechnet. Ich kann verstehen, dass solche Konzepte bisweilen kritisch gesehen werden, doch hier erscheint mir die Praxis gerechtfertigt. Dazu kommt: Beratung ist bei My Sound in aller Regel Chefsache.
Eine One-Man-Show ist My Sound indessen keineswegs. Ohne ein schlagkräftiges Team wären weder das Ladengeschäft an der Würmstraße noch die Durchführung der externen Projekte denkbar. Vier festangestellte Mitarbeiter zählt das Team um Linhard, der bei Bedarf auf ein Netzwerk weiterer Spezialisten zurückgreifen kann.
Endlich!
Klar, dass wir während meines Besuchs mehr als nur oberflächlich in verschiedene Anlagen hineingehört haben. In allen Räumen, so Linhard, ist am Hörplatz ein ausgeglichener Frequenzgang Maß der Dinge. So hört man das wirkliche Klangvermögen von Quelle, Verstärker und Lautsprechern und nicht einen von Moden und Flatterechos beeinträchtigten akustischen Sumpf.
Dies vorausgeschickt, ist der erste Eindruck, der sich bei mir einstellt, als ich Verity Audios Sarastro IIS an Nagras Classic Preamp und den Röhrenmonos VPS vorgeführt bekomme, der einer besonderen Präsenz und Durchhörbarkeit. Die Feinzeichnung im Mittel- und Hochtonbereich ist so eklatant, dass ich fragend zu Wolfgang Linhard blicke, der darauf erklärt, dass gerade die penible Sauberkeit im Tiefton, das Fehlen üblicher stehender Wellen und Nichtlinearitäten, sich bis in die höchsten Frequenzbereiche positiv auswirke. Im Ergebnis gibt es so wesentlich mehr musikalische Informationen zu entdecken, was für die meisten Hörer im ersten Moment einigermaßen ungewohnt sein dürfte. Hat sich das Gehör erst einmal an die Offenheit adaptiert, beeindrucken die 3D-artige Plastizität und nicht zuletzt ein schneller und wunderbar griffiger Bass.
Da uns Pink Fauns Musikserver 2.16 als Quelle zur Verfügung steht, kann ich zur besseren Vergleichbarkeit meine Qobuz-Playlisten abspielen. Bei Inga Lühnings „Actually, Actually“ (Hodgepodge Vol.2; auf Amazon anhören) steht die Stimme der Sängerin gewohnt wie eine Eins im Raum, doch Andre‘ Nendzas begleitender Bass kann sich nun viel präsenter als üblich und nahezu gleichberechtigt neben der Gesangslinie in Szene setzen. Dazu kommt: So geschmeidig und elegant wie hier habe ich das Zusammenspiel der beiden noch nicht gehört. Vielleicht könnte ein Hauch mehr Druck untenrum …? Den klangfarblich hervorragenden, mit 2 x 50 Watt allerdings nicht allzu kräftigen Röhrenmonos machen es die nicht ganz anspruchslosen, in Hochglanzweiß lackierten Schallwandlern zu knapp 58.000 Euro ja auch nicht unbedingt leicht.
Also wechseln wir in den großen Hörraum, wo von einem intensiven Rot akzentuierte, überlebensgroße Schwarz-Weiß-Aufnahmen afrikanischer Massai zunächst meine Aufmerksamkeit für sich beanspruchen. Ich kannte die Bilder bereits von der My-Sound-Website, doch erst in natura zeigt sich, welch faszinierende Wirkung der Gegensatz von Farbe und Schwarz-Weiß ausüben kann.
Die akustische Hauptrolle spielen nun Verity Audios Top-Modelle Lohengrin IIS (Paarpreis ab 109.990 Euro), die im markentypischen schwarzen Klavierlack ihre wahre Größe recht gut verschleiern können. Zwischen ihnen stehen Monoblöcke der HD-Serie von Nagra, während sich zur linken Hand Pink Fauns großer Musikserver 2.16 Ultra, ein Nagra HD Preamp und der passende DAC X ein munteres Stelldichein geben. Beeindruckend auch die Verkabelung von MIT. Man könnte MITs Top-Lautsprecherkabel MA-X SHD und die ACC 268 Revision 2 Articulation Control Console despektierlich als sogenannte Kästchenkabel bezeichnen, allerdings mit der Besonderheit, dass die „Kästchen“ in diesem Fall über das Format veritabler Endstufen verfügen und das Ganze so kostspielig wie ein gut ausgestatteter Porsche 911 Turbo ist.
Platzgenommen auf den bequemen Ledersesseln fällt die Hörprobe nicht weniger eindrucksvoll aus. Tiefschwarzer und substanzieller Bass ist nun in nahezu jeder gewünschten Menge vorhanden. Nicht umsonst verfügt jede Lohengrin IIS über ein rückseitig montiertes 38-Zentimeter-Basschassis. Doch da geht noch mehr. Das holografische Moment der Darbietung erreicht einen kaum zu toppenden Realismus und mit „To Stanko“, einer sehr persönlichen Reminiszenz des Gitarristen Jakob Bro an den großen Tomasz Stanko, auch absolutes Gänsehautfeeling.
Dann hören wir „Who by fire“ von Leonard Cohen (Album: The Essential Leonard Cohen; auf Amazon anhören). Der agiert dabei so quicklebendig zwischen den Schallwandlern, dass selbst die obskurste Wiederauferstehungstheorie plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheint. Mein persönliches Highlight ist allerdings die unfassbar großzügige Tiefe des Raumes, welche sich hinter den Veritys auftut. Trotz intensivem Durchforsten meines High-End-Langzeitgedächtnisses will mir partout nichts Vergleichbares einfallen.
Unheimliches Untergeschoss
Na gut, Herr Linhard, jetzt haben Sie mich … Denkste! Denn jetzt geht es ins Untergeschoss, wo sich das inzwischen legendäre Immersive-Audio-Referenzkino in der Größe eines veritablen Programmkinos meiner Jugendzeit befindet. Die Eckdaten: gute 100 Quadratmeter, feinste Sitzmöbel, ein komplettes akustisches Treatment von My Sound. Von den 450.000 Euro Entstehungskosten entfallen gut 80.000 Euro allein auf die fünf Meter breite 21:9-Leinwand von Stewart Filmscreen. So ziemlich das Feinste, was man sich in dieser Hinsicht gönnen kann.
Für grandiosen und im Bedarfsfalle großdiskothekenlauten Sound ist eine komplette, mit DSP-Prozessoren von Trinnov Audio angesteuerte Armada von unsichtbar in den Wänden verbauten Ascendo-Aktivlautsprechern mit AVB-Netzwerktechnologie verantwortlich. Mit vollem Dolby Atmos 13.7.6 und Auro 3D 13.7 Setup eine Installation, von der My-Sound-Chef Linhard nicht ohne Stolz behauptet: Mehr Heimkino-Erlebnis geht wirklich nicht.
Nahezu jedes Musikvideo wird da zur ultimativen physischen Erfahrung, bei der die Hosenbeine wortwörtlich zu flattern anfangen. Die klassischen Sequenzen aus Jurrasic Park dürften im Ernstfall glatt in der Lage sein, Starnberg der Gefahr eines Tsunami auszusetzen. Den in der Rückwand montierten, 32 Zoll großen Ascendo-Subwoofer (ein Infraschall-Sub zur Wiedergabe von Frequenzen bis hinab auf 7 Hertz!) habe ich bereits auf der letzten High End in München bewundert. Ihn in Aktion zu erleben ist allerdings etwas völlig anderes. Ohne gültigen Waffenschein dürften sie so etwas eigentlich nicht verkaufen.
Mein Resümee
My Sound ist anders – so steht es zumindest auf der Website. Eine vollmundige Ankündigung, der bei näherer Betrachtung prompt Ernüchterung folgt? Keineswegs, denn My Sound ist w-i-r-k-l-i-c-h anders. Problemlösungen kommen nie von der Stange, sondern werden den Bedürfnissen des Kunden individuell angepasst. Den verwöhnten High-End-Enthusiasten und Interessierten mit Faible für schönes Wohnen erwarten Erlebnisse der Extraklasse. Nicht allein das erlesene Produktportfolio, sondern vor allem die Art und Weise, wie es vor Ort präsentiert wird, untermauern den besonderen Anspruch.
Kontakt:
My Sound GmbH
Würmstraße 4 | 82319 Starnberg
Telefon: +49(0)8151-9982261
E-Mail: info@my-sound.net
Web: https://my-sound.net/