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Wie nähert man sich einem Musikserver in klanglicher Hinsicht? Zunächst einmal eine Einordnung: Das Innuos-Flaggschiff Zenith Mk II kostet knapp 2.700 Euro. Sicherlich lässt sich unter Audiophilen Einigkeit darüber herstellen, dass der an ihn angeschlossene D/A-Wandler oder Streamer auch etwa in dieser Liga spielen sollte, denn schließlich ist er es, der die Transformation des digitalen ins analoge Signal verantwortet – was ja nun auch nicht ganz unwesentlich ist. Rechnet man noch ein hochwertiges Verbindungskabel hinzu, kommt man schnell in eine Größenordnung von circa 6.000 Euro für die digitale Quelle.
Würden Sie eine solche als Teilbestand einer Anlage, die insgesamt, sagen wir einmal: bei 9.000 Euro liegt, für sinnvoll erachten? Ich nicht. Ich würde eher 2/3 meines Budgets in Lautsprecher und Verstärker fließen lassen und nicht umgekehrt in die Quelle. Vor allem aber sollte die HiFi-Anlage sehr transparent und durchlässig sein, sonst hört man hinten nicht, was sich vorne tut. Und noch etwas: Wenn Sie zu den Audiophilen gehören, denen die Tonalität das Wichtigste ist und Sie gute Raumdarstellung, Auflösung und Timing zwar schätzen, aber als nicht sooo spielentscheidend für Ihr klangliches Glück betrachten – bleiben Sie bei Ihrem Laptop als Datenlieferanten und investieren Sie das gesparte Geld in Musik statt in Hardware, die Sie nicht benötigen. Ich habe es jedenfalls noch nicht erlebt, dass die Tonalität auf digitaler Ebene mittels Audiodatenzuspielung wirklich sinnvoll „gestaltbar“ wäre, das klingt alles ziemlich ähnlich in der Hinsicht. Und da macht der große Innuos auch keine Ausnahme, der gibt sich tonal einfach linealglatt.
Genug der Vorrede – die erste Überraschung mit dem Innuos Zenith Mk II in der Kette erlebte ich aus Versehen. Gewohnheitsmäßig verband ich ihn nämlich nicht direkt mit meinem Luxman-DAC DA-06, sondern indirekt über den iPurifier2 von ifi (auf Amazon ansehen), der im USB-B-Port des Japaners steckte. Der daumengroße Stick filtert und „rebalanced“ (was immer das heißt) das USB-Signal, bevor es in den D/A-Wandler geht. Klang alles gut soweit – aber dann fiel mir ein, dass es für Vergleichszwecke wohl klüger ist, die verschiedenen Zuspieler „pur“, ohne Filter, also ohne den Einfluss des ifi-Sticks zu hören. Also raus mit ihm und noch einmal von vorne.
Und da staune ich nicht schlecht, denn das war mir bisher noch nicht untergekommen: „Pur“ klingt in diesem Falle tatsächlich besser. Sonst ist das immer umgekehrt, das kleine, günstige ifi-Helferlein sorgt regelmäßig bei verschiedensten Zuspielern für etwas mehr Ruhe im Klangbild, die Abbildung gewinnt an Fokus und Griffigkeit – weshalb er ja auch standardmäßig an meinem DAC seinen segensreichen Dienst versieht. Mit dem Innuos wirkt es aber auch so schon sehr körperlich und plastisch, das Hinzufügen des ifi verbessert hier nichts mehr – dafür verschleiert es das Klangbild ein wenig, die Feinauflösung bekommt einen leichten Dämpfer. „Ohne“ wirkt das Klangbild tatsächlich klarer, direkter und transparenter. Wirklich erstaunlich. Im Folgenden geht es also pur weiter. Ich habe den Innuos drei anderen „Playern“ gegenübergestellt.
Wovon sich ein Gerät wie der Zenith natürlich absetzen muss, ist ein normaler Laptop. Das tut der Innuos Zenith Mk II – im richtigen Anlagenumfeld, siehe Eingangsbemerkungen – freilich mit Leichtigkeit. Tatsächlich macht mein mit JRiver 17 ausgestattetes Notebook gegen den Innuos-Server keinen Stich. Es malt die Instrumente breiter und flacher als der Zenith, weniger plastisch-präzise, und auch die Transparenz der Bühne wirkt eingeschränkt, ja, geradezu nebelig, weshalb die Tiefendimension vergleichsweise mäßig ausgeprägt ist. Irgendwie hat man das Gefühl, dass der Innuos jeden Ton in sich kompakt-griffig zusammenhält, da franst nichts aus, da gibt es keine diffuse Aura drumherum. Eine weitere Stärke: Es wird auch „zeitlich“ nichts verschleppt oder – umgekehrt – verkürzt, also das Sustain beschnitten. Der Innuos setzt ein sehr sauberes, punktgenaues Timing ins Werk. Das macht sich im Tiefton, der deutlich durchgezeichneter wirkt als mit meinem Laptop, bezahlt, aber eben auch in den mittleren und höheren Lagen, bei Stimmen etwa oder – sehr gut nachvollziehbar – bei Klavierspiel. Gerade weil mit dem Portugiesen weder in räumlicher noch in zeitlicher Hinsicht etwas „zerfasert“, wirkt die Bühnendarstellung sehr fokussiert, während rhythmisch exakt auf den Punkt gespielt wird. Es stimmt natürlich – mein Laptop kostete nicht mal ein Viertel des Innuos, und dafür macht es einen geradezu heldenhaften Job! Wenn man aber aufs klanglich Absolute schielt, kommt man mit dem Zenith eben deutlich weiter.
Netzteil des Innuos Zenith Mk 2
Oder mit dem Streamer Auralic Aries, meinem zweiten Vergleichspunkt. Da er ein reinrassiger Netzwerkplayer ohne DAC und Festplatte ist, muss Letztere noch gedanklich hinzugezählt werden, um ihn in Relation zum Innuos setzen zu können. Verbandelt man den Aries mit einer preiswerten NAS, so ist die Lösung immer noch circa 25 % günstiger als unser Server/Player aus Portugal. Wie stellt sich das Ganze klanglich dar? Die Deutlichkeit, mit der sich der Zenith von einem Wald-und-Wiesen-Laptop absetzen kann, ist natürlich dahin, denn der Aries ist ein verdammt guter Player. Gleichwohl, nach „reiner Lehre“ betrachtet, würde ich dem Innuos doch ein paar Vorteile attestieren: Das Auflösungsvermögen ist noch ein bisschen höher, die Klänge wirken noch etwas plastischer, die Bühne minimal tiefer, der Tiefton kommt mit etwas mehr Grip und rhythmisch eindeutiger rüber. Allerdings – argumentierte jemand: „Der Aries zeichnet Instrumente und Stimmen zwar etwas weniger griffig, aber dafür größer, und zudem kommt die Bühne etwas mehr auf mich zu – das involviert mich etwas besser in die Musik.“ Nun, ich könnte theoretisch nachvollziehen, was er oder sie damit meint, wenngleich ich persönlich das nicht so empfinde. Anders ausgedrückt: Die klanglichen Differenzen zwischen dem Auralic und dem Innuos sind subtiler Natur, sodass nicht nur die objektiven Unterschiede der Komponenten zueinander, sondern auch der subjektive Geschmack des Hörers mitentscheidend sein dürfte.
Das Teac-Laufwerk des Innuos
Ganz ähnlich ist das auch beim Vergleich des Innuos mit dem Audiodata MusikServer MS II. Preislich und konzeptionell ist das ja die passendste Gegenüberstellung – und die klanglichen Unterschiede sind ganz ähnlich wie zuvor. Man kann den halben Schritt nach vorne, den die Bühne mit dem Audiodata macht, ansprechender finden – und so auch den Umstand, dass sie minimal breiter, wenngleich weniger tief daherkommt. Oder man schätzt die Auflösungsgewinne, das noch punktgenauere Timing und die fokussiertere Abbildung des Innuos als wichtiger fürs eigene audiophile Glück ein. Auch hier sehe ich das so: Nach „reiner Lehre“ hat der Innuos die Nase vorn, doch der subjektive Klanggeschmack kümmert sich nicht immer um solche Reinheitsgebote.
Hier wird gerade eine CD im „Assisted Ripping Mode“ gerippt: Dabei werden dem User die ermittelten Metadaten und das Cover angezeigt und er hat die Möglichkeit, Änderungen vorzunehmen. Erst nach dem Speichern wird das Album der Musikbibliothek hinzugefügt. Es gibt natürlich auch einen automatischen Rip-Modus
Test-Fazit: Innuos Zenith Mk II
Die junge Marke Innuos hat mit ihrem Flaggschiff Zenith Mk II einen Musikserver/-player im Angebot, der sehr solide verarbeitet ist, ansprechend ausschaut, dank SSD-Festplatte superschnell reagiert und in Sachen Benutzerführung vorbildlich intuitiv gestaltet wurde. Gerade die webbrowserbasierte Benutzeroberfläche macht das Handling des Servers – also in der Hauptsache das Taggen, Rippen, Musik-Importieren und Back-up-Erstellen – zum Kinderspiel. So soll es sein. Auch die Wiedergabe-Apps, die ich ausprobierte, funktionieren wie sie sollen, inklusive der Einbindung von Streamingdiensten wie Spotify, Tidal und Qobuz.
Der integrierte UPnP-Server unterstützt Multiroom- und Streamingsysteme unterschiedlicher Marken (Naim, Linn, Moon Mind, B&O, Denon Heos …), dabei kann auf Knopfdruck sogar die Innuos-Musikbibliothek mit der von Sonos synchronisiert werden. Viele Audiophile werden freilich überwiegend den Playermodus, also die Direktverbindung mit einem D/A-Wandler via USB nutzen. Diese Schnittstelle wurde extrem hochwertig umgesetzt. Gleichwohl: Ein zusätzlicher koaxialer und/oder optischer S/PDIF-Ausgang wären schon noch ganz nett gewesen.
Und klanglich betrachtet? Als Bestandteil einer hochwertigen, transparenten, gut auflösenden HiFi-Anlage macht die Art der Audiodatenzuspielung eben doch einen Unterschied – und der Zenith Mk II macht hier einen hervorragenden Job. Er gibt sich als Audiophiler reinsten Wassers zu erkennen: tonal neutral, hochauflösend, sehr plastisch abbildend und rhythmisch perfekt auf den Punkt spielend. Ich kenne in dieser Preisklasse keinen „objektiv richtigeren“ Vertreter der Gattung, höchstens solche, die subjektiv anders, dabei aber eben auch nicht unbedingt besser klingen. Hut ab, das Gesamtpaket – Verarbeitung, Benutzerfreundlichkeit, schieres Tempo und Klang –, das Innuos mit den Zenith schnürt, stimmt einfach. Ein Ausprobieren und Probehören lohnt sich. Und dank des 30-tägigen Umtauschrechts, das gewährt wird, ist es auch risikolos möglich.
Fakten:
- Produkt: Innuos Zenith Mk 2
- Kategorie: Musikserver & -player
- Preis: 2.699 Euro
- Maße & Gewicht: 70 x 420 x 320 mm (HxBxT), 9 kg
- Farbe: Schwarz
- Anschlüsse: 1 x USB 2.0 (DAC), 1 x USB 3.0 (Backup), 2 x RJ45/Ethernet (LAN- und Streamer-Verbindung), 1 x VGA (Service only)
- Formate: PCM bis 32 Bit/352,8 kHz, bis DSD256 (4fach); WAV, AIFF, FLAC, ALAC, AAC, MP3
- Leistungsaufnahme: circa 10 Watt im Leerlauf
- Sonstiges: Händlernetz im Aufbau (Stand 03/2017), Direktverkauf vom Hersteller oder über Amazon möglich
- Garantie: 2 Jahre
Hersteller & Vertrieb:
Innuos
Loteamento Industrial de Loulé 15 | 8100 Loulé, Portugal
Telefon: 0800 – 724 45 38
E-Mail: sales@innuos.com
Web: www.innuos.com
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Test: Innuos Zenith Mk 2 |