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April 2016 / Jochen Reinecke
Vincent (www.vincent-tac.de) wird von Sintron, die unter anderem auch für Dynavox, Vienna acoustics und Dual verantwortlich zeichnen, vertrieben. Das Portfolio dieser inzwischen schon über zwanzig Jahre alten Marke ist überraschend groß: Mehr als 25 Verstärker sind im Angebot, von der Vorstufe über die Endstufe bis hin zum Vollverstärker. Zusätzlich gibt es CD-Spieler, einen DAC, Tuner, Netzfilter und Kabel.
Mit dem SV-500 hat Vincent nun einen Vollverstärker aufgelegt, der sich hinsichtlich des Schaltungskonzepts an dem Erfolgsmodell SV-227 orientiert – allerdings kommen andere Röhren zum Einsatz. In der Vorstufe arbeiten eine 12AX7 und zwei 6N1-Doppeltrioden an der Aufbereitung des Signals – und vier Leistungstransistoren von Toshiba sorgen für die Endverstärkung mit einer Leistung von 50 Watt pro Kanal an 8 Ohm. Die Stromversorgung übernimmt ein 250-VA-Ringkerntrafo.
Die Front des SV-500 lässt nicht unbedingt vermuten, dass es sich um ein Gerät aus der Neuzeit handelt: solides, sauber verarbeitetes Vollmetallgehäuse mit gebürsteter Front und geschwungenem Vincent-Schriftzug. Zur Linken ein Eingangswahlschalter, zur Rechten ein großer Volume-Regler – und dazwischen liegen – heute in audiophilen Kreisen eher eine Seltenheit, zuweilen gar verpönt – Treble- und Bassregler, die aber selbstverständlich per Knopfdruck aus dem Signalweg genommen werden können. Dazu noch ein Mute-Schalter und eine Kopfhörerbuchse: fertig. So sahen Verstärker eigentlich eher in den Siebzigerjahren aus.
Erst die Rückseite offenbart, dass der SV-500 für das Digitalzeitalter gerüstet ist: Neben vier Hochpegeleingängen (Cinch) wartet der Vincent-Verstärker mit je einem optischen und koaxialen Digitaleingang auf. Zum Einsatz kommt ein Chip, der bei HiFi-Geräten nicht sehr häufig verbaut wird, nämlich ein PCM5100 von Texas Instruments. Er gestattet die Zuführung von Daten bis 24 Bit/192 kHz.
Schön finde ich das absolute No-Nonsense-Prinzip dieses Amps: Die Röhren werden nicht angeberisch ausgestellt (oder sogar, pfui Spinne, mit LEDs hintergrundbeleuchtet), sondern werkeln still, wohlbehütet – und praktischerweise gesockelt – im Gehäuseinneren. Die beiden Digitaleingänge machen den Verstärker universell einsetzbar. Wer mag, darf mit Klangreglern am Sound spielen – und last, but not least schützt eine „Soft Start“-Schaltung Röhren wie Lautsprecher. Der SV-500 braucht nach dem Einschalten etwa 15 Sekunden, bis er betriebsbereit ist.
Ich glaube, dass der Hersteller mit diesem Modell in eine sehr interessante Marktlücke stößt: Viele Musikfreunde haben heute mehrere klassische Zuspieler wie CD- und Schallplattenspieler, aber auch die eine oder andere reine Digitalquelle. Und viele stehen heute auf den Retrocharme von Röhren, möchten aber gleichzeitig ein zuverlässiges Gerät, das genügend Saft auch für weniger wirkungsgradstarke Lautsprecher liefert und nicht alle Naslang zum Röhrenwechsel muss, wie es für fleißig genutzte Röhrenendstufen im Allgemeinen empfohlen wird. All das scheint der SV-500 zu bieten – und er kratzt dabei von unten an der auch für Einsteiger noch erschwinglichen 1.000-Euro-Marke …
Test: Vincent SV-500 | Vollverstärker