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Dynaudios neue Focus: Was zu erwarten war und trotzdem gefällt …

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Dynaudios neue Focus: Was zu erwarten war und trotzdem gefällt ...

Beeindruckt vom schieren Impact, den die Dynaudio Focus 340 bei höheren Pegeln im Untergeschoss bewerkstelligen kann, muss ich schnell nochmal meine Ascendo anleinen und das gleiche Stück hören. „Aha, da geht also doch noch mehr, das geht noch tiefer und noch lauter“, freut sich süffisant der HiFi-Macho in mir. Einerseits. Andererseits ist der direkte A/B-Vergleich eine Lehrstunde in Sachen abnehmender Grenznutzen, und das nicht nur hinsichtlich des Basses. Da ist beim Wechsel auf die System F in fast allen Punkten eine klangliche Performancesteigerung zu beobachten, richtig (wobei das mancher vielleicht sogar als Geschmackssache bewerten wird), aber doch nimmer um den Faktor 2½ wie beim Preis! Nun, lassen wir das und kommen statt dessen auf die Tonalität der Dynaudio zu sprechen.

Da erlebe ich nun keine Überraschung mehr, denn dass sich die dänischen Lautsprecher in der Regel neutral geben und keinen Frequenzbereich wirklich betonen oder vernachlässigen, bewahrheitet sich auch hier. Ziemlich mustergültig sogar, das Mittenband beispielsweise ist für mein Empfinden derart wohlbalanciert, das es geradezu als Benchmark durchgehen könnte – unabhängig von der Frage, ob man es persönlich/subjektiv genau so oder doch eigentlich heller oder dunkler mag. Und die Frequenzbandenden schließen daran einfach bruchlos an und führen es linear weiter. War’s das schon? Nun, was die tonale Gesamtbalance angeht, ja. Zwei mehr qualitative Beobachtungen seien aber auch noch genannt:

Dynaudio Focus 340

Zum einen darf der gesamte Bass-, aber auch der Grundtonbereich als schnell, trocken und drahtig durchgehen. Dies unterstützt nicht nur die schon angesprochene Spielfreude – Drum & E-Bass beispielsweise brummeln nicht rum, sondern spielen meist unverschliffen auf den Punkt -, sondern sorgt auch für eine angenehm differenzierte Wiedergabe in den unteren Mitten. Gerade Männerstimmen (bei Howe Gelb, dem Sänger von Giant Sand, ist mir das aufgefallen, oder auch bei Johnny Cash) verströmen hierdurch eine Art „knochentrockene“ Wärme – aber eben keine „Schwüle“, keine gemütliche Grundton-Fülligkeit, die zwar sehr angenehm tönen kann, bisweilen aber mit Verlust an Feindynamik und einem ungenaueren Nachzeichnen von Klangtexturen erkauft wird. Wogegen nix zu sagen ist. Wer unbedingt einen Schuss mehr Saft im Grundton sucht, wird ihn woanders finden können – letztlich ist die Frage, ob man Anouar Brahems / The Astounding Eyes Of Ritatonal wärmer gegenüber feindynamisch informativer präferiert. Ein Beispiel dafür ist Anouar Brahems Platte The Astounding Eyes Of Rita, auf der öfters das Spiel einer Bassklarinette zu vernehmen ist, so auch gleich zu Beginn des Stückes „Dance With Waves“. Ein Kompaktlautsprecher wie die Thiel SCS4 klingt da leicht wärmer und runder als die Dynaudio, die wiederum die unteren Lagen der Klarinette aber realitätsgerechter spielt, also tiefer, druckvoller und strukturierter hinab langt, andererseits im Mittelfeld eine Spur entschlackter auftritt und dort einfach auch straffer und fester tönt. Bei mir entsteht so das Gefühl, dass die Focus 340 ein Mehr an klanglichen Schattierungen aus der Klarinette holt, also informativer spielt, gleichzeitig damit aber auch weniger warm.

Dynaudio im Hörraum

Die zweite Beobachtung betrifft den Hochtonbereich. Der ist löblich störungsfrei und rein, besitzt keine Härten, kann aber angenehm durchsetzungsstark werden, beispielsweise bei forciert gespielten Ride-Becken, und besitzt darüber hinaus eine Eigenschaft, die man landläufig „Luftigkeit“ tauft. Also dieses Schimmernde ganz oben, was man eigentlich nicht mehr direkt hört, sondern indirekt über eine ausnehmend offene (teils auch hohe) Bühnenabbildung oder durch eine gewisse Geschmeidigkeit, die das Klangbild hierdurch bekommen kann. Nun kann ich auch ohne diese Luft im Klangbild leben, das ist für mich persönlich eher „nice to have“. Allerdings ist’s bei auffallend rhythmisch zu Werke gehenden Lautsprechern – und die Focus 340 zählt dazu – doch auch schon very nice … will sagen: Gerade Boxen, die sehr auf Draht sind, können, wenn der Hochtonbereich dann auch noch trocken gerät (und also der Luftigkeit enträt), etwas holzig-holprig rüberkommen, da ist besagtes Air dann als, sagen wir mal: schmierendes Leichtlauföl stets willkommen – zumindest geht’s mir so, ich erinnere mich da noch gut an die Experimente mit der Neat Ultimatum XL6. Die Dynaudio Focus 340 agiert also auch in diesem Sinne wohlbalanciert: Unten trocken und oben geschmeidig ergibt in Summe ein sehr ausgeglichenes Ergebnis.

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Elac Vela

Test: Dynaudio Focus 340 | Standlautsprecher

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