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Klang Magnum Dynalab MD-301A – Teil 1

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  1. 3 Klang Magnum Dynalab MD-301A - Teil 1

Klanglich offenbart der MD-301A einen ganz eigenen Charakter, den ich in dieser Form bisher noch nicht gehört habe.

Magnum Dynalab MD-301A

Im Bass gibt er sich eher schlank, was meinem Hörgeschmack sehr entgegen kommt. Monsterbässe, die einem bei gehobener Lautstärke Angst einjagen und die eher dazu taugen, die Potenz des Verstärkers zu demonstrieren, als dass sie einer natürlichen Musikwiedergabe dienen, mag ich nicht. Genauso wenig, wie ich auf Verstärker stehe, die die Bassmembranen eisern unter ihre Kontrolle zwingen. Auch das kann schnell nach Kraftmeierei klingen und hat dann wenig mit natürlichen Klangfarben und authentischem Ausschwingverhalten zu tun. Natürlich mag ich auch keine aufgedunsenen Wummerbässe. Der MD-301A hat für meinen Geschmack genau das richtige Maß an Kontrolle – nicht zu viel, aber allemal genug, um knackige Bassimpulse auch knackig in den Hörraum zu katapultieren. Dass er im Bassbereich Kraft hat, beweist der Verstärker nicht durch vordergründigen Schub oder eine „eiserne Hand“, sondern eher dadurch, dass er die Lautsprecher sicher in beeindruckende Tiefen zu führen weiß.

Speakerterminals und Line-Out
Speakerterminals und Line-Outs

Dieser Charakter kommt allen Musikrichtungen zugute. Egal, ob ich ihn mit knackigen Synthie-Impulsen fordere, etwa Madonnas „Die Another Day“ vom Album American Live oder ihm feine akustische Kost vorsetze – hier ist für mich das Album This One’s For Dinah von China Moses und Raphael Lemonnier ein gern herangezogener Prüfstein -, der MD-301A tut sich nicht eigenmächtig hervor, sondern klingt schlicht so echt, wie die China Moses und Raphael Lemonnier, This One's For DinahMusik es eben vorgibt. Und auch bei klassischer Musik mit massivem Einsatz der Kesselpauken – etwa Le sacre du printemps von Strawinsky in einer Einspielung von Pierre Boulez mit dem Cleveland Orchestra – bricht nichts ein. Im Gegenteil, wunderbar ist zu hören, wie sich die ordnenden Mächte der Kesselpauken dem wilden Treiben der Bläser und Streicher, das sich nicht so leicht unterkriegen lässt, entgegenstemmen. Richtig spannend wird es, wenn man die Nachbarn herausfordert und den Lautstärkeregler beherzt nach rechts dreht. Dann stellt man nämlich verblüfft fest, wie viel Energie der Verstärker in den unteren Lagen freisetzen kann. Und das mit größter Selbstverständlichkeit, ohne Allüren und große Show.

Der obere Bass-/untere Mittenbereich glänzt eher durch Differenzierungsvermögen und schnellen Antritt als durch Opulenz. Das klingt an einigen Stellen gewöhnungsbedürftig. Schlagzeug spielt sich seltener in den Vordergrund, es bleibt Rhythmusinstrument. Wenn es aber an ein fetziges Schlagzeugsolo geht, überzeugen Dynamik und Attacke absolut. Dabei weiß der Verstärker fein zu differenzieren und lässt sich nicht dazu hinreißen, vor lauter Dynamik Details zu übergehen. Männerstimmen haben über den Magnum Dynalab teilweise einen etwas weniger sonoren Charakter. Leonard Cohens tiefer Sprechgesang auf I’m Your Man gewinnt dadurch noch, da die Stimme etwas brüchiger klingt; Robbie Williams (Album: Swing When You’re Winning) scheint dagegen ein wenig Brustvolumen einzubüßen – dafür kann ich die Artikulation der Stimme nun besser verfolgen. Je länger ich den Magnum Dynalab höre, desto „echter“ empfinde ich seine Art der Musikwiedergabe. Ich frage mich fast, ob andere Verstärker dem Klang hier nicht ein wenig auf die Sprünge helfen.

MD-301A - Innenansichten

Der eher nüchterne, dabei aber feindynamisch ausgewogene und hervorragend auflösende Charakter setzt sich nach oben weiter fort. Das wirkt sich auch hier deutlich auf die Wiedergabe von Stimmen aus. So gewinnt beispielsweise die Sprachverständlichkeit. Selten konnte ich so entspannt verfolgen, was die sechs Mörderinnen im „Cell Block Tango“ im Holy Cole / Romantically HelplessMusical Chicago über die Gründe ihrer Inhaftierung erzählen. Allerdings werden einige Stimmen auch „entzaubert“. Holy Cole auf Romantically Helpless verliert etwas von ihrem romantischen Schmelz, gewinnt aber an Ausdruck. Dee Dee Bridgewater, J’ai deux amours verliert mehr, als sie gewinnt – so sicher scheint sie sich ihren zwei Lieben nicht mehr zu sein -, während Lucinda Williams selten so eindringlich die World Without Tears besungen hat. Hier gibt es keine Tränen, nur nüchternes Konstatieren des desolaten Zustands dieser Welt beziehungsweise Amerikas. Das Album ist mir selten so unter die Haut gegangen wie über den MD-301A.

Vor dem Hintergrund, dass Magnum Dynalab für die besten Rundfunkempfänger der Welt bekannt ist, halte ich es fast für logisch, dass Verstärker dieser Marke auch auf eine hohe Sprachverständlichkeit setzen. Schließlich steht beim Radio ja auch die sprachliche Informationsvermittlung auf dem Programm. Der MD-301A setzt für mich aber auch in Sachen Musikwiedergabe Maßstäbe. Selten habe ich beispielsweise bei Klavieranschlägen so viele Details mitbekommen wie über den Kanadier. Dabei habe ich nicht den Eindruck, diese sehr präzise Wiedergabe mit Nachteilen erkaufen zu müssen. Denn sowohl bei Jazzklavier, Hiromi, Place To Be, als auch bei Klassik, Brahms Piano Konzert Nr. 1 mit Clifford Curzon am Klavier und dem London Symphony Orchestra unter George Szell – eine wunderbare DECCA-LP von 1962 -, steht das Instrument klar und vollständig mit Körper im Raum. Vielleicht nicht so wuchtig, dafür aber irgendwie konkreter als ich es gewohnt bin.

TRACC - MD-301A

Der Wechsel von der modernen CD- auf die ältere LP-Aufnahme erinnert mich daran, dass in meinen Geithain ME 150 Gene von Studiomonitoren stecken. Selten ist mir die Technik so klar zu Gehör gekommen wie hier. Natürlich hört man bei jedem Wechsel von einem Album zu einem anderen eine andere Aufnahmetechnik oder den Einfluss des Tonmeisters etc., ja, manchmal gibt es schon bei verschiedenen Stücken einer CD oder einer Platte Unterschiede. Und klar hört sich Musik von Schallplatte anders an als von CD, dem Netzwerkplayer oder etwa dem Radio. Diese technische Ebene von Aufnahme und Wiedergabe gehört zwangsläufig zum Hören aufgenommener Musik dazu.

Endtransistoren im Visier
Endtransistoren im Visier

Sie kann dabei aber mehr oder weniger in den Vordergrund treten. Bei sehr nüchternen Wiedergabeketten kommt dem meist eine größere Bedeutung zu, schlimmstenfalls gerät die Musik selber in den Hintergrund. Andere Ketten haben einen, sagen wir, stärker ausgeprägten „Eigencharakter“, so dass hier die Unterschiede durch die Aufnahme- und Wiedergabetechnik eher nivelliert werden. Mir fallen hier beispielsweise der B.M.C. Amp C1 als Vertreter der nüchternen Fraktion ein – einen gewissen Eigencharakter entwickelt dagegen etwa der T.A.C. V-88, der jedwede Aufnahme förmlich mit Energie und Dynamik aufzuladen scheint. Der MD-301A gehört eindeutig zu den „ungnädigen“ Verstärkern: Schlechte Aufnahmen entlarvt er schonungslos. Bei guten Aufnahmen erlaubt er dagegen tiefe Einblicke, sowohl in die Musik als auch in die Technik. Wobei er es irgendwie immer schafft, nie die technische Seite der Musikreproduktion zum Selbstzweck werden zu lassen. Er bleibt den „Inhalten“, der Musik, verpflichtet und präsentiert eine Aufnahme als „Gesamtkunstwerk“, bei dem die musikalische und die technische Ebene zusammen gehören.

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Test: Magnum Dynalab MD-301A | Vollverstärker

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