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Klang Gryphon Atilla

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Klang Gryphon Atilla

Der zum Scorpio passende Vollverstärker Atilla schaut nicht nur ähnlich aus wie der Player und besitzt das gleiche Preisschild – auch im Klangbild sind Gemeinsamkeiten festzustellen:

Gryphon Atilla

Wie schon die Quelle, so mag es auch der Amp, die Bühne etwas „vor der Boxenkante“ beginnen zu lassen – auch bei ihm wendet sich die Musik einem zu. Dieser Effekt ist beim Gryphon CD-Player zwar deutlicher, was ich der unterschiedlichen Balance der Geräte im Mittenband zuschreibe (dazu später mehr), aber auch der Atilla verfolgt eine eher direkte Ansprache. Direkter zumindest als es die Verstärkerkombi aus Octaves Vorverstärker HP 300 und den Monoendstufen Electrocompaniet AW 180 tut. Die legt die „vordere Bühnenkante“ nämlich ziemlich genau auf die Grundlinie der Lautsprecher.

Was im Vergleich zu der mir wohlbekannten Kombi bühnentechnisch noch am Gryphon-Amp auffällt, sind die beiden folgenden Sachen:

1.) Die Breite der Darstellung ist ziemlich ähnlich – und auch die Tiefenstaffelung beherrscht der Gryphon sehr gut. Allerdings ist hierbei noch mehr möglich. Es mag daran liegen, dass Doppelmono zwar gut, echte Monoblöcke in Sachen Kanaltrennung aber besser sind; vermutlich aber auch daran, dass sich mehr Leistungsreserven gerade im absoluten Untergeschoss positiv auswirken und die tiefsten Lagen maßgeblich zur gefühlten Gesamtgröße der Bühnenabbildung (und damit auch deren Tiefe) beitragen – hier spielen die potenten Monos anscheinend ihre Trümpfe aus. Wie auch immer, das schmälert die „Bühnenperformance“ des Atilla nicht, denn die ist angenehm weiträumig. Ganz abgesehen davon, dass für das Deutsch-Norwegische Gespann noch mal 3.500 Euro mehr zu berappen sind.

Gryphon Logo

2.) Der Gryphon Atilla bildet präzise ab und versteht es – wie schon der Scorpio – durch eine sehr plastische Ausgestaltung der Klänge für sich einzunehmen. Wieder ist es vor allem Gesang, der einen umhauen kann, derart knackig-griffig stehen Sänger/-innen vor einem. Verblüfft muss ich feststellen, dass das meine Standardverstärkung so plastisch nicht hinkriegt, und die halte ich schon für verdammt gut in dieser Hinsicht. Hut ab vorm Gesang dieses Hunnenkönigs! Etwas anders verhält es sich aber an den Frequenzbandenden. Zwar ist das, was der Atilla hier liefert, immer noch sehr feine Kost – aber auch nicht mehr gleich zum Niederknien gut. Im Hochton und im Bass bietet das Octave/Electrocompaniet-Gespann mehr Struktur und den plastischeren Grundansatz. Eine weitere Sache: Der Gryphon Atilla malt die einzelnen Klänge etwas größer als ich es gewohnt bin und das liegt nicht nur daran, dass die Bühne/Musik etwas näher an einem dran ist. Instrumente/Stimmen besitzen einfach etwas üppigere Ausmaße – zwischen ihnen herrscht genügend Abstand, aber einen Tick weniger als ich es sonst höre.

Da ich eben schon bei den Frequenzbandenden war: Der Atilla bietet, wie der Scorpio, einen eher milderen Zugang zu den obersten Oktaven. Zusätzlichen Glanz und Luft trägt er jedenfalls nicht ins Klangbild. Qualitativ gibt’s im Hochton nichts zu beanstanden, keine Härten, kein Gekrissel, keine gläsernen Noten trüben den Musikgenuss.

Gryphon Atilla

Am anderen Ende des Frequenzschriebs, im Bassbereich, geht es mächtig zur Sache. Zum einen rein quantitativ betrachtet: Die mittleren bis oberen Basslagen tönen tatsächlich voller und saftiger als über die erwähnte Vor-/Endkombi, ich würde schon sagen, dass hier im Zweifel eine Handbreit über der Nulllinie verabreicht wird. Zum anderen aber auch in dynamischer Hinsicht, denn unten rum geht’s punchy ab, mit Schmiss und Spaß. Das Ganze wird konturiert und nachverfolgbar dargeboten – was aber nicht ultratrocken heißt. Extreme Kontrolle und Sexappeal gehen nicht ganz so gut zusammen, scheint hier die Devise zu sein. Wer sich jahrelang basstechnisch eine Trockenobstdiät verordnet hat, wird vielleicht vor Schreck ‘nen Schluckauf kriegen – Gott sei Dank ist das nicht mein Problem.

Eine weitere Beobachtung in diesem Zusammenhang: Fast immer, wenn ich bei Zimmerlautstärke hörte, hatte ich das Gefühl, dass über den Gryphon-Amp insgesamt etwas mehr Basspower geboten wird als übers Octave/Electrocompaniet-Duo – erstaunlich. Drehte ich dann lauter, tönte aber peu à peu die Verstärker-Kombination fundierter, stabiler, mächtiger und ausladender. Dies liegt daran, dass – wie schon angedeutet – im absoluten Subbereich die Kombi noch mal anders zulangt und durchmarschiert als Gryphons Integrierter. Und daran, dass das menschliche Ohr zur klaren Wahrnehmung in den tiefsten Gefilden schon einiges an Pegel bedarf, weshalb man auch erst mal etwas aufdrehen muss, um diesen Unterschied zu bemerken. Damit hier nun aber keine Missverständnisse aufkommen: Der Atilla ist tiefbassfest – aber noch fester geht halt alleweil. Schließlich verkaufen die Dänen auch Vor-/Endkombis für knapp 100.000 Euro, dafür muss es ja auch ‘nen Grund geben.

Gryphon Mirage und Colosseum
Gryphon Vorstufe Mirage plus Colosseum Monoendstufen

Dass mir die tonale Gesamtmelange des Atilla tendenziell wärmer vorkommt, liegt an dem eben genannten: obenrum eher mild, untenrum schön substantiell. Allerdings liegt es auch an den mittleren Lagen. Sprach ich beim CD-Spieler von einem frischeren, leicht präsenteren Vortragsstil, so zeichnet der Integrierte mehr in vollen, erdigen, satten Farben. Sehr angenehm tönt das. Freilich sollte man nun nicht vermuten, dass mit der „Wärme“ so etwas wie Langeweile aufkäme, was mancher vielleicht automatisch assoziiert (Warme-Vollbäder-machen-müde-Theorie …). Der Gryphon Atilla beherrscht ein kleines Kunststück: Nämlich tonal nicht präsent zu tönen, aber gleichwohl sehr unmittelbar-lebendig, dynamisch ansprechend und in räumlicher Hinsicht eher forward denn laid-back – damit verleiht er der Musik die nötige Präsenz im Raum, ungeachtet seiner eher wärmeren Gangart.

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Test: Gryphon Scorpio und Atilla | Vollverstärker

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