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Test: Electrocompaniet EC Living Tana SL-1 und Tana L-1 | Kompaktlautsprecher, Aktivlautsprecher, Lautsprecher mit DAC, Streaming-Lautsprecher

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  1. 1 Test: Electrocompaniet EC Living Tana SL-1 und Tana L-1 | Kompaktlautsprecher, Aktivlautsprecher, Lautsprecher mit DAC, Streaming-Lautsprecher

Ralph Werner / Juni 2016

Die Zeiten, in denen daheim auch bei sich eher oberflächlich mit Audiotechnik beschäftigenden Leuten standardmäßig eine aus klassischen Einzelkomponenten aufgebaute HiFi-Anlage für die Musikwiedergabe zuständig war, scheinen dann doch schon etwas länger her zu sein. Der Trend hin zu integrierten, kompakten und vernetzten Lösungen ist in diesem Bereich kaum zu stoppen – im Gegenteil, er nimmt durch die Allgegenwart geradezu unverschämt günstiger Musik-Flatrates und die Allmacht des Smartphones als „Lebensorganisationstool“ wohl erst noch richtig an Fahrt auf. Da ist es kein Wunder, dass auch klassische HiFi-Firmen hier nichts verschlafen wollen – wenn sie den Trend schon nicht gesetzt haben.

Der Erfolg einer Marke wie Sonos zeigt jedenfalls: Streamingfähige Lautsprechersysteme sind angesagt. Idealerweise lassen sie sich wireless ansteuern und sind multiroomfähig. Als Audiophiler neige ich dazu, mich über Letztgenanntes ein wenig lustig zu machen – wer braucht denn bitteschön so etwas? Doch stopp mal: Befinden sich in meinem Haushalt jenseits der großen HiFi-Kette nicht glatt vier Radios, eine alte Mikro-Anlage, ein neues All-in-one-Gerät sowie ein Teil, das mäßig originelle Geister früher einmal „Ghettoblaster“ genannt haben? Tatsächlich ist der einzige Raum, der sich nicht separat beschallen lässt, die Abstellkammer. Und ich würde jetzt nicht gleich weinen, könnt‘ ich all die Dinger mit einer App steuern …

EC Living Tana SL-1

Genug der Vorrede. Zur High End 2016 zeigte Electrocompaniet (www.electrocompaniet.eu) – also eine ganz klassische Highend-Firma – die ersten serienreifen Modelle ihrer Antwort auf das, was Musikwiedergabe jenseits „strenger HiFi-Richtlinien“ heutzutage bedeuten kann beziehungsweise sollte, wenn es nach den Norwegern geht. Die neue Produktlinie nennt sich „EC Living“, gefolgt von einem kleingedruckten „by Electrocompaniet“, um die audiophile Tradition aufzuzeigen. Und in der Tat scheint das mehr zu sein als ein Marketingspruch. Die beiden Lautsprecher namens Tana SL-1 und L-1 – der SL-1 kann streamen und als Mono-One-Box-Lösung dienen, zusammen mit dem zweiten lässt sich ein Stereo-Setup realisieren – wirken jedenfalls so wie „Sonos für Manufactum-Kunden“.

Und das nicht nur preislich. Klar, für den Gegenwert einer EC Living Tana SL-1 könnte ich mit günstigeren Lösungen schon die halbe Wohnung beschallen. Aber dafür kommt Electrocompaniets Wireless/Streaming-Linie eben auch nicht aus Fernost, sondern aus dem Hochlohnland Norwegen – was nicht nur für die Entwicklung, sondern auch, anders als beispielsweise bei Apple-Produkten, für die Produktion gilt. „Produktion“ meint nun wiederum nicht einfach nur die Endmontage zugekaufter Teile. Nein, die Fertigungstiefe ist deutlich höher. So werden sogar die Platinen für die Verstärker und das Streamingmodul vor Ort in Tau bestückt. Hierzu muss man wissen, dass Electrocompaniet Teil von Westcontrol ist, einem größeren norwegischen Elektronikhersteller, der als Zulieferer in noch ganz anderen Branchen (Schiffsbau, Flugzeugbau, Aquakultur etc.) aktiv ist. Dieser Hintergrund ermöglicht es erst, mal fix eine eigenen Produktionshalle für die EC-Living-Linie abzustellen, statt mangels Fähigkeiten und Kapazitäten outsourcen zu müssen. Sogar die Softwareentwicklung wird im eigenen Haus betrieben. Hierzu hat man vor einiger Zeit mit Kopera Development gleich eine ganze Firma mit vertieftem Know-how im Audio/Videostreaming-Bereich gekauft und integriert. Ein bisschen erinnert mich das an Dynaudio, die auch erstaunlich viel selber machen – vielleicht haben Skandinavier ja generell ein Faible fürs Insourcen. Unsympathisch ist mir das nicht.

EC Living - Rückseite
Anschlussfeld in einer Aussparung der Kühlrippe des Tana SL-1

Technik

Electrocompaniet hat einen hohen Qualitätsanpruch, von dem das Unternehmen auch bei der EC-Living-Serie nicht lassen will. Einen ersten Eindruck bekommt man davon schon, wenn man das überschaubar große Kistchen (circa 24 cm hoch und 18 cm breit wie tief) in die Hand nimmt, denn das Ding wiegt mit 6 kg mehr als man vermutet. Zum Teil liegt das am Vollaluminiumgehäuse, Kunststoff findet man hier – außer bei der schwazzglänzenden Acryl-Topplatte mit dem elegant leuchtenden Electrocompaniet-„E“ in der Mitte – nirgendwo. Das Metallkleid unterstreicht nicht nur den wertigen Auftritt, es soll auch durch höhere Festigkeit Gehäuseresonanzen minimieren helfen, wozu es an entscheidenden Stellen im Innern noch zusätzlich versteift wurde.

Explosionszeichnung der EC-Living-Box
Explosionszeichnung der EC-Living-Box

Statt wie es sonst bei solchen Konzepten üblich ist, verbaut Electrocompaniet keine Class-D-Module, sondern Class-A/B-Verstärker, deren Schaltung auf der Classic-Line des Hauses beruht, genauer: auf der des Vollverstärkers Electrocompaniet ECI-3 (circa 2.700 Euro). Fürwahr kein schlechtes Elternhaus für ’nen kleinen Streaminglautsprecher. Freilich produziert so ein 150-Watt-Amp der A/B-Klasse mehr Abwärme als ein Schaltverstärker es täte, also braucht’s eine größere Kühlfläche – was ebenfalls zum Gewicht beiträgt.

Blick auf den internen Verstärker und das Netzteil
Blick auf den internen Verstärker und das Netzteil

Sind die EC Living Tana SL-1/L1 also Aktivlautsprecher? Wenn man den Verbund von Lautsprecher und Verstärker in einem Gehäuse so bezeichnen möchte, dann ja. Streng genommen sind’s aber passive 2-WegeBassreflexboxen mit integriertem Verstärker, denn die Frequenzweiche sitzt zwischen Amp und den Treibern, nicht vor den Verstärkern, wie es bei aktiv eigentlich üblich ist. Den meisten Anwendern dürfte das egal sein, Hauptsache ein aufgeräumtes Design ohne Extrakisten & -kabel zum Betrieb. Apropos: einhelliges Feedback von denen, die die EC-Living-Boxen gesehen haben: „Die sind aber chic!“ Eigentlich komisch, denn viel ist da ja nicht dran, könnte man sagen, doch wahrscheinlich kommt gerade der minimalistische Auftritt mit dezent ausgeführten Eyecatchern – das blaue „E“-Logo oben und die drei umlaufenden Ringe unten – gut an. Unser Testmuster war in Schwarz gehalten, es gibt die Boxen alternativ auch mit weißer Stoffbespannung und anderen „Ringen“: Silber, Kupfer und Holz sind möglich. Was nett ist: Wenn einem nach etwas anderem der Sinn steht, kann man Stoff und Ringe auch nachträglich austauschen. Ab wann das angeboten werden wird und zu welchen Kosten, stand zum Testzeitpunkt allerdings noch nicht fest.

EC Living Box
Die EC-Living-Lautsprecher sind mit einem 5,25-Zoll-Konus aus geflochtenem Polypropylen sowie einer 25-mm-Seidenkalotte bestückt. Oben links die Bassreflexöffnung

Quellseitig geht es ausschließlich digital in den EC Living Tana SL-1, und im Alltag dürfte das hauptsächlich über LAN oder WLAN geschehen, schließlich reden wir von einem Streaminglautsprecher. Airplay wird unterstützt, Bluetooth leider nicht. Man kann ihm aber auch über elektrisches oder optisches S/PDIF die Daten zuführen – praktisch, so lässt sich beispielsweise der Fernsehton über die EC Livings ausgeben – oder USB-Speichermedien an den entsprechenden Port andocken. Die Norweger weisen darauf hin, ein sehr leistungsfähiges WiFi-Modul verbaut zu haben, so werde der Standard 802.11AC statt 802.11g verwendet, was HiRes-Audio-Streaming im Grunde erst ermögliche. Das Streamingmodul selbst ist, wie erwähnt, eine Eigenentwicklung und -produktion und findet sich so auch im 4.500-Euro-Netzwerkplayer ECM-2 wieder, ebenso im aktuellen, netzwerkenden Vollverstärker ECI 6DX (5.900 Euro). Dessen Vorgänger ECI 6DS arbeitete noch mit einem zugekauften Audivo-Streamingboard, jetzt kommt also auch bei ihm alles aus der Hand der Norweger.

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