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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Direkt ins Ohr
  2. 2 Technics SL-1000R: Klangtest & Vergleiche

Wenn Sie so wie ich in den frühen 1980ern mit HiFi in Berührung gekommen sind, dann wissen Sie: Damals gehörte der japanische Hersteller Technics (www.technics.com) quasi zu den unabkömmlichen Größen der Szene. Als Fixstern im analogen Portfolio der bekannten Hifi-Marke gilt nicht zu Unrecht der bereits 1972 eingeführte Plattenspieler Technics SL-1200, der sogar die dunklen Zeiten zu Beginn des Jahrtausends, in denen analoges Hifi fast völlig vom Markt verschwand, überdauerte. Sein langes Leben verdankte er unter anderem einer großen Fangemeinde, die sich zu einem nicht geringen Teil aus professionellen Anwendern in Studios und hinter DJ-Pulten rekrutierte. Hierfür zeichnete insbesondere sein robuster Direktantrieb verantwortlich, der nicht nur erschwerte Arbeitsbedingungen klaglos ertrug, sondern die „kreativen“ Umgangsformen vieler DJs mit ihren Plattendecks überhaupt erst möglich machte.

Technics SL-1000R – ein bisschen Geschichte …

Technics SL-1000R aktiv

Doch auch unter den HiFi-Enthusiasten fanden sich nicht wenige, die die von den Japanern präferierte Antriebsweise, den Direktantrieb, den schwabbelnden Riemen üblicher High-End-Laufwerke vorzogen. Häufig wurden die Technics SL-1200 von ihren Besitzern mittels Zargen aus unterschiedlichsten, meist schweren Materialien wie Granit oder Corian gepimpt. Viele behaupteten dann, klanglich einen Linn LP 12 oder gar Platine Verdier in Schach halten zu können.

Für die Analogliebhaber unter den Technics-Fans gab es dann 2016 einen besonderen Grund zum Jubeln: Optisch in der Tradition des besagten und weit über drei Millionen mal gebauten SL-1200 gehalten, stellte Technics den SL-1200GAE vor. Technisch ist der Dreher freilich eine Neuentwicklung, die mit ihrem Vorgänger hauptsächlich die Antriebsart teilt. Der Motor des Direktantriebs wurde allerdings durch den Wegfall des bisher verwendeten Eisenkerns, den die Technics-Entwickler als ursächlich für gleichlaufschädigendes Polrucken erkannt haben wollten, nochmals erheblich verbessert. Der immerhin 3500 Euro teure Technics SL-1200 GAE kam in einer limitierten Auflage von, logisch, 1200 Stück weltweit auf den Markt, welche in kürzester Zeit vergriffen war. Die 300 dem japanischen Markt zugeteilten Exemplare übrigens in der Rekordzeit von 30 Minuten. Inzwischen gibt es mit dem Technics SL-1200G einen nahezu baugleichen, aber unbeschränkt erhältlichen Dreher. Wem der mit 3500 Euro beibehaltene Preis des G zu hoch erscheint, kann zu einer etwas abgespeckten Version, dem Technics SL-1200GR, für 1500 Euro greifen.

Technics SL-1000R Abdeckhaube

Der Technics SL-1000R tritt das Erbe des legendären Technics SP-10 an

Aber klar, dass man – allein, um der Historie gerecht zu werden – noch weiter ausholen musste: Der als pures Laufwerk konzipierte Technics SP-10R und sein Pendant, der hier zum Test anstehende komplette Plattenspieler Technics SL-1000R treten das Erbe des legendären SP-10 an, mit dem 1970 die Ära der großen Direkttriebler der Japaner eingeläutet wurde.

Dies auch heute noch unter klanglichen Aspekten recht gut beleumundete Laufwerk wurde über die Jahre zur Mk2- und Mk3-Version weiterentwickelt und natürlich ist es kein Zufall, dass das Laufwerk SP-10R haargenau in die Zargen seiner direkten Vorgänger, die von vielen als Technics‘ Statement in Sachen High-End-Laufwerke angesehen werden, passt. Als Statement gehen auch die aufgerufenen Preise der beiden Referenzdreher durch: 8.999 kostet der SP-10R. Ein Technics SL 1000 R ist für 15.999 Euro zu bekommen.

Als mich Kollege Jörg Dames im Sommer fragte, ob ich nicht Lust hätte, dem Technics SL-1000R auf den Zahn zu fühlen, brauchte ich nicht lange zu überlegen, schließlich war ich doch gerade erst auf der High End in München wie ein Bär um den Honig um eben dieses Laufwerk geschlichen.

Technics SL-1000R – die Technik

Technics SL-1000R Start/Stopp

Klar, dass die Erwartungen an den Nachfolger des Technics SP-10 mehr als hoch sind. Bei Technics hat man allerdings offenbar weder Kosten noch Mühen gescheut, um diese einlösen zu können. So erfuhr der inzwischen ja eisenkernlose Motor des Technics SL-1200G weitere grundlegende Veränderungen. Am bedeutsamsten ist sicher die Verwendung von 18 statt nur neun Spulen, von denen die Hälfte mit 60 Grad Versatz auf der Unterseite des Statorenboards montiert ist. Die Ansteuerung der Statorspulen erfolgt zwölfpolig. Zusammen mit dem ebenfalls für mehr Laufruhe sorgenden Doppelrotor ergibt sich ein Gleichlauf, der, so Technics, eine Toleranz von lediglich 0,015 Prozent aufweise und damit wohl so ziemlich an der Messgrenze kratzen dürfte.

Zur Stromversorgung dient ein externes, für äußerste Rauscharmut ausgelegtes Schaltnetzteil, das optisch zwar gut neben dem Plattenspieler aussieht, aber dank ausreichend langer Versorgungsleitung und zwecks Ausschluss jeglicher Beeinflussung des Laufwerks und des Abtastvorgangs bei mir auf einer tiefer gelegenen Rackebene Platz nimmt.

Technics SL-1000R Steuergerät

Das Steuergerät und Netzteil des Technics SL-1000R

Der Technics SL-1000R fährt innerhalb eines Wimpernschlags auf seine Solldrehzahl hoch und verhält sich dabei so mucksmäuschenstill und vibrationsarm, wie ich es bei keinem anderen noch so highendigen Laufwerk erlebt habe. Ein Grund – neben dem grandiosen Motor, der ein Anlaufdrehmoment von 0,39 Nm entwickelt, was gegenüber dem SL-1200G etwa eine Verdoppelung darstellt – ist die schiere Masse, die der Technics SL-1000R aufbieten kann. Dafür sorgt unter anderem der Aufbau des Chassis, das aus einem Werkstoff hoher Dichte – bezeichnet als Bulk Moulding Compound – besteht und mit einer 30 Millimeter dicken, massiven Platte aus Aluminium aufs Innigste verbunden ist. Auch das eigentliche Laufwerk besitzt eine ähnlich dimensionierte Aluplatte, wobei die Motoreinheit zusätzlich von unten mit einem Gehäuse aus Gussaluminium vor unliebsamen Einflüssen der Außenwelt geschützt wird. Der enorme Aufwand schlägt sich schließlich in dem mit 45 Kilogramm nicht gerade geringen Kampfgewicht des Technics SL-1000R nieder. Damit so viel Masse am Ende nicht doch wieder von Vibrationen, sei es von außen oder innen angeregt wird, hat Technics dem Plattenspieler in der Höhe einstellbare, dämpfende Füße mit Silikon-Kautschuk Füllung spendiert.

Ein weiteres Highlight ist sicherlich der Plattenteller, der mit seinem dreischichtigen Aufbau zu beeindrucken weiß: Eine massive Scheibe aus Messing ist dabei mit dem eigentlichen Teller aus Aluminium bombenfest verschraubt. Zusätzlich unterbindet eine an der Unterseite des Tellers aufgebrachte Kautschukschicht jegliche Klingelneigung. Damit lassen sich allerdings die sieben Kilo, die der Teller auf die Waage bringt, noch nicht ganz erklären. Erst mit den am äußeren Rand in den Teller eingelassenen Zylindern aus hochdichtem und entsprechend schwerem Wolfram wird das Ganze perfekt. Damit weist der Teller besonders viel Masse am Außenrand auf, was – neben dem obligatorischen Feinwuchten jedes einzelnen Exemplars – für einen abermals ruhigeren Lauf sorgen dürfte. Nicht zu vergessen ist die Plattenmatte aus Gummi, die nicht nur schön Retro ausschaut, sondern auch dem Klang weiter dienlich sein soll.

Technics SL-1000R Plattenteller mit Gewichten

Der unter anderem mittels eingelassener Wolframgewichte feingewuchtete Plattenteller des Technics SL-1000R

Zum Lieferumfang eines Technics SL-1000R gehört ein Tonarm, der im Wesentlichen dem bereits beim Technics SL-1200 GAE vorgestellten Arm entspricht. Bei Bedarf lassen sich Ausleger für zwei weitere Tonarme an die Zarge des SL-1000R anbringen. Doch bereits der „Serienarm“ verspricht standesgemäße Qualität. Das Tonarmrohr ist aus Magnesium gefertigt, was im Vergleich zu Rohren aus Aluminium für zusätzliche innere Dämpfung sorgt. Für die Innenverkabelung kommt Litzendraht aus hochreinem OFC-Kupfer zur Anwendung. Der kardanisch aufgehängte Arm ist zudem erstklassig verarbeitet, die Lager sind praktisch spielfrei. Im Vergleich zu einem SME 309, aber auch zu meinem Graham Phantom wirkt er überraschend leicht, fast schon fragil. Das kann ihn aber, wie ich später sehe, nicht davon abhalten, ein Aventurin 6 von Steinmusic sicher zu führen.

Der Clou des Technics-Arms ist allerdings die absolut smooth laufende Höhenverstellung. Präzise lässt sich damit der VTA an unterschiedlich dicke Schallplatten anpassen. Zusammen mit dem SME-Bajonett-Schraubanschluss zur Headshellbefestigung, ist es so auch möglich ohne allzu zeitraubende Einstellarbeiten diverse vorbereitete Tonabnehmer-Headshell-Kombinationen auszuprobieren.

Technics SL-1000R Tonarm

Das Tonarmrohr des Technics SL-1000R besteht aus Magnesium

Überhaupt ist die Justage eines Tonabnehmers am Technics-Arm eher eine leichte denn eine diffizile Übung. Zwar soll die Geometrie des Armes geringfügig von den üblicherweise verwendeten abweichen, doch dank der mit Langlöchern versehenen Graphit-Headshell von Audiotekne und meiner alten Music-Connection-Schablone lässt sich Steinmusics MC Aventurin 6 präzise auf die Nulldurchgänge einstellen. Das Tonarmgewicht, welches im Bedarfsfall um ein Zusatzgewicht ergänzt werden kann, lässt sich zur Einstellung der Auflagekraft fast ebenso sahnig auf seiner Achse drehen wie die Höhenverstellung – und fürs Antiskating gibt es einen Drehregler, der auf eine Feder einwirkt. Kennt man so auch vom SME V oder von Linns großem Tonarm Ekos. Eine Azimutheinstellung ist nicht vorgesehen, sie kann aber im Bedarfsfall mit einer entsprechenden Headshell leicht realisiert werden.

Eine Headshell liegt dem Technics SL-1000R übrigens nicht bei. Tragisch dürfte das allerdings nicht sein; denn in der „Gewichtsklasse“ des Technics-Drehers verfügen die meisten Interessenten in der Regel sowieso schon über eine Auswahl guter Headshells oder lassen es sich nicht nehmen, diese speziell nach den eigenen Bedürfnissen zu wählen. Davon abgesehen hätte Technics beim aufgerufenen Preis wahrscheinlich schon eine Headshell dazu legen können, ohne dass gleich die gesamte Kalkulation in sich zusammengebrochen wäre.

Technics SL-1000R Aufhängung

Ärgerlicher ist der beim aufgestellten Plattenspieler schlecht zugängliche Anschluss für das Tonarmkabel. Gleiches gilt für die Schraubklemme zur Masseverbindung. Man muss schon ziemlich kräftig und geschickt sein, um den Technics auf der Seite anheben und gleichzeitig einen 5-Pol-Stecker von hinten zielsicher in die entsprechende Buchse einführen zu können. Nur gut, dass die meisten Eigner eines Technics SL-1000R nicht ständig den Drang verspüren werden, Phonokabel zu tauschen. Allerdings werden sie nicht umhin kommen, sich eines zu besorgen, denn auch eine 5-Pol-Phono-Verbindung liegt dem Technics nicht bei. Dafür aber ein detailliertes Manual, das auch in deutscher Sprache viel Wissenswertes zur Inbetriebnahme des Technics SL-1000R bereithält.

Ist das Tonarmkabel einmal eingesteckt, lässt sich der weitere Aufbau des Plattenspielers kinderleicht bewerkstelligen, denn der Arm ist bereits vormontiert und der Plattenteller – welcher dank spezieller, eindrehbarer Griffe sicher bewegt werden kann – über drei Schraubverbindungen schnell und bombenfest mit Lager und Antrieb verbunden.

So wie der große Technics mit seiner vorzüglichen Verarbeitung und den edlen Oberflächen auf der Laufwerksebene meines Copulare-Racks thront, die er wegen seiner Größe nahezu komplett beansprucht, ist auch für den Unbedachtesten erkennbar, dass hier eine Komponente mit Premium-Anspruch ihren Einsatz erwartet. Über Tastschalter wählt man bequem die gewünschte Geschwindigkeit: 33,3, 45 oder gar 78 Umdrehungen pro Minute stehen zu Auswahl. Muss ich erwähnen, dass sich die Taster nicht nur hochwertig anfühlen, sondern auch noch einen richtig guten Druckpunkt aufweisen? Selten hat schon das Einschalten so viel Vorfreude ausgelöst. Dann, wie erwähnt, sekundenschnelles Hochfahren auf Sollgeschwindigkeit. Sorry liebe DJs, aber das Drehmoment, welches der Technics SL-1000R dabei entwickelt, macht es nahezu unmöglich, den Teller mit halbwegs angemessenem Kraftaufwand zu stoppen.

Technics SL-1000R: Klangtest & Vergleiche

Technics SL-1000R im Rack

Auf dem Teller des Technics SL-1000R liegt Bernie Grundmans 45er Direktschnitt Four Seasons in Jazz, Live at Bernies mit dem Anne Bison Trio. Der erste Eindruck, nachdem das Aventurin in die Rillen eingetaucht ist, vermittelt eine unglaubliche Souveränität, ein wie in Carrara Marmor gemeißeltes Klangbild, das mit einer enormen inneren Festigkeit beeindruckt. Die Akteure erscheinen auf der Bühne mit einer geradezu greifbaren körperlichen Präsenz, die auch im High-End-Bereich nicht alltäglich ist.

Zuletzt hatte der Transrotor Massimo in meinem Hörraum in einer ähnlich plastischen Art und Weise reproduziert, doch ließ er – wie ich jetzt bemerke, während ich dem Technics SL-1000R lausche – das letzte Quäntchen an Leichtfüßigkeit vermissen, das dem ähnlich gewichtigen Technics klanglich genau die Eleganz verleiht, die dem schicken Äußeren entspricht. Der Technics swingt mit dem Trio der Kanadierin eine Nuance glaubwürdiger und spürt auch subtilsten rhythmischen Feinheiten eine Spur exakter nach als es der Massimo vermochte.

Interessant ist, dass sich der Japaner trotz seiner holographisch anmutenden Abbildungsfähigkeit einer zu monumentalen Raumabbildung verweigert. Zwar bietet der Technics SL-1000R ein luftiges und keinesfalls zu Enge neigendes Raumgefühl, vermeidet aber jede unbotmäßige, effektheischende Übertreibung. Die Genauigkeit, mit der er dabei Grenzen in Tiefe, Breite und Höhe zieht, dürfte allerdings auch sehr erfahrene Hörer aufhorchen lassen.

Technics SL-1000R Achse

Überhaupt scheint Präzision sein Ding zu sein. Anne Bisson steht nicht irgendwie zwischen den Lautsprechern, nein, sie scheint sich dort höchst lebendig zu manifestieren, bewegt sich mal nach links, dann nach rechts, groovt im Takt der Musik. Über all das lässt mich der Technics SL-1000R nicht eine Sekunde im Unklaren. Eine ähnlich ausgeprägte Verbindlichkeit habe ich zuletzt bei einem Döhmann Helix Two hören können, einem Weltklasselaufwerk und knapp 10000 Euro teurer als unser Proband. Mein eigener TW-Acustic Raven AC, der mit dem einpunktgelagerten Tonarm Graham Phantom bestückt das Preisniveau unseres Testgerätes erreicht, zeichnet im direkten Vergleich die räumlichen Grenzflächen etwas weicher. Also Bleistifthärte HB statt H wie beim Technics. Bei harten Klavieranschlägen von Anne Bisson lenkt das japanische Laufwerk daher das Augenmerk zunächst einmal auf den Anschlag des Klöppels und den blitzartig folgenden metallischen Ton der getroffenen Stahlsaite, während der Raven sich eher der weiteren Ausformung des Tons widmet.

Die spontane und unmittelbare Direktheit, die der Technics SL-1000R an den Tag legt, bedingt wohl auch eine seiner weiteren hervorstechenden Eigenschaften: Dynamik. Und zwar Dynamik in allen Schattierungen, wie es sie nur selten zu hören gibt. Auf diesem Level zeigt sich die ganze Klasse von Grundmans Direktschnitt. Die hauptsächlich getragenen und Mid-Tempo-Nummern leben nun mal von den feinen bis subtilen Lautstärkedifferenzen, die die Aufnahme des Altmeisters mit dem SL-1000R offenbart.

Technics SL-1000R Plattenteller Schriftzug

Dass der Japaner aber nicht nur auf Feinheiten abonniert ist, beweist Gaite Parisienne LSC-1817. Bereits die originale Shaded Dog von 1958 lässt bekanntlich grobdynamisch kaum etwas anbrennen. Doch hier kommt nicht die RCA-Erstpressung auf den Plattenteller, sondern das von Bernie Grundman vor mehr als zwanzig Jahren für Classic Records angefertigte Reissue. Allerdings als dynamisch nochmals gesteigerte Weißpressung. Die nach einem Ballett Offenbachs inszenierte Orchestermusik enthält heftige Tutti und Einsätze großer Trommeln, die nicht nur die Lautsprecher auf eine harte Probe stellen können. Der Technics schüttelt das infernale Dynamikfeuerwerk aus dem Ärmel, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, spielt rhythmisch auf den Punkt und reagiert auf Impulse so unmittelbar und direkt, als hätte die Forschungsabteilung einen Weg gefunden, den Abtastdiamanten ohne Umwege mit den Lautsprecherchassis zu verbinden.

Ein Vergleich mit AMGs Laufwerk Viella, dessen gefühlter Speed eine echte Benchmark setzten konnte, drängt sich da förmlich auf und dürfte, wenn mich die Erinnerung nicht gänzlich trügt, ziemlich sicher mit einem Patt ausgehen.

Technics SL-1000R mit Platte

Während sich das AMG-Laufwerk allerdings tonal eine Handbreit auf der helleren Seite verorten lassen musste, besetzt der Technics SL-1000R die neutrale Mitte mit einer Selbstverständlichkeit, die einen staunen lässt. Angesichts dessen muss sich sogar mein guter Raven AC eingestehen, dem Klanggeschehen einen winzigen Schuss Wärme einzuflößen, zumindest in der Konfiguration mit einem Tonarmbrett aus massiver Wenge und dem darauf montierten Graham Phantom.

Living ConcertRalf Koschnickes (Acousence Records) frappierend realistische Aufnahme von Schostakowitschs Symphonie Nr. 15 mit den Duisburger Philharmonikern unter Jonathan Darlington ist so ein Fall, wo selbst die geringste Einmischung seitens der Abspieleinheit einen Verlust an klanglicher Überzeugung, mithin Echtheit bedeutet. Mein Eindruck, nachdem die Acousence-Pressung der fünfzehnten Symphonie inzwischen zum festen Programm meiner Plattenspielertests gehört: Der Technics SL-1000R raubt der Aufnahme nicht das kleinste bisschen ihrer Faszination. Eine wie auch immer geartete Tönung lässt sich mit besten Willen weder bei den Einzelinstrumenten noch beim Klangkörper im Ganzen ausmachen. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass der SL-1000 R tatsächlich das bei weitem neutralste Laufwerk ist, welches ich bisher in meinem Hörraum begrüßen durfte.

Burial UntrueDiese Einschätzung soll uns aber nicht davon abhalten, einen genaueren Blick auf die Bassabteilung des Plattenspielers zu werfen. Der Bass geht nämlich richtig weit runter und weist eine Festigkeit auf, die ganz unvermittelt die Assoziation an gehärtete Stähle aufkommen lässt. Die abgrundtiefen Basswellen auf Burials Untrue (auf Amazon anhören) meistert der Technics SL-1000R absolut vorzüglich. Der Massimo aus Bergisch Gladbach kommt unten rum vergleichsweise ähnlich unnachgiebig daher und bietet dabei den tonal etwas voluminöseren Auftritt, während der Japaner hier noch facettenreicher und texturierter durchzeichnet.

Ähnlich viel Freude bereiten die feinen Höhen des Technics SL-1000R. Ohne diese über Gebühr zu betonen, wird noch allerfeinstes Hochtongespinst detailliert aufgelöst. So fein, dass ich mich ein ums andere Mal vergewissern muss, dass wirklich das Aventurin 6 unter der Headshell sitzt und nicht etwa mein mit besonders filigranen Höhen aufwartendes Lyra Titan i.

Charly Antolini CDHochgradig explosiv, prononciert nach vorn treibend oder gleichmäßig anschwellend klingen die verschiedenen Becken auf Charly Antolinis Direktschnittklassiker Knock Out (auf Amazon ansehen). Sie lassen sich dabei nicht nur präzise verorten, auch klangfarblich differenziert das Technics SL-1000R/Aventurin-6-Gespann die Becken des Drumsets mit selten gehörter Sorgfalt. Selbst wenn man kein ausgewiesener Schlagzeugfan ist, macht es einfach unbändige Freude, der präzisen Beckenarbeit des Schweizer Drummers über den Technics SL-1000R zu lauschen.

Während meine Freudentränen trocknen, mag sich der eine oder andere fragen, wie denn ein absolute Neutralität an den Tag legendes Spitzenlaufwerk wie unser Testgerät überhaupt zu solch vollendet „unkopfigem“ Hörgenuss taugen kann.  Ganz ehrlich, ein probateres Mittel als Technics‘ großen Plattenspieler dürfte es kaum geben, um  Zweifel dieser Art in Bruchteilen eines Augenblicks zu pulverisieren.

Technics SL-1000R Service

Billboard
es lebe die vielfalt

Test: Technics SL-1000R | Plattenspieler

  1. 1 Direkt ins Ohr
  2. 2 Technics SL-1000R: Klangtest & Vergleiche

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