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Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Kompakt & komplett
  2. 2 Magnat Transpuls 800A: Hörtest und Vergleiche

Hilfe, Magnat hat ‘ne PA geschrumpft! Auch das noch. Ist ja nicht so, als hätten sich die Rheinländer (Web: www.magnat.de) in den letzten 20 Jahren nicht ohnehin mehrfach neu erfunden und seitdem zu einem HiFi-Vollsortimenter mit Anspruch und oft sehr ausgewogenem Preis-Leistungs-Verhältnis entwickelt. Immer dabei: Die augenzwinkernd-fröhliche Tendenz, einen gewissen Retrocharme mit zeitgemäßer Technik zu verbinden.

Meine persönlichen Favoriten dieses Bestrebens sind und bleiben die Hybrid-Vollverstärker RV3 und RV4, wahre Kraftpakete mit Röhrenvor- und Transistorendstufe, auffallend (und) eigenständig designt. „Amps für Männer mit Bock auf Rock“ – mit der Lautsprecherserie Transpuls kamen 2018 die passenden Lautsprecher dazu. Boxen im Wortsinn, die nicht nur optisch an professionelle Beschallungssysteme erinnern, sondern auch technisch einiges von diesen geerbt haben. Inzwischen gibt es drei „Transpulse“ – die passiven Modelle 1500 und 1000, die nunmehr von der Magnat Transpuls 800A (Preis: 799 Euro) ergänzt werden. Die ist, die Nomenklatur der Serie fortsetzend, auch die kleinste. Der Clou: Sie ist auch die mit Abstand vielseitigste Lautsprecherbox der Familie, denn sie ist tatsächlich trotz ihrer kompakten Abmessungen weit mehr als nur ein Schallwandler. Ihre integrierte Verstärkerelektronik inklusive zahlreicher Anschlussmöglichkeiten für verschiedenste Quellgeräte macht die Transpuls 800A zur kompletten Stereoanlage.

Magnat Transpuls 800A - Frontansicht ohne Bespannung

Die kompakte Magnat Transpuls 800A macht auf Retro – und ist fast eine komplette Stereoanlage

Magnat Transpuls 800A: Technik und Konzept

Bei den Transpuls 800A handelt es sich um ein kompaktes Zweiwege-Lautsprechersystem, das nach dem „Master-Slave-Prinzip“ arbeitet. Heißt: Nur eine der beiden Boxen beinhaltet das gesamte Technikpaket und wird mit ihrem passiven Pendant via herkömmlichem Lautsprecherkabel verbunden. Deshalb ist die „Meisterin“ auch knapp ein Kilo schwerer als ihre „Mitarbeiterin“, wobei man bei knapp 7,5 beziehungsweise 6,5 Kilogramm nicht wirklich von Gewicht sprechen kann. Wäre auch kontraproduktiv für den angestrebten Einsatzzweck, schließlich soll man die Magnat Transpuls 800A auf dem Regal, dem Sideboard, dem Schreibtisch oder wo auch immer sie unter durchaus begrenzten Platzverhältnissen spielen soll, unterbringen können. Sollten Sie sie dabei unter Ohrhöhe platzieren müssen, können Sie dies mit je zwei Schraubfüßchen ausgleichen, die die smarten „All-in-one“-Speaker leicht nach hinten anwinkeln und damit nach oben abstrahlen lassen.

Füße der Magnat Transpuls 800A

Mit den entsprechenden Füßchen lässt sich die Magnat nach oben anwinkeln

„Spielen“ darf die Magnat Transpuls 800A auf vielfältige Weise: Ihr Anschlussterminal stellt zwei analoge (1 x Cinch, 1 x 3,5-Millimeter-Klinke) und drei digitale (1 x HDMI, 1 x Toslink, 1 x Bluetooth 5.0 mit apt-X-Codec) Zugänge bereit. Und es darf sogar ein Plattenspieler andocken! Hierzu lässt sich der Line-Eingang (Cinch) per Schiebeschalter auf einen integrierten Phonovorverstärker (MM) umschalten. Sogar an eine entsprechende Erdungsklemme gegen Brummschleifen hat Magnat gedacht.

Magnat Transpuls 800A - Rückseite: links di epassive Box, rechts die, die die Elektronik enthält

Die Magnat ist ein Master-Slave-System: Die Box links wird mit einem normalen Lautsprecherkabel an die rechte angebunden, die die gesamte Elektronik enthält

Wird die schicke „Retro-Dose“ – wie streckenweise in meinem Test-Setup – als Wiedergabemedium für das Fernsehgerät genutzt, ist es gut zu wissen, dass der HDMI-Anschluss als „ARC“-Typ ausgeführt ist. „ARC“ ist die Abkürzung für „Audio Return Channel“, was das Tonsignal des Fernsehers zum Lautsprecher schickt und Lippensynchronität herstellt. Zumindest sollte es das. Es gibt Wettbewerber, bei denen dies nicht zufriedenstellend funktioniert, was aber zumeist daran liegt, dass das entsprechende Fernsehgerät nicht „ARC“-fähig ist. Praktisch: So angebunden kann man die Lautstärke der Transpuls über die Fernbedienung des TV-Gerätes steuern.

Aber ich will nicht zu sehr vom Thema weg, hier geht es um Audio. Abweichend vom „reinen Pfad“ der Aktivlautsprecherlehre, wird in der Transpuls 800A nicht jedes einzelne Chassis von einem eigenen Verstärkermodul angesteuert. In der Masterbox sitzt ein Class-D-Amp mit 2 x 60 Watt Ausgangsleistung, die er bei Spitzenimpulsen verdoppeln kann. Die Zuteilung der Frequenzen auf Tiefmittel- und Hochtonbereich übernehmen diskret aufgebaute Frequenzweichen, die Übergangsfrequenz liegt knapp über drei Kilohertz.

Der 17 Zentimeter durchmessende Tiefmitteltöner besteht – wie bei Magnat seit Jahren üblich – aus verstärktem Papier. Das ist leicht und stabil. Warum soll man es sich auch komplizierter machen als nötig? Die Membran wird in ihrer pistonischen Auslenkung von einer Aufhängung geführt, die Magnat tatsächlich – die kraftvoll-pragmatische Optik der Transpuls-Serie lässt grüßen – der PA-Technik entlehnt hat und Verzerrungen reduzieren soll. Denn dafür sei nicht allein der kräftige Antrieb des Tiefmitteltöners, sondern auch die wellenförmige Sicke drum herum verantwortlich, so die Rheinländer.

17-Zentimeter-Tiefmitteltöner der Transpuls 800A

Der 17-Zentimeter-Tiefmitteltöner der Transpuls 800A besitzt eine Papiermembran

Noch mehr „Professional-Flair“ zeigt der Hochtöner: Die hornförmige Schallführung vor der 25-Millimeter-Kalotte arbeitet wie bei den „Kollegen im Konzertsaal“ – sie richtet den Schall und sorgt für ordentlichen Pegel am oberen Frequenzende. Zum Glück nicht zu viel, aber dazu mehr im Klangteil. Die Richtwirkung hat den Nachteil – wenn man das so nennen möchte –, dass man die Magnat Transpuls 800A nicht einfach unbedacht ins Regal oder aufs Sideboard klatschen, sondern sich schon ein paar Minuten Gedanken über ihre Ausrichtung zum Hörplatz hin machen sollte. „Schaut“ einen der Hochtöner direkt an, erreicht er seine höchste Schallleistung auch am Ohr. Spielt man ein bisschen mit der Einwinkelung der Lautsprecher, kann man sich das sehr sensibel und je nach Empfinden feintunen.

Hochtonhorn der Magnat Transpuls 800A

Hochtonhorn der Magnat Transpuls 800A

Über alles betrachtet, zählt die Magnat Transpuls 800A zu den aufstellungsunkritischen Lautsprechern. Der Tiefmitteltöner arbeitet auf zwei nach vorne gerichtete Bassreflexrohre, das Gehäuse der „Retroaktiven“ ist mit nur 22 Zentimetern recht flach gehalten. Viel Platz zur Rückwand braucht sie nicht, Magnat empfiehlt rund zehn Zentimeter – in meinem Hörtest war es in etwa das Doppelte, denn so empfand ich das Klangbild noch stimmiger.

Haptik, Optik, Usability

Abschließend möchte ich sowohl die Haptik als auch die Usability der Magnat Transpuls 800A nicht unberücksichtigt lassen. Bei einem Paarpreis von 800 Euro für ein derartiges technisches Multitalent kann man bei der Verarbeitung, bei der Optik und der Haptik keine Wunder erwarten. Das heimelige „Dark Wood“-Dekor der routiniert verarbeiteten Gehäuse ist eben nur das – eine Dekorfolie. Sei´s drum, sie wurde tadellos aufgebracht und sieht auch von Nahem aus wie Holz. Jedenfalls fast. Die Bedienelemente auf der Rückseite der Masterbox sind von der Sorte „einfach, aber robust“ und auch die mitgelieferte Fernbedienung, die nach der Ersteinrichtung der Lautsprecher den Alltag mit ihnen bestimmen dürfte, ist ein Standardteil.

Magnat Transpuls 800A mit Bespannung auf der Front

Mit Bespannung auf der Front wirkt die Magnat dezenter

Was mich nicht nur, aber eben auch bei Magnat ein wenig ärgert, ist die Anzeige der gewählten Quelle per Multicolor-LED. Es ist eine Unart, dem Kunden abzuverlangen, dass er sich jede Farbe für jeden Eingang merken soll. Okay, das sich die LED im Bluetooth-Modus blau einfärbt, ist logisch. Aber was war denn lila, weiß oder grün? Und warum blinkt die mal schnell oder mal langsam? Ich für meinen Teil habe das jedenfalls immer schon nach wenigen Minuten wieder vergessen. Ein kleines Display wäre hilfreicher und hätte sicherlich in der edel anmutenden Metallplatte mit dem eingravierten „Magnat Transpuls“-Schriftzug auch noch Platz gehabt.

Magnat Transpuls 800A: Hörtest und Vergleiche

Selten hatte ich einen Lautsprecher zu Gast, dem man seine klangliche Ausrichtung bereits vor den ersten Takten so deutlich am „Gesicht“ ablesen konnte wie der Magnat Transpuls 800A. Das birgt einerseits keine Überraschung im Sinne von „ach guck, das hätte ich jetzt nicht gedacht“, andererseits ist aber genau das ja auch mal schön. Magnat selbst beschreibt seine multitalentierte Kompakte auf der Herstellerwebsite als „kleines Biest“, was schon in eine gewisse Richtung weist. Langweilig wird´s mit ihr jedenfalls nicht.

Tiefton

Thundermother HeatwaveBei ausgewachsenen PA-System ist man im Übergangsbereich untere Mitten/Oberbass eine gewisse „Härte“ gewohnt, damit der Konzertsound auch ja schön treibt und E-Bassläufe eindringlich trocken knarzen. Diesen Eindruck wissen die Magnat Transpuls 800A durchaus ins heimische Wohnzimmer zu übertragen, wenn AC/DC ihr „Witch‘s Spell“ (Album: Power Up) aufs Parkett brettern. Klar ist das jetzt musikalisch keine sonderlich schwere Kost (Vierviertel und ab geht er), gleichwohl pfeffert das derart eindringlich aus den handlichen Kistchen, dass man sich verwundert nach wesentlich voluminöseren Lautsprechern umschaut. Auch bei „Heatwave“ der schwedischen Rockladys von Thundermother (Album: Heatwave; auf Amazon anhören) knarzt und rumpelt die E-Bass- und Drumfraktion staubtrocken-erdig und mit sehr gutem Timing aus den Magnat, dass man sich vor Freude auf die Oberschenkel klatscht.

Bassreflexkanäle der Magnat Transpuls 800A

Im Vergleich zu Nuberts nuPro X-3000 zeigt sich, dass die Rheinländerin mit diesem „livehaftig-zupackenden“ Charakter Punkte sammelt und für mein Gefühl in Sachen „Anmachfaktor“ auch die Nase vorn hat – die letzten anderthalb bis zwei Oktaven hinunter in den Basskeller jedoch höchstens streift. Die aktive Schwäbin unterfüttert sowohl „Witch‘s Spell“ als auch „Heatwave“ mit mehr Fundament und „schiebt“ dadurch noch mehr an. Fairerweise muss erwähnt werden, dass Nubert für die X-3000 auch circa 50 % mehr aufruft – und andererseits anerkennen, dass die Entwickler von Magnat gar nicht erst versucht haben, die Transpuls 800A zu einem kompakten Basswunder zu erziehen. Ich würde sagen: Unter 50 – 60 Hertz passiert praktisch nicht mehr viel. Die Magnat Transpuls 800A spart sich also absoluten Tiefgang zugunsten ihrer Spritzigkeit und „Punchiness“ am unteren Ende ihrer Frequenzrange. Kann man so machen und das passt hier auch. Wer möchte, kann mit einem externen Subwoofer nachlegen, ein entsprechender Ausgang ist vorhanden.

Die mittleren Lagen

Beim berührend zerbrechlich gesungenen „Du bist so schön“ von Alin Coen (Album: Nah) kehrt die Transpuls 800A dann ihre schmeichelhafte Seite hervor. Mit zwar keineswegs übertriebenem, aber doch hörbar „angewärmtem“ Timbre gleitet die Stimme der Hamburger Sängerin geradezu in den Gehörgang und verbreitet einen Wohlfühlschauer – was das Zuhören auch auf lange Sicht sehr angenehm gestaltet. Die Magnat bewegt sich damit ein-zwei Grad von der neutralen Nulllinie hin zur gewollten Gefälligkeit.

 Rag´n´Bone Man Life by MisadventureEin tonaler Charakterzug, der generell in den Mitten auffällt. So tönen gezupfte Saiten einer Akustikgitarre schon ein wenig vollmundiger als sie auf dem Tonträger gespeichert sind und männliche Gesangsstimmen – etwa wie die des Rag’n’Bone Man in „Fireflies“ (Album: Life by Misadventure; auf Amazon anhören) – haben einen größeren Brustumfang, wirken gleichzeitig aber auch leicht zurückgenommen. Über die Nubert X-3000 klingt das Mittenband insgesamt neutraler, nüchterner, Gesangsstimmen – männliche wie weibliche – dafür aber auch präsenter und plastischer.

Gibt es hier einen „Familienklang“? Man möchte es beim Vergleich mit Hecos Ascada 2.0 (gleichfalls ein Master/Slave-System, um 600 Euro) fast annehmen. Für diejenigen, die es nicht wissen: Heco ist die Schwestermarke von Magnat, für beide Brands zeichnet das gleiche Entwicklerteam verantwortlich. Von daher wundert es nicht, dass die optisch mit ihrem Schleiflackdesign etwas nobler herausgeputzte Heco in den Mitten ebenso schmeichelhaft gefällig abgestimmt ist wie die Magnat Transpuls 800A. Beide „Schwestern“ möchten es ihren Besitzern akustisch möglichst angenehm machen, während sie vorwiegend optisch – aber auch bei den weiteren klanglichen Attributen – unterschiedliche Schwerpunkte setzen.

Magnat Transpuls 800A mit Fernbedienung

Dynamikverhalten

So geht die Magnat, vielleicht haben Sie das bei meinen dezenten Hinweisen auf „Professional Audio“ bereits geahnt, dynamisch richtig nach vorn. Unfassbar, wie ungerührt die Kompaktbox Pegelattacken verdaut – etwa explodierende Gebäude oder harte Feuergefechte in meiner Lieblings-Netflix-Serie „Sons of Anarchy“ (hatte ich erwähnt, dass ich die Transpuls 800A recht häufig an meinem Fernseher betrieben habe?). Wenn Sie das Gefühl haben möchten, der rumpelnde V2 einer Harley Davidson würde mitten in ihrem Wohnzimmer gestartet, müssen Sie sich das mal über diese Box geben. Und das geht richtig laut, ohne dass die kleinste Transpuls Anzeichen von Limitierungen zeigt. So etwas machen Sie mit der Ascada 2.0 von Heco besser nicht, deren Tiefmitteltöner schlägt dann an. Okay, zwar erst deutlich über „Herr Nachbar, ich ruf die Polizei!“, aber die Nehmer- oder besser Steherqualitäten der Magnat sind wirklich bemerkenswert.

Thundermother HeatwaveUm vom TV-Exkurs wieder zur Musik zu kommen: Krass, mit wie viel fühlbarer Energie die Retrobox „Breakdown“ von The Dust Coda (Album: Mojo Skyline; auf Amazon anhören) in den Hörraum wirft. Und mit welchen Pegeln sie das kann. Da flirrt geradezu die Luft. Man hört, dass der Magnat Transpuls 800A so etwas Spaß macht. „Angasen“, mitreißen, quirlig und immer in Bewegung – das ist ihr Metier. Eine Nubert X-3000 gibt sich dynamisch auch keine Blöße, gleichwohl wirkt sie nicht sooo zackig wie die Magnat. Klar, man könnte auch „erwachsener“ sagen, zumal die Nubert etwas substanzieller und tiefer im Bass loslegt. Die Magnat möchte spielen, die Nubert trägt vor – so ungefähr.

Schön, dass die Rheinländer es dennoch geschafft haben, ihrer kleinsten Transpuls auch dann noch ein gewisses Dynamikvermögen anzuerziehen, wenn sie mal nicht Volldampf geben darf. Bei gedrosselter Lautstärke stellt sie immer noch eine realistischen Lautstärke-Range vor und „tritt nicht auf der Stelle“.

Auflösung

Wenn wir uns gerade mitten in der Musik tummeln, sollten wir gleich das Kapitel „Auflösung“ ansprechen. Das können wir kurz halten: Es handelt sich nicht um die Paradedisziplin der Magnat Transpuls 800A. Nicht falsch verstehen: Sie sucht schon den Blick unter die Oberfläche und trennt aus dicht gepackten Strukturen Melodiebögen einzelner Instrumente heraus, sodass man durchaus einen Eindruck von der Vielschichtigkeit eines Songs a lá „Reprogram the Gene“ von Marillion (Album: An Hour before it’s dark) bekommt. Aber wer das Stück kennt, weiß auch: Da steckt noch mehr drin. Je tiefer man hineinleuchtet, desto komplexer und detailreicher wird es – das ist nicht so das Ding der Magnat. Dafür fügt sie alle Teile eines komplexen Tracks zu einem angenehm homogen fließenden und musikalischen Ganzen zusammen, das kann sie sehr gut.

Höhenlagen

Hochtonhörner haben im HiFi-Bereich durchaus mit Vorurteilen zu kämpfen. Was bei der Konzertbeschallung „Part of the Show“ ist, muss man nicht unbedingt auch zuhause haben: laut und zischelig-spitz. Mehr können die Dinger doch nicht, oder? Naja, so ist das nicht (mehr). Inzwischen haben viele Hersteller Hörner domestiziert und setzen sie sehr erfolgreich in Lautsprechern ein, die für die Heimanwendung gedacht sind. Magnat weiß selbstredend auch, wie man das macht, und hat für die Abstimmung seiner Transpuls 800A einen sehr guten Mittelweg gefunden.

Magnat Transpuls 800A auf Lautsprecherständer

Im Vergleich zu einer hornlosen Kalotte wie etwa die der Heco Ascada 2.0 oder der Nubert nuPro X-3000 spielt die Magnat in den oberen Frequenzlagen schon etwas lauter und vermittelt damit bereits bei recht geringer Gesamtlautstärke einen sehr guten und sehr klaren Einblick in die Höhenzüge. Ist sie direkt auf den Hörplatz ausgerichtet und steigert man den Abhörpegel, kann der Hochtonbereich je nach Qualität der gehörten Musik auch schon mal mit deutlichen Sibilanten auffallen. Was man aber sehr gut dosieren kann, indem man mit der Einwinkelung der Lautsprecher spielt. Das beste Ergebnis erzielte ich tatsächlich, als ich die Transpuls 800A einfach gerade – also ohne jede Einwinkelung – in den Raum spielen ließ. So war der Hochton angenehm präsent, ohne zu stressen. Ausnehmend viel Feinsinn für Details sollte man aber nicht erwarten.

Bühnenaufbau

In dieser Position – der „Überhaupt-nicht-Einwinkelung“ – gefiel mir auch die Raumabbildung in Sachen Stereopanorama und Tiefe am besten. Wobei die Magnat eher die kompakte Bühne bevorzugt. Beide Wettbewerberinnen – Heco und Nubert – gestatten den Musikern ein wenig mehr Luft um ihre Positionen auf der Bühne und ziehen auch die seitlichen Ränder weiter auseinander, wobei die Nubert zusätzlichen Raum in der Tiefe findet, womit noch mehr „Atem“ und Entspannung ins Klangbild kommen.

Magnat Transpuls 800A mit Stoffbespannung

Eingedenk der Tatsache, dass die Magnat Transpuls 800A voraussichtlich in nicht allzu großen Hörabständen aufgestellt werden wird, fällt ihre vergleichsweise kompakte Abbildung im Grunde nicht ins Gewicht. Wissen sollte man aber, dass sie für die Darbietung eines Großorchesters in der Londoner Royal Albert Hall eher nicht so geeignet ist. Ich kann damit gut leben. Die Ortbarkeit einzelner Musiker auf der virtuellen Bühne und deren Relationen untereinander sind indes sehr gut nachvollziehbar. Hier gibt‘s nix zu mäkeln, ist halt alles nur etwas kuscheliger.

Zum Schluss: Vinyl!

Der eigentliche Knüller ist für mich ja, dass die Rheinländer ihrer Transpuls 800A sogar einen Phono-Pre verpasst haben. Der kann – völlig praxisgerecht – „nur“ MM, aber: Hallo? Das hier ist eine Komplettanlage im Lautsprecherkostüm für 800 Euro. Da wollen wir jetzt mal nicht meckern!

Rückseite Magnat Transpuls 800A - der Cincheingang lässt sich auf Line-level- oder Phono-Input nutzen

Praktisch: Der Cinch-Hochpegeleingang lässt sich mittels Schiebeschalter in einen Phono-MM-Input verwandeln

Kann man an der Plattenspieler-Schnittstelle in der Tat auch nicht. Ich habe mir den Spaß gemacht und an den Hochpegel-Eingang der Transpuls meinen Technics SL-1210GR über einen Lehmann-Black-Cube-Statement-Phonoverstärker angeschlossen – und das mit ihrem integrierten Phono-Pre verglichen. Kein Wunder, dass ein Unterschied hörbar war. Die farbenfrohe Strahlkraft und den saftigen Ausdruck des Lehmann kann der eingebaute Pre nicht erzielen, wohl aber die quirlige Lebendigkeit und den Vorwärtsdrang, den auch die digitalen Eingänge der Magnat bieten. In den Mitten klingt der Phono-Eingang sogar minimal neutraler, wobei hier natürlich stark das am Dreher verbaute Tonabnehmersystem einstreut. Tatsächlich gefielen mir aber Gesangsstimmen von Vinyl insgesamt besser, da griffig-präsenter. Ein Alibifeature ist der Phonozweig der Magnat Transpuls 800A also definitiv nicht.

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Test: Magnat Transpuls 800A | Aktivlautsprecher

  1. 1 Kompakt & komplett
  2. 2 Magnat Transpuls 800A: Hörtest und Vergleiche

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