„Einer geht noch.“ So könnte der Claim des schwäbischen Herstellers Nubert lauten, stünden da nicht bereits die Wörtchen „Ehrliche Lautsprecher“ im Weg. Denn der schwäbische Hersteller hat sein Portfolio in den letzten Jahrzehnten nicht nur konsequent vergrößert, er scheint auch nicht bestrebt zu sein, diesen Pfad zu verlassen. Los ging’s mit passiven Lautsprechern, dann kamen aktive Schallwandler und Elektronik (z.B. Verstärker und Helferlein wie das nuConnect-System) hinzu – und seit einiger Zeit ist man nun auch im Soundbar-Gerätegenre aktiv. Da ist es Ehrensache, dass es nicht nur ein Modell zu Alibizwecken gibt, vielmehr hat Nubert mit dem aktuellen nuPro AS-3500 (965 Euro | https://www.nubert.de/) innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit bereits seinen dritten Soundriegel ins Programm aufgenommen. Und dieser schließt offensichtlich gleich mehrere Lücken.
Denn sowohl in Sachen Budget als auch in Bezug auf Leistung und Features war zwischen dem Einsteigermodell nuBox AS-225 (398 Euro) und dem von mir bereits vor einigen Monaten getesteten, reichlich ausgewachsenen nuPro XS-7500 (1.495 Euro) noch Luft. Preislich gesehen liegt der Nubert nuPro AS-3500 mit 965 Euro ziemlich genau in der Mitte, das gilt bummelig auch für die Nennleistung in Watt – aber es gibt auch noch eine echte Neuerung: Der nuPro AS-3500 ist der erste Soundbar im Nubert-Programm, der sich auf das Dekodieren von Dolby und DTS versteht, er dürfte damit den grundsätzlichen Interessentenkreis noch vergrößern.
Was im Vergleich auffällt: Mit seinen gut 20 Kilo Lebendgewicht und 90 Zentimetern Breite kann man unseren heutigen Probanden so eben noch alleine „wuppen“, was beim großen Bruder für Nicht-Bodybuilder definitiv eine Sache der Unmöglichkeit ist – denn jener ist nicht nur zwölfeinhalb Kilo schwerer, sondern aufgrund seiner stattlichen Abmaße zugleich noch unhandlicher. Das Gehäuse aus dickwandigem, resonanzarmem MDF wurde beim Nubert nuPro AS-3500 innen zusätzlich verstrebt, sodass der Soundbar bis zu 100 Kilogramm Tragkraft für einen potenziell darauf abzustellenden Fernseher mitbringt. Es ist übrigens unerlässlich, den Soundbar auf den mitgelieferten Füßen aufzustellen, denn die beiden 169-mm-Tieftöner mit Polypropylenmembran strahlen nach unten ab.
Zusätzlich verantworten zwei in Richtung Hörer abstrahlende 119-mm-Tiefmitteltöner die Wiedergabe – ebenfalls mit Polypropylenmembranen ausgestattet – sowie zwei 25-mm-Seidegewebekalotten. Die Aufteilung der Frequenzen erfolgt hierbei mit einer Kombi aus klassischer, passiver Frequenzweiche (sie trennt den Tiefton- vom Mittelhochtonbereich) und einem DSP, der den Mittel- und Hochtönern ihre Signale zuteilt. Auf der Rückseite befinden sich noch Bassreflexöffnungen, daher sollte der Soundbar nicht direkt an der Wand stehen, Nubert empfiehlt einen Mindestabstand von zehn Zentimetern. Die verbauten Class-D-Endstufen sind mit insgesamt 160 Watt Nennleistung deklariert. Der schwäbische Riegel kann digital (S/PDIF koaxial und optisch, HDMI eARC, Bluetooth aptX HD und AAC) oder analog (Stereocinch) beschickt werden, ein Subwooferausgang ermöglicht das Ankabeln eines externen Tieftonbrummers bei einer Übergabefrequenz von 80 Hertz.
Der DSP gestattet es, die Bass- und Mitten/Höhenwiedergabe in 20 Abstufungen (-10 bis + 10 dB in 0,5-dB-Schritten) zu modifizieren, eine adaptive Loudness-Schaltung gibt bei niedriger Abhörlautstärke ein kleines Extrapfund bei der Tieftonreproduktion hinzu. Wer die Klangbühne erweitern möchte, kann eine zweistufige „Wide-Funktion“ aktivieren – und für die leise Wiedergabe von Filmen und Fernsehsendungen gibt es dann noch den Klangmodus „Voice+“, der für klarere und besser verständliche Stimmwiedergabe sorgen soll. Schön finde ich, dass es für sämtliche DSP-Operationen insgesamt drei Speicherplätze gibt. So lassen sich puppenleicht eigene Presets kreieren, z.B. für „Filmton mit Wumms“, „Stereo“ und „Sprache“.
Anders als beim großen Bruder gibt es für den nuPro AS-3500 (zumindest bisher, wer weiß, was sich die Schwaben noch einfallen lassen) keine App: Die Bedienung erfolgt wahlweise über die mitgelieferte Fernbedienung oder über einen Multifunktionsdrehschalter an der Front, um den herum eine Armada von mehrfarbigen LEDs über den gewählten Eingang beziehungsweise den Status des Geräts informiert. Sehr löblich ist, dass sowohl am Gerät als auch per Fernbedienung ausnahmslos alle Einstellungen des Soundbars zu erledigen sind. Das ist – leider – nicht selbstverständlich. Praktisch: Auch mit applizierter Frontabdeckung sind die LEDs noch zu erkennen. Das hilft nicht nur beim Setup, sondern sieht noch dazu recht elegant, ja futuristisch aus. Nun aber zum Klang.
Nubert nuPro AS-3500: Klangtest
Man könnte jetzt vorschnell denken, dass der Nubert nuPro AS-3500 einfach der „kleine, leise Bruder des nuPro XS-7500“ ist. Das stimmt indes nur zum Teil. Die beiden „Riegel“ unterscheiden sich zwar sicherlich in Bezug auf Leistung, Abmaße und Gewicht, doch sie kommen auch mit teils unterschiedlichen klangrelevanten Features. Allen voran sei hier natürlich die Dolby/DTS-Integration genannt. Damit lassen sich recht abgefahrene und realitätsnahe Effekte abrufen, man ist also beim kleineren nuPro AS-3500 – entsprechende Filme vorausgesetzt – schon deutlich näher an einem speziellen Kinoerlebnis als beim nuPro XS-7500. Auch wartet letzterer mit einer Raumkalibrierung per iPhone auf, die zwar eine „amtliche“ Einmessung nicht ersetzen kann, die optimale Anpassung des Klangs an den Hörraum aber für Heimzwecke schon recht deutlich vereinfacht.
Was den Klang des Nubert nuPro AS-3500 – einmal isoliert betrachtet – auszeichnet: Es handelt sich bei ihm definitiv nicht um ein „Gerät ohne Eigenschaften“, denn das erschwert die Arbeit des Redakteurs häufig. Nein, dieser Soundbar ist auf jeden Fall von der zupackenden Sorte und zeichnet sich vor allem durch eine angesichts der Preisklasse ausgezeichnete Dynamik und „Pfundigkeit“ aus. Trotz der auf dem Papier nicht übermäßig hoch erscheinenden Verstärkerleistung haut dieser Klangriegel unverfälschte, klare und profunde Bässe raus, die nicht nur bei Stereomusik, sondern auch als Effekte beim Filmton substanzielle Erfahrungen ermöglichen. Wenn im Film ein Auto explodiert oder ein Donnergrollen ertönt, schreckt der Betrachter im Fauteuil definitiv zusammen.
Und wenn Spliff beim Track „Carbonara“ oder Echo & The Bunnymen bei „Over The Wall“ (auf Amazon anhören) dem E-Bass konzertante Licks und Melodielinien zuteilen, dann schaufelt das der Nubert-Soundbar mit Nachdruck in den Raum – das macht schon richtig Spaß. Hinzu kommt, dass dieser standfeste und tief hinab reichende Bass wieselflink und schlackenlos aus dem Stand mobilisiert werden kann.
Auch am anderen Frequenzgangende lässt der Nubert nuPro AS-3500 nichts anbrennen: Der Hochton ist eher auf der hellen als abgedunkelten Seite angesiedelt und kann Splash- und Crashbecken, aber auch sägende Gitarren oder prasselnden Monsunregen nachgerade körperlich erlebbar machen. Hier sei angemerkt, dass der Hochtonbereich beim fabrikneuen Gerät sogar mit einer gewissen Überpräsenz daherkommt, die sich aber nach einer vergleichsweise geringen Einspielzeit (grob um 80 Stunden) fast auf Normalnull absenkt. Ein bisschen heller als der Durchschnitt tönt es trotzdem, zumindest ohne die Abdeckung und bei Nullstellung des Equalizers.
Wem das zu viel ist, der kann ja praktischerweise „am Rädchen drehen“ und den Bereich abmildern. Das Mittenband ist im besten Sinne unauffällig – hier gibt es keine Verfärbungen oder Näseleien zu entdecken, allerdings auch eher eine Auflösung, die der Preisklasse angemessen ist. Insgesamt bewegt sich der nuPro AS-3500 tonal auf einem ähnlichen Pfad wie sein großer Bruder, wobei letzterer etwas „erdiger“ klingt, was nicht nur an seinem insgesamt etwas profunderen Tieftonbereich liegt, sondern auch daran, dass der Nubert nuPro AS-3500 obenrum etwas alerter aufspielt. Das alles gilt jedoch wie gesagt in erster Linie für die Werkseinstellung – per DSP werden bei beiden Geräten sehr variantenreiche Szenarien möglich.
Positiv überrascht hat mich, dass aus einem einzigen Gehäuse ein doch mehr als brauchbares Stereo-Bühnenbild erwachsen kann. Zwar ist die gefühlte Bühnenbreite ein Stück knapper als beim großen Bruder nuPro XS-7500, trotzdem fächert sich der Klang bei einem typischen Einsatzszenario (Hörabstand 1,50 – 2,50 Meter) gerade in der Breite sauber auf, Schallquellen lassen sich sogar ziemlich präzise auf der X-Achse lokalisieren. So richtig in die Tiefe geht es dann nicht, aber das Klangbild löst sich erstaunlich gut von den Lautsprechern und „klebt“ nicht an der Box.
Ich habe mich sogar bei den Hörsessions mehrmals dabei ertappt, die erste, eher dezent eingreifende „Wide“-Einstellung zu benutzen. Sie ermöglicht tatsächlich, auch wenn das hifiseitig natürlich nicht die reine Lehre ist, einen noch räumlicher wirkenden Höreindruck – wenn man eines beachtet: Da zeitgleich die Höhen beim Wide-Modus einen leichten Boost erfahren, empfiehlt es sich, über die Klangregelung hier ein wenig (1 dB) herauszunehmen. Die zweite Wide-Stufe ist aufgrund der daraus resultierenden spukhaften Effekte für reinen Musikgenuss unbrauchbar, kann aber bei effektvoll abgemischten Filmen durchaus für Erstaunen sorgen. Sehr praxisnah und gelungen wiederum ist die „Voice+“-Einstellung. Sie hilft tatsächlich ungemein, wenn man mal einen Film anschaut, bei dem die Stimmen im Gesamtbild absaufen – wie es leider regelmäßig bei deutschen Tatort-Produktionen passiert.
Blicken wir noch einmal zur Seite: Der ebenfalls kürzlich bei mir ein Gastspiel gebende Canton Smart Soundbar 10 mit Smart Sub hat einen etwas anderen Fokus. Insgesamt klingt er tonal etwas ausbalancierter und feinsinniger – das liegt vor allem an den im Vergleich zum nuPro AS-3500 etwas fließender eingebundenen und nicht ganz so präsenten Hochtonbereich. In Sachen Feinlokalisierbarkeit der Klangquellen in der Breite muss der Canton-Riegel wiederum etwas hinter dem nuPro AS-3500 zurückstecken. Ebenso in Sachen Bassdruck und Tiefgang, jedenfalls sofern man auf den Smart Sub verzichtet. Dafür wartet der Soundbar 10 mit anderen Features wie einer sehr kommoden Bedienung via On-Screen-Display, mehreren HDMI-Eingängen und Multiroomfunktionalitäten auf.
Test-Fazit: Nubert nuPro AS-3500
Was mir am Nubert nuPro AS-3500 vor allem gefällt, ist die quirlige, dynamische, im positiven Sinne anmachende Spielweise mit knackig-profunden Bässen, ausgeglichen-unauffälligem Mittenband und auskunftsfreudigem Hochtonbereich. Was aber auch gefällt, ist die erstaunlich gute Loslösung des Klangbilds vom Gehäuse, der viele Klangoptionen bietende DSP-Bereich sowie die Dolby/DTS-Integration für ins Geschehen hineinziehenden Filmton. Weiterhin ist der AS-3500 in Bezug auf Abmaße und Gewicht recht gut „beherrschbar“ und zeigt sich auch in dieser Hinsicht im Wortsinne ausbalanciert. Ebenfalls auf der Habenseite ist das schöne, sauber verarbeitete Gehäuse mit schickem Schleiflackdesign. Summa summarum lässt sich sagen: Der Nubert nuPro AS-3500 ist definitiv ein würdiger Lückenfüller und kein Lückenbüßer im Nubert’schen Soundbar-Sortiment. Besonders schätzen dürften ihn Anwenderinnen und Anwender, die nicht nur eine billige Lösung für ihr Flatscreen-Filmtonproblem suchen, sondern durchaus etwas gehobenere Ansprüche haben und vielleicht sogar aus räumlichen oder anderen Gründen auf ein normales Stereoset verzichten müssen.
Fakten:
- Produkt: Nubert nuPro AS-3500
- Kategorie: Soundbar
- Eingänge: Stereocinch, S/PDIF koaxial und optisch, HDMI eARC, Bluetooth
- Ausgang: Sub out
- Gesamtnennleistung: 160 Watt
- Maße: 16 x 90 x 34 cm (H x B x T, mit Füßen und Frontbespannung)
- Farben: Schleiflack Schwarz oder Weiß
- Gewicht: 20,3 kg
- Garantie: 2 Jahre, Aufpreis Garantiverlängerung auf 5 Jahre: 59,90 Euro
- Preis: 965 Euro
- weitere technische Informationen auf der Herstellerseite
Kontakt:
Nubert electronic GmbH
Goethestr. 69 | 73525 Schwäbisch Gmünd
Telefon: +49 (0) 7171 – 8712-0
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Web: https://www.nubert.de/
Test: Nubert nuPro AS-3500 | Soundbar