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Auf der Rückseite finden sich sechs Cinchbuchsen für die asymmetrischen Eingänge und vier XLR-Buchsen für die symmetrischen. Neben den Klemmen für ein Stereo-Lautsprecherpaar und der Kaltgerätebuchse für die Netzleitung war es das auch schon an Ausstattung. Fast bin ich ein wenig enttäuscht. Andererseits: mehr braucht man in den meisten Fällen ja auch nicht. Und die wahren Werte sollen eh im Inneren des mit Kühlrippen bewährten Alu-Gehäuses stecken.
Ein klein wenig Kritik muss ich jetzt trotzdem los werden: Zum einen ist der Kontrast der roten Zeiger der Leistungsanzeigen vor den weiß beleuchteten Skalen so schwach, dass man die Anzeigen aus geringer Entfernung schon gar nicht mehr erkennen kann; zum anderen besteht das „Glas“ der Anzeige aus Kunststoff. Ok, es muss nicht zwingend Saphirglas sein, aber ein kratzfester Kunststoff wäre schon schön.
Denn dass ich in der Bedienungsanleitung unter dem Punkt „Wartung“ den Hinweis „Achten Sie besonders darauf, das Fenster nicht zu verkratzen“ finde, halte ich nicht für vertrauenerweckend. Und bei der sonst so massiven Verarbeitung halte ich ein stabiles „Fenster“ eigentlich für Pflicht.
Skeptisch war ich auch ob der zwei im Boden des Verstärkers angebrachten Lüfter. Im praktischen Betrieb sind die aber nur zu hören, wenn man mit dem Ohr wirklich ganz nah an den Verstärker herangeht. Wenn dann keine Musik läuft, hört man ein ganz feines Säuseln. Das ist in einem Meter Entfernung aber nicht mehr hörbar – ungefähr der Abstand, in dem man auch die Leistungsanzeigen nicht mehr erkennen kann.
Summa summarum handelt es sich erst einmal um einen ausstattungsmäßig eher schlichten Verstärker. Wenn man sich die Dimensionen des Gehäuses anguckt und das Gerät einmal anhebt, kommt einem allerdings der Verdacht, dass die ganze Sache vielleicht doch gar nicht so schlicht ist. Das üppige Gehäuse reicht auf jeden Fall nicht aus, um 40 kg Gewicht zustande zu bringen. Stutzig werde ich, als ich lese, dass im Inneren des Gerätes ein 2.000 Watt Ringkerntrafo stecke.
Das erklärt zwar einen Teil des üppigen Gewichts, wirft aber neue Fragen auf. 2 x 175 Watt an 8 Ohm und 2 x 330 Watt an 4 Ohm sind schon eine Ansage, aber ich kenne einige Verstärker, die bei solchen Leistungsdaten mit deutlich kleineren Netzteilen auskommen. Ich muss an die Lüfter denken – handelt es sich bei dem B.M.C Amp C1 etwa um einen Class-A-Verstärker?
Die Frage beantwortet mir Manfred Pfennig von B.M.C. Nein, es handle sich nicht um eine Class-A-Schaltung. Das dicke Netzteil sei schlicht erforderlich. Wenn man sich die Leistungsdaten vergegenwärtige, dann seien 2.000 Watt durchaus angemessen. Bei Impulsen könne der Verstärker auch schon mal 900 Watt lockermachen. Und da eine elektrische Schaltung immer Verlustleistung hätte, seien die 2.000 Watt nicht übertrieben. Hinzu käme, dass man auf eine extrem kurze Erholzeit setze, und die vielen kleinen, extrem schnellen und stromstabilen Elkos des Netzteils würden eben mächtig Strom ziehen, wenn es darauf ankäme.
Zudem vermeide ein großzügig dimensioniertes Netzteil den „100 Hz-Ripple“ beim Nachladen der Kondensatoren. Aber: Das Netzteil sei zwar wichtig, noch viel wichtiger aber sei die innovative LEF-Schaltung (Load Effect Free), die die Verstärkung der Signalspannung und des zum Antreiben erforderlichen Stroms trenne und so … Ich gebe zu, dass ich irgendwann ausgestiegen bin. Wer mehr über die schaltungstechnischen Besonderheiten erfahren möchte, kann dies auf der Homepage von B.M.C. Audio in diesem PDF nachlesen. Hängengeblieben ist bei mir auf jeden Fall, dass der B.M.C Amp C1 komplett symmetrisch aufgebaut ist, auf globale Gegenkopplung verzichtet – und aufgrund der symmetrischen Signalverarbeitung eine symmetrische Ansteuerung von Vorteil sei. Und dass hinter B.M.C. Audio Leute stecken, die Ahnung von der Materie haben und eigene Wege bei der Konstruktion eines Verstärkers gehen.
So nebenbei erfahre ich auch noch Einiges über die elektronische Lautstärkeregelung. Wobei: Bei B.M.C. heißt die Lautstärkeregelung „Discrete Intelligent Gain Management“, kurz DIGM. Dahinter steckt eine besondere Schaltungstechnik. Bei einer konventionellen Lautstärkeregelung wird das Signal vor der Endverstärker-Schaltung so weit herunter geregelt, dass es, nachdem es die immer mit vollem Verstärkungsfaktor laufende Endstufe durchlaufen hat, die gewünschte Signalstärke hat. Die DIGM-Schaltung regelt nach Angaben von B.M.C. die Höhe der (End-)Verstärkung selbst. So wird das Signal nicht erst künstlich abgeschwächt und dann um einen festgelegten Faktor verstärkt, sondern der Verstärkungsfaktor wird der gewünschten Lautstärke entsprechend angepasst. Das geschieht in 66 Stufen. Bei mir pendelt sich die Anzeige meist so zwischen 30 und 40 ein. Wenn man bedenkt, dass die Verstärkung des Amp C1 bei einem angezeigten Wert von 40 etwa 0 dB beträgt, also im Prinzip der Signalspannung entspricht, die das Quellgerät liefert, ist das eigentlich ziemlich erstaunlich. Der Verstärker verstärkt hier nicht die Signalspannung, sondern liefert praktisch „nur“ den Strom dazu, der erforderlich ist, um die 4 Ohm-Last meiner Lautsprecher anzutreiben.
Nachdem es nun wirklich nichts mehr über Äußerlichkeiten und Ausstattung des Verstärkers zu berichten gibt, kommen wir zum Eigentlichen – dem Klang. Ich gebe zu: das martialische Äußere und nicht zuletzt die Info, dass die gut 40 kg Gewischt des Verstärkers unter anderem durch den 2 kW-Ringkerntransformator zustande kommen, haben bei mir eine gewisse Voreingenommenheit provoziert. Und so habe ich erwartet, dass der B.M.C Amp C1 erst einmal mächtig loslegen wird. Tja, so kann man sich täuschen …
Test: B.M.C. Audio Amp C1 | Vollverstärker