Demnächst im Test:

Billboard
Pass bei Audio Components

Klangeindrücke: Abacus APC24-23C und ABS210

Inhaltsverzeichnis

  1. 3 Klangeindrücke: Abacus APC24-23C und ABS210

Abacus APC24-23C und ABS210

Um den Klangcharakter der Abacus-APC24-23C/ABS210-Kombi so unverfälscht wie möglich charakterisieren zu können, habe ich meine Quelle, den Marantz-SACD-Spieler direkt per Cinch mit den Aktivlautsprechern verbunden, ohne einen Vorverstärker dazwischen zu schleifen. Die Abhörlautstärke wurde, da der Marantz einen Fixed-Line-Ausgang hat, direkt an den Lautsprechern eingestellt, und zwar an den Lautstärkestellern der Bass-Sockel, da diese die Topteile in Sachen Lautsärke ja mitregeln.

joni mtchellDie Besetzungsliste von Joni Mitchells Studioalbum Mingus liest sich wie das „Who is Who“ der 70er-Jahre-Jazzmusik: Jaco Pastorius am Bass, Herbie Hancock am E-Piano, Wayne Shorter am Sopransax, Peter Erskine an den Drums – und Charles Mingus als Kompositeur. 33 Jahre hat das Album auf dem Buckel und es ist für mich bis heute noch spannend. Track 5, „The Wolf that lives in Lindsey“ geleitet den Hörer durch eine spannende Klanglandschaft:

Da gibt es einen heulenden Wolf, leise Percussion, eine verhallte, bewusst so kräftig geschlagene Akustikgitarre, dass die Saiten schnarren, den typisch-singenden Pastorius-Bass und die rauchige Stimme von Joni Mitchell. Wie soll ich’s sagen: Die Abacus APC24-23C und ABS210 RückseiteAbacus-Lautsprecher fluten den Raum mit Musik. Der Klang löst sich mit einer geradezu spektakulären Leichtigkeit von den Boxen. Man braucht nicht einmal die Augen zu schließen, um die nahezu perfekte Illusion einer weiten Klangfläche zu erleben. Die Breite und auch Tiefe der Bühne sind schlicht und einfach enorm. Nichtsdestotrotz entgeht dem Hörer kein Detail – auch in räumlicher Hinsicht nicht:

Man stelle sich die Gitarre und Joni Mitchells Stimme als Leuchttürme vor, die fest und sicher aus dem Soundmeer, das die restlichen Instrumente erzeugen, herausragen. Die angeschlagenen Gitarrentöne, Akkorde und Flageoletts kommen wie festgezurrt von halblinks, Joni Mitchells Stimme, die mal leise gurrt, mal klar und strahlend singt, ebenso sicher und definiert von halbrechts – und rundherum branden die anderen Instrumente und ihre Hallräume. All dies ergibt ein spektakulär rundes und involvierendes Klangbild. Interessanterweise kein so bauchiges oder basslastiges, wie man angesichts der ja durchaus großzügig dimensionierten Basstreiber der Sockel denken könnte. Wie schon vermutet, scheinen die Basssockel wirklich als „Bassversicherung“ zu dienen, auf dass der natürliche, bei der Abmischung definierte Klang eben auch bei hohen Pegeln klar und sauber bleiben möge. Nicht mehr, nicht weniger.

Die Qualitäten des Abacus-Sets lassen sich auch bei einem anderen Jazzalbum gut zeigen: Things About vom Bassisten Carlos Bica, eingespielt mit Frank Möbus an der Gitarre und Jim Black am Schlagzeug. Der Titelsong bringt eine entspannte, nicht zu langsame, aber leicht schleppende Achtel-Groove, auf der Gitarre undcarlos bica Bass sich zunächst gegenseitig die Melodie-Bälle zuwerfen, um dann später abwechselnd sehr solistisch zu agieren, während das Schlagzeug all dies groovend und mit starker Dynamik mal vorantreibt, mal bremst. Ich habe das Ganze lange nicht mehr so mitreißend gehört wie über das Abacus-APC24-23C/ABS210-Set. Das Spannende an diesen Lautsprechern ist, dass dem Hörer – und insbesondere dem Rezensenten – das typisch-erbsenzählerische Abhaken von Kategorien wie „tonale Durchzeichnung“, „Ortungsschärfe“, „Zeichnung von Klangfarben“ oder die Übergänge zwischen den Lagen nachgerade absurd und behördenmäßig vorkommt.

Was ich beim Hören des Titelstücks dachte, war eher eine lange, direkt durch die Musik getriebene Assoziationskette, so etwa: „Ah, schau mal, schön rund der Bass“, „hui, wie schön das abgestoppte Crashbecken mumpft“, „oh, geil, wie die Gitarre da nachklingt“ (Frank Möbus arbeitet sehr gerne mit variablem Fingerdruck, was die Töne schweben, mäandern lässt), „ui, das Ridebecken, wie klar und sauber das klingt“, „oho, da schnarrt die Bass-Saite jetzt aber schön“. Das Abacus-Set macht die Musik als eine Art „Flow“ begreifbar. Alles, was irgendwie hörenswert ist, zieht wie die Pferdchen eines Karussells am Hörer vorbei, man kann sich komplett fallen lassen und hat nicht im allergeringsten Lust, das Gehörte in irgendwelche Kategorien einzuteilen.

So schön sich das alles anhört – der aufmerksame Leser könnte nun aber auch meinen, die Abacusse seien „Blender“ oder unpräzis agierende Gesellen, die einen quasi per Raumgefühl „einlullen“. Weit gefehlt! Spannenderweise ist in diesem Musikbad, das der Hörer erlebt, eben Raum für jedes Detail. Bei dem oben erwähnten Stück wurde beispielsweise beim ersten Bass-Solo das Schlagzeug im Raum nach hinten gemischt. Es wird etwas leiser, erhält ein Fitzelchen mehr Hallanteil und rückt auf der „Z-Achse“ einen gefühlten halben Meter nach hinten. Als das Solo endet, rückt es wieder nach vorne. Ein solch reproduzierbarer Eindruck kann nur entstehen, wenn Elektronik und Lautsprecher auch wirklich akkurat arbeiten.

Bei dieser Rezension juckte es mich in den Fingern, einmal etwas zu probieren, was ich sonst nicht mache: Ein und dasselbe Lied mehrfach verwenden. Doch hier passt das einmal: Denn die 2010 getestete Abacus A-Box 5 knickte in den Tiefen der Dub-Version von „Bomb the Bass/Bug Powder Dust“ von Kruder & Dorfmeister kruder & dorfmeister(Album: The K&D Sessions) ein. Kein Wunder, denn hier ging es frequenzmäßig böse in den Keller und die Töne standen jeweils über Sekunden im Raum. Mit dem APC24-34C/ABS210-Set wollte ich den Track einer zweiten Prüfung unterziehen geben. Nun, die Synthesizerbässe kamen jetzt selbst bei hoher Abhörlautstärke blitzblank, abgrundtief und absolut mühelos. Um die Lautsprecher damit ins Clipping zu bekommen, musste ich so laut aufdrehen, dass – kein Witz! – wenig später gleich Nachbarn vor meiner Tür standen und offensichtlich eingeschüchtert fragten, welcher Art und Dauer die von mir soeben eingeleiteten Baumaßnahmen wohl sein mögen.

abacus logo

Es war mir trotz mehrerer Wochen eingehender Beschäftigung mit dem Abacus-Set nicht möglich, Musik zu finden, mit der die Lautsprecher nicht harmonieren. Ich war neugierig, wie die räumlich ja recht breit aufspielenden Lautsprecher mit einer Solo-Klavier-Aufnahme zurechtkommen würden. Hierzu ziehe ich ganz gerne Johann Sebastian Bachs Englische Suiten heran, in einer Einspielung von Ivo Pogorelich vom Deutsche Grammophon-Label.

Doch die Abacus-Kombi hatte damit keinerlei Schwierigkeiten, wiewohl die Aufnahme recht viel Originalhall beinhaltet. Ivo Pogorelich zieht tempomäßig ganz schön vom Leder Ivo Pogorelichund rattert den ersten Satz der Suite Nr. 2 in a-Moll in geradezu affenartiger Geschwindigkeit herunter, dies allerdings mit einem katzenpfötigen, butterweichen Anschlag, was im Verbund mit der vergleichsweise langen Nachhallzeit einen sehr schönen Effekt ergibt. Das Abacus-Set vermochte zu gleichen Teilen die fast stakkato-artigen Töne als auch die durch die Hallüberlagerungen entstehenden komplexen Harmonien wiederzugeben. Attacks kommen pfeilschnell, ausklingende Töne wie das oktavierte „a“ ganz am Schluss werden bis zum letzten Saitenschwingen wiedergegeben.

Sehr schön wird zudem herausgearbeitet, wie das Klavier in späteren forte-Passagen eben auch metallischer und bissiger wird, um dann später im piano wieder ganz weich und sanft zu klingen. Der Diskant ist zu jeder Zeit glasklar, jedoch auch bei den metallischen Stellen ohne unangenehme Schärfe. Die Mitten sind akkurat und tonal neutral durchgezeichnet.

TurbostaatAuch am anderen Ende der Musikskala machte mir das Abacus-Set Freude. Die deutsche Punkrock-Band Turbostaat etwa rockte in meinem Wohnzimmer allerbestens los. Der Song „Oz Antep“ vom Album Islandmanöver ist ein kleiner, böser Midtempo-Rocker. Brutal verzerrter Bass, sägende Gitarren, schleppende Drums – und als Gegenpol die Stimme Jan Windmeiers, die in besten Momenten so klingt, als würden Glasscherben zertreten. Das Abacus-Set stellt all dies fett, bratzend und trotzdem mit gehöriger Präzision in den Raum. Trotz aller gelungenen Rockerei kam mir in meiner Erinnerung dieser Song über meine Referenzkombination dennoch etwas pfundiger und bauchiger vor. Also kurz erneut umgekabelt: Jau, kann man stehenlassen, den Eindruck …

Billboard
Clearaudio Concept Edition

Test: Abacus APC24-23C und ABS-210 | Aktivlautsprecher, Standlautsprecher

  1. 3 Klangeindrücke: Abacus APC24-23C und ABS210