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Im Soundcheck: Krell Duo 300

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  1. 3 Im Soundcheck: Krell Duo 300

Krell Duo 300

Knöpfen wir uns als nächstes das „dicke Ende“ vor, sprich fühlen der Krell Duo 300 intensiver auf den Zahn: Gegenüber meinen preislich auf gleicher Augenhöhe liegenden Audionet Mono – eigentlich ebenfalls sehr transparent und exakt agierend – wirken überraschenderweise auf Anhieb der Mittel- und Hochton differenzierter. Gut hörbar beispielsweise bei Alt Js „Matilda“ und den gezupften Saiten einer Westerngitarre sowie den ungewöhnlich trocken-hell gestimmten Tomanschlägen:

Der Krell zeichnet solche Musikbestandteile quasi mit „härterer Bleistiftmine“ und lässt diese klarer abgegrenzt und stärker kontrastiert erscheinen, das gesamte Klangbild wirkt dadurch definierter. „Härtere Mine“ soll in diesem Zusammenhang übrigensalt j nicht suggerieren, dass der Krell Duo 300 sich artifizielle Schärfe, Silbrigkeit oder sonstige Unannehmlichkeiten zuschulden kommen lässt – nein, der Amerikaner spielt einfach im besten Sinne des Wortes ausnehmend „rein“, nämlich zum einen unglaublich durchlässig und ohne jegliche (Schön-)Färberei, zum anderen bar jedweder störender, nerviger Artefakte. Dieser Mix macht den Krell wahrlich zu etwas besonderem – auf Anhieb fällt mir jedenfalls kein Endverstärker ein, bei dem ich diese Charaktereigenschaften im Verbund schon einmal derart ausgeprägt gehört hätte.

Wenngleich die etwas weichere Linienführung der – wie gesagt eigentlich ebenfalls sehr präzise arbeitenden – Audionet Mono gerade bei schlechteren Aufnahmen weniger drahtig und dafür geschmeidiger, gefälliger wirken kann. Zudem lässt die im Vergleich etwas diffusere Note der Bochumer Blöcke Einzelheiten etwas beweglicher, atmender erscheinen. Welcher Gangart man dem Vorzug gibt, wird Geschmackssache sein und nicht zuletzt von der Art der anzusteuernden Lautsprecher abhängen, nach reiner HiFi-Lehre würde ich dem Krell Duo 300 aber attestieren, der das Signal weniger beinflussende Verstärker zu sein.

Krell Duo 300 Front

Dazu passt auch, dass der Krell einen – wie es im Audio-Sprech immer so schön heißt – auffallend „schwarzen Hintergrund“ abliefert. Zumal mir da erneut die Analogie zur Bleistift-Härte in den Sinn kommt: Ist ein Bild mit feineren, akzentuierteren Linienführungen gemalt, bleibt automatisch mehr und deutlich wahrnehmbarerer Hintergrund frei als mit einer dickeren oder diffuser-weicheren Strichstärke. Die Trennschärfe zwischen einzelnen Motivbestandteilen nimmt aufgrund größerer zwischenliegender Freiflächen ebenfalls zu. Liest sich komisch bis schwurbelig? Ja, bin ganz bei Ihnen, ist aber genau das, was man zu fühlen meint, wenn man mit dem Krell Duo 300 hört.

Krell Duo Anschlüsse

Nun, jedenfalls ist’s dann auch nur folgerichtig, dass die Ortungsschärfe des Amerikaners auf höchstem Niveau ist. Obwohl Monos in puncto Bühnen-Abbildung prinzipbedingte Vorteile aufweisen sollten, empfinde ich den Krell „räumlich aufgeräumter“ als meine Audionet-Blöcke. Das Ablösen des Klangbildes, der Aufbau einer involvierenden, sich Richtung Hörer reckenden Bühnenillusion gelingt übrigens beiden Endverstärkerlösungen ganz hervorragend. Ich persönlich mag das ja sehr und empfinde Klangbilder, die sich auf der räumlichen „z-Achse“ nicht so richtig nach vorne wagen, durchweg weniger anmachend. Am Krell gefällt mir zudem, dass sich die Bühne schön weit nach oben öffnet, das Klangbild wirkt dadurch noch etwas höher und mächtiger als ich das von den meisten anderen Verstärkern kenne.

Krell Duo vorne

Lediglich in Sachen Plastizität könnte noch ein Tick mehr gehen, gerade mit ausgefuchsten Röhrengeräten, aber auch mit einer – wenn ich mich recht entsinne – Transistorendstufe vom Schlage einer AVM Ovation SA8.2, allerdings anderthalb tausend Euro teurer als der Amerikaner, muten Instrumente und Stimmen noch physischer, noch greifbarer an. Auch klangfarblich – ein Kriterium, das häufig mit Plastizität korreliert – wird der Duo 300 im direkten Vergleich wohl eher sachlicher und weniger deckkräftig wirken. Was übrigens – ja, irgendwie fügt sich’s schön zusammen – wieder dazu passt, dass der Krell eben das Zeichnen mit härterer/feinerer Mine präferiert …

In Sachen Bass sieht es aber im Vergleich sowohl zum AVM als auch zu meinen Audionets und erst recht zu den meisten Röhrengeräten wieder anders aus: Wie schon beim Krell Evolution 2250e zählt der Tiefton zu den absoluten Sahnestückchen des Duo 300. Bis auf den 2250e ist mir wohl noch kein Verstärker in den Hörraum gekommen, der in der Gesamtschau aus Durchzugskraft, Präzision und Tiefgang dem Duo 300 bassseitig das Wasser reichen kann sowie dabei auch noch zweifelsfrei neutral zeichnet und ohne jegliche Tricksereien auskommt. Hammermäßig, wie der Amerikaner im Albumopener „Disturbance“ der Legendary Pink Dots (Album: Maria Dimension) die an Galeerentrommeln gemahnenden Drumschläge und die plötzlich einsetzenden Tieftoneruptionen des Synthiebasses gleichsam kontrolliert und explosionsartig an den Hörer bringt. Und dabei ohne mit der Wimper zu zucken, tonal ganz, ganz tief nach unten schaufelt.

Das klingt – gerade auch im Zusammenspiel mit der beschriebenen hohen/offenen Bühnenabbildung – schlicht und ergreifend nach richtig großer Endstufe. Aber eben nicht nach einer solchen, die vor Kraft und zur Schau gestellter „Breitbeinigkeit“ kaum laufen kann. Zumal – das hatte ich expressis verbis noch gar nicht erwähnt, obwohl man sich‘s nach dem bisher Gesagten fast denken kann – die Krell eben nicht nur im Groben äußerst schnell und mächtig unterwegs ist, sondern auch die Feindynamik aus dem Effeff beherrscht: Ob Hi-Hat-32tel oder wild flackernde Transienten in elektronischen Stücken – der Krell überträgt solch flüchtige Musikbestandteile stets äußerst flink und zackig.

Da ich den Krell Evolution 2250e erwähnte: Interessant wäre es gewesen, beide Geräte noch einmal unmittelbar zu vergleichen, allerdings stand mir für diesen Test kein 2250e zur Verfügung. Doch auch aus der Erinnerung heraus und mit Blick auf meine Testbeschreibung bin ich mir sicher, dass beide Geräte klanglich sehr enge verwandtschaftliche Beziehungen pflegen – mag der Duo 300 auch vielleicht noch ein wenig in Sachen Klangreinheit und Hochton-Finesse zugelegt haben.

Krell im Hörraum

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