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Test: Vincent SV-700 | Vollverstärker, Röhre/Hybrid

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  1. 1 Test: Vincent SV-700 | Vollverstärker, Röhre/Hybrid

September 2016 / Tobias Zoporowski

„Zwei Herzen schlagen, ach!, in meiner Brust.“ Wer hat in der Schule aufgepasst? Rrrrrichtich: Schon Johann Wolfgang von Goethe wusste um den Eindruck hybrider Ereignisse. Wobei ich Sie nicht aufs Glatteis führen möchte – im Gegenteil, ich schreibe diese Zeilen an einem der heißesten Tage dieses unsteten Sommers, mit einem „wohltemperierten“ Vollverstärker im Rücken –, diese Geschichte hat so gar nichts von einer Tragödie.

Vielmehr ist die Marke Vincent (www.vincent-tac.de), im Jahre 1995 von Sintron-Geschäftsführer Uwe Bartel gegründet, eine seit über 20 Jahren währende Erfolgsgeschichte. Ging es am Anfang eher um möglichst viel Material fürs Geld – wobei die Verstärker des Hauses, einschließlich meines aktuellen Testgerätes, auch heute noch massiv und gewichtig auftreten –, hat sich Vincent inzwischen seinen Stammplatz in HiFi- und Highendkreisen erobert und ist mit insgesamt sechs Produktlinien zum Vollsortimenter gewachsen. Nur Plattenspieler gibt es im Portfolio noch nicht. Aber was nicht ist …

Röhre mit Beleuchtung im SV-700

Der knapp 25 Kilogramm schwere Hybridvollverstärker Vincent SV-700 – den kleineren Vincent SV-500 hatten wir kürzlich im Test – ist das Spitzenmodell der sogenannten „Tube Line“. Unter diesen Sammelbegriff ordnet der Hersteller alle Komponenten mit sichtbarer Röhrentechnologie. Sie tragen ein markantes Bullauge in ihren Frontplatten, durch die man eine mit orangefarben leuchtenden LEDs dramatisch in Szene gesetzte Vorstufenröhre sehen kann. Ein Showeffekt, sicherlich. Aber warum denn auch nicht? Niemand hat behauptet, dass HiFi-Geräte keine Hingucker sein dürfen. Und wem der glimmende Schein zu aufdringlich ist, kann die Leuchtdioden dimmen.

Gleichzeitig ist der SV-700 der zweitgrößte Vollverstärker im Vincent-Portfolio. Über ihm steht nur noch der noch massigere Bolide SV-800 – er gehört zur „Premium Line“ –, mit dem sich mein Proband elementare technische Merkmale teilt. Unter anderem den hybriden Aufbau, also die Unterteilung der Verstärkersektionen in eine röhrenbewehrte Vorstufe und eine Endstufe mit Transistoren.

Davon verspricht man sich vor allem klangliche Vorteile. So sollen die Glaskolben der musikalischen Darbietung ihren charakteristischen Schmelz verleihen, während die Transistorverstärkung für eine anständige Ausgangsleistung sorgt. Der Hersteller gibt die Leistungsfähigkeit des SV-700 im Class-AB-Betrieb mit 2 x 160 Watt an vier und 2 x 100 Watt an acht Ohm Last an, in Class A stehen 2 x 50 Watt an acht Ohm zur Verfügung.

Vincent hat sich – in dieser Klasse nicht unüblich – für einen symmetrischen Aufbau der Verstärkerzüge entschieden. Je Kanal kommen so insgesamt drei Röhren (1x12AX7, 2x12AU7) zum Einsatz, die nach dem sogenannten „Shunt Regulated Push-Pull“-Prinzip (SRPP) arbeiten. Ohne zu sehr in Details einzutauchen, kann man sich mit dieser Verstärkerschaltung, die ein grundsätzlich sehr ruhiges und selbstverständliches, dabei eher ins Warme tendierendes Klangbild verspricht, auch Probleme einfangen. Etwa dann, wenn die Arbeitspunkte der Röhren durch thermische Drift aus dem Ruder laufen. Deshalb geht man heutzutage hin und versorgt die Schaltung, wie auch beim SV-700, mit einer Halbleiter-Stromquelle, welche optimale Bedingungen für den Betrieb der Verstärkerröhren schafft. Auf eine weitgehende Über-alles-Gegenkopplung haben die Iffezheimer aus klanglichen Gründen bewusst verzichtet.

Vincent SV-700

In der Endstufe setzt Vincent auf leistungsfähige Transistoren von Toshiba, die wahlweise im Class A- oder AB-Modus arbeiten können. Damit wohnen in der Tat zwei Herzen unter der „Brust“ des wuchtigen Vollverstärkers, denn die beiden Betriebsarten unterscheiden sich, je nach bevorzugter Musikrichtung, hörbar voneinander. Dazu aber später mehr. Um die konstant stabile Stromversorgung aller Baugruppen kümmert sich ein Ringkerntransformator mit 500 VA. Auch in Sachen Pegelfestigkeit und Reserven sollte also eigentlich nichts anbrennen.

Optisch zieht das bereits erwähnte, zentral in die Frontplatte eingelassene Bullauge, hinter dem sich eine der Vorstufenröhren verbirgt, alle Blicke auf sich. Sonst darf man die Gestaltung des „Verstärkergesichts“ als klassisch-übersichtlich beschreiben: zwei große Drehregler (Eingangswahl und Lautstärke), sowie vier kleinere Drucktaster (Class A/AB, On/Off, Speaker 1, Speaker 2) teilen sich den großzügig vorhandenen Platz. Alle Verstärkerfunktionen lassen sich auch fernbedienen, ein schwerer Infrarotgeber aus Aluminium gehört zum Lieferumfang. Die opulenten Kühlrippen an beiden Gehäuseseiten des SV-700 sind indes keine Show. Er braucht sie tatsächlich. Vor allem im Class-A-Modus, den ich klanglich bevorzuge, verbrät der Amp Wärmeenergie auf dem Niveau eines zu drei Viertel aufgedrehten Heizkörpers.

So klassisch der Vincent SV-700 daherkommt, seine Entwickler haben nicht nur an Liebhaber analoger Quellen gedacht – wofür insgesamt vier Eingänge (3 x Cinch, 1 x XLR) zur Verfügung stehen –, sondern ihm auch einen BurrBrown-D/A-Wandler vom Typ PCM5100 implantiert, der entweder optoelektrisch (Toslink) oder via koaxialer S/PDIF-Buchse Signale bis 24 Bit/192 kHz entgegen nimmt. Schön wär’s gewesen, hätte man ihm auch noch eine asynchron taktende USB-Schnittstelle verpasst, womit er als externe Soundkarte hätte angesteuert werden können, aber Sie merken schon: hätte, wäre, könnte – ist aber nicht. Auf einen Phonoeingang und einen Kopfhöreranschluss verzichtet der wuchtige Vincent ebenfalls. Zur Ansteuerung eines aktiven Subwoofers oder externer Endstufen hält er in seinem Anschlussfeld dagegen einen Vorverstärkerausgang bereit. Tape-Nutzer werden sich über den vorhandenen Rec-Out freuen.

Die Rückseite des Vincent SV-700

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Test: Vincent SV-700 | Vollverstärker

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