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Test: Innuos Zenith Mk 2 | Musik-Server

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  1. 1 Test: Innuos Zenith Mk 2 | Musik-Server

 

März 2017 / Ralph Werner

Ist der Begriff „Stealthdesign“ angebracht, wenn man vier Facetten in die Frontplatte einer Komponente hineinmodelliert? Vielleicht ist das doch etwas hoch gegriffen, aber man muss schon zugeben: Dieser Gestaltungstrick verleiht einer ansonsten recht schlichten schwarzen Schachtel schon etwas Dynamisches. Ich finde es jedenfalls ziemlich gelungen.

Innuos Zenith Mk 2

Vor mit steht der Musikserver & -Player Zenith Mk II, das aktuelle Flaggschiff der zumindest in Deutschland noch recht unbekannten Marke Innuos (www.innuos.com). Gegründet im Jahr 2009 von zwei Portugiesen in England, hat das Unternehmen seinen Sitz inzwischen in der Nähe von Faro/Portugal, was einige von Ihnen vielleicht noch vom letzten Algarve-Urlaub her kennen, denn dort befindet sich der Flughafen der Region. Innuos hat noch zwei günstigere Musikserver im Angebot, den ZENMINI für knapp 850 Euro und den ZEN, der ab 1.800 Euro zu haben ist.

Unser angenehm solide und wertig verarbeiteter Proband lässt äußerlich in Sachen Bedienung keine Fragen aufkommen. Auf der „Facettenfront“ findet man abgesehen vom An/Aus-Taster nur noch den Schlitz des Slot-in-Laufwerks, das fürs CD-Rippen zuständig ist. Oben links auf dem Gehäusedeckel prangt das Markenlogo und auf der Rückseite geht es sehr übersichtlich zu: Neben der Kaltgerätebuchse und korrespondierendem Netzschalter gibt’s noch zwei USB-A-Eingänge – zum Anschluss eines DACs beziehungsweise eines Back-up-Laufwerks – sowie zwei Ethernet-Ports: einen für den Zugang zum Router, einen weiteren zum Direktanschluss eines Netzwerkplayers. Das war es auch schon.

Innuos Zenith Mk 2

Kein Toslink-Out, kein koaxialer S/PDIF-Ausgang, kein Bluetooth und auch kein WLAN-Access-Point, wie beispielsweise ein B.M.C. Audio Mini Media ihn bietet. Warum man sich denn dagegen entschieden habe, will ich von Emanuel Ey, Produktspezialist bei Innuos, wissen, schließlich sei das doch schon manchmal von Vorteil, beispielsweise wenn im Hörraum kein LAN-Kabel liegt und/oder das heimische WLAN-Signal dort einfach zu schlapp ist. Die Antwort: Zum einen gehöre an einen Musikserver – für Renderer mag sich das anders verhalten – per se ein Kabel, damit die Daten zuverlässig im ganzen Haus verteilt werden können. Zum anderen handele man sich mit einem WLAN-Zugang hochfrequente Störsignale im Innern des Gerätes ein, was die klangliche Performance beeinträchtige, und das könne man nicht zulassen. So weit, so dogmatisch.

Innuos Zenith Mk 2

Hardware
Schon beim Auspacken und Aufstellen vermutet man eher einen kleinen Verstärker zugeschickt bekommen zu haben – etwa so einen wie den kürzlich getesteten Creek Evolution – als einen Server. Mit 9 kg ist der nämlich reichlich schwer. Nimmt man dem Innuos Zenith Mk II die Haube ab, lässt sich ein dafür maßgeblich Verantwortlicher entdecken: der 160-VA-Ringkerntrafo.

Der Trafo des Innuos Zenith Mk 2
Der Ringkerntrafo des Innuos

Tatsächlich hat man dem Zenith ein „altmodisches“, dem Vernehmen nach 10-fach überdimensioniertes Linearnetzteil spendiert statt – wie sonst durchaus üblich – ein potenziell Noise emittierendes Schaltnetzteil. Oder besser gesagt, derer gleich drei, denn hinter dem einen Trafo kommen je drei Netzteilstränge mit eigenen Gleichrichtern, Sieb-Kondensatoren (jeweils > 20000 µF Kapazität) und Spannungsreglern. Die separate Stromversorgung von CPU, dem übrigen Mainboard inklusive des optischen Laufwerks sowie der Festplatte (ein SSD-Modell mit 1 TB Volumen, gegen Aufpreis gibt’s auch 2- und 4-TB-Varianten) soll vor allem die USB- und Ethernet-Ausgänge frei von allen Störungen halten; zu diesem Zwecke wurden Letztere auch noch galvanisch entkoppelt. Vor dem Trafo verrichtet zudem ein abgeschirmtes Netzfilter seien Dienst. Das alles erinnert mehr an klassische HiFi- denn Computer-Technik.

Von links unten im Uhrzeigersinn: Ringkertrafo, darüber die dreizügige Netzteilplatine, dann das CD-Laufwerk von Teac (unter dem sich die SSD-Festplatte versteckt) sowie das Mainboard
Von links unten im Uhrzeigersinn: Ringkertrafo, darüber die dreizügige Netzteilplatine, dann das CD-Laufwerk von Teac (unter dem sich die SSD-Festplatte versteckt) sowie das Mainboard

Da der Musikserver in der Regel in der Nähe der Lautsprecher steht, ist er Vibrationen ausgesetzt – das sei klangschädlich, Stichwort Mikrofonie, so die Portugiesen, weshalb man auf eine möglichst rigide Chassiskonstruktion Wert gelegt und an entscheidenden Stellen Dämpfungsmaterial angebracht habe. Laut Emanuel Ey liegt hier auch ein weiterer Vorteil von SSD-Festplatten: Nicht nur seien sie sehr schnell – das stimmt, einen Song auf der Steuerungs-App antippen und ihn hören sind eins –, da sich bei ihnen nichts dreht, es also keine Mechanik gibt, erzeugen sie keine Vibrationen, und je weniger es schwingt, desto besser klingt’s. Zudem benötigten sie weniger Strom als klassische HDDs, was es erlaube, kleinere Spannungsregler zu verwenden, die sich tatsächlich als klanglich bessere Wahl herausgestellt hätten. Hört man Ey länger zu, könnte man meinen, er spräche von einer freiluftverdrahteten Röhren-Preziose, doch nein, es geht um einen Computer.

In der Bildmitte ist das Kühlelement der CPU zu sehen. Links daneben und oberhalb stecken jeweils 4 GB RAM Arbeitsspeicher. Die Hälfte davon sind fürs Caching der Musikdaten von der SSD bestimmt
In der Bildmitte ist das Kühlelement der CPU zu sehen. Links daneben und oberhalb stecken jeweils 4 GB RAM Arbeitsspeicher. Die Hälfte davon sind fürs Caching der Musikdaten von der SSD bestimmt

Software
Die Hardware ist freilich nur die halbe Miete, die Software-Umgebung ist genauso wichtig. Vor allem gehe es darum, so Ey, eine möglichst perfekte Verzahnung mit der spezifischen Hardware zu erreichen. Software, die auf einer Vielzahl unterschiedlicher Computer-Plattformen laufe, böte vielleicht ähnliche Funktionalitäten, klanglich mache sich aber eine auf reinrassige Audioausgabe optimierte und eben Hardware-spezifische Lösung deutlich bezahlt. Ähnliches hört man immer mal wieder von Entwicklern aus dem Computer-HiFi-Bereich, Carlos Candeias von B.M.C. Audio argumentierte im Rahmen der Vorstellung seines MiniMedia-Servers beispielsweise ganz ähnlich. Um die gewünschte enge Verflechtung zu erreichen, haben die Spezialisten bei Innuos – anfangen beim BIOS des Motherboards und dem proprietären, linuxbasierten Betriebssystem bis hin zum adaptierten Logitech Media Server (der eigentlichen Server- und Mediaplayer-Ebene) – entsprechende Programmierarbeit geleistet.

Angenehmerweise „fühlt“ sich der Innuos Zenith Mk II für den User aber gar nicht wie ein Computer an, was auch am hervorragend umgesetzten Benutzer-Interface liegt. Schneller war ein Musikserver bei mir noch nie angebunden: LAN-Kabel rein, anschalten, in den Browser „my.innuos.com“ eingeben – fertig!

Startbildschirm des Benutzerinterface
Startbildschirm der Benutzeroberfläche

Und da das Interface eben browserbasiert ist, brauche ich auch nicht mal den PC/MAC anzuschalten oder eine App zu installieren, jedes Smartphone oder Tablet reicht zur Bedienung (also im Wesentlichen: Musik taggen und importieren, CDs rippen sowie Back-ups erstellen) aus. Und die ist derart intuitiv, dass jedes weitere Wort von mir dazu es nur unnötig verkompliziert. Aber einige nette Features möchte ich doch noch beispielhaft erwähnen:

  • Man kann der Back-up-Routine sagen, dass sie nur aktiv werden soll, wenn die Schwelle von beispielsweise zehn neuen CDs überschritten wurde – das scheint sinnvoller als nach einem starren zeitlichen Takt zu verfahren.
  • Man kauft, beispielsweise bei highresaudio.com, ein 24/96-Album – Standardprozedere: die ZIP-Datei auf dem Computer dekomprimieren, übers Netzwerk Richtung Server kopieren, dort dann manuell den Index erneuern. Bei Innuos kopiert man das ZIP-File in einen speziellen Ordner des Servers, klickt auf der Benutzeroberfläche auf Auto-Import – fertig, inklusive der Musikbibliotheks-Aktualisierung.
  • Sollten beim Rippen einer CD Probleme mit den Metadaten auftauchen oder importiert man versehentlich ein Album zum zweiten Mal (was zumindest mir öfter passiert als man denken sollte), so landet das Album nicht im Musikordner, sondern wird in „Quarantäne“ gesetzt. So bleibt die Musikbibliothek immer sauber und man kann sich um die Problemfälle gesondert kümmern.

Na klar, das sind alles Kleinigkeiten, man kann auch ohne leben. Aber von diesen Nettigkeiten gibt’s eben so einige und das macht das Handling mit dem Innuos so angenehm. Die Programmierer scheinen hier an den User gedacht zu haben, nicht einfach nur an technische Funktionen.

Musikimportfunktion des Innuos
Die Musikimportfunktion des Innuos ist einfach in der Anwendung – und ziemlich smart: Die Datenqualität der Musik wird ermittelt und entsprechend sortiert (Compressed, CD Quality, High-Res), es wird automatisch eine konsistente Verzeichnisstruktur erstellt, Probleme mit zu langen Dateinamen, Sonderzeichen, Tag-Angaben, Dubletten werden erkannt und behoben etc.

Die Wiedergabesteuerung funktioniert allerdings nicht über den Browser – noch nicht, ein kommendes Update wird’s ändern. Zurzeit geschieht die Steuerung über entsprechende Apps auf dem Tablet/Smartphone. Ich habe mit meinem iPad SqueezePad und iPeng ausprobiert – Letztere ist wesentlich schneller und komfortabler und was Look & Feel sowie Funktionsumfang angeht, durchaus auf Augenhöhe mit JRemote, der App für den Mediaplayer JRiver, eine der gelungensten Applikationen in diesem Bereich, wenn Sie mich fragen. Für Android (Orange Squeeze) und sogar Windows (Squeeze Remote) gibt es auch entsprechende Lösungen.

Screenshot der iOS-App iPeng 9
Screenshot der iOS-App iPeng 9

Mein Fazit zur Usability des Innuos: einfach hervorragend. Da können sich andere eine Scheibe von abschneiden. Trotzdem hätte ich da noch einen Wunsch: Ich möchte den Zenith Mk II auch direkt aus Apps von Streamingdiensten wie Tidal, Qobuz oder Spotify (die allesamt eingebunden werden können) heraus steuern können. Natürlich, ich weiß, das geht auch mit einer Steuer-App wie iPeng. Aber der halbe Charme von Streamingdiensten besteht für mich darin, Musik neu zu entdecken und herumzustöbern – und dafür eignen sich nun mal die Apps der Streamingdienste selbst immer noch am besten.

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