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Klangliches zum Vollverstärker von B.M.C. – 2. Teil

Inhaltsverzeichnis

  1. 4 Klangliches zum Vollverstärker von B.M.C. - 2. Teil

Ursula Rucker zeigt mir auch deutlich, dass sich die absolute Kontrolle des Amps nicht nur auf den Bassbereich bezieht. Die Aufnahme ist sehr dynamisch und spielt mit Geräuschen und Effekten, die mir über eine Kette, die hier und da ein wenig „Farbe“ ins Klanggeschehen bringt, oft „zu viel“ wird. Ich gebe zu, die Aufnahme über meinen Jadis Orchestra nur bis zu einer moderaten Lautstärke zu ertragen. Ganz anders über den C1. So klar habe ich die komplexen Effekte noch nicht gehört. Das Bestechende daran: Was ich zu hören bekomme, wird nicht langweilig, sondern eher spannender. Ich habe den Eindruck, viel mehr musikalische Details mitzubekommen, da sich nichts überlagert.

Ich kehre zu meinem bevorzugten musikalischen Genre zurück und höre mich durch verschiedene Jazz-Aufnahmen. Das Album Abyss der Japanerin Cihirio Yamanaka gehört zu meinen Lieblingsplatten, wenn es um Jazz-Klavier geht. Nebenbei tobt man sich hier aber auch am Schlagzeug aus, sodass ich die Aufnahme immer gern Cihirio Yamanaka / Abyssheranziehe, um die Feindynamik und Auflösung von Komponenten zu testen. Und auch hier wird die Kontrolle, die der Amp C1 über die Lautsprecher ausübt, deutlich. Die Auflösung scheint grenzenlos, da jeder Ton, jedes Geräusch ganz klar umrissen ist. Attack, Sustain und Release jedes Impulses sind klar definiert, nichts scheint unkontrolliert. Ahmad Jamal (Album: A Quiet Time, 2010), um beim Klavier zu bleiben, macht mir noch einen weiteren Aspekt bei der Wiedegabe durch den B.M.C.-Amp deutlich: Die Kontrolle des Verstärkers zeigt sich nicht durch eine „eiserne Hand“. Sie ist eher sanft, dafür umso restriktiver. Wenn die Klaviertaste losgelassen wird, ist es der Filz des Dämpfers, der den Ton wegnimmt – wenn Sie verstehen, was ich meine.

Die andere Seite der Medaille: Schlechte Musik und schlechte Aufnahmen werden gnadenlos entzaubert. Musikalische Leichtgewichte wie Nicole Herzog machen so gar keinen Spaß. Man hört, dass die Studiotechnik hier noch etwas rausreißen sollte, was Sängerin und Musiker einfach nicht hergeben. Das Ganze macht der B.M.C Amp C1 nicht klar, indem er irgendwelche einzelnen Mängel besonders gut zu Gehör bringt. Er zeigt schlicht, dass das Ganze auf seinem Niveau nicht funktioniert. Die Aufnahme Time will tell klingt dünn und unglaubwürdig.

So richtig Spaß macht mir der B.M.C. Amp bei Klassik. Hier behält er selbst im dichtesten Orchestergetümmel den Überblick, platziert jedes Instrument exakt, ja selbst die immer zitierten highendigen Prüfsteine – hier das Knarren eines Stuhls, da das Rascheln beim Umblättern der Noten oder die Griffgeräusche des Ersten Geigers – dieser Amp macht‘s hörbar. Angenehmer Weise gibt er diese Geräusche als das wieder, was sie sind: Nebengeräusche mit einer begrenzten akustischen Ausdehnung. Sie stören nicht, sondern sind ebenso da wie tausend andere Töne und Geräusche, die den Konzertsaal füllen.

Bei großem Orchester merkte ich erst, wie viel Kraft der B.M.C. hat. Kennen Sie das? Bei leisen Passagen drehen Sie die Lautstärke rauf, um noch alle Feinheiten mitzubekommen, um dann bei lauten Fortissimo-Passagen schnell wieder runter zu drehen, weil das Ganze doch irgendwie klingt, als wäre es zu viel? Mit dem C1 wird Ihnen das nicht passieren. Zum einen, weil er auch leise hervorragend auflöst und so gar nicht das Bedürfnis nach mehr Lautstärke aufkommen lässt. Ja, dieser schwere Junge bezaubert auch und gerade bei leisen Tönen! Zum anderen: Wenn es bei lauten Passagen „zu viel“ wird, wird es meistens dem Verstärker zu viel und die einsetzenden Verzerrungen nimmt man unbewusst als unangenehm war. Und auch das passiert mit dem C1 nicht so schnell, da er über extrem hohe dynamische Reserven verfügt. Hatte ich bis hierhin vielleicht doch ein wenig am Sinn des Zwei-Kilowatt-Trafos gezweifelt, so haben sich diese Zweifel nach einer intensiven Klassik-Hörsession verflüchtigt.

Bevor ich mich jetzt in Details versteige, möchte ich lediglich einen Eindruck beschreiben, den ich für bezeichnend halte. Durch die Talente des Verstärkers angeregt, habe ich mich an schwere Kost gewagt und Mahlers Symphonie Nr. 3, aufgenommen bei einem Gastspiel der Berliner Philharmoniker unter Claudio Abbado in London, in den Player gelegt. Und – verstehen Sie das jetzt bitte nicht falsch – diese komplexe Live-Aufnahme erinnerte mich an „Peter und der Wolf“! Nicht, weil das musikalische Geschehen so schlicht, sondern weil die Aufnahme so durchhörbar war, die einzelnen Instrumentengruppen so klar dargestellt und mit ihren Klangfarben und -charakteristika so gut herausgearbeitet wurden, dass Mahler hier fast zu einem Lehrstück für den Aufbau eines Sinfonieorchesters geriet. Nein, keine Sorge, dieser Amp „seziert“ nicht alles, die Musik steht schon immer im Vordergrund – aber auf einem sehr, sehr hohen technischen Niveau.

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Test: B.M.C. Audio Amp C1 | Vollverstärker

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