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Klang Gryphon Scorpio

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  1. 3 Klang Gryphon Scorpio

Auf zu einem Hörbericht-Dreisprung: zunächst der CD-Player, dann der Amp und schließlich die Kombi aus beiden.

Da musste ich nicht ewig und drei Tage hin- und herhören, um herauszufinden, dass Musik mit diesem schwarzen Skorpion deutlich mehr los geht als mit dem jüngst zum Arbeitsgerät auserwählten Luxman D-05. „Los gehen“ meint, dass der Gryphon Gryphon ScorpioScorpio ein sehr dynamisch aufspielender Player ist – sei’s im Groben wie im Feinen. Hier hängt der Däne den Japaner ab. Was der übrigens mit einem Achselzucken quittiert, schließlich kostet er die Hälfte, kann dabei auch SACDs abspielen, via XLR und Cinch verbunden werden und vor allem digitale Musik per S/PDIF-Schnittstelle in Empfang nehmen – Dinge, die der radikale Minimalist Scorpio offenbar als nebensächlich einordnet.

Gar nicht nebensächlich werden aber Bassdrums verabreicht, und ich spreche hier noch nicht mal von der „Bassmasse“ – zum Tonalen komme ich gleich -, sondern von der Plötzlichkeit, mit der das geschieht: Das ist einfach „da“.

Diese Unmittelbarkeit beschränkt sich allerdings nicht auf einen bestimmten Frequenzbereich, sie lässt sich ganz allgemein bei großen Pegelsprüngen feststellen. Und davon profitieren symphonische Werke genauso wie die Nine Inch Nails. Mit Wucht und Verve wird eingeschenkt, da entfährt dem reserviert im Sweet Spot sitzenden und mit Notizblock bewaffnetem Redakteur glatt mal ein „hui“, denn es herrscht – ich muss es zugeben – plötzlich mehr Leben in der Bude. Schon mal sehr angenehm.

RingsgwandlWas ich persönlich aber noch mehr am Gryphon-Player schätze als die Fähigkeit, grobe Attacken mit Links auszuteilen, ist sein „Pegel-Feinsinn“ im Mikrobereich. Grober Musikwechsel: Trent Reznor raus, Ringsgwandl rein. Ein Bayer, eine Gitarre – das Album Staffabruck neigt wahrlich nicht zu Pegelexplosionen. Aber wie lebendig der Mann vor mir steht! Straffer als ich es gewohnt bin werden die Saiten angerissen, nackter, unmittelbarer erfolgt der Gesang – ganz wesentlich auch ein Verdienst der sehr guten feindynamischen Fähigkeiten des Dänen. Was auf jeden Fall schon mal feststeht: Der Scorpio ist ein lebendiger Geselle.

Zum Tonalen: Stellt man sich für einen Augenblick das recht große Feld der Mitten (siehe Frequenzbereiche) als eine Art Waage vor – am einen Ende der Grundton-, am anderen der Präsenzbereich -, so würde ich schon sagen, dass in diesem Fall Letztgenannter ein bisserl mehr auf den Rippen hat. Der Scorpio neigt eher zu einer frischen denn zu einer richtiggehend sonoren Ansprache. Der aufmerksame Leser könnte im letzten Absatz über ein „auch“ gestolpert sein – hier klärt es sich auf: Denn dass ich Ringsgewandls Stimme so unmittelbar erlebe, liegt meines Ermessens neben den feindynamischen Meriten des Gryphons auch am schlackenlosen, knackigen Tonfall, der hier angeschlagen wird. Und wenn das Wort „Präsenzbetonung“ zwar daneben zielt, da es eine Tendenz zu sehr aufbauscht, bin ich schon der Meinung, dass man eher von lebendigen, direkteren Mitten denn von vollen, warmen, sehr kräftigen sprechen kann. Übrigens mit der Folge, das leicht vermuffelte Aufnahmen quirliger und ansprechender dargeboten werden – und „Plastikproduktionen“ präsenten Grundnaturells bei höheren Pegeln gehört nerven können.

Wer nun aber meint, der Scorpio klänge hell, liegt falsch – das wäre vielleicht dann der Fall, wenn die obersten Lagen besonders exponiert gezeichnet würden, was aber nicht geschieht. Vielmehr hat man sich eher pro Langzeittauglichkeit entschieden als für den Schuss Extraglanz, oder anders: pro „natürlich-gefällig“ unter Inkaufnahme der letzten Millimeter Auflösung und Luftigkeit in den Höhenlagen. Zudem besitzt der Däne einen vollen, tiefreichenden und rhythmisch-federnden Bass – nicht zu trocken, nicht zu weich, nicht auf dicke Hose machend, nicht schüchtern oder zu verhalten, sondern ausgewogen und sehr dynamisch. Ich mag diesen Bass.

Gryphon Scorpio

Was hatten wir bisher? Ein wunderbares Bassfundament, eher mildere denn explizite Höhen und tendenziell frischere Mittellagen – und das Ganze ausnehmend dynamisch präsentiert. Der Gryphon Scorpio ist, ächz: eine High-Involvement-Maschine. Er ist immer unmittelbar bei der Sache, „hier spielt die Musik“, scheint er zu rufen, Nebenherhören funktioniert nicht so richtig, zu lebendig ist das, was er liefert, als dass es nicht locken würde, sich ihm ganz zu widmen, das Buch, das man lesen wollte, aus der Hand zu legen und ein wenig die Lautstärke hoch zu drehen … zu diesem Naturell trägt auch die Art der Bühnendarstellung ihr Scherflein bei:

Mit dem Scorpio kommt die Musik einen Schritt auf mich zu – es ist, als würde der ganze „Bühnenapparat“ leicht herangezoomt. Was passiert dabei? Nun, erste, vielleicht banale Erkenntnis: Man ist näher am Geschehen dran und dies fördert das erwähnte „involvierende Gefühl“. Und hinsichtlich der Bühnendimensionen: Es wirkt ausnehmend breit porträtiert, da die virtuelle „Bühnenkante“ ja als Ganzes auf einen zukommt, sich die eigene Hörposition aber nicht verändert – ganz links und ganz rechts klingen durch die leichte Perspektivverschiebung nun weiter links/rechts von mir. Und hinsichtlich der Tiefendimension: Vorne/Hinten-Bezüge werden klar dargestellt, aber ganz hinten ist nun näher bei mir als wenn die Bühne erst bei der Grundlinie zwischen den Boxen begänne.

Gryphon Scorpio

Womit mich der Gryphon Scorpio neben seinem dynamischen Talent am meisten anspricht, ist die Fähigkeit zur plastisch-körperlichen Ausgestaltung von Klängen. Neben der reinen (und sehr guten) Verortung von Instrumenten und Stimmen innerhalb des Bühnenraums schafft er es, geradezu physisch erfahrbare Klänge zu gestalten. Insbesondere bei Gesang fällt dies auf – und fasziniert.

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Test: Gryphon Scorpio und Atilla | Vollverstärker

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