Die „Norddeutschen Hifi-Tage“ als Mutter aller Hifi-Hotelmessen Deutschlands zu bezeichnen, ist sachlich zwar nicht ganz korrekt, dürfte gefühlt allerdings schon in Ordnung gehen. Zum vierzehnten Mal traf sich die Szene im Hamburger „Holiday Inn“, das am ersten Februar-Wochenende vollkommen im Zeichen hifidelen Genusses stand.
Die Organisation dieser auf die Initiative Wolfgang Borcherts, Inhaber des Hamburger Fachgeschäftes Hifi-Bramfeld, zurückgehenden und inzwischen überregional etablierten Frühjahrsmesse obliegt seit letztem Jahr einer eigens gegründeten Messegesellschaft, die von Tochter Yvonne Borchert-Lima geleitet wird.
Ich treffe sie auf einem der Hotelflure und es ist trotz der verständlichen Anspannung offensichtlich, dass sie mit dem bisherigen Verlauf der Veranstaltung sehr zufrieden ist.
Kein Wunder, denn mir scheint, dass nicht nur einige Zimmer mit Ausstellern zu den gut 170 Räumen des letzten Jahres hinzugekommen sind, sondern auch der Andrang auf den Fluren infolge steigender Besucherzahlen zugenommen hat. „Die Norddeutschen“, wie die Messe abgekürzt genannt wird, zählt nicht zuletzt aufgrund der bis zu 6000 Besucher an den beiden Wochenendtagen zu den größten ihrer Art. Die Münchener „High End“, welche seit ihrem Umzug von Frankfurt in die bayerische Landeshauptstadt ja seit langem keine Hotelmesse mehr ist, mal außen vor.
Unser kleiner Rundgang über die Norddeutschen Hifi-Tage, wie immer das Ergebnis einer unvollständigen und höchst persönlichen Auswahl, berücksichtigt große wie kleine Hersteller und zeigt, dass es selbst in Zeiten immer häufiger und schneller aufeinanderfolgender Hifi-Shows noch reichlich Neues und Interessantes zu entdecken gibt. Schließen Sie sich an.
Regelmäßig großen Anklang finden die Vorführungen von Burmester und auch diesmal ist der Saal bis an die Rückwand gefüllt. In der Kette, bei der sich das Burmester 111 Musiccenter (34.000 Euro) und der erste Plattenspieler der Berliner Manufaktur, der 175 (31.800 Euro) gegenüberstehen, sorgen zwei 911-MK3-Endstufen (je 18.430 Euro) für die nötige elektrische Power, die von einem Lautsprecherpärchen BA 31 (17.800 Euro) schallgewandelt wird.
Trotz der vom Publikum ausgehenden Bedämpfung in den Höhen kann das Musikcenter mit einem großzügigen und klaren Klangbild überzeugen. Dagegen wirkt der Plattenspieler, dessen Zarge immerhin aus einem soliden Alublock gefräst wurde und einen auf der Technik von Burmesters 100 Phono Preamplifier basierenden Vorverstärker beherbergt, vergleichsweise eingeschnürt und oben herum leicht bedeckt. Wohl nicht sein bester Tag. Dennoch sollten sich Interessenten unbedingt einen ausgiebigen Hörtermin beim Händler gönnen, denn die akustischen Bedingungen des Vorführraumes scheinen, allein schon wegen der im hinteren Teil dicht gedrängt stehenden Zuhörer, nicht besonders günstig auszufallen.
Für Audio Reference (https://audio-reference.de) sind die Norddeutschen Hifi-Tage bekanntlich ein Heimspiel, deshalb gehört es für den in der Hansestadt ansässigen Vertrieb selbstredend zum guten Ton, für eben diesen zu sorgen. Juniorchef Lorenzo Mamaghani informiert über das Equipment der Vorführanlage, in der ein Meridian soolos Media Core 200 (3.100 Euro) via Analogausgang die Endstufe Meridian 857 Reference (9.800 Euro) aus gleichem Hause ansteuert. Wie bereits in Stuttgart hat man sich entschieden, keinen der ganz großen Sonus-Faber-Lautsprecher zu präsentieren, sondern abermals die noch recht neue Sonus Faber Sonetto 8, die für einen Paarpreis von 6.000 Euro den weiträumigen Saal ausgezeichnet beschallt. Die Sonettos scheinen mit den Amps aus England trefflich zu harmonieren, denn das Klangbild ist akkurat durchgezeichnet, klangfarblich stark und dynamisch ansprechend. Auch wenn die Kette dem ein oder anderen Liebhaber seltener Röhren oder puristischer Class-A-Konzepte vielleicht zu mainstreamig erscheinen mag, könnte ich mit der gebotenen Performance lange Zeit sehr glücklich werden, sogar wenn mein Wohnzimmer 100 Quadratmeter oder größer wäre.
Nebenan bei Reichmann Audiosysteme (http://www.reichmann-audiosysteme.de) feierten die Plattenspieler von Music Hall ihren Einstand. Die aufgebotene Anlage umfasst neben dem 3.880 Euro teuren Music Hall MMF-9.3 (das zweitgrößte Modell des britischen Herstellers, der im Übrigen aktuell sein dreißigjähriges Firmenjubiläum begeht) die ebenfalls von der Insel stammende Elektronik von Musical Fidelity, deren Geschicke seit dem Rückzug des Firmengründers Antony Michaelson im letzten Jahr bekanntlich von Pro-Jects Heinz Lichtenegger gelenkt werden, sowie Lautsprecher aus Frankreich vom nicht weniger traditionsreichen Hersteller Triangle. Bei Reichmann geben also Traditionalisten den Ton an. Und der kann sich hören lassen: Der Music Hall liefert nicht nur ein solides Bassfundament, sondern spielt sich auch mit viel Drive und dynamischer Attacke direkt in die Herzen der Zuhörer, wozu sicher auch der neue Phonopreamp M6 Vinyl beiträgt, der sich ähnlich flexibel wie der größere Nu-Vista-Vinyl-Phonovorverstärker zeigt, mit 1.499 Euro das Budget aber deutlich weniger belastet. Treibsatz dieser Anlage ist der neue Vollverstärker Musical Fidelity M6 500i, der für die geforderten 3.999 Euro immerhin stattliche 2 x 500 Watt an 8 Ohm zu leisten vermag.
Die Triangle Australe Ez (3.800 Euro/Paar) kämen bei einem Wirkungsgrad von 92 dB/W/m zwar auch mit weniger Leistung aus, doch den üppigen Zuschlag scheinen sie durchaus zu goutieren. Es resultiert ein sehr kraftvolles und klangfarblich intensives Klangbild. Vielleicht weniger raumgreifend und aufgedröselt als es die Klangsäulen von Sonus Faber vorexerziert haben, was die Kette aber mit mehr Punch und Körperhaftigkeit aufzuwiegen versucht. Letztlich eine Geschmacksfrage, wobei nicht verschwiegen werden soll, dass für die Anlage im Reichmann-Vorführraum ein paar Scheine weniger zu berappen wären.
Auch bei Dynaudio (https://www.dynaudio.de) hat es Veränderungen gegeben und so präsentieren sich die dänischen Lautsprecherspezialisten auf denNorddeutschen Hifi-Tagenzusammen mit der Elektronik von Moon des Herstellers Simaudio. Bislang konnte die kanadische Marke bei uns noch keinen wirklich hohen Bekanntheitsgrad erzielen, was sich durch die Partnerschaft mit Dynaudio jetzt wahrscheinlich ändern wird. Verdient hätten sie es, denn die bei fairaudio getesteten Moon-Komponenten hinterließen stets einen guten Eindruck.
Auch die Hörprobe an den highendig-elegant aufspielenden, im Vorjahr als Nachfolger der Confidence C2 vorgestellten Confidence 30 (19.000 Euro/Paar) macht Lust auf mehr. Der anerkannt hervorragende Hochtöner Esotar3 mit DDC Lens sorgt für einen enorm informativen Hochtonbereich, dem sowohl Mittellagen als auch ein flinker und ausgezeichnet konturiert aufspielender Bass hörbar nacheifern. Moons Vollverstärker 600i V2 (9.000 Euro) stellt dazu 2 x 125 Watt an 8 und 2 x 250 Watt an 4 Ohm zur Verfügung. Klanglich geht es auch mit ihm in eine schnelle, hochauflösende und gut definierte, aber auch etwas schlankere Richtung. Da wäre der in der hinteren Ecke vor sich hin dösende gewaltige Monoblock Moon 888 mit furchterregenden 2 x 1776 Watt an 4 Ohm sicher eine willkommene Alternative. Aber wer will die 136 Kilo des pro Stück 70.000 Euro teuren Poweramps schon freiwillig den langen Weg durch den Saal zu den Lautsprechern wuchten?
Erheblich weniger Gewichtsprobleme dürften Silberstatics neue Minimonitore Mia verursachen. Eigentlich steht Silberstatic ja für elektrostatische Lautsprecher, die aber bauartbedingt eine große Abstrahlfläche benötigen, um praxistaugliche Schallpegel zu erzielen. Ungünstig, wenn die bessere Hälfte ein Wörtchen bei der Wahl der Schallwandler mitzureden hat. Für diese Fälle wurde die Mia erdacht, die im Bassbereich idealerweise auf die Unterstützung eines aktiven Subwoofers angewiesen ist. Die Mia Trio inkludiert für 2.400 Euro sowohl den Sub als auch die formschönen, eine gewisse Leichtigkeit betonenden Ständer. Als Mia Duo lassen sich die kleinen Monitore aber auch solo erwerben, der Paarpreis beträgt dann 2.000 Euro. Nicht nur Frank Koglin, der Silberstatic vertrieblich betreut (http://www.audreal.de), überrascht es immer wieder, wie ansprechend die zierlichen, mit Breitbändern bestückten Lautsprecher Musik reproduzieren können. Auch viele Besucher erstaunt offenbar das musikalische Potenzial der Mia, die im Hörraum an Elektronik von CEC und Audreal einen räumlich überzeugenden, tonal keineswegs abwegigen und hochtonseitig fast schon samtigen Klang erzeugen. Selbst dynamisch forcierte Anforderungen gelingen bis zu einem gewissen Pegel recht unangestrengt. Dazu kann man sich bei der Gestaltung der Oberflächen, die seidenmatt lackiert in Schwarz und Weiß oder gegen Aufpreis in edlen Furnieren erhältlich sind, auch noch kreativ einbringen. Und der WAF? Riesig!
Bei Technics (https://www.technics.com) hat man sich offenbar entschlossen, 2019 hauptsächlich mit gut erschwinglichem Hifi an die Elbe zu kommen. Der kürzlich bei fairaudio getestete große Plattenspieler Technics SL-1000 R für 15.000 Euro bleibt daher in diesem Jahr im Foyer, wo er in einer Vitrine ausgestellt wird. Oben vor dem Hörraum gibt es dafür eine Dreierbande aus den genetisch verwandten, jedoch finanziell weniger Hürden aufbauenden, direkt angetriebenen Plattenspielertypen Technics SL-1200 GR für 1.499 Euro und den brandneuen Modellen Technics SL-1500 C und Technics SL-1210 Mk7 zu bestaunen.
Der Technics SL-1500 C, welcher mit Tonarm und MM-System Ortofon 2M Red 999 Euro kosten soll, ist dabei für den Hifi-Markt gedacht, während sich der Technics SL 1210 Mk7 an die Fangemeinde unter den DJs wendet, weshalb er zum Preis von 899 Euro auch typische Features wie Rücklauf, eine superschnelle Bremse und erweiterte Pitcheinstellungen aufweist.
Darauf kann der 1500er getrost verzichten, stellt er doch eine gekonnte, will heißen kaum erkennbar abgespeckte Version des Technics SL-1200 GR dar. Wobei „abgespeckt“ dem erstklassig verarbeiteten Gerät irgendwie nicht gerecht wird, denn schließlich ist nicht nur das MM-System schon mit an Bord, auch einen in der Zarge untergebrachten MM-Phonovorverstärker gibt ihm Technics mit auf den Weg. Und weil die Japaner mitdenken, kann dieser, wenn die Aufrüstung mit einem MC-System ansteht, auch noch aus dem Signalweg genommen werden.
Klar, dass ich auf die Performance des Technics SL-1500 gespannt bin. Nebenan spielt der Newcomer (diesmal in schwarz) an einer Kette aus Technics Lautsprechern Technics SB-G90 (Paar 1.999 Euro) und dem Vollverstärker Technics SU-G 700, ebenfalls zu 1.999 Euro. Das Setup überzeugt. Analoges Feeling mit feinen, sauberen Klangfarben, erstaunlicher Dynamik und dem Zeug zum ausgemachten Preis-Sound-Verhältnis-Tipp.
Altmeister Joachim Gerhardt von Suesskind (https://suesskindaudio.de) hat einen neuen Minimonitor im Gepäck, der sich durchaus als Hommage an kleine Studiolautsprecher vom Schlage eines LS 3/5a versteht, allerdings tatsächlich von einem Cost-no-object-Projekt abgeleitet wurde. Zum Paarpreis von 3.400 Euro (Ständer 800 Euro) offeriert der „Darling“ genannte, mit keramischen Hoch- und Tiefmitteltönern in Sandwichbauweise ausgestattete Zweiwegelautsprecher ein verblüffend realistisches, enorm dreidimensionales Klangbild, das naturgemäß nur im Bassabteil Abstriche zulassen muss. Im kleinen Hotelzimmer ein nahezu kongenialen Partner für die inzwischen nicht mehr ganz unbekannte, saugute und leider satte 49.500 Euro teure Referenzendstufe Signature Reference die der niederländische Entwickler Frans de Witt beigesteuert hat. Sicherlich eine unorthodoxe Kombi, aber eine, die man wenigstens einmal gehört haben sollte.
Vielleicht nicht ganz so spektakulär, aber ebenfalls sehr hochklassig geht es im Hotelzimmer zu, das Audio Offensive und Axiss Europe (https://www.axiss-europe.de) auf den Norddeutschen Hifi-Tagen verantworten. Ein mir nicht ganz unbekanntes Laufwerk, nämlich TW-Acustics Raven AC spielt – mit einem Sorane SA 1.2-Tonarm und Kiseki Blue NS ausgestattet (zusammen circa 14.750 Euro) – an von Audio Offensive vertriebener Elektronik von Grandinote aus Italien (Phonopre Celio, 6.000 Euro) und dem NAT New Magnetic-Röhrenvorverstärker Euro aus Serbien zu 9.900 Euro. Hinten dran hängt Brystons Stereoendstufe 4B³ zusammen mit einem Pärchen Graham LS 5/9 (Paar ab 4.200 Euro). Erstaunlich, wie gut sich die für High-End-Verhältnisse fast schon günstigen, technisch eher konservativ gestalteten englischen Monitore in dieses gekonnt kombinierte Setup einbinden. Daran dürfte die große Erfahrung der Beteiligten, namentlich Uwe Heile von Audio Offensive und Jörg Labza von Axiss Europe, nicht ganz unschuldig sein.
Die schwarzen Laufwerke von TW-Acustics werden im Übrigen seit neuestem von Jan Sieveking aus Bremen vertrieblich betreut. Wie passend: Sieveking Sound hat die passende „Software“ dafür ja schon länger im Programm.
Seinen Einstand bei Sieveking absolviert der Raven AC (10.900 Euro, ohne Tonarm) am großen Audia Flight Vollverstärker FLS 10 (9.900 Euro) und der Phonovorstufe Audia Phono (4.500 Euro) aus gleichem Hause dann auch absolut souverän. So konzentriert, farbstark und körperhaft spielend habe ich die Otello (ab 17.990 Euro/Paar) der kanadischen Manufaktur Verity Audio bislang noch nicht erlebt. Wie zu erfahren ist, wird es wohl demnächst die Version Raven AC2 geben, die auf Betreiben von Sieveking eine benutzerfreundlichere und besser reproduzierbare Montage insbesondere von Fremdtonarmen auf dem Masselaufwerk ermöglichen soll.
Der Essener High-End-Hersteller Progressive Audio ist ein Stammgast auf den Norddeutschen Hifi-Tagen und eigentlich immer für großen Klang aus relativ kleinen Gehäusen gut. Mit seiner aktiven Extreme 1 hat Entwickler Ralph Koenen es jetzt fast schon auf die Spitze getrieben. Manch ein ausgewachsener Standlautsprecher würde sich über die hier gebotene Performance an tiefer und substanzreicher Bassgewalt sicher sehr freuen, wenn er sie denn hinbekäme. Doch nicht der aktive, um 9.000 Euro teure Zweiwege Koaxiallautsprecher in der Edition-Ausführung, wie die elegante USM-Haller-Version offiziell heißt, ist der eigentliche Protagonist der Show, sondern der brandneue DAC 992. Auf dessen Klang ist der Progressive-Audio-Inhaber nämlich ganz besonders stolz. Der D/A-Wandler im Midi-Format bietet eine Auflösung bis zu 392 kHz und 32 Bit, darüber hinaus hat er eine hochpräzise Femto-Clock an Bord. Dank eines regelbaren Ausgangs sollen sogar Vorverstärker der Spitzenklasse überflüssig werden. Ausgangsseitig stehen echte symmetrische und unsymmetrische Schnittstellen zur Verfügung, eingangsseitig sechs (optisch, S/PDIF-RCA und -XLR). Der beliebte USB-Eingang wird, ebenso wie ein Kopfhörerausgang, leider nur optional angeboten. Der Preis für Progressive Audios neuen DAC beträgt 6.498 Euro in der Grundversion.
Ganz oben, fast unter den Wolken im 18. Stockwerk gelingt Arnd Rischmüller von H.E.A.R. (https://h-e-a-r.de) eine angenehm unaufgeregte, gleichwohl musikalisch beglückende Vorstellung.
Die im Hamburger Vertrieb befindlichen VPI-Laufwerke und Plattenspieler genießen nicht zu unrecht weltweit einen guten Ruf – und auch die Röhrenverstärker von Audiomat haben sich über die Jahre als besonders klangstarke Elektronik auch außerhalb ihres Herkunftslandes Frankreich einen Namen gemacht. Die Lautsprecher, die John DeVore von DeVore Fidelity in New York baut, sollen zwar gelegentlich durch ein betont kastenförmiges Design und ihre etwas eigenwillige Namensgebung (Orang Utan) auffallen, was sie aber nicht davon abhält, klanglich Besonderes zu leisten. Dies gerne auch in Kombination mit Röhrenverstärkern, wie dem hier von Rischmüller verwendeten Vollverstärker Audiomat Aria, der mit vier EL-34-Glaskolben 30 muntere Watt erzeugt, immerhin 23 davon im Class-A-Betrieb. An der eher konventionell gestalteten DeVore Gibbon Super 9 (10.900 Euro/Paar) breitet sich die Musik einerseits betont unbeschwert und leicht federnd im Hörraum aus, andererseits verleiht sie Bassläufen und dynamischen Passagen den unbedingt notwendigen Druck und Autorität. Ein Spagat, der nur wenigen Schallwandlern glückt und im Resultat ein ermüdungsfreies Hörvergnügen zeitigt, wozu vermutlich auch die ausgezeichneten Kabel von Tellurium Q einen Beitrag leisten.
Wer sich für Röhrenverstärker interessiert, sollte unbedingt bei Georg Arsin von Rike Audio (https://rikeaudio.de) vorbeischauen. Arsin, der im fränkischen Fürth durch die Entwicklung von besonders highendigen Kondensatoren auf sich aufmerksam gemacht hat, liebt Röhrenamps und baut sie kompromisslos auf besten Klang getrimmt. Dabei kann auch schon mal ein Gigant für 100.000 Euro herauskommen. In der Hansestadt tut es aber auch sein 6.400 Euro teurer Vollverstärker Romy 20 SE Signature, der gut 20 Watt, allerdings im Eintakt-Betrieb, zur Verfügung stellt. Dafür reichen zwei Sendetrioden des Typs SRS 551. Noch nie gehört? Trösten sie sich, ich auch nicht.
Mit den noch recht kompakten, aber schon richtig schweren Acapella Harlekin produziert der äußerlich unscheinbare Romy einen druckvollen, für einen Tubeamp ungewöhnlich fest strukturierten Bass, ohne freilich die Single-Ended-Schaltungen gemeinhin nachgesagte besonders farbige und emotional ansprechende Klangästhetik zu vernachlässigen. Selbstverständlich dürfte auch der gerade von Arsin fertig entwickelten Referenzphonovorstufe Sabine (6.000 Euro), gefüttert vom Laufwerk Dr. Feickert Analogue Volare, ein nicht allzu kleiner Anteil an der hohen Wiedergabequalität zukommen. Beeindruckend.
Oks-Audio (http://oks-audio.de), eine Manufaktur aus Trittau vor den Toren Hamburgs, feiert auf den Norddeutschen Premiere. Inhaber Eugen Oks hat eine bewegte berufliche Vergangenheit und sich zuletzt intensiv mit professioneller Innenraumgestaltung beschäftigt. Die Liebe zur Musik hat ihn schließlich zum Lautsprecherbau – Breitbänder und Dipole gehören zum Grundkonzept – gebracht. Aber Oks baut auch D/A-Wandler und Verstärker, die er gerne fürs Bi-, Tri- und Quad-Amping auslegt. Bei alledem entstehen recht eigenwillige Kreationen, die mich sehr entfernt an Objekte eines Kostas Metaxas erinnern. Allerdings werden bei dem legendären (HiFi-)Designer meist massive Alublöcke mit der Fräse angegangen, während in Trittau eher Nextel-Beschichtungen oder mit Metallblenden verklebtes MDF zur Anwendung kommen. Beeindruckend ist freilich die Vielfalt der Produkte, was allerdings auch den Überblick erschwert. Halten wir fest: Oks ist nach eigenem Bekunden ein Bass-Aficionado, weshalb hier ein Schwerpunkt seiner Abstimmtätigkeit zu liegen scheint. Oks-Audio bietet für den norddeutschen Raum sogar einen Vor-Ort-Einmessservice zur Justage der verbauten digitalen Raumkorrektursysteme an.
Individuelle Gestaltung ist Programm, was unter anderem in farblich wechselnder Ambiente-Beleuchtung für Lautsprecher oder von innen illuminierten Membranen seinen Ausdruck findet. Die Vorführung, idealerweise in Verbindung mit bewegtem Bild über einen Flachbildschirm, hat dann auch einen speziellen, durchaus faszinierenden Charakter. Im reinen Audio-Modus ist mir die Bühne dann aber doch etwas zu eng und tonal nehmen es die Breitbänder nicht immer so ganz genau. Preislich bewegt sich das Angebot zwischen einigen hundert und etlichen tausend Euro, was natürlich auch den vielen angebotenen Individualisierungen geschuldet sein dürfte. Nächstes Jahr will Oks-Audio wieder ins Holiday Inn zurückkehren. Man darf also gespannt sein.
Es hat fast schon Tradition, Messeberichte mit einem Schmankerl abzuschließen. Diesmal gebührt die Ehre einem Lautsprecher, der mir bereits im letzen Jahr aufgefallen war, aber seinerzeit nur direkt aus Dänemark zu beziehen war. Jetzt hat HiFi Pilot (https://www.hifipilot.de), die sich nicht zuletzt um XTZ-Lautsprecher kümmern, Buchardt Audio ins Portfolio aufgenommen, womit in Deutschland ein erfahrener Partner bei Fragen und Problemen zur Verfügung steht. Erfreulich, dass der Preis von 2.000 Euro für ein Paar Buchardt Audio S400, um das es hier geht, gehalten werden konnte. Eichenfurnier gibt’s für einen verschmerzbaren Aufpreis.
Der Lautsprecher spielt in kleinen und mittelgroßen Räumen unglaublich substanziell und ausgeglichen. Wobei der Bass für die Größe schon sehr ungewöhnlich ist, was sich wohl auch mit der geschickt eingesetzten ovalen Passivmembran auf der Rückseite erklären lässt. Man merkt also rasch, dass die dänischen Entwickler keine Newcomer, sondern gestandene Branchenprofis sind.
Nun ist ein eindrucksvoller Zweitausend-Euro-Monitor schon per se sehr erfreulich, doch das ist nur ein Teil der Überraschung. Die Jungs von Hifi Pilot haben die Buchardt-Schallwandler mal eben frech an ihren Stereovollverstärker IOTAVX SA3 angeschlossen – und diese Kombi geht ab wie die Feuerwehr. Der 2 x 90 Watt an 4 Ohm liefernde Integrierte kostet inklusive D/A-Wandler und MM-Phonozug gerade einmal 449 Euro. Das Ergebnis: Ein highendiges Hörerlebnis. Noch Fragen?