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Der Lab 12 Integre4 MK2 ist ein Charakterverstärker – kein zu hundert Prozent linear arbeitender Musterknabe, sondern so geschickt und liebevoll erzogen, dass er eine amtliche Fuhre Spaß und gute Laune beim Musizieren mitbringt. Mit Druck, Speed und einer direkten Ansprache gibt er eher den extrovertierten Animateur als den in sich gekehrten, verkopften Philosophen. Dass ihm Details unwichtig wären, lässt sich aber nicht sagen – die reicht er in jedem Frequenzbereich durch und gibt sich im Hochton sogar recht unverblümt.
Besonders gut lassen sich die Talente des Lab 12 Integre4 MK2 mit überschaubar instrumentierter Musik ausloten. Dann macht dem Integre4 MK2 in Sachen greifbarer Projektion so schnell kaum ein Amp in der vierstelligen Preissphäre irgendwas vor, und Stimmen und die schnellen Impulse und Transienten wirken wie eine Adrenalinspritze.
Mit tonal ähnlich gelagerten – also in der Präsenzregion etwas betonten – Lautsprechern könnten komplex arrangierte Stücke bei hohen Lautstärken des Guten zu viel sein, mit linear abgestimmten Schallwandlern eher nicht. Der Integre4 MK2 liefert ein sattes, die direkten Mitten ausbalancierendes Fundament ab – Teil zwei der angesprochenen geschickten Abstimmung. Das bedeutet wiederum, dass sehr bassstarke Lautsprecher nicht die besten Freunde des griechischen Röhrenvollverstärker werden dürften. Elektrisch sehe ich kaum Einschränkungen. Selbst wirkungsgradschwächere Lautsprecher dürften den Lab 12 Integre4 MK2 vor keine unlösbaren Probleme stellen. Die Verarbeitung ist sauber und hochwertig, die Ausstattung passt. Kurz und gut: ein preiswerter Klasse-Amp für Leute, die viel Spaß mit Röhren haben wollen.
Der Lab 12 Integre4 MK2 …
- schiebt und drückt im Tiefbass und Bass, dass es eine wahre Freude ist. Ein wenig Obacht bei der Wahl der Lautsprecher ist angebracht.
- kann dementsprechend grobdynamisch mächtig zulangen, wobei ihm auch Pegelsprünge in den mittleren und oberen Frequenzbereichen erstaunlich unlimitiert gelingen.
- wuchert mit kräftigen Klangfarben, die Details nicht überdecken.
- betont den oberen Mittenbereich etwas, sodass Stimmen ungewöhnlich prägnant und direkt wirken. Saubere und überschaubar instrumentierte Musik macht er zu einem echten Erlebnis – sehr komplexe Strukturen bei hohen Lautstärken und unglückliche Verstärker-Lautsprecher-Kombinationen können ein wenig anstrengend wirken.
- spielt im Hochton geradlinig und nicht typisch röhrig auf. Stress bereitet er dabei nie, und eine gewisse Seidigkeit kann man ihm ebenfalls zusprechen.
- spielt feindynamisch in seiner Klasse gut mit.
- analysiert Details auf hohem Niveau und lässt selbst teurere Amps erst im Superhochton etwas davonziehen.
- bildet vorzugsweise auf und vor der Lautsprecherebene ab, was sicherlich auch an den tendenziell offensiven Mitten liegt. Bei entsprechendem Material kann er das Geschehen deutlich hinter den Lautsprechern aufbauen.
- projiziert einzelne Klangereignisse gespenstisch scharf umrissen und dreidimensional. Der Bühnenraum bleibt dabei eher kompakt, was dem Gefühl von Direktheit und Intimität weiter Vorschub leistet.
Fakten:
- Modell: Lab 12 Integre4 MK2
- Konzept: Röhren-Vollverstärker
- Preis: 5.640 Euro (ab 01.01.2023: 5.930 Euro)
- Röhren: 4 x 6n1p Dual-Trioden, 4 x KT170 Pentoden
- Maße und Gewicht: 430 x 190 x 290 mm (BxHxT); 22 kg
- Eingänge: 5 x Hochpegel (4 x Cinch, 1 x Cinch oder XLR)
- Ausgänge: Lautsprecherterminals für ein Boxenpaar, 6,3-mm-Klinke
- Ausgangsleistung: 2 x 75 Watt
- Sonstiges: Fernbedienung, Ruhestrom einstellbar, kompatibel mit EL34, 6550, KT88, KT120, KT150, KT170
- Garantie: 5 Jahre (Röhren: 6 Monate)
Vertrieb:
CM-Audio – Flöter Technology Service
Adlerstraße 48 | 41066 Mönchengladbach
Telefon: +49 (0) 2161 – 6782451
E-Mail: info@cm-audio.net
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Test: Lab 12 Integre4 MK2 | Vollverstärker