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Martin Mertens / April 2016
DoAcoustics ist ein vergleichsweise junger italienischer Lautsprecherhersteller. „Do“ steht für Davide Oliveri, seines Zeichens Musiker, Komponist, Produzent und der maßgebliche Kopf der Firma. Offensichtlich ein Mensch, der sich ganz der Musik verschrieben hat. Und einer, der eine klare Vorstellung davon hat, wie Musik klingen soll. Wie, das führt mir die „DoAcoustics Armonia Mundi Impact“ höchst anhörlich vor Ohren.
Wenn ein Mensch seine Firma nach sich beziehungsweise in diesem Fall nach seinen Initialen benennt, kann das ein Zeichen dafür sein, dass er sich in einem besonderen Maße mit seinen Produkten identifiziert. Ein Grund, sich zunächst einmal mit „Do“ – Davide Oliveri – selbst zu beschäftigen, bevor wir uns seinen Lautsprechern Armonia Mundi Impact (deutscher Vertrieb: www.goldkabel.de) zuwenden.
Signore Oliveri (Bild) wurde 1967 in Catania auf Sizilien geboren, wo er heute auch lebt und arbeitet. Schon als Kind begann er Schlagzeug zu spielen. Später studierte er Musik. Mit seiner langjährigen Band Uzeda feierte er erste Erfolge und nahm später mehrere Platten auf. Dabei lernte er den Produzenten Steve Albini kennen, der unter anderen auch Künstler wie Nirvana, Pixies oder PJ Harvey betreute. Zur Philosophie von Albini gehört es, Musiker, die er produziert, möglichst natürlich agieren zu lassen und die Nacharbeit in Tonstudio auf ein Minimum zu beschränken. Sein Ziel ist, bei der Aufnahme möglichst viel vom authentischen Klang der Musiker zu bewahren. Bei seiner Arbeit setzt er ausschließlich auf analoge Technik.
Die Fertigung erfolgt in Handarbeit am Firmenstandort
Herr Oliveri vergleicht Steve Albini mit dem in Deutschland besser bekannten Produzenten Conny Plank. Herr Oliveri berichtet, er habe zwischen 2001 und 2010, also lange nach Planks Tod, mit Gianna Nannini zusammengearbeitet. Frau Nannini habe zu Planks Lebzeiten einige Male mit diesem zusammengearbeitet und sich vieles von dessen Art zu eigen gemacht. Dadurch sei auch er mit der Arbeitsweise Planks in Berührung gekommen. Herrn Oliveris Bekenntnis zu Albini und Plank darf man als klares Statement über seine Einstellung zur Musikwiedergabe werten: Originalgetreuer Klang und Authentizität sind für ihn wichtiger als technische Perfektion.
DoAcoustics hat Davide Oliveri 2011 gegründet, in Catania. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die meisten italienischen HiFi- und High-End Hersteller im hochindustrialisierten Norden Italiens sitzen. Spontan fallen mir da ein: Unison, Opera, Sonus faber, Mastersound (Venetien), Diapason, Norma Audio, Chario (Lombardei), North Star Design, Rosso Fiorentino, Gold Note (Toscana). Aber im wilden Süden? Gar auf Sizilien? Da denke ich eher an den Ätna, an Orangen und Zitronen, Mandeln, Oliven, Wein oder schlimmstenfalls an die Cosa Nostra. Aber HiFi? Das passt zugegebenermaßen nicht in mein vornehmlich durch Urlaube geprägtes Sizilien-Bild. Immerhin listet die deutschsprachige Wikipedia unter den berühmten Persönlichkeiten Catanias ungefähr so viele Musikschaffende wie Mafiosi und Politiker zusammengenommen auf. Und ich erfahre, dass sich hier einige Unternehmen der Halbleiterindustrie und der IT-Branche angesiedelt haben. Da passt eine Lautsprecher-Manufaktur wider Erwarten schon ins Bild.
Die rückseitige Bassreflexöffnung
Wie er darauf gekommen sei, Lautsprecher zu bauen? Herr Oliveri berichtet, dass er schon immer gerne Dinge gestaltet habe. Als er im Rahmen einer USA-Reise Kevin Burkett von der Electrical Guitar Company (ECG) kennenlernte, habe dieser ihm erklärt, wie er durch richtige Kombination des eher kühl klingenden Aluminiums mit Holz zu spannenden klanglichen Ergebnissen käme. Das habe ihn zu seinen ersten Lautsprecher-Modellen, den 201, inspiriert. Deren Gehäuse bestehen aus Aluminium und 25 Millimeter starkem Bambusholz.
Bei den Lautsprechern der Microdesign-Serie, zu der auch die DoAcoustics Armonia Mundi Impact zählt, kommen als Gehäusematerial 16 Millimeter starkes MDF und 5-Millimeter-Bambus in Kombination mit 12-Millimeter-MDF zum Einsatz. Die Gehäuse sind komplett auf Gehrung gearbeitet, was der Kontrolle von Gehäuseresonanzen zugutekommen soll. Zentrales Chassis aller Lautsprecher der Microdesign-Serie ist ein modifizierter W3-2141-Breitbänder des taiwanesischen Herstellers Tang Band. Herr Oliveri setzt dieses Chassis in den verschiedenen Modellen allein und im Doppelpack sowie in Kombination mit 3-Zoll-Bässen von Fountek ein. Bei den Gehäusen setzt er auf Bassreflexkonstruktionen, teilweise in Verbindung mit internen Schallführungen. Die „Impact“-Modelle, wie eben die Armonia Mundi Impact, verfügen darüber hinaus über zusätzliche Hochtöner auf den Rückseiten (von Seas).
Im Zentrum des Geschehens: Ein Breitbänder von Tang Band
Die Frequenzweichen arbeiten mit einer Flankensteilheit von 6 dB und sind aus Bauteilen von Mundorf aufgebaut. Bei den Armonia Mundi Impact übergeben die Breitbänder nach unten bei 350 Hertz an je drei Basstreiber pro Box. Im Prinzip haben wir es also mit sogenannten FAST-Systemen (Fullrange And Subwoofer Technologie) zu tun. Dazu kommen die separaten rückseitigen Hochtöner. Dass die nach hinten, also indirekt, abstrahlen, ist ein kluger Schachzug. Schließlich können Breitbänder durchaus hohe Töne wiedergeben – besonders, wenn es sich um so kleine Exemlare wie den hier verwendeten 3-Zöllern handelt. Allerdings bündeln auch solche Chassis mit zunehmender Frequenz immer stärker, sodass der Diffusschall-Anteil im Hochton stetig abnimmt. Und genau das gleicht ein rückseitig montierter Hochtöner aus.
Insgesamt handelt es sich bei den DoAcoustics Armonia Mundi Impact also um Lautsprecher, die weitgehend auf einen Breitbänder als zentrales Chassis setzen. Der Einsatz von drei ebenfalls nur drei Zoll messenden Tieftönern pro Lautsprecher erlaubt es Herrn Oliveri, die Lautsprecher extrem schlank zu gestalten. Dies soll im Zusammenhang mit ihrer Charakteristik als Quasi-Punktschallquellen zu einem guten Abstrahlverhalten und einer leichten Ankopplung an den Hörraum führen.
Ein rückseitig montierter Hochtöner sorgt für zusätzlichen Diffusschall-Anteil
Die Abstimmung der Lautsprecher erfolgte komplett nach Gehör. Eine Tatsache, die sicher polarisiert. Vielen HiFi-Fans gelten Computersimulationen und -messungen als Gewähr dafür, dass die betreffenden Lautsprecher technisch sauber entwickelt wurden und damit schon einmal per se richtig klingen müssen. De facto nutzen viele Lautsprecher-Entwickler Computersimulationen im Wesentlichen dazu, sich Arbeit zu sparen. Eine Simulation erlaubt es vorauszusagen, ob ein Lautsprecher, den man zu bauen gedenkt, funktionieren kann und welche technischen Eigenschaften von ihm zu erwarten sind. Dadurch benötigt man weniger Versuchsaufbauten.
Allerdings ist das bei so gut wie allen seriösen Lautsprecher-Entwicklern erst der Anfang. Die endgültige klangliche Abstimmung erfolgt auch hier nach Gehör. Messtechnik dient dabei meist dazu, die genaue Ursache eines erhörten Fehlers zu finden und diesen gezielt zu beheben. Doch oft lassen sich gehörmäßig auszumachende Klangunterschiede messtechnisch nicht nachweisen; in manchen Fällen klingt eine messtechnisch weniger „richtige“ Abstimmung in der Praxis sogar besser. Auch hier bleibt das Gehör des Entwicklers letztendlich der Maßstab.
Die DoAcoustics Armonia Mundi Impact ist auch in Weiß zu haben
Test: DoAcoustics Armonia Mundi Impact | Standlautsprecher