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Test: Krell Illusion und Krell Duo 300 | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: Krell Illusion und Krell Duo 300 | Vor-End-Kombi, Vorstufe, Endstufe

November 2014 / Jörg Dames

Endlich kommt’s mal wieder richtig dicke! Eigentlich bin ich zwar ein Fan von schlanken, „smarten“ HiFi-Lösungen und gewinne etwa schlichten, kompakt bauenden Class-D-Amps mehr ab als mit irgendwelchem optisch eindrucksvollen Chichi bewehrten Dickschiff-Geräten. Zumindest, wenn das klanglich keine Kompromisse bedeutet. Sind die Geräte aber erst einmal im Rack platziert und warten muskelzuckend auf ihren Einsatz, bemerke ich uneigentlich aber, dass ich doch ein ziemliches Faible für Verstärker habe, die äußerlich nicht verhehlen, dass sie – möge die Macht mit mir sein – als potente „Kraftwerke“ konzipiert wurden …

Die zum Test anstehende Kombination aus der Vorstufe Krell Illusion und dem Stereoendverstärker Krell Duo 300 (www.audio-reference.de) ist nach meiner Geschmackslage dann gleich doppelt interessant: Äußerlich verströmt zum einen bereits der Illusion-Doppeldecker mehr Potenz als so mancher Poweramp, zum anderen – Stichwort „smartes“ HiFi – trumpft sein endverstärkender Kompagnon nicht nur mit animalischen Leistungsdaten (2 x 300 Watt/8 Ohm, befördert mittels zweier 750-VA-Transformatoren) und recht feistem Gewicht (zirka 32 Kilogramm) auf, sondern hat auch einige intelligente Features mit auf den Weg bekommen.

Krell Illusion und Krell Duo 300

Bleiben wir zunächst beim Duo 300. Die Krell-Entwickler sind laut eigener Aussage Fans von Class-A-Lösungen: „Class-A-Designs sind die musikalisch akkuratesten Schaltungskonzepte, die uns zur Verfügung stehen.“ Dieses unter anderem auch ausführlich in unserem Lexikon erläuterte Prinzip ist in seinen Grundzügen freilich alles andere als innovativ und sonderlich smart, daher nur ganz kurz: Durch Verlagerung des Arbeitspunktes (Ruhezustandes) – weiter vom Sperrzustand weg – der Ausgangstransistoren werden Übernahmeverzerrungen verringert, allerdings bedarf es dazu eines höheren Basis-/Ruhestroms, was zu erhöhtem Energieverbrauch und vermehrter Wärmeentwicklung führt.

Krell Duo 300
Der Krell Duo 300 ist in Doppelmono gehalten und zudem vollsymmetrisch aufgebaut – dies ausschließlich diskret, auf „fertige“ integrierte Schaltkreise oder OP-Verstärker verzichte man gänzlich, so die Amerikaner

Der besondere Clou beim Duo 300 ist dann auch ein anderer: Der Arbeitspunkt seiner Ausgangstransistoren passt sich nämlich gleitend den Leistungsanforderungen an und vermeidet bei geringer Belastung so unnötig hohe Ruheströme. Aber auch das ist noch nicht alles: Die patentierte und von Krell „iBias™ Technology“ getaufte Lösung spürt nicht lediglich dem Eingangssignal als Richtgröße nach – solche Konzepte gibt es bereits -, sondern setzt vielmehr am Ausgangsignal unter Einbeziehung der Lautsprecherlast an. Dadurch werde der Verstärker mit den, so Krell, „Real-Time-Anforderungen“ des Lautsprechers gekoppelt und damit genau mit jenen Parameteren, die letztlich entscheidend sind.

Krell Endstufe
Der Duo 300 ist per Cinch, vorzugsweise aber – wie alle Krell-Geräte, da durchweg vollsymmetrisch aufgebaut – per XLR anzusteuern

Wie sich das Ganze klanglich schlägt, sehen wir weiter unten; festzuhalten ist auf jeden Fall, dass die gemessene Leerlaufleistungsaufnahme von um 130 Watt für ein Class-A-Konzept – gerade auch angesichts der deklarierten Leistungsdaten des Duo 300 – erfreulich schlank daherkommt. Zudem lässt sich nachbarschaftsschonend auch im Hochsommer chillig bei geschlossenen Fenstern hören: Der Amerikaner gibt sich kühler als viele Class-AB-Konzepte – wie etwa auch meine Audionet AMP.

Duo 300 Display
Der Duo 300 kann auch Internet

Allerdings greift Krell dazu auch ein wenig in die Trickkiste, was nicht zuletzt die Abwesenheit äußerlicher Kühlkörper erklärt, und setzt auf interne Ventilatoren, die das Mütchen der Duo 300 auf eine gesunde Betriebstemperatur herunterpusten. Bei mir drehten diese sich, sobald der Krell Duo 300 scharfgeschaltet wurde – allerdings so leise, dass ich behaupten würde, dass die Trafos der meisten Verstärker und gerade größerer Endstufen lauter brummen. Und auch in dieser Hinsicht zählt der Krell zu den absoluten Leisetretern: Seine Umspanner hüllten sich während des Tests stets in tiefes Schweigen. Akustisch unaufgeregt geht auch der Einschaltvorgang vonstatten: Zwei vertrauenerweckend tönende Relaisklicks und der Krell ist ohne vorwitziges Einschaltploppen, Deckenlampenflackern, Trafosirren oder sonstige Unbill „da“.

Krell Illusion und Krell Duo 300
Zwischen 20 Hz und 20 KHz deklariert Krell unter 17 Milliohm Ausgangsimpedanz, was einem sehr anständigen Dämpfungsfaktor von über 470 an 8 Ohm entspricht

Alles andere als alltäglich ist auch die besondere Affinität des Krell Duo 300 zum Internet inklusive Mailverkehr. Um diese Funktionalitäten voll nutzen zu können, kann man sich fürs Einschalten Stift und Zettel zurecht legen und fix loskritzeln, wenn neben der Software-Versionsnummer die IP-Adresse des Duo 300 während des Hochfahrens kurzeitig eingeblendet wird – dazu muss der AMP per Ethernet-Kabel mit dem hauseigenen Router verbunden sein. Anschließend lässt sich mit dem Computer/Smartphone/Tablet, mit dem Sie auch sonst ins Internet gehen, auf den Krell zugreifen, indem Sie die IP (ohne www.) in die Adresszeile des Browsers tippen – in meinem Fall war das etwa die Zahlenfolge 192.168.002.101. Anschließend sieht man Folgendes:

Browser
Bedienfläche des Krell Duo 300 im Browser

Via Browser informiert der Amerikaner dann über seinen Temperaturzustand, lässt sich aber auch fernbedienen: Signal-Timer und die Display-Aktivität sind zeitlich regelbar, Softwareupdates können vorgenommen werden und schlicht ein- und ausschalten kann man den Duo 300 hier ebenfalls. Zudem stehen drei Felder für eMail-Adressen zur Verfügung – im Fehlerfall (Überlast/Kurzschluss, Überhitzung) werden dann zum Beispiel Krell, der zuständige Händler und man selbst e-postalisch informiert. Na ja, unabhängig davon, dass der Krell sowieso kurzschlussfest sein sollte und ich geneigt bin, solche Fehlerfälle eher für sehr unwahrscheinlich zu halten, käme es nach meinem Dafürhalten vor allen Dingen darauf an, was letztlich passiert, wenn Hersteller oder Händler eine Mail erhalten …

Krell Illusion
Der Krell Illusion von innen

Kommen wir zur Krell Illusion – dem Vorstufen-Flaggschiff aus Connecticut. Modellhierarchisch darunter angesiedelt gibt es übrigens zudem noch eine Illusion 2, mit 7.000 Euro deutlich budgetschonender gepreist und nichtsdestotrotz sogar noch mit integriertem DAC aufwartend. Über ein separates, in einem eigenen Gehäuse untergebrachtes Netzteil verfügt aber nur die große Illusion. Das Konzept mit zwei dedizierten Geräten sei zwar sehr aufwändig, aber nur so ließen sich elektrische und magnetische Streueinflüsse auf den empfindlichen Signalpfad der Verstärkerzüge kompromissloses minimieren, geben sich die Krell-Ingenieure überzeugt.

Krell Vorstufe

Das wie beim Duo 300 vollsymmetrisch und volldiskret ausgeführte Schaltungsdesign sei so konzipiert, dass es unbeeinflusst von etwaigen Unregelmäßigkeiten der Netzversorgung arbeite und auf Dynamiksprünge äußerst strompotent zu reagieren vermag. Um etwaige Störungseinflüsse weiter zu minimieren hat’s im Netzteil zwei Haupttrafos, die unterschiedlichen Aufgaben nachgehen: Einer kümmert sich ausschließlich um die analoge Schaltungssektion, der andere ist auf die digitale Sphäre spezialisiert. Die Laustärkeregelung des Illusion erfolgt rein analog mittels eines Widerstandsnetzwerks, das – unabhängig davon, ob niedrige oder hohe Lautstärken gefahren werden – konstante Übertragungseigenschaften sicherstelle.

Krell Illusion Anschlüsse
Die mit „C“ beschrifteten Anschlüsse der Illusion stellen eine proprietäre Krell-Lösung dar: Krell-Komponenten können so noch störärmer verbunden werden – im Test ließ sich das leider nicht ausprobieren, da der Krell Duo 300 über keine Cast-Schnittstellen verfügt, das ist den großen Monos Duo 375 und 575 vorbehalten

Wer lautsprecherseitig eine Subwoofer/Satelliten-Kombination befeuern möchte, kann die Krell Illusion zudem um ein Frequenzweichen-Board erweitern, das den Sub qualitativ auf Augenhöhe mit den Satelliten ansteuert. Aber auch so gibt sich die Vorstufe sehr kontaktfreudig und lässt mit ihren acht Hochpegeleingängen (vier Cinch sowie jeweils zwei XLR und Cast), drei Ausgängen (XLR, Cinch, Cast), zwei Sub-Outs (Cinch und XLR) sowie einem Cinch-Tapeout kaum Wünsche offen. Na, dann schauen wir endlich mal, ob’s mit unserer Kombi auch im Hörraum zum Wunschkonzert gereicht …

Krell Fernbedienung
Die kantig-massiv-schwere Metall-Fernbedienung des Krell Illusion kann mittels beiliegendem Torx-Schlüssel für den Batteriewechsel geöffnet werden

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Test: Krell Illusion und Krell Duo 300 | Vor-End-Kombi

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