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Gryphon Scorpio und Atilla – Technik & Ausstattung

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  1. 2 Gryphon Scorpio und Atilla - Technik & Ausstattung

… wobei das mit den Relationen so eine Sache ist: Sechzehntausend Euro stellt sich der ins Rack, der sich für das „Einsteigerduo“ der Marke mit dem geflügelten Löwen entscheidet – nicht gerade kleines Geld.

In Anbetracht der Summe muss man von optischem Understatement sprechen. Zweifellos sind Scorpio & Atilla schwer und solide verarbeitete Geräte, die die gryphoneigene Formensprache sprechen, aber überbordender Glam zeichnet sie nun nicht aus … was natürlich als Tugend angesehen werden darf.

Firmensitz von Gryphon Audio
Firmensitz von Gryphon Audio Design in Ry, Dänemark

Es gibt bei Gryphon ein paar technische Leitideen, die insbesondere für den Verstärkerbau gelten: Die Dänen halten viel vom Class A-Betriebsmodus, weil so Übernahmeverzerrungen vermieden und die linearsten Arbeitsbereiche der Bauteile genutzt werden können. Wenig dagegen von Über-alles-Gegenkopplung, hier steht man in der Tradition des Herrn Dr. Otala, der in den 1970er-Jahren erstmals von Transienter Intermodulation (TIM) sprach (siehe auch Nelson Pass‘ Artikel zur Gegenkopplungsthematik). Ein Doppelmonoaufbau soll Kanalübersprechen vermeiden und ein scharfes Stereobild unterstützen – ein Ziel, dem man auch mit einer hohen Verstärkungs-Bandbreite nachgehe, denn, so Gryphon, limitierte Bandbreiten hätten Phasenfehler im hörbaren Bereich zur Folge.

CD-Spieler Gryphon Scorpio

So schaut der Player oben ohne aus:

Gryphon Scorpio

Wie leicht zu erkennen, werden im Scorpio drei Rinkerntransformatoren verwendet. Die beiden auf der Platine versorgen die Doppelmono-Analogschaltung – einer für den linken, einer für den rechten Kanal, unterstützt von 2 x 18.000 µFarad Siebkapazitäten. Der dritte auf der Bodenplatte rechts gehört zur Stromversorgung für das Laufwerk und die digitalen Schaltkreise.

Trafos im Gryphon Scorpio

Die von der CD ausgelesenen Daten werden von einem Upsampler ins 32 Bit/192 kHz-Format hochgerechnet und an insgesamt vier AKM-Wandler vom Typ AK 4397 weitergeleitet. Ja, vier Stück: Man hält nicht nur viel von Doppelmono, sondern auch von einem symmetrischen Schaltungslayout. Das hätte wandlerseitig zwar auch mit einem Chip funktioniert, aber sicher ist sicher, scheinen sich die Gryphon-Mannen gedacht zu haben.

Wandler im Gryphon Scorpio
Wandlerquartet im Gryphon Scorpio

Um die Geschichte noch ein wenig aufwändiger zu gestalten, bekommt jeder Chip eine separat geregelte Stromaufbereitung spendiert, was mithin auch der Grund sei, warum der Scorpio etwas wärmer als normale CD-Spieler werde, so der deutsche Vertrieb. „Etwas“ ist gut – man hätte ihn statt „Scorpio“ auch wahrheitsgemäß „Heizung“ taufen dürfen, ein wärmerer Player ist mir bis dato nicht über den Weg gelaufen.

Da beruhigt mich doch fast die Info, dass die beiden Taktgeber im Gryphon Scorpio „temperaturkompensierte“ Modelle sind. Die Genauigkeit der Clocks wird mit 5 parts per million angegeben, die eine ist zuständig fürs Laufwerk, die andere für die Digitalschaltung mit ihren vier Wandlern. Diese bieten übrigens die Möglichkeit einer impulsoptimierten Slow Roll-Off-Filtereinstellung, die beim Scorpio auch genutzt wird, so der Entwickler Tom Møller.

Gryphon Scorpio

Die Ausgangsstufe des Silberdrehers ist – natürlich – in Class A und – schon exotischer – vollsymmetrisch ausgeführt worden; man vertraut nur diskreten Bauteilen (und eben keinen integrierten OP-Amps), die in überwiegender Zahl vom SMD-Typ sind, was den Signalweg kurz halten soll. Herr Møller betont, dass kein Kondensator im direkten Signalweg liegt.

Betrachtet man den Scorpio von der Rückseite, muss man sich erst mal räuspern. Fehlt da nicht was?

Gryphon Scorpio

„We prefer the sound from the symmetrical output”, so Herr Møller auf die Frage, warum sich keine unsymmetrischen Cinchbuchsen finden lassen. Nun, man sieht‘s. Natürlich hat er Recht, wenn er sagt, man könne XLR-Stecker ja problemlos mit asymmetrischen Kabeln konfektionieren, aber irgendwie finde ich das trotzdem ziemlich mutig. Nicht weniger couragiert muss man sein, Kunden, die mit dem Gedanken spielen, irgendwann doch mal mit so etwas Neuzeitlichem wie Streaming anzufangen und deshalb einen Digitaleingang wünschen, ein dickes Stoppschild zu zeigen. Ein Digitaleingang könne die Performance der Clocks zum Schlechten hin beeinflussen und damit das Klangbild insgesamt kompromittieren, erfahre ich. Die Dänen sind echt hart drauf, übertriebene Zeitgeisthörigkeit kann man ihnen nicht gerade vorwerfen. Der Gryphon Scorpio ist ein reinrassiger CD-Spieler, SACDs werden verschmäht und als DA-Wandler lässt er sich ebenfalls nicht einsetzen. Nicht, dass es beim Flaggschiff-Player Mikado Signature (14.000 Euro) anders wäre … Das nennt man dann wohl radikalen Minimalismus. Wenn mir jetzt noch einer erklären könnte, was ich mit Digital-Out bei einem 8-kEuro-Dreher anfangen soll, hätte ich keine Fragen mehr.

Die Bedienung ist geheimnislos, doch begeht wohl jeder anfänglich zwei Fehler: Man tippt auf die Schrift statt auf den Zielpunkt darüber – und man tippt zu schüchtern, weil es so edel glänzt. Das ist aber wenig zielführend, ein wenig fester oder besser gesagt: vollflächiger sollte man schon „touchen“, damit der Sensor den Befehl erkennt. Für die unvermeintlichen Fingerabdrücke, die dabei entstehen, legt Gryphon ein Mikrofasertuch bei. Der „harte Netzschalter“ wurde übrigens beim rechten Fuß auf der Unterseite postiert, damit keine Erhebungendie die spiegelglatte Frontplatte „versaut“.

Verstärker Gryphon Atilla

Gryphon Atilla

Der Vollverstärker Gryphon Atilla schaut natürlich ganz ähnlich wie der Scorpio aus; beiden gemein sind auch die recht hohen Füße, über die sich mancher wundern mag – der Frischluftzirkulation tun sie zweifellos gut, und die können beide gebrauchen. Amüsanterweise wird der CD-Player im Leerlaufbetrieb wärmer als der Integrierte.

Der Gryphon Amp besitzt fünf Hochpegelinputs (die Tape-Schleife schon mitgerechnet), einer davon wurde symmetrisch ausgeführt. Der genau mittig montierte Masseanschluss dient dem in Kürze verfügbaren, optionalen MM/MC-Modul.

Gryphon Atilla von hinten

Wie die Rückseite schon vermuten lässt, ist auch der Atilla in Doppelmono gehalten – spielgelbildlich teilen sich die Buchsen die linke und die rechte Seite. Dass hier alles bombenfest sitzt, versteht sich in dieser Preisklasse wohl von selbst.
Innen geht es ziemlich spiegelsymmetrisch weiter:

Gryphon Atilla innen

Der dicke Junge in der Mitte leistet bis zu 1.200 VA – konsequenter im Sinne von Doppelmono wäre es wohl gewesen, zwei Rinkerntrafos zu verwenden, doch seitens Gryphon wird darauf hingewiesen, dass hier für den linken und den rechten Kanal getrennte Wicklungen vorliegen. Pro Kanal steht eine 60.000 µF-Kondensatorbank zur Verfügung. Die Stromversorgung fürs Display und die Logikschaltung erfolgt getrennt von den Audioschaltkreisen (kleiner Trafo links oben im Bild).

Auch der kleinste Amp in Gryphons Portfolio folgt der allgemeinen Firmenphilosophie:

  • platinengebundener Aufbau mit minimaler Verdrahtung für einen möglichst kurzen Signalweg
  • Verwendung diskreter Bauteile und Vermeidung von Kondensatoren im Signalpfad
  • Doppelmono und vollsymmetrisches Schaltungslayout
  • hohe Bandbreite, die obere Grenzfrequenz liegt in diesem Fall bei 250 kHz (-3 dB)
  • Vermeidung von Über-alles-Gegenkopplung.

Das Class A-Konzept gilt hier allerdings nur bis zur Ausgangsstufe, diese selbst ist eine Class A/B-Gegentakt-Schaltung mit je einem Ausgangstransistoren-Pärchen von Sanken. Der Hersteller verspricht 100 Watt an 8 Ohm und eine fast ideale Leistungsverdopplung an 4 Ohm (siehe Stromlieferfähigkeit). Die Lautstärkeeinstellung erfolgt über ein mikroprozessorgesteuertes Präzisionswiderstandnetzwerk. Das selbstverständlich auch via Fernbedienung angetriggert werden kann – der angenehm kleine, ergonomisch sinnvolle Geber steuert auch den Gryphon-Player.

Gryphon Fernbedienung

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Test: Gryphon Scorpio und Atilla | Vollverstärker

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